WIR VOM SCHLAUN 1967-9 10


Wolfgang Fahl
[edit]
WIR  VOM  SCHLAUN
9 / 1 0

1 9 6 7

�T A  B U  L A

I n t e r n a t i o n a l e r
Ta s c h e n b u c h l a d e n

Münster/Westfalen
D r u b b e l  1 9
T e l . :  4 3  4 3  4

Sporthaus

dioMeudnhei&Oiiiq^
Münster/W.  Roggenmarkt  10

Farnruf  Nr.  44203

Das  gute  Fachgeschäft 

für 

jeden  Sportler

Diese Ausgabe  der  Schülerzeitung  kostet  1,  --  DM,  für  Schüler  80  Pfg.
Dies  kommt  keineswegs  einer  Preiserhöhtmg  gleich,  wie  es  auf  den
ersten  Blick  erscheint!  Wer  einmal  die  letzte  Seite  aufschlägt,  wird
feststellen,  daß  sich  der  Umfang  der  Zeitung  im  Vergleich  zur  letzten
Ausgabe  fast  verdoppelt  hat.  Aus  36  Seiten  sind  60  geworden.  Somit
wird  es  verständlich  erscheinen,  daß  wir  nicht  den  Preis  von  50  Pfg.
für  die  vorliegende  Doppelnummer  beibehalten  konnten.

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J u g e n d k r i m i n a l i t ä t  -

e i n  P r o b l e m  u n s e r e r  Z e i t

F r ö h l i c h e  H i m m e l f a h r t
Über  den  klassischen  \md  den
m o d e r n e n  K r i m i n a l r o m a n

D e r  B ü c h e r w u r m
D e r  g e i s t e s g e s t ö r t e

O b e r t e r t i a n e r

P h a n t a s t i c a
E i n  m y s t e r i ö s e r  U n f a l l  n
i m  n e u e n  G e w a n d
N P D  - 
L i e b e r 
t o t  a l s  r o t  ?
Z u m  M o n d  u n d  z u r ü c k
A b i t u r i e n t i a  6 6 
Vo x  Po p u l i
S M V  -  N a c h r i c h t e n
C h r o n i s c h e s
In  eigener  Sache
W i e  u n s  v o m  S c h l a u n  a u f fi e l . . .

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�W I R 

V O M 

S C H L A U N

ist  die  Schülerzeitung  am
schlaungymnasium/münster
mitglied  der  landesjugendpresse

S c h r i f t l e i t u n g :

U l r i c h  w i e c h e r s

Ve r t r e t u n g :

günther  lüke

geschäftsführung:

W i l h e l m  a c k e r m a n n

v e r t r i e b :

r e d a k t i o n :

w e r n e r - r u d o l f  c r a m e r

peter  beltrop
d e t l e v  b r a n d t
Jürgen  öding
Wilhelm  schelsky
uwe 
r o b e r t 
peter  walger

tönningsen
t s c h i e d e l

grafik:
a r t u r 
l e c h t e n b ö h m e r
m i c h a e l  h ö d e m a k e r

lay-out:

U l r i c h  w i e c h e r s
r u d o l f  b a u m e i s t e r
p e t e r  b e l t r o p
hans  hegemann

b e r a t u n g :

o s t r .  d r .  k l o c k e n b u s c h
s t r .  S i m o n

k o n t o :

Stadtsparkasse
münster  95  23  34

d r u c k :

k l a p p r o t h  w e r b e k v i n s t

9.

��Eitt. TroUew unserer ^eit"

Schon  mit  der  Überschrift  habe  ich  angedeutet,  daß  eine  Beziehung
besteht  zwischen  unserer  Zeit  und  dem  Anwachsen  der  Jugendkri
m i n a l i t ä t .
Immer  wieder  hören  wir  von  Erwachsenen;  "Diese  Jugend  heute  hat
überhaupt keine Moral mehr. Zu unserer Zeit war das ganz anders. "
Das  eine  ist  wahr:  Seit  1885  ist  die  Jugendkriminalität  ständig  ge
wachsen. Noch 1930 kamen auf 100.000 Jugendliche gleichen Alters
566 Verurteilungen. 1962 waren es 1581. Doch über die Gründe
s o l l t e  m a n  n i c h t  a l l z u  s c h n e l l  u r t e i l e n .
Zunächst  ist  der  Begriff  zu  klären:  Unter  Jugendkriminalität  sind
Verbrechen  und  Vergehen  (nicht  Übertretungen)  zusammengefaßt,
die  von  Personen  bis  zu  21  Jahren  begangen  werden.  Wenn  diese
Jugendkriminalität  immer  stärker  wird,  so  bleibt  uns  vor  der  Fra
ge nach der Ursache erst die Frage nach ihrer Bedeutung und ihren
Gefahren  zu  beantworten.  Für  aufgeklärte  Fälle  wurden  in  den  letz
ten  Jahren  25  -  30%  Jugendliche  als  Täter  festgestellt.  Das  heißt:
Jedes 4. Vergehen wurde von einem Jugendlichen begangen. Allein
die  18  -  21iährigen,  deren  Anteil  an  der  Gesamtbevölkerung  nur
4,1%  beträgt,  beging  dabei  15,9%  aller  Straftaten.  Die  erste  damit
verbvmdene  Gefahr  liegt  in  den  Verbrechen  selbst,  denn  es  ist  fest
zustellen,  daß  besonders  die  schweren  Verbrechen  wie  Bereiche
rungsdelikte,  Gangstertum  und  Unzuchthandlungen  in  besonders  ho
hem  Maße  von  dieser  Steigerung  betroffen  sind.
Zweitens hat sich gezeigt, daß das sogenannte Gewohnheitsverbre
chertum  im  Jugendalter  beginnt.  Jeder  4.  straffällig  gewordene  Ju
gendliche  wird  zum  Gewohnheitsverbrecher.  Je  größer  also  die  Zahl
der  jugendlichen  Verbrecher  ist,  ein  um  so  größeres  Gewohnheits
verbrechertum  muß 
Diese  Gründe  sollten  eigentlich  schon  genügen,  eine  genauere  Be
schäftigung  mit  den  Ursachen  zu  fordern.  Eine  davon  ist  ganz
simpel  mathematisch  darzulegen:  Das  Erwachsenenverbrechertum
hat  nachgelassen,  also  muß  bei  gleichbleibenden  Zahlen  für  die
Jugendkriminalität  ihr  prozentualer  Anteil  an  der  Gesamtkrimina
lität  steigen.  An  den  reellen  Zahlen  haben  wir  aber  gesehen,  daß
diese  Erklärung  nicht  ausreichen  kann.  Die  Jugendkriminalität
ist  nämlich  keineswegs  gleich  geblieben.  Es  muß  andere  Gründe

in  der  Zukunft  erwartet  werden.

4

�geben.  Einen  habe  ich  schon  angedeutet.  Es  ist  hauptsächlich  die  Bereiche
rungskriminalität,  die  ansteigt.  Sie  umfaßt  etwa  ein  Drittel  aller  von  Jugend
lichen  begangenen  Straftaten.  Nehmen  wir  den  Fall  einer  Realschülerin,  15
Jahre  alt.  Sie  bekommt  ein  reichliches  Taschengeld.  Davon  muß  sie  aller
dings  einige  Ausgaben  für  die  Schule  und  ihre  Kleidung  selbst  bestreiten.  Sie
stellt  fest,  wie  leicht  ihr  das  Geld  durch  die  Finger  rinnt,  wie  schön,  aber
auch  wie  teuer  Kbsmetikkoffer  sind  (bei  einem  Jungen  wäre  es  das  Moped
oder  die  Fußballschuhe),  \md  sie  stiehlt  bei  Nachbarn  insgesamt  3000,  -  DM.
Doch  Gelddiebstähle  sind  nicht  einmal  die  Regel.  Mädchen  bevorzugen  Waren
hausdiebstahl,  Jungen  das  Erbrechen  von  Automaten  oder  das  Stehlen  von
Fahrzeugen.  Hier  spielt  also  die  Umgebung  des  Jugendlichen  eine  große  Rol
le.  Nicht  umsonst  ist  das  Anwachsen  der  Jugendkriminalität  besonders  in  den
größeren  Städten  bemerkbar.  Der  Unterschied  zur  Kleinstadt  ist  zunächst
das  \mvergleichlich  größere  Angebot  an  Waren  aller  Art.  Die  Werbung  zielt
außerdem  häufig  darauf  ab,  den  Jugendlichen  einzuhämmern,  daß  sie  nicht
mehr  ohne  Moped  oder  sogar  Auto  auskommen,  daß  man  Whisky  nur  von  der
teuersten  Sorte  trinkt,  imd  daß  man  wöchentlich  mindestens  eine  Party  gibt.
Diesem  Riesenangebot  ist  der  Jugendliche,  der  sowieso  leichter  als  ein  Er
wachsener  zu  beeinflussen  ist,  schutzlos  ausgeliefert.  Es  ist  also  nicht  ver
wunderlich,  wenn  mit  wachsendem  Angebot  auch  das  Verlangen  des  jungen
Menschen  steigt.  Leider  bringt  hier  die  steigende  Zivilisation  auch  steigende
Bedrohung  mit  sich.
Wie  schon  gesagt,  liegt  der  Anteil  an  der  Jugendkriminalität  für  die  Stadt
besonders  hoch.  Obwohl  dort  nxir  49%  der  Bevölkerung  leben,  hat  die  Krimi
nalität  einen  Anteil  am  Gesamtverbrechertum  von  über  70%.  Einerseits  war
das  große  Angebot  als  Ursache  dafür  zu  nennen.  Aber  ist  nicht  auch  in  den
ländlichen  Gemeinden  eine  viel  stärkere  Gebundenheit  der  Bürger  unterein
ander  festzustellen,  sowie  ein  viel  engeres  Familienleben  ?  Bemerkenswert
ist  der  Zusammenhang  zwischen  dem  Auftreten  von  Jugendkriminalität  imd
der  Anzahl  der  erwerbstätigen  Frauen.  Von  diesen  lebt  auch  die  weit  größere
Zahl  in  der  Stadt.  Nichts  kann  aber  einen  so  großen  Einfluß  auf  den  Jugend
lichen  ausüben  wie  das  Elternhaus.  Wenn  aber  Jugendliche  ihr  Elternhaus  nur
von  einem  hastigen  Frühstück  in  der  engen  Wohnung  und  von  einem  gähnenden
Sich-Ausstrecken  vor  dem  auf  Raten  gekauften  Fernseher  am  Abend  kennen,
woher  sollen  sie  dann  gerade  in  den  Jahren,  in  denen  sie  in  ihren  Eltern  das
Vorbild  ihres  Lebens  suchen,  eine  Geborgenheit  finden,  die  sie  von  der  Straße
fernhält  ?  Ebenso  kann  ein  Jugendlicher  kein  Vorbild  finden,  wenn  die  Eltern

�kein  normales  Eheleben  führen  oder  in  Scheidvmg  leben.  Letztlich
findet  er  es  auch  dort  nicht,  wo  nur  noch  das  Geld,  die  Villa,  das
Auto, der Golfclub des Vaters und der Wohlfahrtsförderverein der
Mutter das ganze Leben bestimmen und die Kinder in den Händen
von  dauernd  wechselnden  Erziehern  aufwachsen.  Aus  den  zuletzt
aufgezeigten Gründen ist auch zu erklären, daß eine generelle Glie
derung der Straffälligkeit nach sozialen Schichten nicht vorhanden
ist.  Ein  versagendes  Elternhaus  gibt  es  bei  armen  und  reichen
Leuten  in  gleichem  Maße.
Wir sehen also, daß es vielerlei Gründe für das Wachsen der Ju
gendkriminalität gibt, und daß die Schuld doch wohl keineswegs bei
den Jugendlichen allein liegt. Die heutige Jugend ist sicher nicht
schlechter als jede Jugendgeneration vor ihr. Nur steigen dauernd
die Bedrohungen durch äußere Einflüsse, wobei die Möglichkeiten,
einen  Halt  zu  finden,  immer  geringer  werden.
Es  soll  imd  darf  uns  aber  nicht  genügen,  die  Gründe  festzustellen
und  dann  die Achseln  zu  zucken.  Wir  müssen  uns  einmal  fragen,
ob  man  nicht  wirksam  etwas  tun  kann.
Da ist zunächst das Jugendstrafrecht. Das kann aber nur die erfas
sen, die bereits straffällig geworden sind. Außerdem haben wir ge
sehen, daß trotzdem jeder 4. Jugendliche zum Gewohnheitsverbre
cher wird. Ja, die einfache Rückfälligkeit liegt sogar bei 50-60%.
In allen Ländern, auch in England, der klassischen Heimat von
Oliver Twist, liegt die sogenannte Rückfallquote weit niedriger als
bei ims. hi Frankreich, den USA, Japan, Schweden, Finnland
steigt  sie  jedoch  dauernd.
Wenn  man  die  Vergleichszahlen  der  DDR  sieht,  die  etwas  besser
liegen als unsere, muß doch klar werden, daß die Jugendkrimina
lität  immer  mehr  steigt,  je  offener  unsere  Gesellschaftsformen  wer
den.  In  Indien  z.  B.  spielte  die  Jugendkriminalität  bis  1945  fast  keine
Rolle.  Seitdem  aber  hat  sie  sich  zu  einem  wahren  Problem  entwickelt.
Was war geschehen ? Die strengen Formen der Kasten hatten auf
gehört zu existieren, und es war eine offene Gesellschaft entstan
den, in der die Möglichkeit eines Aufstiegs in eine höhere Schicht
bestand.  Um  diesen  Aufstieg  zu  schaffen,  geriet  mancher  in  dunk
le Bereiche. Die großen Leitbilder hatten aufgehört zu eristieren.
In den Sekten, in denen das Leben auf ein hohes Ziel gerichtet war,
war  KriminaUtät  unbekannt.
Wie  es  keinen  einheitlichen  Grtmd  für  das Ansteigen  der  Jugendkri
minalität gibt, wird es auch kein Allheilmittel geben. Wie wir ge
sehen haben, hiHt hier das Jugendstrafrecht nur bedingt. Wieder
scheint  einmal  der  Grundsatz  zuzutreffen,  daß  Vorbeugen  besser
als Heilen. Es müßte doch möglich sein, das Interesse des Jugend
lichen durch Vereine, Vorträge, Filme usw. von einer einseitig
materiellen Haltung zu entfernen. Außerdem denke ich, daß ein
Ausbau der Bewährimgshilfe den Prozentsatz der Rückfälligkeit

6

�senken  kann,  wodurch  doch  sicher  schon  einiges  gewonnen  wäre.  Gewiß  würde
die  Jugendkriminalität  nicht  ins  Uferlose  ansteigen.
Eines  jedoch  müssen  wir  uns  bei  all  diesen  Betrachtungen  vor Augen  halten:
Weil  der  in  der  Entwicklxmg  stehende  Mensch  in  erhöhtem  Maße  Umwelt
einflüssen  offen  ist,  muß  ein  Ansteigen  der  Kriminalität  in  seinem  Kreis  -
mehr  als  bei  Erwachsenen  -  ein  Spiegel  der  ihn  umgebenden  Verhältnisse
s e i n .
- 

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-

Diese  Zeichnimg  von  A.  Appelhans  entnahmen  wir  dem  Buch:
"Hände  hoch",  das  im  Bertelsmann-Leserring  erschienen  ist.

7

�Das abgedruckte Lied stammt aus einer Sammlxmg von Grabliedern,
die  der  Pfarrer  Michael  von  Jung  in  der  ersten  Hälfte  des  vorigen
Jahrhimderts  an  den  Gräbern  seiner  Pfarrmitglieder  sang.  Sie  soll
ten  "zu  einem  heiligen  Ernste  stimmen".  Doch  verfehlten  sie  gerade
diese  Absicht  völlig.  Das  liegt  wohl  an  der  Form  des  Knittelverses,
der Moritat, des Bänkelsängers, dem Bestreben nach "gehobener"
Sprache, währenddessen aber der Schwabe im Dichter immer wieder
durchbricht, nicht aber entspringt die Komik dem Thema, denn gibt
e s  e i n  e r n s t e r e s  T h e m a  a l s  d e n  To d  ?

H
I
r 
R M
O M

Bei  dem  Grabe  eines  Mädchens,  das  sich  zu  Tode  tanzte:

i n  T r a u e r f l o r

i n  w i l d e m  T a n z  v e r l o r

W i r  s t e h n  v e r h ü l l t 
an  diesem  Grabe  und  beben;
d e n n  a c h ! 
ein  Mädchen  hier  sein  Leben;
sie  starb  aus  Unvorsichtigkeit,
w e i l  s i e  d i e  Ta n z e s l u s t  z u  w e i t
in  blinder  Wut  getrieben.

S i e  w a r  b e i  e i n e m  H o c h z e i t s m a h l
von  einem  Anverwandten;
da  gab  es  Menschen  ohne  Zahl
von  Freunden 
imd  Bekannten,
da  wollte 
jeder  Bursche  mm,
der  tanzen  kann,  drei  Tänze  tun
m i t  d i e s e m  s c h ö n e n  M ä d c h e n .

Sie  wagte  schanderhalb  es  nicht,
es  einem  abzuschlagen;
auch  ward  ihr  schönes  Angesicht
dabei  zur  Schau  getragen,
auch  tanzte  sie  so  prächtig,  daß
d i e  T o c h t e r  d e r  H e r o d i a s
n i c h t  s c h ö n e r 

t a n z e n  k o n n t e .

ließ  dem  Atem  keine  Zeit,

So 
tanzte  sie  mit  Heftigkeit
voll  Wonne  und  Entzücken,
und 
u n d  w o l l t e 
Denn  ach!  sie  tanzte  so  geschwind,
als  wie  mit  seiner  Braut  der  Wind
i n  e i n e m  W i r b e l t a n z e .

f a s t  e r s t i c k e n .

�Da  war  ohn'  Unterlaß  von  Schweiß
ihr  Leib  und  KLeid  durchdrungen,
und  ihr  Geblüt  rann  glühend  heiß
durch  die  empörten  Limgen.
Die  Wangen  glühten  purpurrot,
und  aus  entflammten  Augen  droht
e i n  B l i t z  h e r a u s z u f a h r e n .

Der  Arzt  erschien  und  brachte 
die  besten  Medizinen;
s i e  n a h m  s i e  e i n  m i t  h e i ß e r  G i e r
und  hoffte  Hilf  aus  ihnen;
allein  da  half  kein  Mittel  mehr,
d e n n 
e n t fl a m m t 

i h r  G e b l ü t  w a r  s c h o n  z u  s e h r

ihr

i n  F i e b e r h i t z e n .

Sie  machte  endlich  sträubend 
los
sich  aus  dem  Arm  der  Tänzer,
an  Kopf  und  Hals  und  Armen  bloß,
imd  unterm  Arm  den  Spenzer,
xmd  in  den  kalten  Sturm  hinaus,
und  eilte  ganz  vergnügt  nach  Haus,
i m  B e t t e  a u s z u r u h e n .

Die  Zimge  wurde  starr  imd  schwarz
und  konnte  sich  nicht  recken,
d e r  S c h l e i m 
und  blieb  im  Halse  stecken,
das  Angesicht  ward  bra\m  und  blau,
und  aufgedunsen  stier  und  grau
d i e  s o n s t  s o  h o l d e n  B l i c k e .

i m  S c h l ü n d e  z ä h  w i e  H a r z

Jedoch  schon  imterwegs  begann
es  heftig  sie  zu  frieren,
sie  zog  daher  den  Spenzer  an,
die  Kälte  nicht  zu  spüren:
Allein  sie  war  des  Fiebers  Raub
und  zitterte  wie  Espenlaub
u n d  k n i r s c h t e  m i t  d e n  Z ä h n e n .

Da  starb  ihr  letzter  Atemzug
im  kalten  Todesfächeln,
und  ach!  ihr  armes  Herze  schlug
im  letzten  Hauchesröcheln;
erstorben  ist  ihr  Augenglanz,
u n d 
i h r e s  L e b e n s  w i l d e r  T a n z
i n  T o d e s t a n z  v e r w a n d e l t .

Sie  legte  sich  ins  kalte  Bett
imd  hoffte  zu  erwarmen,
nahm 
ihre  Zuflucht  zum  Gebet
und  seufzte  um  Erbarmen;
allein  sie  wurde  nicht  erhört,
ihr  Wohlbefinden  war  gestört,
v e r l o r e n  d i e  G e s u n d h e i t .

O  möchte  doch  ihr  Beispiel  uns
d e s  B e s s e r e n  b e l e h r e n :
D a ß  w i r  d i e  A b s i c h t  u n s r e s  T u n s
und  Lassens  nie  verkehren,
und  nie,  was  unser  Lebensziel
verlängern  soll,  im  Lustgefühl
d u r c h  Ü b e r m a ß  v e r k ü r z e n .

die  höchst  merkwürdigen  Grablieder  des
Ritters  Michael  von  Jimg
weiland  Pfarrer  zu  Kirchdorf 

in  Schwaben.

herausgegeben  von  Sebastian  Blau,
Verlag  Hermann  Leins/Tübingen

�Ü B E R  D E N  K L A S S I S C H E N  U N D
D E N  M O D E R N E N  K R I M I N A L
R O M A N

H e u t e  s c h e i n t  d i e  K r i m i n a l l i t e r a
tur  zu  einem  Tummelplatz  von
Agenten  ä  la  James  Bond  zu  wer
d e n .  D a n e b e n  h a t  s i c h  d e r  K r i m i
n a l r e i ß e r  v o m  Ty p  K o m m i s s a r  X ,
Jerry  Cotton  und  Mike  Hammer
in  den  Vordergrund  geschoben.
Am  Anfang  dieser  Entwicklung  stand  der  Detektiv,  der  nicht  durch  den  Hand
kantenschlag,  sondern  durch  Meditation  seinen  Gegner,  den  sich  nie  wandeln
den  Bösewicht,  bezwang.

Mord  -  nach  allen  Regeln  des  Clubs

In  England  bildete  sich  ein  "Detection-Club",  der  einen  Kriminalroman  nach
ganz  bestimmten  Regeln  geschrieben  wissen  wollte.  Diese  wurden  von  dem
Father  Ronald  Knox  einmal  wie  folgt  formuliert:

f r ü h  e r w ä h n t  w e r d e n .

D e r  V e r b r e c h e r  m u ß  b e r e i t s 
Übernatürliche  Lösungen  sollten  ausgeschlossen  sein.
Nur  ein  geheimer  Raum  oder  Durchgang  ist  erlaubt.
Unentdeckte  Gifte  sind  nicht  zugelassen.
Chinesen  sollten 
Dem  Detektiv  darf  nicht  durch  glückliche  Zufälle  oder  Intuitionen  geholfen
w e r d e n .
Der  Detektiv  selbst  darf  kein  Verbrechen  begehen.
E r  d a r f  d e m  L e s e r  k e i n e  E i n z e l h e i t e n  v o r e n t h a l t e n .
D i e  G e d a n k e n  d e s  W a t s o n  d ü r f e n  n i c h t  e n t h ü l l t  w e r d e n .
Vor  Zwillingen  und  Doppelgängern  wird  gewarnt!

in  keiner  Story  erscheinen.

Manchmal  wichen  selbst  Klassiker  wie  Conan  Doyle  von  diesen  Regeln  ab.
Aber  eine  Zeit  lang  wurden  sie  streng  beachtet.  Helmut  Heißenbüttel  schreibt
i n  s e i n e m  B u c h  " Ü b e r  L i t e r a t u r "  z u m  K r i m i n a l r o m a n :
Der  Kriminalroman,  so  wie  er  sich  historisch  entwickelt  hat  .  .  .  ,  ist  im
mer  ein  Detektivroman  (Detective  Story  im  Gegensatz  zur  Crime  Story).
1 0

�Ihm  zugrunde  liegt  ein  festes  Schema,  das  zunächst  drei  Faktoren  enthält:
die Leiche, den Detektiv und die Verdächtigen. Der Ermordete . . . bringt
alles  in  Gang.  Die  Leiche  ist  gleichsam  der  Hebel,  der  der  Story  den Anstoß
liefert. Ihr gegenüber steht der Entdecker, der sich bemüht, die Verwicklimg
des Mordfalls aufzulösen. Alle anderen Figuren, die vorgeführt werden, sind
entweder  Gehilfen  des  Detektivs  -  oder  auch  böswillige  Verzögerer  seines
Tuns - oder Verdächtige. Keine Person wird um ihrer selbst willen geschil
dert.  Die  ganze  Statisterie  ist  fest  ins  Schema  eingebunden.

Jahrelang  besaß  die  Londoner  Post  ein  Fach  Bäkerstreet  221b.  Diese  Nummer
existiert  jedoch  nicht.  Trotzdem  füllte  sich  dieses  Fach  mit  Briefen  aus  allen
Ländern  der  Welt  -  gerichtet  an  einen  Mr.  Sherlock  Holmes.
Sherlock Holmes wird als das Urbild des Detektivs angesehen. Worauf begrün
det sich sein Rxihm ? Conan Doyle schuf in dieser Gestalt einen Idealtypus,
einen vollendeten Detektiv. Er verstand es, ihn dem Leser nahe zu bringen.
Wie  blaß  xmd  verschwommen  sind  neben  Holmes  alle  anderen  Detektive!  Doch
Sherlock  Holmes  würden  wir  auf  der  Straße  wiedererkennen.
Holmes  findet  in  Watson  den  idealen  Gefährten.  In  vielen  Kriminalromanen
nachgeahmt,  vertritt  er  den  Leser,  dem  der  Detektiv  so  seine  Gedanken  mit
teilen  und  logische  Schlüsse  entwickeln  kann.  Watson  ist  ein  Teil  von  Conan
Doyles  Methode:  Zunächst  erfährt  der  Leser  den  Verlauf  der  Ereignisse  durch
Schilderung.  Von  einem  bestimmten  Punkt  an  geht  die  Schilderung  über  in
Berichte  des  Dr.  Watson  an  seinen  Freund  Sherlock  Holmes.  Holmes  selbst
löst  seine  Fälle  durch  Deduktion.  Deduzieren  wird  durch  ihn  zu  einer  Wissen
schaft,  die  den  Leser  immer  wieder  zu  fesseln  weiß.
Im  "Blauen  Karfunkel"  liest  Holmes  aus  einem  Hut,  daß  sein  Besitzer  etwa
50  Jahre  alt,  sehr  intelligent  und  sehr  vorsichtig  sei,  daß  ihn  seine  Frau
nicht  mehr  liebe,  und  daß  er  kein  Gas  in  seinem  Haus  habe.  Watson  ist  sehr
erstaimt,  worauf  ihm  Holmes  seine  Schlußfolgerungen  erläutert.  Sherlock
Holmes  deduziert!  "Wxmder,  Holmes",  pflegt  Watson  auszurufen.  "Elemen
tar,  mein  lieber  Watson",  pflegt  Sherlock  Holmes  darauf  zu  antworten.

Die  Weltanschauimg  des  Herrn  Edear  Wallace

Edgar  Wallace  ist  wohl  noch  immer  der  Spitzenfavorit  aller  Kriminalautoren.
Er  brachte  es  schließlich  auf  150  Bücher;  davon  wurde  der  "Hexer"  ein  Welt
erfolg.  Fritz  Wölcken  schreibt  in  seinem  Buch  "Der  literarische  Mord"  über
E d o r a r  W a l l a p . P «

�f o r m u l i e r t  h a t :

An  keiner  Stelle  der  Erzählung  bietet  Edgar  Wallace  seinen  Lesern  Anhalts
punkte, aus denen sie den wahren Zusammenhang der Dinge erschließen sol
len  ..  .  Das  einzige  Spiel  des  Autors  ist  es,  den  Leser  in  Spannung  zu
halten, ihn von Ereignis zu Ereignis weiterzuführen und ihn dann zum Schluß
mit einer unerwarteten, brillanten Überraschung zu entlassen. Wallace ist
nicht  ein  Schriftsteller  des  Entdeckens  und  Axifdeckens^  und  seine  Detektiv-
geschickten zeichnen sich nicht so sehr durch scharfsinnige Gedankengänge
als durch ungemeinen Reichtum an Handlimg aus.
"Edgar Wallace hat die Kanst des Kriminalromans gewissermaßen theologisch
überhöht", schreibt Werner Eickel, und er führt Willy Haas an, der hier
t r e ff e n d 
"Die  Architektur  der  Welt  bei  Herrn  Wallace  gleicht  ziemlich  genau  der  Ar
chitektur  der  alten  Mysterienspiele.  Oben  im  Himmel  steht  der  König  von
Großbritannien, stehen die Minister, die Polizeibeamten von Scotland Yard
(Erzengel, es gibt auch gefallene), der biedere Sheriff, der brave Scharfrich
ter, der gütige Zuchthausdirektor. Darunter: Die Erde mit den handelnden
Menschen.  Zutiefst:  Die  Hölle  der  Verbrecher.  Zwischen  beiden  letzteren  ist
der bei WaUace psychologisch interessanteste Ort: das Fegefeuer, der Ort
der lässigen Sünder, des sündigen Mädchens, das noch gerettet wird, des sün
digen Hochstabiers, der dann der Polizei hilft; vor allem aber der Ort der
geheimnisvollen Wadlace'schen Figuren des "Halbmenschen", des Halbtieres,
der  Nicht-Schurke,  der  alle  Schurkereien  begeht,  der  mythologische  Zyldop,
der  die  ganze  Last  der  Verbrechen  trägt,  der  schuldig  lebt  \md  unschuldig
r ü h r e n d  s t i r b t  w i e  e i n  K i n d .  "

f ü h r t  W e r n e r  E i c k e l  a u s :

U n d  w e i t e r 
"Der  Kriminalroman  geht  von  einer  Fiktion  aus,  von  einer  Wünschbarkeit.
Sein Happy-End, der Sieg des Guten, die Niederlage des Eösen geben dem Le
ser  und  der  Gesellschaft  ihr  gutes  Gewissen  zurück.  .  .  .  Die  Forderung,
die  Detektivgeschichte  müsse  .  .  .  intellektueller  werden,  ist  gewiß  richtig.
Aber  da  sie  immer  noch  dem  Detektiv  wie  dem  Allmächtigen  imd  der  Polizei
wie  dem  längsten  Gericht  vertraut,  muß  sie  scheitern."

Der  Mörder,  der  nie  einen  Mord  beging

Man  sagt,  daß  es  das  Schicksal  des  Kriminalromans  sei,  nur  einmal  gelesen
zu  werden.  Auf  einen  Schriftsteller  trifft  diese  Feststellung  nicht  zu:  auf  Gil
bert  Keith  Chesterton.  Seine  Geschichten  sind  nicht  allein  Kriminalgeschich
ten,  sie  sind  mehr.
In  den  meisten  von  Chestertons  Detektivgeschichten  spielt  der  Father  Erown
die  Hauotrolle.  Dieser  elänzt  weder  durch  brillante  Logik,  noch  versteht  er

1 9

�sich  auf  das  Spurenlesen.  Nach  sei
ner  Methode  gefragt,  antwortet  er
einmal:  "Sehen  Sie,  ich  war  es,  der
alle  diese  Leute  ermordet  hat.  "
Er  denke  sich  in  den  Mörder  hinein,
so  lange,  bis  er  seine  Gedanken
kenne,  bis  er  seine  Leidenschaften
kämpfe  imd  bis  er  mit  den  Augen
des  Mörders  die  Welt  sähe.  Dann
wisse  er  auch,  wer  der  Mörder  sei.
Diese  Gestalt  entstand,  als  Chester
ton  eines  Tages  die  Idee  hatte,  eine
"Komödie  zu  entwerfen,  in  der  ein
Priester  auftreten  sollte,  der  nichts
zu  wissen  schien  und 
in  Wirklichkeit
m e h r  ü b e r  d a s  V e r b r e c h e n  w u ß t e
als  die  Verbrecher  selbst.  "  So  schrieb  Chesterton  seine  Erzählungen  um  Pa
ter  Brown  nicht  so  sehr  um  des  Kriminalromans  wegen  als  aus  Liebe  zum  Pa
radoxen.  Er  war  der  Meinung,  daß  die  Wahrheit  anders  sei,  als  sie  aussehe.
I n  P a t e r  B r o w n  s e t z t e  e r  d a s  P a r a d o x e  a u f  z w e i  B e i n e .

D e r  s c h o n  z i t i e r t e  H e l m u t  H e i ß e n b ü t t e l  s c h r e i b t  a n  e i n e r  a n d e r e n  S t e l l e 
s e i n e m  B u c h  " Ü b e r  L i t e r a t u r " :
Es  gibt  bei  den  Detektiven  ein  klassisches  Gegensatzpaar,  den  einen,  der  im
rauhen  bis  rüden  Einsatz  so  lange  Gegner  zusammendrischt  (und  natürlich
zusammengedroschen  wird),  bis  er  heraus  hat,  wer  es  gewesen  ist,  und  den
anderen,  der  durch  eine  Mischung  aus  Faktorenermittlung  und  kombinatori
scher  Rätselraterei  das  zimächst  Verworrene  und  Undurchschaubare 
in  plau
sible  Zusammenhänge  bringt 

imd  durchschaubar  macht.  "

i n

In  der  modernen  Kriminalliteratur  scheint  der  erstere  die  Überhand  gewonnen
zu  haben.  Mike  Hammer  gehört  zu 
"Ich  knallte  ihm  den  Lauf  meiner  Kanone  gegen  die  Kinnlade  und  legte  den
Knochen 
in  die  Schnauze,imd  er  spuckte  Zähne  und  Blut.  Er
lag  da  und  blubberte.  Ich  traf  ihn  noch  einmal,  und  er  hörte  auf  zu  blubbern.  "

ihnen:

ihm 

frei. 

Ich 

trat 

So  hämmert  Mike  Hammer.  Ihm  nahe  stehen  Jerry  Cotton,  Kommissar  X,
Butler  Parker  usw.  Doch  ihnen  fehlt  der  Sadismus,  der  aus  jedem  Roman  Mi-
key  Spillans  zu  lesen  ist.  Werner  Dickel  schreibt  über  Jerry  Cotton:
Seine  Leser  bewundern  einen  enthusiastischen  Polizisten,  der  nicht  mehr  als
ein  Busfahrer  verdient,  aber  gefährlicher  als  ein  Torero  lebt.
Man  schreibt  Erle  Stanley  Gardner  das  Verdienst  zu,  die  Brutalreißerwelle
eingedämmt  zu  haben.  Bis  1953  hatte  er  "nur"  35  Millionen  Exemplare  ver
kauft  -  mittlerweile  hat  er  115  Millionen  neue  Leser  gefunden.

1 3

�Die  Hauptperson  der  meisten  seiner  Romane  ist  der  Rechtsanwalt  Perry  Ma
son.  Er  wird  nicht  beschrieben,  charakteristisch  für  ihn  sind  allein  die  Rede
duelle,  die  er  mit  einer  bornierten  Polizei  vor  dem  Richter  zu  führen  hat.
W e r n e r  E i c k e l  s c h r e i b t :
Gardner  ist  kein  Amokläufer  gegen  Amerikas  herrschende  Gesellschaftsord-
mmg.  Aber  er  ist  ein  Pfahl  im  Fleisch  der  Zufriedenen.
Allein  England,  das  Ursprimgsland  des  Kriminalromans,  widerstand  bisher
der  Brutalreißerwelle.  Aber  mit  Jan  Flemings  "James  Bond"  spürt  auch  Eng
land  den  neuen  Impuls.  James  Bond  "vereinigte  britische  Distanz  und  ameri
kanische  Brutalität,  Killer  Instinkte,  die  sich  mit  NATO-Enthusiasmus  ver
banden,  und  distinguierte  Extravaganz.  Kriminalität  vmrde  ein  PolitUcum,  das
zugunsten  des  Westens  ausgefochten  wurde  und  wird  -  mit  welchen  Mitteln
auch  immer.  "  (Werner  Eickel)

Ein  Schlaftrunk  des  20.  Jahrhunderts  ?

Ist  nun  der  Kriminalroman,  wie  Hermann  Kesten  einmal  sagte,  "ein  vollkom
men  irreales  Gebilde,  eine  theoretische  Schlachthausliteratur,  hergestellt  von
literarischen  Weinpanschern  und  epischen  Lebensmittelfälschern"  ?  Oder  hat
Friedrich  Sieburg  recht,  wenn  er  zum  Beispiel  von  Simenon  meint:  "Seine
Kunst  ist  so  groß,  daß  sie  mich  oft  den  kriminalistischen  Faden  verlieren  läßt.
Seit  Maupassant  hat  es  seinesgleichen  in  der  französischen  Sprache  nicht  ge
geben"  ?
Ich  meine,  es  ist  sinnlos,  den  Kriminalroman  als  "Schlaftrunk  des  20.  Jahr
hunderts"  zu  bezeichnen.  Brecht  lobt  ihn  in  seinem  Fragment  "Über  die  Po
pularität  des  Kriminalromans",  weil  er  vom  Leser  die  Anstrengimg  logischen
D e n k e n s 
H e l m u t  H e i ß e n b ü t t e l  s t e h t  ü b e r  d e n  K r i t i k e r n :
Überdies  handelt  es  sich  beim  Kriminalroman  um  etwas,  was  so  viele  Kriti
ker  der  modernen  Literatur  vermissen:  nämlich  um  legitimen  Lesestoff  für
a l l e . 

f o r d e r e .

. 

u - w e 

-

▶

1 4

�I.  FRIEDRICH  DÜRRENMATT:

Der  Richter  und  sein  Henker  (rororo  150)

Das  Rahmenthema  dieser  Schülerzeitung  heißt  "Kriminelles".
Darum  sollen  an  dieser  Stelle  zwei  Kriminalromane  besprochen
werden  -  keine  Reißer  wie  James  Bond,  Jerry  Cotton  etc.,  son
dern  Krimis,  deren  Niveau  höher  steht.  Trotzdem  soll  keiner
Angst haben, daß die Spannung zu kurz kommt, im Gegenteil
Einer  dieser  Kriminalromane  heißt:  "Der  Richter  und  sein  Hen
ker",  geschrieben  von  F.  Dürrenmatt.  Dieser  schweizer  Schrift
steller  ist  vor  allem  durch  seine  Bühnenstücke  bekannt  gewor
den.  Hier  ein  kurzer  Überblick  über  die  Handlimg  (jedoch  ohne
Bekanntgabe  des  Täters):  Es  beginnt  imd  endet  mit  einem  Toten.
Ein  begabter  jüngerer  Kriminalist  wird  ermordet.  Kommissar
Bär  lach  von  der  Berner  Kantonspolizei  übernimmt  den  Fall.  Ihm
zur  Seite  wird  ein  junger,  ehrgeiziger  Beamter  gestellt.  Bald
stoßen  sie  auf  eine  Spur.  In  einem  abgelegenen  Haus  in  der  Nä
he  des  Tatortes  finden  oft  große  Gesellschaften  statt.  Der  Kom
missar  wird  von  einem  Himde  angefallen,  als  sie  das  Haus  ei
nes  Nachts  umschleichen,  doch  der  Himd  kann  getötet  werden.
Apa  nächsten  Tag  trifft  Bärlach  einen  alten  Bekannten.  Als  der  Be
sucher  gegangen  ist,  hat  der  magenkranke  Bär  lach  einen  Anfall.
Bei  seinen  Ermittlungen  hat  er  mit  einem  Schriftsteller  eine  Unter
haltung  über  den  Besitzer  des  einsamen  Hauses. 
In  der  Nacht  wird
Bär  lach  überfallen.  So  muß  sein  jimger  Mitarbeiter  noch  einmal
allein  zu 
jenem  Haus.  Hinterher  wird  er  von  dem  Kommissar  zu
einem  Abendessen  eingeladen.  Bärlach  kann  ihm  dabei  den  Mörder
n e n n e n .  E s 
"Der  Wert  dieser  ungemein  lebendig  geschriebenen  Geschichte
liegt  in  der  feingesponnenen  seelischen  Durchdringung.  Wir  wer
den  gewahr,  welche  Realität  die  menschliche  Seele  ist."  (Sonn-
tagsblatt/Hmbg.)
Zwei  weitere  Kriminalromane  dieser  Art  hat  F.  Dürrenmatt  ge
schrieben:  "Der  Verdacht"  (rororo  448),  "Das  Versprechen".
In  allen  ist  die  Hauptfigur  Kommissar  Bär  lach.  Die  Romane  lie
f e n 

S t a d t b ü c h e r e i 

a u c h 

a u s .

d e r 

i s t 

. 

. 

.

i n 

I I .  C A R L O  M A N Z O N I

D e r  F i n g e r 

i m  R e v o l v e r l a u f  ( d t v  1 2 3 )

Eine  ganz  andere  Art  Kriminalroman  schreibt  Carlo  Manzoni.
S e i n e  R o m a n e  s i n d  P a r o d i e n  a u f  d i e  s o e r .  " S u n e r - T h r i l l e r "

�Die  Hauptpersonen  sind  ein  Privatdetektiv  und  sein  Kompagnon,  ein  Hund.
Beide  lieben  Whisky.  Das  bringt  sie  in  gefährliche  Situationen.  Es  werden  ih
nen  mehrere  Leichen  unterschoben,  doch  immer  weiß  sich  der  Detektiv  aus
den  Fängen  der  Polizei  zu  retten.  Zum  Schluß  klärt  sich  natürlich  alles  auf.
Auch  die  Liebe  darf  in  diesen  Super-Thrillern  nicht  zu  kurz  kommen.  Im  gan
z e n 
Zwei  weitere  Romane  desselben  Autors:  "Ein  Schlag  auf  den  Schädel  und  du
bist  eine  Schönheit"  (dtv-268),  "Der  tiefgekühlte  Mittelstürmer"  (dtv-364).
Neben  seinen  parodistischen  Kriminalromanen  ist  Carlo  Manzoni  vor  allem
durch  Satire  bekannt  geworden.  Werner  ZJckelbel.

i m t e r h a l t s a m e r  K r i m i .

i s t  e s  e i n 

gdste^Q&ätörte.

Ein  kriminalistisches  Preisrätsel  für  Schüler,  die  denken  können
und  Augen  im  Kopf  haben!
Nervös  zuckte  der  Studienrat  mit  dem  linken  Augenlid  imd  schnürte
hastig  den  Turnschuh  zu.  Vom  Schülerumkleideraum  her  verstärkte
sich  das  übliche  Gebrüll  der  Obertertia.  Es  konnte 
zimmer  gehört  werden:  Ein  Griff  zur  Trainingsjacke,  und  der  Stu
dienrat  eilte  mit  gewichtigen  Schritten  durch  die  Halle.  Seit  einigen
Tagen  war  im  Schlaungymnasium  der  Teufel  los!  Erst  vorgestern
fand  Kollege  Gruhn  sein  verlorengegangenes  Zensurenbüchlein
wieder  (mit  ausradierten  Noten),  zur  gleichen  Zeit,  als  der  Haus
meister  seinen  Passepartout  vermißte.  Referendare  konnten  nur
noch  unterrichten,  wenn  sie  in  geschickten  Verhandlungsgesprächen
mit  der  Klasse  die  Arbeitszeit  festlegten:  35  Minuten  "Schiffever
senken"  gegen  10  Minuten  Lehrmonolog  galten  als  annehmbares
Ergebnis.  Selbst  Kollege  Hagemann  war  froh,  wenn  seine  Mathe
matikstunden  vingestört  verliefen.  Und  mm  diese  Obertertia!  Der
Studienrat  riß  die  Schwingtür  auf  und  hielt  den  sanftlächelnden,
in  Doppelreihen  aufgestellten  Zöglingen  eine  jener  Strafpredigten,
die  der  Umkleideraum  jeden  Tag  hörte:  Stets  der  gleiche  Text,
nur 
im  Ton  verschieden!  Die  Skala  reichte  von  der  alles  überwin
denden  Courtoisie  Herrn  Peters'  bis  zu  der  selbstbewußten  Stren
ge  jenes  Nationalspielers,  der  sich  in  Preußens  Glanzzeiten  nie
durch 
Die  Uhr  zeigte  7.55.  Der  Studienrat  schloß  die  Ausgangstür  ab,
f e h l t e n .  W ä h r e n d d e s s e n
z ä h l t e  u n d  s t e l l t e 

feindliche  Abwehrreihen  beirren 

f e s t ,  d a ß  z w e i  S c h ü l e r 

im  Direktor

ließ.

�achtete  er  streng  darauf,  daß  keiner  die  Schwingtür  zur  Halle  öffne
te;  denn  trotz  des  Konzils  versuchten  immer  wieder  katholische
Christen,  mit  lautstarken  Würfen  an  das  Basketball-Brett  den  Un
terricht  im  evangelischen  Religionsraum  zu  stören.
Die Stunde konnte beginnen. Der Studienrat stieß die Schwingtür mit
dem Fuße auf . . . und erstarrte! Inmitten der Halle lag der Ober
tertianer  Kasimir,  die  Arme  ausgebreitet,  das  Hemd  blutver
schmiert, den stieren Blick zur Hallendecke, von der zwei Ringe
herabbaumelten.  Die  bewährte  Schocktherapie  von  Professor  Klaus
E. (im Wechsel kalte imd heiße Duschen) brachte den Schüler bald
zu  sich  und  folgenden  Sachverhalt  ans  Licht:
Kasimir  hatte  gehört,  daß  an  dem  Nachbargymnasium  ein  Abiturient
seine  Englisch-Sechs  mit  einer  Drei  im  Turnen  ausgeglichen  habe
und  mm  mit  Eifer  und  Freude  Anglistik  studiere.  Getreu  diesem
Vorbild versteckte Kasimir sich um 7 Uhr 50 in der Halle, um im-
beobachtet von 7 Uhr 55 bis 8 Uhr seinen Bizeps an den schwingen
den Ringen zu stärken. VTährend einer doppelten Kehre am Ende
des  Vorschwunges  bemerkte  er  plötzlich  einen  Schatten  an  der  Wand
imd  dann  nichts  mehr.
Es stellte sich heraus, daß der Haltemechanismus der Ringe mut
willig  gelöst  worden  war.  Wer  konnte  der  Täter  sein?  Ein  Klassen
kamerad  wohl  kaum,  denn  die  OIH  weilte  zwischen  7  Uhr  55  und  8
Uhr  im  Umkleideraum,  das  wußte  der  Studienrat.  Weder  im  Gerä
teraum  noch  in  der  Lehrerkabine  fand  sich  der  Unbekannte.  Ande
rerseits  konnte  er  die  Halle  nicht  verlassen  haben;  die  Fenster  waren
teils  vergittert,  teil  unerreichbar  hoch  in  der  Turnhallenwand.  Die
verstaubten  Türen  zum  Flur  xmd  Binnenhof  zeigten  keine  Fingerab
d r ü c k e .
Der  Studienrat  fand  keine  Lösimg,  zudem  seine  Gehirntätigkeit  emp
findlich  gestört  wurde.  Rochus,  der  bis  dahin  fehlende  Schüler  der
Gin,  stand  plötzlich  verlegen  grinsend  in  der  Halle  und  murmelte
einen  jener  Entschuldigimgsgründe,  die  schon  sein  Großvater  herlei
erte,  wenn  er  zu  spät  gekommen  war.

Keiner  löste  das  Rätsel,  bis  zwei  Tage  nach  der  Zeugnisausgabe  die
Post  einen  Brief  ins  Sekretariat  brachte:  einen  Einspruch  gegen  die
NichtVersetzung Rochus' ! Sein Vater schrieb: "Hiermit bitte ich,
den Beschluß der Versetzungskonferenz rückgängig zu machen imd
meinen Sohn in die Untersekunda zu versetzen, da Rochus, wie ei
ne fachärztliche Untersuchung erst jetzt festgestellt hat, schon seit
längerer  Zeit  geistesgestört  ist  und  deshalb  für  seine  Minderlei
stungen  nicht  voll  verantwortlich  gemacht  werden  kann.  "  In  seinem
Antrag wies der Vater u.a. darauf hin, daß Rochus derjenige gewe
sen sei, der damals die Ringe plöst habe. Er habe beweisen wol
len,  daß  die  Existenz  der  Gravitation  ein  Hirngespinst  schizophrener
Physiker  sei  vmd  so  nicht  in  einer  Physikarbeit  adäquat  beschrieben

�werden  könne.  (Rochus  hatte  in  der  entscheidenden  Arbeit  die  Newtonschen
Gesetze  vergessen!)
Wie  aber  Rochus  unbemerkt  die  Halle  hatte  verlassen  können,  das  allerdings
konnte  der  Vater  auch  nicht  erklären.  Wer  findet  die  Lbsung?

S t R  S i m o n

Wer  die  richtige  Lösung  findet,  kann  sie  in  einem  Briefumschlag  (mit  Namen
natürlich!)  in  den  SMV-Briefkasten  einwerfen.  Einsendetermin  ist  der  letzte
Tag  im  April.  Als  Preis  haben  wir  ein  Buch  ausgesetzt.  Außerdem  werden
Vinter allen richtigen Einsendvmgen 10 Tafeln Schokolade ausgelost.

P H A N T A S T I C A

fü r  d i e  Te x ti l - ,  L e d e r -  u n d  P a p i e r -

Vor  vmgefähr  achtzig  Jahren  wurde  die
Firma  Sandoz  gegründet,  und  seit  1939
existiert  das  jetzige  Unternehmen,  die
Sandoz  A.  G.,  Basel.  Diese  Firma  ist
vornehmlich  auf  die  Herstellvmg  von
s y n t h e t i s c h e n  Te e r f a r b s t o ff e n ,  p h a r
m a z e u t i s c h e n  A r t i k e l n  u n d  C h e m i k a l i
e n 
I n d u s t r i e  s p e z i a l i s i e r t .
I n  d e n  L a b o r a t o r i e n  d i e s e r  F i r m a  e n t
d e c k t e  d e r  S c h w e i z e r  D r .  H o f  m a n n 
i m
Jahre  1943  eine  neue  Substanz,  die  zur
Gruppe  der  Alkaloide  zählt  und 
s c h e n  V i n t e r  d e m  N a m e n  " L S D "  b e
r ü h m t - b e r ü c h t i g t  w u r d e .
D e r  v o l l e  N a m e  d e s  L S D '  s 
Lysergsäurediäthylamid,  und  die  ge
kürzte  Summenformel  sieht 
maßen aus: R- CO- N(C2 Hg)2
Lysergsäure  wird  zu  den  Alkaloiden  ge
zählt,  die  häufig  im  Pflanzenreich  und
s e l t e n 
i m  T i e r r e i c h  a l s  b a s i s c h e  s t i c k
stoffhaltige  Verbindvmgen  vorkommen
vmd  wegen 
ihrer  "Alkaliähnlichkeit"  Al
kaloide  genannt  wurden.  Diese  Stoffe
wirken 
menschlichen  Organismus  schädlich,
während  sie  in  geringen  Mengen  in  der
M e d i z i n  o f t  a l s  H e i l m i t t e l  v e r w e n d e t
w e r d e n .  S o  e t w a  d a s  A n t i fi e b e r m i t t e l
Chinin,  das  man 
1 8

in  größeren  Mengen  auf  den

in  der  Chinarinde

inzwi

l a u t e t :

folgender

Ehi  großer  Gott,
laß  mich  nicht  Zeuge  sein!
Hilf  mir  hinab 

ins  Unbewußte!

K .  K r a u s

�(s.  Anmerkung)  findet.  Wegen  ihrer  Basizität  treten  sie  nur  in  Form  ihrer
Salze  mit  organischen  Säuren  auf.  (z.  B.:  Chinin  wird  durch  die  Chinasäure
neutralisiert)
Die  Alkaloide  vmterteilt  man  ihrerseits  in  drei  Gruppen,  die  sich  dann  wieder
in  Untergruppen  gliedern.  Eine  solche  Untergruppe  bilden  die  Mutterkom-
alkaloide,  zu  denen  die  Lysergsäure  (R-COOH)  gehört.  Diese  Alkaloide  sind
ein  Bestandteil  des  Mutterkorns  (  =  ein  Pilz,  der  auf  reifenden  Ähren  wächst).
Lysergsäurediäthylamid  selbst  ist  ein  synthetischer  Abkömmling,  der  sich
durch  Verbindung  von  Lysergsäure  und  Diäthylamin  bildet.  An  der  Reaktions
gleichung  erkennt  man,  daß  außer  LSD  auch  noch  Wasser  entsteht:

R-C02H+(C2Hg)2NH wird zu R-C0-N(C2H5)2+H20.

Tfl5

daran,  daß  seine  Wirkung  ziemlich  kurios  ist:
Man  nimmt  heute  an,  daß,  ebenso  wie  unser  gesam
tes  Nervensystem  in  ein  sympathisches  und  para
sympathisches  System  unterteilt  ist,  auch  das  Sy
stem,  das  mit  unserem  Gefühlsleben  zusammen
hängt,  so  getrennt  ist.  Durch  Stoffwechselprodukte
werden  beide  Systeme  entweder  gereizt  oder  ge
hemmt.  Drogen,  wie  etwa  Opium  oder  Mescalin,
beeinflussen  den  Stoffwechsel  so,  daß  sie  die  Bil
dimg  von  bestimmten  Gehirnfunktionshormonen  be
günstigen  oder  verzögern.

IDas so entstandene Produkt ist geruch- und farblosimd  schmeckt  nach  nichts,  aber  das  hindert  nichts

Die  Forscher  verwendeten  LSD,  um  einen  Einblick  in  die  Entste
hung  von  Geisteskrankheiten  zu  gewinnen  und  eventuell  Mittel  zur
Beseitigung  zu  finden.  Aber  dieser  Stoff,  der  von  Sandoz  den  For
schern  in  Laboratorien  und  Kliniken  unentgeltlich  zur  Verfügung  stand,  wur
de  in  der  letzten  Zeit  sehr  häufig  für  "Selbstversuche"  benutzt.  Im  folgenden
Abschnitt  sollen  nun  einige  "Selbstversuche"  und  ihre  Folgen  geschildert  wer
den.  Diese  Berichte  handeln  alle  von  körperlich  gesunden  Menschen,  bei  de
nen  LSD  eine  kurze  Geisteskrankheit  hervorrief.
Zu  den  harmloseren  Folgen  gehören  jene  Visionen,  die  sich  nur  für  kurze  Zeit
im  Geistig-Seelischen  abspielen;  während  dieser  Zeit  ist  das  Bewußtsein  völ-
1 9

imd  dadurch  das  Bewußtsein  ausschalten

Lysergsäurediäthylamid,  LSD,  genört  zu  den  phar
mazeutischen  Substanzen  oder  Pharmaka,  die  die
Endorgane  des  sympathischen  Nervensystems
blockieren 
Diese  Wirkung  wurde  besonders  in  der  modernen
psychiatrischen  und  psychopharmakologischen
Forschung (s. Anmkg.) ausgenutzt; es genügten
kleinste  Mengen,  um  psychische  Wirkungen  bei
ihn  "auf  die
einem  Menschen  hervorzurufen  oder 
Reise  zu  schicken",  wie  die  LSD-Anhänger  sagen.

�lig  abgeschaltet,  d.h.,  man  weiß  nicht,  ob  oder  wie  der  eigene  Körper  agiert
oder  reagiert:
Der  "LSD-Mensch"  fällt  nach  und  nach  in  einen  Schlaf  mit  phantastischen
Träumen:  Er  glaubt,  wie  ein  Vogel  fliegen  zu  können,  wie  Schneeflocken  schwe
ben  zu  können  oder  in  ein  Tier  verwandelt  zu  sein.  Er  sieht  sein  "zweites  Ich",
entdeckt  bisher'Schlummernde  Geistesleistungen"  oder  hält  einen  Schmutz
flecken  für  eine  unbeschreibliche  Schönheit.  Manche  "LSD-Menschen"  wollen
diese  erzwungene  Erlebnisfähigkeit  in  die  Wirklichkeit  umsetzen:  Sie  springen
aus  dem  Fenster,  weil  sie  sich  für  flugfähig  halten,  ermorden  sich  selbst,
weil  sie  Schmerzen  fühlen  oder  weil  eine  tiefe,  zum  Selbstmord  reizende  De
pression  einsetzt.
In  den  schlimmen  Fällen  bleiben  diese  Menschen  geisteskrank  und  sind  für
lange  Zeit  auf  Behandlmig  angewiesen.  Sie  leben  wohl  in  größter  Verzücktheit,
sind  dafür  aber  "geistesabwesend",  d.h.,  sie  sind  praktisch  schizophren.
Bei  einigen,  die  zwar  wieder  aus  dem  LSD-Rausch  erwacht  sind,  wiederholen
sich  diese 

Illusionen  noch  Wochen  oder  Monate  später.

Vor  kurzer  Zeit  hat  die  Sandoz  A.G.  die  Verantwortung  für  die  Verteilung
dieser  Substanz  abgegeben.
Am  Schluß  wären  noch  einige  andere  Alkaloide  zu  nennen,  die  die  meisten  von
uns täglich einnehmen oder die auch Rauschgifte wie LSD sind: Die bekannte
sten  Vertreter  sind  die  Alkaloide  Coffein  und  Nicotin,  beide  aus  dem  Pflanzen
reich.  Ebenso  aus  der  Flora  kommen  Morphium  und  Heroin,  beide  in  größeren
Mengen eingenommen als Rauschgifte wirkend (sie machen im Gegensatz zu
LSD süchtig). Dann wäre auch noch das Coca-AJkaloid aufzuführen, das in den
Cocagetränken  enthalten  ist  (s.  Anmkg.),  weiterhin  Codein,  ein  Bestandteil
vieler  Hustensäfte  xmd  das  Antifiebermittel  Chinin,  das  schon  einmal  erwähnt
w u r d e .

-

- 

w r c 

A n m e r k u n g e n :
Chinarinde:  Um  1638  wurde  mit  Hilfe  der  aus  Rinde  gewonnenen  Substanz
eine  peruanische  Vizekönigin  vom  Fieber  befreit.  Das  Wort
China  ist  die  Verstümmelung  ihres  Namens  "Chinchona".
Es  hat  also  nichts  mit  dem  Land  gleichen  Namens  zu  tun.
Coca-Getränke:  Vor  dem  2.  Weltkrieg  war  die  Herstellung  für  kurze

Zeit  in Amerika  verboten,  da  die  Getränke  einen  zu  hohen
Anteil  von  "Coca"  hatten.  Coca  gehört  zu  den  Rauschgiften.

Psychiatrische  und  psychopharmazologische  Forschung:

Sie  versucht,  die  Ursache  für  die  Entstehung  von  Gehirn-
krankheiten  geistig-seelischer  Art  zu  finden  und  mit  Hilfe
von pharmazeutischen Substanzen (Pharmaka) soweit wie
möglich  zu  heilen.

2 0

�Das  war  also  Frevind  Nummer  zwei:  der  mit  dem  kleinen  runden  Loch 
in  der
Schläfe.  Fünf  Freunde  minus  zwei  Freunde  gleich  drei  Frevinde.  Die  Mehrheit
lebte  also  noch  und  bietet  Gewähr  dafür,  daß  in  den  folgenden  Fortsetzimgen
noch  allerhand  Bemerkenswertes  geschehen  kann.

Peter  Neu  war  fest  entschlossen,  den  Täter  zu  entlarven.  Die  scharfsinnige
Kriminalpolizei  würde  vermutlich  auch  den  Tod  seines  zweiten  Freundes  als
Unfall  ansehen.  "Pflegte  Ihr  Freund  gelegentlich  vor  dem  Schlafengehen  mit
einer  Pistole  zu  spielen?  Oder  war  Ihr  Fre\md  vielleicht  sehr  ängstlich  und
nahm  eine  geladene  Pistole  mit  ins  Bett?  Litt  er  vielleicht  unter  Alpträumen?"
Solche  Fragen  würden  sie  stellen.  Und  die  Sachverständigen  würden  nach  lang
wierigen  Untersuchungen  zu  dem  Ergebnis  kommen,  daß  nach  Lage  der  Dinge
ein  Unglücksfall  nicht  auszuschließen  sei.  Und  dann  würde  man  die  Akte 
'  Fred
Petersen'  noch  eine  Weile  von  einem  Schreibtisch  zum  anderen  tragen  und
sie  schließlich 
im  Jahr  würde  ein
Staubpinsel  sanft  darüberfahren.  Aber  wenn  die  professionellen  Ordnungs
hüter  versagten,  so  mußten  mal  wieder  die  Zeitungsleute  nach  dem  Rechten
sehen:  Peter  zwängte  sich  durch  den  Türspalt.  Dabei  ließ  es  sich  nicht  ver
meiden,  die  Leiche  des  Freundes  ein  wenig  weiter  ins  Zimmer  zu  schieben.
Der  Kopf  rutschte  zur  Seite,  rnid  die  starren  Augen  richteten  sich  auf  den  Ein
tretenden.  Der  kniete  nieder,  ergriff  die  kalkweiße  Hand  des  Freundes  und
tat  den  Schwur:  "Ich  werde  ihn  finden,  den  Schuft.  Das  verspreche  ich  Dir.  "
-  E r 
f i e l  m i t  e i n e m  s e l t s a m e n  K n a c k l a u t  a u f  d e n
Boden.  Peter  warf  einen  flüchtigen  Blick  auf  den  Zettel,  den  die  linke  Hand
noch  im  Tode  festhielt.  Natürlich,  es  war  der  gleiche,  den  er  bekommen  hat
t e : 

" I h r  F r e i m d  w u r d e  e r m o r d e t ! "

im  Schrank  verschwinden 

lassen.  Zweimal 

l i e ß  d i e  s t e i f e  H a n d 

l o s .  S i e 

9 1

�Der  Mann  -  oder  die  Frau  ?  -  bewies  eine  geringe  Sensibilität  im  Gebrauch
der  Tempora.  Sowas  müßte  man  redigieren.  Das  konstatierende  Perfekt  müß
te  es  sein.  Ganz  unbedingt!  Der  Schreiber  hat  das  also  nicht  gewußt.  Das
ist  ein Anhaltspunkt.  Es  ist  nicht  auszuschließen,  daß  es  sich  um  einen  Jour
nalisten  handelt.  Lokalredaktion?  -  Oder  Politik?  -  Wir  werden  weitersehen.

Peter  richtete  sich  auf  und  sah  sich 
im  Zimmer  um.  Die  Fensterläden  waren
nicht geschlossen, ein Fensterflügel ein wenig geöffnet. Die Leiche hatte di
rekt  vor  der  Tür  gelegen. Also  klar,  daß  der  Schuß  vom  Fenster  aus  gekom
men war, oder daß der Täter durch das Fenster entwichen war. So würde die
Kriminalpolizei  messerscharf  folgern.

im  Hinausgehen  die  Tür  hinter

Nicht  so  Peter  Neu.  Er  erkannte  das  durchsichtige  Ablenkimgsmanöver.  Na
türlich  hatte  der  Täter  den  Erschossenen  an  die  halb  geöffnete  Tür  gelehnt,
hatte  dann 
sich  zugezogen  und  so  den  Toten  direkt
vor  die  Tür  gleiten 
lassen.  Der  Täter
w a r  a l s o 
i m  H a u s e .  D a s  w a r  k l a r .  U n d
das  war  ein  weiterer  Anhaltspunkt.

Der  Mörder  legte  offenbar  großen  Wert
darauf,  außerhalb  der  "Alten  Scholle"
gesucht  zu  werden.  Um  so  enger  mußten
seine  Beziehungen  zu  diesem  Hause  sein.
Also:  "Mangelnde  Vertrautheit  mit  dem
konstatierenden  Perfekt  plus  enge  Be
ziehung  zur  '  Alten  Scholle'.  Ich  werde
ihn  finden,  den  Schuft.  "

Peter  ging  wieder  hinunter.  Die  Trep
penstufen  ächzten  unter  seinen  Schrit
t e n .  O d e r  w a r  e s  h i n t e r 
i h m ?  E r  b l i c k
t e  s i c h  r a s c h  u m .  N i c h t s .  D i e  H o l z s t u
fen  waren 
tief  ausgetreten.
Ein  paar  gewölbte Astaugen  stierten  ihn  an.  Er  wandte  sich  ab  und  trat  in  die
Gaststube.  Der  rundliche  Wirt  putzte  mit  einem  schmuddeligen  Lappen  an
d e r  T h e k e  h e r u m :

in  der  Mitte 

"Ah,  da  sind  Sie  ja  wieder.  Ich  hab'  Ihnen  auch  was  Warmes  gemacht.  Die
Spezialität  des  Hauses,  Erbsensuppe  mit  Einlage.  Von  gestern  übriggeblieben,
also  gut  durchgezogen.  Das  Rauchendenaroma  sitzt  jetzt  in  jeder  Erbse.  Heu
te  schmeckt  sie  erst  richtig.  Da,  probieren  Sie.  "

Peter  schob  den  Teller  zurück:  "Geben  Sie  mir  erst  mal  einen  Klaren!  -  Und
dann  habe  ich  eine  Frage  an  Sie.  "

"Durch  Fragen  ist  noch  keiner  dümmer  geworden.  Schießen  Sie  los!  -  Und
P r o s t ! "
2 2

�"Herr Wirt, haben Sie gestern abend oder heute nacht einen Knall gehört?"
" E i n e n  K n a l l ? "
"Ja,  einen  Knall  !"
"Ja,  was  für  einen  Knall  soll  ich  denn  gehört  haben?"
"Ich habe nicht gesagt, daß Sie einen Knall gehört haben sollen, ich habe Sie
gefragt, ob Sie einen Knall gehört haben. "
"Ob  ich  einen  Knall  gehört  habe?  Ich  glaube,  Sie  haben  'n  Knall.  Natürlich
hab' ich einen Knall gehört, sogar mehrere. Was meinen Sie, wie meine
Frau  die  Türen  knallt,  wenn  sie  mich  beim  Trinken  erwischt.  Ich  nehm'  schon
immer  ein  Coca-Glas,  damit  es  harmlos  aussieht.  Aber  die  steckt  überall
die Nase rein, buchstäblich. Die verdirbt mir hier das ganze Betriebsklima.
Ich bin ja dicke Luft gewohnt, aber die Gäste, die Gäste! Der Umsatz

Iist nicht gerade gestiegen in letzter Zeit. Ich mache mir Sorgen, ernste  Sorgen.  Die  gesamtwirtschaftliche  Entwicklung  ..."

"Ich  habe  auch  Sorgen",  fuhr  Peter  dazwischen.  "Haben  Sie  heute
nacht  noch  einen  anderen  Knall  gehört?"
"Jetzt  soll  ich  noch  'nen  anderen  Knall  gehört  haben!"
"Sie sollen gar nichts 1 Ich frage Sie. "
" ' nen anderen Knall ? Natürlich hab' ich noch ' nen anderen IQiall
gehört,  'nen  ganz  anderen  sogar.  "  Der  Wirt  ergriff  wieder  den
gelblichen  Lappen  und  wienerte  ziemlich  planlos  an  der  Theke  her
um.  Peter  richtete  sich  auf:
"Einen  ganz  anderen  Knall?"
"Ja,  natürlich  hab'  ich  den  gehört.  Wir  sind  alle  erschrocken  in
der  Gaststube.  Man  sollte  diese  Düsenjäger  nach  Sibirien  schicken."
"Wieso  Düsenjäger?"
"Na,  da  hat  doch  wieder  so  ein  Waldheini  die  Schallmauer  dxirch-
brochen, gerade über Walldeich. Wir sind alle richtig erschrok-
ken.  Einem  Gast  fiel  das  Bierglas  aus  der  Hand  von  dem  Knall.
Er hatte die ganze Hose naß. Es war ein Mordsspaß. "
"Ein  Mordsspaß?"
"Ja,  natürlich,  ein  Mordsgaudi,  der  mußte  doch  in  seinen  maus
grauen  Unterhosen  dasitzen,  bis  alles  wieder  trocken  war.  "

"Herr Wirt, darf ich Sie darauf aufmerksam machen, daß die Düsenjäger der
Bundeswehr  seit  drei  Tagen  Startverbot  haben?"
Der  Wirt  hörte  einen Augenblick  auf  zu  putzen.  Dann  bückte  er  sich  vornüber
und begann mit großer Intensität die Seitenwand der Theke zu wienern:
"Das sind Zustände heute! Alles muß man selber machen. Man kriegt einfach
keine  Leute.  Die  gesamtwirtschaftliche  Lage  ..."
"Sie  weichen  aus,  Herr  Wirt?"  sagte  Peter  hart.
"Ich weiche aus? Wieso? - Ach so, Sie sind noch bei dem Düsenjäger, der

9 . ^

�die  Schallmauer  durchbrochen  hat.  -  Tscha,  wenn  die  Bundeswehr
Startverbot  hat,  dann  .  .  .  ?"

" D a n n ? "

"Dann  wird  es  wohl  ein  Tommy  gewesen  sein.  -Unterschätzen  Sie
die  Tommys  nicht.  Die  Schallmauer  durchbrechen,  das  können  die
auch.  Ich  sage  Ihnen,  man  soll  die  Tommys  nicht  unterschätzen.
Der  Hitler  hat  schon  gewußt,  warum  er  nicht  über  den  Kanal  gespruii
gen  ist.  Das  war  kein  Dummer.  Denken  Sie  nur  an  die  Autobahnen!
W i e  s a h '  s  d e n n  d a m a l s  a u s  b e i 

\ m s  ?  D a m a l s 

. . . "

"Was  damals  war,  interessiert  mich  im  Augenblick  wenig.  Herr  Wirt
rufen  Sie  die  Kriminalpolizei  an!  Sie  haben  eine  Leiche  im  Haus.  Meir
F r e x m d  F r e d  P e t e r s e n 

i s t  e r m o r d e t  w o r d e n ! "

"Was  Sie  nicht  sagen!"  Der  Wirt  warf  den  Putzlappen  in  das  Spülbecken
daß  das  Wasser  aufspritzte.  "So  eine  Schweinerei!  -  In  meinem  Hause
-  Der  gute  Ruf  der  "Alten  Scholle"  wird  ruiniert  durch  sowas.  Der  Um
satz  ist  sowieso  schon  gefallen.  Und  das  bei  der  gesamtwirtschaftlichen
Krisensituation.  Es  wird  noch  so  weit  kommen,  daß  ich  den  Schnaps
statt  aus  dem  Coca-Cola-Glas  wieder  aus  dem  Schnapsglas  trinken  muf
Da  kann  ich  auch  gleich  '  nen  Fingerhut  nehmen.  Trinken  Sie  noch  einen
m i t ? "

Peter  Neu  antwortete  nicht.  Er  stand  auf,  schritt  zum  Telephon  und  be
nachrichtigte  die  Kriminalpolizei.  Das  hielt  er  zwar  für  nutzlos,  aber  es
mußte  ja  sein.  Dann  ging  er  zurück,  gab  seinem  Teller  einen  Schubs,  daß
die  Erbsensuppe  mit  Rauchendeneiiüage  überschwappte,  und  ging  hinaus,
ohne  den  Wirt  noch  einmal  anzusehen.  Der  hielt  schon  wieder  den  schmudde
ligen  Lappen  in  der  Hand  und  wienerte  -  in  imverständlichem  Platt  vor  sich
h i n m u r m e l n d 

M e t a l l t e i l e 

b l a n k e n 

d e r 

T h e k e .

- 

d i e 

Peter  Neu  überließ  an  diesem  Tage  das  Feld  der  Kriminalpolizei.  Er  hatte
keine  Lust,  auf  ihre  Fragen  zu  antworten.  Dafür  inspizierte  er  sehr  einge
hend  die  Kurve  auf  der  Deichstraße,  wo  Freund  Nummer  eins,  Rainer  Grimm,
"verunglückt"  war.  Er  machte  so  allerhand  interessante  Beobachtungen,  be
hielt  diese  aber  vorerst  für  sich.  Erst  spät  abends  kehrte  er  in  die  Gaststät
te  zurück,  schritt  einsilbig  grüßend  am  Wirt  vorbei,  dessen  Augen  ihn  unter
schlaff  herunterhängenden  Lidern  trüb  anblickten,  und  ging  gleich  auf  sein
Zimmer.  Die  Treppenstufen  ächzten  unheimlich  unter  seinen  Füßen.  Im  schwa
chen  Flurlicht  glotzten  ihn  die  stark  hervortretenden  Astaugen  düster  an.  Er
beeilte  sich  ein  wenig  beim  Öffnen  der  Tür,  trat  ein,  schloß  die  Tür  hinter
sich  ab,  machte  Licht  und  erblickte  einen  Brief  auf  dem  Boden.  Er  bückte
sich  danach  und  sah  bei  der  Gelegenheit  gleich  unters  Bett.  -  Es  war  ein  Brief
ohne  Anschrift  und  Absender.  Leicht  blau-getöntes,  fein  gehämmertes  Papier.
Er  schnupperte.  Veilchenduft!  Ein  bißchen  kitschig!  Aber  süß.  Er  hielt  sich

9

4

�den  Brief  unter  die  Nase,  atmete  mit  hochgeschobenen  Lippen  schnaufend  ein
und  ließ  sich  einige  Augenblicke  von  dem  Duft  betäuben,  der  angenehme  Erin
nerungen  in  ihm  wachrief.  Dann  schob  er  vorsichtig  den  kleinen  Finger  in
den  Seitenschlitz.  Veilchenfarbenes  Seidenfutter  wurde  sichtbar.  Nun 
fuhr  er
mit  dem  Daumen  hinein  und  erbrach  mit  einem  Ruck  den  Umschlag.  Das  zer
franste  Seidenfutter  umschmeichelte  knisternd  Daumen  und  Zeigefinger.  Er
hielt  eine  Briefkarte 
in  der  Hand.  Darauf  stand:  "Fliehen  Sie  auf  der  Stelle!
Bitte!"  -  Peter  Neu  sah  sich  im  Zimmer  um.  Er  öffnete  den  Schrank,  guckte
hinter  den  Vorhang  imd  vorsichtshalber  noch  einmal  unter  das  Bett.  Dann
schloß  er  rasch  die  Fensterläden  und  zog  die  Gardinen  vor.  Ein  wenig  beun
ruhigten ihn noch die beiden herzförmigen Öffnungen, die in die Fensterläden
geschnitten  waren.  Es  war  ihm  eine  unerträgliche  Vorstellung,  daß  jemand
durch  diese  hübschen  Herzlöcher  einen  kalten  Pistolenlauf  stecken  könnte.  -

Er  wandte  sich  wieder  der  veilchenduftenden  Briefkarte  zu.  Sie  war  handge
schrieben.  Das  erleichterte  vieles.  Offensichtlich  eine  weibliche  Handschrift.
lÄid  zwar  eine  versteUte  Handschrift.  Aber  die  Schreiberin  hatte  es  sehr  ei
lig  gehabt.  Die  Verfremdung  war  nur  halb  geglückt.  Er  erkannte  die  Schrift
wieder.  Diese  Entschlossenheit  in  den  großen  Rundimgen  am  Wortanfang  und
das  Versickern  der  Bewegimg  ins  Ungefähre  an  den  Wortenden.  Unverkennbar!
Trotz  der  Schrägstellung  nach  links.  -  Die  beherzten  Aufschwünge  imd  das
kleinmütige  Versanden  des  blauen  Stromes  in  der  Weiß-Wüste.  Ganz  unver
kennbar:  Regina  Sandfort.  -

Peter  Neu  wußte,  was  er  zu  tun  hatte.  Regina  mußte  Bescheid  wissen  oder
zumindest  etwas  ahnen.  Also  zu  ihr  1  Er  raffte  seine  Sachen  zusammen,  klet
terte  durch  das  Fenster,  gelangte  über  das  Garagendach  in  den  Hinterhof  und
von  dort  auf  die  Straße.  Er  eilte  zum  Bahnhof  und  erreichte  noch  soeben  den
Spätzug  nach  Wilhelmshaven.  Die  Nacht  verbrachte  er  dort  im  Wartesaal.  Am
nächsten  Morgen  stand  er  in  aller  Frühe  in  der  Fischerstraße  vor  dem  Haus
Nummer  13.  Eigentlich  war  es  noch  viel  zu  früh.  Aber  er  konnte  und  woUte
nicht  länger  warten.  Er  drückte  entschlossen  auf  den  weißen  Klingelknopf.  Es
wurde  sehr  rasch  geöffnet.  "Verzeihung,  mein  Name  ist  Neu,  kann  ich  Fräu
lein  Sandfort  sprechen?  Ich  weiß,  es  ist  eine  ungewöhnliche  Tageszeit,  aber
es  ist  dringend,  sehr  dringend."

Die  Frau  im  Morgenrock,  die  ihm  geöffnet  hatte,  wischte  mit  einem  zer
knautschten  Taschentuch  über  ihre  geröteten  Augen  und  sagte:  "Meine  Toch
ter  ist  gestern  abend  nicht  nach  Hause  gekommen.  "

2 5

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in  diesem  Bezirk 

"Franken  voran!"  war  die  Wahlparole  des  nationalsozialistischen  Gau
leiters  Juüus  Streicher  (1885-1946,  bis  1940  Gauleiter  Frankens).  Wie
in  den  Jahren  1932  und  1933  die  NSDAP  feierte  am  20.  November  1966
die  National-Demokratische  Partei  Deutschlands 
ih
re  größten  Triumphe;  sie  erreichte  dort  12,2%  aller  Stimmen.  -  In
Nürnberg,  der  "Hauptstadt  der  Bewegung",  der  Stadt  der  Reichspartei
tage,  waren  es  13,0%,  in  der  Nachbarstadt  Fürth  13,3%.  Mit  7,4%im
Landesdurchschnitt  wurden  die  Nationaldemokraten  drittstärkste  Par
tei Bayerns und zogen mit 15 Abgeordneten in den Landtag ein. 14 Ta
ge zuvor, bei den Landtagswahlen in Hessen, war es ihnen gelungen,
7,9% der Stimmen und 8 von 96 Mandaten zu erhalten.
Diese  Wahlerfolge  der  NPD  haben  eine  Psychose  vor  allem  in  der  aus
ländischen  Presse  entstehen 
lassen.  Um  das  Nichtwissen  oder  das  bös
willige  Verschweigen  wichtiger  Tatsachen  durch  diese  Kassandra-Ru-
fer  aufzudecken,  sollen  an  dieser  Stelle  einige  Zahlen  folgen.  Wen  das
nicht  so  sehr  interessiert,  kann  das  nachfolgende  Kapitel  überspringen
und soll nur behalten, daß es sie schon vom Kriegsende an in der Bun
desrepublik  gegeben  hat,  und  daß  teilweise  30%  der  Bevölkerimg  hinter
ihnen  standen,  daß  somit  ein  nicht  zu  unterschätzendes  Wähler  reservoir
für  die  NPD  vorhanden  war  und 
Als  ausgesprochen  konservative  Partei  ist  die  Deutsche  Partei  zu  nen
nen.  Die  DP  war  von  1949  bis  1961  mit  15  bis  17  Abgeordneten  (3-4%
der  Stimmen)  im  deutschen  Bundestag  vertreten.  Ihre  Hochburgen  wa
ren  Bremen  und  Nieder  Sachsen.  In  Bremen  erhielt  sie  z.  B.  1949  (Bun
destagswahl)  18,0%;  1963  bei  der  Bürgerschaftswahl  waren  es  immer
noch  5,2%.  Bei  dieser  Wahl  wurde  übrigens  für  die  DP  der  Betonfa
brikant  Thielen  in  das  Landesparlament  Bremens  gewählt.  Er  ist
heute  NPD-Bimdesvorsitzender.  Konservative  Ziele  verfolgten  jahre
lang  auch  starke  Kräfte  der  FDP,  vornehmlich  in  Nordhessen.  Eine
Flüchtlingspartei  war  der  Bund  Heimatvertriebener  und  Entrechteter).
1953  erhielt  diese  Gruppe  im  Bundesdurchschnitt  5,9%  mid  27  Bundes
tagsmandate.  Die  GDP/BHE  -  1960  hatte  sich  die  Partei  mit  der  DP
vereinigt,  doch  platzte  diese  Fusion  sehr  bald  -  kam  1962  noch  in  Hes
sen  auf  6,3%  und  in  Bayern  auf  5,1%.  Die  Sozialistische  Reichspartei
erreichte  ihren  Höhepunkt  1951  in  Niedersachsen  mit  11,0%.  Im  Jahr
darauf  wurde  sie  vom  Bundesverfassimgsgericht  wegen  verfassungs
feindlichen  Handelns  verboten.  Am  Rande  des  Verbots 
lavierte  wäh
rend  ihres  ganzen  Bestehens  die  Deutsche  Reichspartei  DRP.  Sie

ist.

§•§ 5--^ Ii ?? 8'S

l-il  1*3

�P i i i i i i rIlls-S. 1^3 ^ S-^i-lli

hS^S^puS  S-<  u

m n

W f r i l i i r
blieb  fast  immer  eine  kleine,  bedeutungslose  Minderheit.  Nur  1951
und 1955 in Rheinland-Pfalz konnte sie Abgeordnete in die Landtage
entsenden.  Aber  die  DRP  konnte  ihren  Mitgliederstand  die  Jahre
hindurch  behaupten.  Diese  Partei  bildet  auch  die  Keimzelle  der  im
Dezember 1964 gegründeten NPD. Die NPD ist keine völlige Neu-
gründimg,  sondern  ein  Sammelverband  für  die  bis  dahin  zersplit
terten  "nationalen  Kräfte".  Die  DRP-Funktionäre  machten  sich  da
bei die kommunistischen Lehren für subversive Tätigkeit zu eigen
und  besetzten  alle  Schlüsselfunktionen.  Die  Bundesleitung  der  DRP
drückte  es  in  einem  Schreiben  vom  Dezember  1964  an  ihre  Landes
vorsitzenden  so  aus:  "Grundsätzlich  sollte  es  imser  Bestreben  sein,
die  Funktion  des  Schatzmeisters  mit  unseren  Freunden  zu  besetzen.  "
Als  Vorsitzende  wurden  vorgeschoben  Bürgerlich-Konservative  wie
Thielen  als  Bundesvorsitzender,  Bäuerlich  -  Konservative  wie
Faßbender  (hessischer  Landesvorsitzender)  und  Christlich-Konser
vative  wie  Winter  (bayrischer  Landesvorsitzender).  Winter  hat  aus
dieser  Einrahmung  durch  radikale  Elemente  bereits  die  Konsequen
zen  gezogen  und  ist  von  seinem  Posten  als  stellvertretender  Bun
desvorsitzender  und  hessischer  Landesvorsitzender  zurückgetreten.
Tonangebend  in  der  NPD  ist  auch  nicht  Fritz  Thielen,  sondern  der
ehemalige  DRP-Vorsitzende  Adolf  von  Thadden.  So  herrscht  in
der NPD eine Spanmmg zwischen Konservativen und Radikalen; im
Augenblick bedient man sich aus Gründen der Opportunität noch des
konservativen  Mäntelchens,  doch  früher  oder  später  wird  man  die-

A i m 

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se  Gallionsfiguren  fallenlassen,  wenn  sie  sich  nicht  schon  früher
zurückziehen.  Hie  Stärke  der  innerparteilichen  Demokratie  bewies
Herr  Thielen  übrigens  schon  auf  dem  Karlsruher  Parteitag.  Er
sagte  den  Delegierten  kurzerhand:  "Wählen  Sie  nur  die  Leute,  die
ich  Ihnen  vorschlage!"  Was  dann  auch  geschah.
Doch  das  alles  erklärt  nun  noch  nicht  das  plötzliche  Aufkommen
der  NPD,  denn  in  den  Jahren  1961  bis  1965  erlitten  alle  Vorgänger
der  NPD  zum  Teil  vernichtende  Niederlagen.  -  Die  National-De-
mokraten  konnten  den  Nutzen  aus  der  derzeitigen  Unzufriedenheit
in  der  Bevölkerimg  ziehen.  Das  umso  mehr,  als  die  linkstendie
rende  DFÜ  (Deutsche  Friedensunion)  seit  der  letzten  Bundestags
wahl  1965  sich  keiner  Wahl  mehr  stellte.  Ich  bin  überzeugt  davon,
daß  sonst  mindestens  ein  Drittel  der  jetzigen  NPD-Wähler  für  die  DFÜ  s-=
gestimmt  hätten.  So  war  die  NPD  die  einzige  Möglichkeit,  die  Unzu
f r i e d e n h e i t  a u s z u d r ü c k e n .
Durch  den  schnellen  Aufstieg  nach  dem  Krieg  hat  sich  wieder  ein  ge
wisses  Selbstbewußtsein  in  der  Bvindesrepublik  gebildet.  So  kommt
es,  daß,  nachdem  es  Adenauer  jahrelang  erlauben  konnte,  Lebens
fragen  des  deutschen  Volkes  zu  vernachlässigen  -  beispielsweise  woll
te  Adenauer  1954  das  Saargebiet  in  die  Westeuropäische  Union  über
führen  und  so  die  wirtschaftliche  Herrschaft  Frankreichs  verlängern  -
heute  Unwillen  in  der  Bevölkerung  entsteht,  wenn  inzwischen  der  von
seinen  eigenen  Freunden  abgehalfterte  Bundeskanzler  Erhard  den  Ame
rikanern  Devisenhilfezusagen  in  Milliardenhöhe  macht  imd,  um  das
^ Geld überhaupt ausgeben zu können, in den USA Großhubschrauber und
Interkontinental-Transportflugzeuge  für  die  Bundesluftwaffe  anschaffen
will,  die  diese  gar  nicht  gebrauchen  kann.  Da  leider  auch  die  SPD  vom

11^1 Kurs ihres früheren Vorsitzenden Kurt Schumacher abgewichen und
§•§:£  auf  den  "atlantischen  Kurs"  eingeschwenkt  ist,  vmd  die  Haltung  der
ill  FDP  auf  außenpolitischem  und  gesamtdeutschem  Gebiet  zwiespältig

ist,  hat  die  NPD  in  der  Außenpolitik  genügend  Spielraum  für  Phrasen-
d r e s c h e r e i .

I o gl Das Schlagworte wie "Kein Geld mehr für die Kaffer!" (d.h. Beendi-
I' gung der Entwicklungshilfe), "Raus mit den Spaghetti-Fressern" (d.h.
^I ; Entlasstmg der Gastarbeiter) und "Rübe runter bei Taximördern!"
Sil (d.h. Wiedereinführung der Todesstrafe) bei nur zu vielen Bewohnern
"  ^  -  unseres  Landes  Zustimmung  finden,  dürfte  einleuchten.  Daß  durch  die

2 8

S  » 5 ; p 5 - - : 

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Entwicklvingshilfe  neue  Absatzmärkte  für  die  deutsche  Industrie  ge
s c h a f f e n  w e r d e n  k ö n n e n  u n d  o h n e  M i t h i l f e  d e r  G a s t a r b e i t e r  d e r  b i s
herige  wirtschaftliche  Aufschwung  gar  nicht  möglich  gewesen  wäre,
verschweigen  diese  nationalen  Gesvindbeter.
In  gewisser  Hinsicht  bin  ich  froh,  daß  es  der  NPD  gelungen  ist,  Ab
geordnete  in  einen  Landtag  zu  schicken,  denn  mm  haben  sie  die  Mög
lichkeit,  aber  auch  die  Verpflichtung,  zu  allen,  auch  unbedeutenden
Dingen  des  politischen  Lebens  Stellxmg  zu  beziehen.  Wer  dabei  mit
Schlagworten  operiert,  kommt  in  der  Politik  nicht  sehr  weit.  Mensch
lich  kann  man  durchaus  Verständnis  für  den  Einzelhändler  haben,  der
aus  Furcht  vor  den  großen  Kaufhäusern  für  die  NPD  stimmt;  doch  je
de  Zeit  hat  ihre  Probleme.  Wer  die  gute  alte  Zeit  der  Postkutsche
herbeisehnt,  soll  auch  auf  die  technischen  Ernmgenschaften  wie  Ei
senbahn,  Auto  oder  Flugzeug  verzichten.  Es  handelt  sich  auch  gar
nicht  um  einen  Vernichtvingskampf  gegen  die  kleinen  Geschäftsleute,
sondern  um  die  natürliche  Reaktion  der  Käufer.  Sie  kaufen  im  Super-
Markt  eben  billiger.  Wer  im  Wirtschaftsleben  stehenbleibt,  wird
vielleicht 
immer  den  Anschluß  verlieren.  Die  NPD  baut  auf  Res
sentiments,  die  von  der  Vernunft  her  nicht  zu  begründen  sind.  Wer
glaubt,  die  derzeitige  Finanzkrise  mit  Vorstellungen  über  Finanzfra
gen, ^e aus dem Milchladen herrühren, lösen zu können, würde sich
bald  eines  Besseren  belehren  lassen  müssen.  Hier  geht  es  um  Exi
stenzfragen  für  60  Millionen  Menschen.  Wir  dürfen  nicht  zulassen,
daß  die  wirtschaftlichen  Grundlagen  für  vmser  Volk  verwirtschaftet
werden.  Der  Wähler  sollte  bei  jeder  Wahl  genau  imtersuchen,  ob  eine
Partei  den  Problemen  von  heute  gewachsen  ist  und  sich  nicht  von  Ge
fühlen  leiten  lassen,  sondern  vom  Verstand.  Die  NPD  ist  eine  Reaktion
auf  die  großen  Umschichtungen  nach  dem  letzten  Krieg,  eine  Partei,
die  das  Gedankengut  des  vergangenen  Jahrhvmderts  in  einem  neuen  Ge
w a n d  d e m  V o l k  v o r s t e l l t .
-
-  W o l f  B r a u n 

für 

Pianohaus  Niemann
Munster, Rothenburg 22, Ruf 44683

Stelnwayftsons-Ibach-Feurlcb-Schimmel-Küthner  u.a.m.

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F L Ü G E L
K L A V I E R E

C E M B A L I

H A R M O N I E N

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�K l a r e  Ve r h ä l t n i s s e
Bfberach  (fax).  Die  Konfeeeionszugehörigkelt  der  Schulkinder  in
Biberach  an  der  Riß  ist  nach  Angaben  des  .Schwarzwälder  Boten'
an  den  Schiefertafeln  zu  erkennen.  Nach  den  Vorschriften  haben
die  Tafein  der  evangelischen  Kinder  auf  der  einen  Hälfte  der
Rechenseite  kleine  Karos,  die  der  katholischen  Kinder  mOssen  da
gegen  einseitig  unliniert  sein.

l O L o e t t
W4.4K0JCVuCVc. 
Oclev  K  t  %  **

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»...  wenn  du  aufwadist,  wirst  du  das  Tasdiengeld  für  Maximilian
erhöhen  -  Taschengeld  erhöhen  -  Tasdiengeld  erhöhen...«

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SCHERZ
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14

�Führungspositionenl

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Abiturienten

So  schnell
steigen  Sie  auf!

Abteilungsleiter-
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mit  wissenschaftiicher  Betriebsführung

Sie können mit 24-25 Jahren bereits Abteilungsleiter sein
5 Führungslaufbahnen stehen ihnen offen;

Abteilungsleiter
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Planung  des
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Disposition
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Lagerhaltung

P e r s o n a l c h e f
Betreuung  aller
personellen
Belange  für  die
300  bis  2900
M i t a r b e i t e r  d e s
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Verwaltungschef
Leitung  der
Filiaiverwaltung
und  -Organisation.
Leitung  der
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Rechnungs
bearbeitung.
Kostenplanung.

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Steigerung  der
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Leistung  aller
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Weiterer  Aufstieg  in  Spitzenpositionen.

Genauere  Angaben  finden  Sie  in  unserer
I n f o r m a t i o n s s c h r i f t :
„Was  können  Abiturienten  im  Kaufhof  werden?"
Die  Schrift  erhalten  Sie  bei  der  Personal-
Abteilung  der  Kaufhof AG,  Köln,  Postfach  908

1
A n  d i e  P e r s o n a l a b t e i l u n g 
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der Kaufhof AG, 5 Köln, Postfach 908 1
B i t t e  s e n d e n  S i e  m i r 
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I n f o r m a t i o n s s c h r i f t 
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V o r n a m e

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L i e b e r 
Atombombenexplosion  auf  Bikini

Die Anregvmg zu diesem Artikel gab ein Be
such  bei  dem  5.  Ausbildungsbataillon  der
Luftwaffe,  zu  dem  die  Bundeswehr  Schüler
redakteure  eingeladen  hatte.
Der  Tag  X  ist  angebrochen:
Russische  Panzertruppen  haben  die  Demar
kationslinie  zwischen  West-  und  Ost-Deutsch
l a n d  ü b e r s c h r i t t e n .  Ts c h e c h o s l o w a k i s c h e
Einheiten  dringen  in  Bayern  ein.  Der  ArtUcel
5  des  Nordatlantikpaktes,  der  jeden  Mitglied
staat  im  Ealle  einer  bewaffneten  Agression
gegenüber  einem  Vertragspartner  zu  Beistand
verpflichtet,  tritt  in  Kraft.  NATO-Truppen  sind  am  ganzen  Frontabschnitt  in
Abwehrkämpfe  verwickelt.  Langsam  müssen  sie  sich  vor  dem  überlegenen
Feind  zurückziehen.  Durchbrüche  einiger  feindlicher  Panzerkeile  lassen  eine
Einkesselimg  im  Rhein-Ruhr-Gebiet  befürchten.
In  dieser  Situation  gibt  der  amerikanische  Präsident  bekannt,  die  USA  würden
taktische  Atomwaffen  einsetzen,  falls  die  Agression  nicht  sofort  gestoppt  wer
de  und  der  Gegner  sich  nicht  auf  sein  Gebiet  zurückziehe.  Das  NATO-Haupt-
quartier  sieht  nämlich  keine  andere  Möglichkeit  mehr,  den  Gegner  an  einem
Vormarsch  zu  hindern,  der  ganz  Westeuropa  in  die  Gewalt  der  UdSSR  bringen
w ü r d e .
Da  das  Ultimatum  abgelehnt  wird,  kommt  es  zum  Einsatz  der  Atomwaffen!
Russisches  Territorium  wird  allerdings  nicht  angegriffen,  um  keinen  Vorwand
zu einem Vergeltungsschlag gegen die USA zu geben. Und der sowjetische Ver
geltungsschlag  wird  auch  nur  gegen  Ziele  in  Westeuropa  geführt.  Die  Fronten
erstarren.  Der  Soldat  gräbt  sich  wieder  ein.  Vielleicht  finden  die  Verantwort
lichen  jetzt  zum  Verhandlungstisch.
Zurück  bleibt  ein  Europa,  das  zu  verteidigen  oder  zu  besetzen  sich  nicht  mehr
l o h n t 
Soweit  die  Vision  eines  zukünftigen  Krieges  in  Europa.  Muß  es  so  kommen  ?
3 4

. 

. 

.

�Hat  die  Abschreckung  erst  einmal  versagt,  muß  die  Antwort  "Ja"  lauten.  Die
NATO  ist  mit  ihren  23  Divisionen  konventionell  zu  schwach,  um  den  rund  80
sowjetischen  und  ungefähr  34  osteuropäischen  Divisionen  länger  als  einige  we
nige  Wochen  zu  widerstehen.  Der  englische  Feldmarschall  Montgomery,  bis
1958  stellvertretender  Oberster  Alliierter  Befehlshaber  in  Europa  (Saceur),
hat  gesagt:
"Ich  möchte  mit  absoluter  Klarheit  feststellen,  daß  alle  xmsere  Operations
pläne  bei  Shape  davon  ausgehen,  daß  zu  unserer  Verteidigung  atomare  ...  Waf
fen  eingesetzt  werden.  Der  Grund  dafür  liegt  in  der  Tatsache,  daß  wir  die
zahlenmäßige  Stärke,  die  gegen  ims  aiifgebracht  werden  könnte,  nicht  ausglei
chen  können,  wenn  wir  nicht  atomare  Waffen  einsetzen;  und  unsere  politischen
Vorgesetzten  haben  nie  sonderlich  großen  Enthusiasmus  gezeigt,  uns  zahlen
mäßig  die  Stärke  zu  geben,  die  wir  brauchten,  um  ohne  solche  Waffen  auszu
k o m m e n .  "

Um 
ihre  konventionelle  Schwäche  auszugleichen,  muß  die  NATO  zu  Atomwaf
fen  greifen.  Wenn  ihr  Gebrauch  auch  nur  auf  die  taktischer  Natur  beschränkt
bleibt,  so  wird  dennoch  das  Ergebnis  im  kleinen,  dicht  besiedelten  Europa
schrecklich  sein.  Es  bleibt  sich  gleich,  ob  die  Atombomben  auf  militärische
Ziele  oder  auf  Städte  direkt  abgeworfen  werden.  Zum  Beispiel  käme  ein  ato
marer  Beschuß  von  Handorf,  um  die  dortigen  Kasernenanlagen  zu  zerstören,
einer  Vernichtung  Münsters  selbst  gleich.

Hat  somit  eine  Militärpolitik,  die  von
vornherein  den  Selbstmord  einplant,
-  a l s  e t w a s  a n d e r e s  k a n n  d e r  E i n s a t z
von  A-Waffen 
in  Europa  nicht  angese
hen  werden  -,  hat  eine  solche  Mili
tärpolitik  überhaupt  einen  Sinn  ?
S o l l t e n  w i r  a l s o  a n  d i e  S t e l l e  d e r  D e
v i s e :  " L i e b e r 
t o t  a l s  r o t "  d i e  P a r o l e
setzen:  "Lieber  rot  als  tot",  also
a u f  d e n  E i n s a t z  v o n  A t o m w a f f e n  a l s
l e t z t e s  M i t t e l  v e r z i c h t e n ?

i c h  n i c h t .  D i e  N A T O  m ü ß

D a s  m e i n e 
te  sich  vielmehr  anstrengen,  einen
sowjetischen  Angriff  mit  konventio
n e l l e n  M i t t e l n  a b w e h r e n  z u  k ö n n e n !
Um  diese  Fähigkeit  zu  erlangen,  be
stehen  zwei  grundlegende  Forderun
g e n .

1.)  Ein  neues  Wehrsystem,  daß  es
ms  ermöglicht,  größere  Trup
penmengen  aufzustellen.  Ein  Beispiel
gibt  ms  hier  die  kleine  Schweiz,  die
im  Kriegsfall  kurzfristig  15  Divisionen

L i e b e r  r o t  a l s 
O s t b e r l i n e r  P e r s p e k t i v e

t o t  ?

3 5

�aufstellen  kann.  (Zum  Vergleich:  Die  Bundesrepublik  hält  12  Divisionen  unter
Waffen.)
Eine  solche  Militärpolitik  würde  aber  eine  positivere  Einstellimg  der  Armee
gegenüber  von  uns  verlangen.
2.)  Den  Zusammenschluß  Westeuropas  oder  zumindest  eine  Litegration.  Denn
rung  an  Kampfkraft  gewinnen.  Soweit  die  Integration;  aber  erst  der  Zusammen
schluß  würde  Westeuropa  befähigen,  alle  politischen  xmd  wirtschaftlichen  Kräf
te  für  eine  erfolgreiche  Verteidigung  freizumachen.

die  Truppen  würden  durch  einheitliche  Ausrüstung,  Versorgung  und  Füh

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1 .  T e i l :  D E R  W E T T L A U F  B E G I N N T

Das  "größte  Abenteuer  der  Menschheit",  der  bemannte  Flug  zum  Mond,  tritt
in  diesem  Jahr  in  den  USA  -  imd  wohl  auch  in  der  UdSSR  -  in  seine  entschei
dende  Phase.  Der  Ausgang  des  Wettlaufs  zum  Mond  ist  noch  imgewiß.  In  den
USA  läuft  das  letzte  Projekt  -  "Apollo"  -  auf  vollen  Toiiren;  die  Sowjetunion
hingegen  hat  seit  Monaten  kein  bemanntes  Raumschiff  mehr  gestartet  und  hüllt
sich  über  eventuelle  Vorhaben  dieser  Art  in  Schweigen.  Der  Riese  schweigt,
a b e r  e r  s c h l ä f t  n i c h t .
Genauso  war  es  im  Jahre  1957  -  bis  zum  4.  Oktober.  Dann  überschlugen  sich
Zeitimgen  imd  Rundfunkstationen  mit  Meldungen  über  die  Sensation  des  Jahres.
Zum  ersten  Mal  in  der  Geschichte  der  Menschheit  war  es  gelungen,  einen  Kör
per  in  den  Weltraum  zu  schießen  und  in  eine  Umlaufbahn  um  die  Erde  zu  brin
gen.  Ohne  Zweifel  war  dieser  erste  russische  Satellit  "SPUTNIK  1"  ein 
tech
nischer  Erfolg  höchsten  Ranges,  aber  auch  ein  politischer  Erfolg.  Die  russi
sche  Propaganda  nutzte  ihn  weidlich  aus  und  stellte  ihn  vor  aller  Welt  als  ein
Zeichen des Sieges und der Überlegenheit des kommunistischen Systems hin.

�Amerika  war  schockiert,  glaubte  man  bisher  doch,  auf  dem  Gebiet  der  Rake
tentechnik  überlegen  zu  sein.  Recht  schwerfällig  lief  ein  US-Raumfahrtpro
gramm an. Zunächst bereitete die US-Navy den Start einer dreistufigen VAN
GUARD-Rakete  vor.  Doch  schon  am  3.  November  1957  wurde  in  Moskau  der
erfolgreiche Start eines zweiten SPUTNIK-Satelliten bekanntgegeben. Weniger
der  Start  einer  zweiten  Raumkapsel,  als  vielmehr  seine  Größe  (508,3  kg)  -
was  auf  eine  ungeheuer  schubstarke  Trägerrakete  schließen  ließ  -  und  die  Tat
sache, daß ein lebendes Wesen - die Hündin Laika - an Bord war, setzte die
Welt  in  Erstaunen.  Da  der  Versuch,  die  Hündin  Laika  sicher  zur  Erde  zurück
zubringen, mißlang, wurde sie durch Sauerstoffentzug eingeschläfert und ver
glühte  mit  der  Kapsel  am  14.  April
1958 gegen 3 Uhr MEZ nach 2368
U m l ä u f e n  ü b e r  S ü d a m e r i k a .

In  Amerika  - 
im  Raketenabschuß
zentrum  Cap  Canaveral  auf  einer
Insel  vor  der  Küste  Floridas  -
mißlang  der  Versuch  der  US-Ma
rine,  einen  VANGUARD-Satelliten
zu  starten.  Da  in  den  USA  fast  das
gesamte  Raumfahrtprogramm  unter
den  Augen  der  Weltöffentlichkeit
abläuft,  war  die  Niedergeschlagen
heit  \mddie  Enttäuschimg  besonders
in  den  USA  sehr  groß.  Nun  erhielt
das  Heer  den  Auftrag  imter  Wern-
her  von  Braun,  mit  der  vierstufi-
figen  JUPITER-C-Rakete  einen
Satelliten  -  vom  Typ  EXPLORER
mit  einem  Gewicht  von  13,  5  kg
(SPUTNIK 2 :508, 3 kg!) - in eine Umlaufbahn um die Erde zu bringen. Dieser
Versuch gelang endlich am 1. Februar 1958. Nunmehr hatten die beiden russi
schen  Erdtrabanten  einen  amerikanischen  Begleiter  bekommen.  Zwar  war  der
Vorsprung der UdSSR immer noch sehr groß, aber mit dem Erfolg des EX
PLORER  1  war  auf  amerikanischer  Seite  wenigstens  ein Anfang  gemacht,  und
man bemühte sich ständig, den Rückstand aufzuholen.

Der  amerikanische  Astronaut  M.  Scott
Carpenter  vor  seinem  Raumschiff,  der
Mercury-Kapsel  "Aurora  7".

Alle  bisher  erwähnten  Satelliten  gehörten  einer  ersten  Generation  von  Raum
flugkörpern an. Sie waren Geschosse, deren Bahnen zwischen 200 bis 2000
km  von  der  Erde  entfernt  waren,  und  alle  verglühten  später  einmal  in  der  dich
teren  Erdatmosphäre.  Die  nächste  Generation  von  Satelliten  sollte  aus  Flug
körpern  bestehen,  die

1.) auf ihrer Umlaufbahn stabilisiert werden konnten und nicht wild durch

den  Raum  rotierten  und  die

2.) Schutzvorrichtungen gegen die Reibungshitze beim Eintauchen in die
Erdatmosphäre hatten, also unversehrt aus dem Raum zurückkehren
k o n n t e n .

3 7

�Die zwei nächsten großen Erfolge der Russen vom 12. September 1959 und
vom 4. Oktober 1959 waren geradezu Paradebeispiele für die zuvor erwähnte
Stabilisienmg. Lunik 2 verließ auf Funkbefehl die Erdumlaufbahn, steuerte
den Mond an und schliß auf seiner Oberfläche auf; Limik 3 schlug eine Um
laufbahn  um  den  Mond  ein  md  übermittelte  erstmals  Bilder  der  Mondrücksei
te zur Erde. Damit war der Mond zum ersten Mal von einem irdischen Flug
körper erreicht worden. Das erste große Ziel der Kraftanstrengungen zweier
Weltmächte  war  gesetzt.  Der  Startschuß  zur  Jagd  ZUM  MOND  UND  ZURÜCK
war gefallen, und der Spitzenstart der Sowjehmion verlangte - und verlangt
noch  heute  -  den  Amerikanern  alles  ab.

Als dann am 12. April 1961 der russische Major J. P. Gagarin in seiner run
den Kapsel WOSTOK 1 einmal die Erde umkreiste und sicher und gesund wie
der landete, hatte der Mensch den ersten Schritt auf dem Weg zum Mond ge
tan. Diese bewundernswerte und mutige Tat des Russen brachte der Sowjet
union einen weiteren spektakulären Erfolg und damit den Ausbau des eigenen
Vorsprungs ein. Die Antwort Amerikas war der Aufbau einer riesigen Raum
fahrtindustrie, hervorgerufen durch ein wahres Mammutprogramm an Raum
fahrtvorhaben, bewilligt durch den Kongreß der Vereinigten Staaten auf Grund
der Rede und des Antrages des damaligen Präsidenten J. F. Kennedy. Kenne
dy sagte u.a. in seiner Sonderbotschaft über dringende nationale Aufgaben
v o m  2 5 . 5 . 6 1 :
"Wenn wir den Kampf gewinnen wollen, der sich jetzt auf der ganzen Erde
zwischen Freiheit und Tyrannei abspielt, dann müßten die dramatischen Er
folge im Weltraum, die in den letzten Wochen erzielt worden sind, ganz so
wie schon der Sputnik im Jahre 1957, uns allen zum Bewußtsein gebracht ha
ben, welchen Eindruck diese Leistungen auf das Denken der Menschen in al
len Ländern ausgeübt haben, all jener Menschen, die gegenwärtig versuchen,
einen Entschluß zu fassen, welchen Weg sie wählen sollen ....
Auch  wenn  wir  uns  darüber  klar  sein  müs
sen, daß den Sowjets mit ihren großen Ra
ketentriebwerken ein Spitzenstart geglückt
ist,  der  ihnen  einen  Vorsprung  von  vielen
Monaten gibt, und wenn wir auch wissen,
wie  wahrscheinlich  es  ist,  daß  sie  diese
Führung noch auf einige Zeit zu noch ein
drucksvolleren Erfolgen ausnutzen werden,
müssen wir trotzdem unbedingt neue, ei
gene  Anstrengungen  machen  .  .  .
Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, wo wir
zu größeren Schritten ausholen müssen,
jetzt  muss  Amerika  mit  einem  grossen
neuen Unternehmen beginnen - jetzt muß
unser  Volk  bei  der  Eroberung  des  Welt
raumes  führend  vorangehen,  jenem  Unter
nehmen,  das  auf  mancherlei  Weise  den
Schlüssel  zu  unserer  Zukunft  auf  Erden
in  sich  bergen  mag 

..."

Atrappe  des  UdSSR-Raumschiffes
Wostok  1,  mit  dem  Juri  Gagarin
einmal  die  Erde  umkreiste.

3 8

�Der Kongreß bewill^e die unvorstellbar hohe Summe von 531 Millionen Dol
lar für das Jahr 1962 und von 7 - 9 Milliarden Dollar für die nächsten 5 Jahre.
Mit diesen Mitteln ging man sofort daran, Mondflugkörper vom Typ RANGER,
SURVEYOR und LUNAR-ORBITER und neue gewaltige Trägerraketen der Ty
pen TITAN-3-C und SATURN za realisieren. Eine Zulieferindustrie von unge
heuren Ausmaßen wurde in kurzer Zeit aus dem Boden gestampft. Cap Cana
veral, das Abschußzentrum, wurde weiter ausgebaut; der Aufbau eines neuen
Abschußzentrums, des sogenannten Mond-Bahnhofs, zum Abschuß der riesi
gen SATURN-Rakete wurde in Angriff genommen. Das Ziel all dieser Anstren
gungen soUte der bemannte Mondflug innerhalb dieses Jahrzehnts sein. Dazu
war zu diesem Zeitpunkt das Programm "MERCURY" - der Abschuß einer
Reihe einsitziger Raumkapseln in eine Erdumlaufbahn - angelaufen. Es sollte
das Projekt "GEMINI" - zweisitzige Kapseln - und schließlich das Projekt
"APOLLO" - dreisitzige Kapseln - als Endphase durchgeführt werden.
Parallel dazu Uefen die Programme "RANGER", "SURVEYER" und "LUNAR-
ORBITER"  zur  Monderforschui^.  In  Maryland,  Pasadena  und  Housten  entstan
den  Bodenleitstellen  mit  riesigen  Computer  anlagen,  hi  allen  Landesteilen  wur
den Prüfstände, Laboratorien, Fabriken und Trainingszentren angelegt.
Aber auch andere Forschungsaufgaben kamen nicht zu kurz. Unter anderem
wurden folgende Programme durchgeführt:

1.)  "PIONEER"  ziir  Sonnenerforschung,
2.)  "MARINER"  zur  Marsforschung,
3.) "NIMBUS", "TIROS", "TRANSIT" zur Wetterforschvmg,
4.) "ECHO", "TELSTAR", "EARLY BIRD" zur Nachrichtenübermittlung,
5.)  "PEGASUS"  zur  Meteoritenforschung.

Jedoch  steht  der  bemannte  Mondflug  weiterhin  im  Mit
telpunkt der Bemühungen der UdSSR und der USA. 1961
war  der  russische  Vorsprung  noch  sehr  groß,  und  die
Welt verfolgte mit ^annung den weiteren Verlauf des
Wettrennens.  So  werden  im  Mittelpunkt  des  nächsten
Berichtes  die  Projekte  "MERCURY",  "RANGER"  bzw.
die Flüge der russischen "WOSTOK"- und "LUNK"-
Kapseln  stehen.

A .  L e c h t e n b ö h m e r

�In  don  Betrieben  der  Dalmler-Benz-Organl-
satlon  werden  gegenwartig  metir  ols  5000
Lehrlinge  zu  begehrten  FaAkröften  ausge
bildet.  Die  Lehrlinge  bei  Mercedes-Benz
wissen,  daß  eine  gute  Berufsausbildung
Wir  stellen  zum  1.  4.  1967  und  zum  1.  8.  1967
männliche  und  weibliche

e i n e  g e s i c h e r t e  Z u k u n f t  b e d e u t e t .

K A U F M Ä N N I S C H E

L E H R L I N G E

möglichst  mit  Mittlerer  Reife  oder  Handels
s c h u l b i l d u n g  z u  d i e s e n  Te r m i n e n  e i n .
Wir  bitten  um  schriftliche  Bewerbungen  mit
Lichtbild,  handgeschriebenem  Lebenslauf
und  Abschrift  des  letzten  Schulzeugnisses
BERESA-AUTOMOBIL-GESEUSCHAFT

oder  persönliche  Vorstellung  bei

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Albersloher  Weg  43

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I M i E R C E D E S S - D E M Z

�Abiturientia

Klasse  Pisa:  Klassenleiter  Oberstudienrat  Hungerberg
Franz  Bauer,  Chemiker
Bernhard  Elpert,  Betriebswirt
Walter  Fink,  Philologe
Walter  Gertz,  Exportkaufmann
Kurt  Husemann,  Arzt
Axel  Krys,  Realschullehrer
Dieter  Lenzen,  Philologe
Klaus  Plischewsky,  Arzt
Christian  Schöner,  Dipl.  -Ing.

Hartmut  Dach,  Zahnarzt
Gerd  Fennefrohn,  Philologe
Norbert  Frie,  Journalist
Helmut  Haselhorst,  Philologe
Heinz  Kiebel,  Verkehrsingenieur
Ralph  Kuhlmann,  Apotheker
Rolf  Mohr,  Psychologe
Karl-Heinr.  Reichelt,  Betriebswirt
Uwe  Schulz,  EÄpl.  -Ingenieur

Klasse  Olsb:  Klassenleiter  Oberstudienrat  Thiel
Klaus-Dieter  Amft,  Pol.  Beamter
Peter  Couvet,  Betriebswirt
Wolfgang  Hasselkus,  Jurist
Burkard  Huber,  Biochemiker
Helmut  Klaholz,  Jurist
Fritz  Köbbing,  Dipl.  -Kaufmann
Heinz-Günther  Ludwig,  Jurist
Ulrich  Peters,  Dipl.  -Ingenieur
Hendrik  Snoek,  Betriebswirt
Joachim  Werner,  Jurist
Manfred  Wiemeler,  Offizier

Wolfgang  Bußmeyer,  Dipl.  -Ingenieur
Hermann  Haar  mann,  Bühnenbildner
Reinhard  Hiller,  Ihdustriemathematiker
Hermann  Istas,  Arzt
Michael  KLuthe,  Arzt
Ulrich  Lanver,  Dipl.  -Mathematiker
Ulrich  Pagenkemper,  Dipl,  -Ingenieur
Klaus  Quante,  Arzt
Ralph  Stetskamp,  Versicherungsmathem.
Horst  Wiechers,  Philologe
Karl-Heinz  Wulff,  Realschullehrer

Klasse  Ol  m:  Klassenleiter  Studienrat  Siebel
Horst Engels, Naturwissenschaftler Hans-Adolf Filipczyk, Volkswirt
Rainer Röpke, Naturwissenschaftler Adam-Josef Kappel, Dipl. -Ingenieur
B e r n d  K i m m a n n ,  A r z t  D i e t e r  M ä u s l i n g ,  Vo l k s w i r t
Martin  Mönnig,  Betriebswirt  Gerhard  Sowade,  Chemiker
Klaus  Spangemacher,  Arzt  Günther  Wenning,  Arzt

4 1

�F bsdiiedsuortE tUs Sprecker!
der nbduriewtia tfc

Wer  auf  unseren  Abiturkarten  das  Schlußwort  aus  "Der  gute  Mensch  von
Sezuan"  von  Bertold  Brecht  gelesen  hat,  mag  sich  vielleicht  etwas  zwei
felnd  nach  dem  Sinn  dieses  Wortes  gefragt  haben.

'Wm  STEHEN  SELBST  ENTTÄUSCHT  UND  SEHEN  BETROFFEN
D E N  V O R H A N G  Z U  U N D  A L L E  F R A G E N  O F F E N "

Da  stehen  wir  mm.  Nichts,  so  schien  ims,  könnte  unsere  Lage  besser
schildern  als  diese  Worte.  Die  Fessel,  aber  auch  die  Stütze  Schule  ist
für  ims  unwiederbringlich  verloren.  Wir  stehen  mit  einem  Zeugnis  der
Reife  in  der  Hand  ein  wenig  unsicher  und  verwirrt  vor  dem  Labyrint
ü b e r f ü l l t e r  U n i v e r s i t ä t e n 
\ m d  v o r  x m f r e i m d l i c h e n  K a s e r n e n h ö f e n .  W i r
sind  gewiß  etwas  enttäuscht  und  wahrhaft  betroffen,  denn  ohne  uns  in
Ruhe  noch  einmal  umsehen  zu  können,  stehen  wir,  nach  einem  Weg,
dessen  letzte  Etappe  uns  infolge  der  Einrichtung  des  Kurzschuljahres
allzu  schnell  verlief,  vor  dem  erhofften  Ziel.
Wir  können  nur  bedauern,  daß  man  ims  die  Zeit  für  ein  solches  Umse
hen  in  Muße  nahm.  Denn,  während  es  sonst  möglich  war,  im  zweiten
Halbjahr  der  Oberprima  das  Gelernte  abzusondern  und  zu  vertiefen,
so  blieb  uns  jetzt  nur  noch  Zeit,  in  aller  Eile  den  noch  fehlenden  Stoff
z u s a m m e n z u r a f f e n .
Nun,  nachdem  wir  den  Parcours  durchlaufen  haben,  bleiben  uns  ein
Hauch  von  Resignation,  aber  auch  -  vorherrschend  -  Freude,  die  dem
Seufzer  "geschafft"  unbedingt  folgen  mußte.  Dennoch  kann  sie  uns
nicht  über  den  geschlossenen  Vorhang  hinwegtäuschen.  Ein  Idyll,  viel
leicht  auch  ein  ernstes  Schauspiel  hat  dieser  Vorhang  verdeckt,  und
plötzlich  stehen  wir  vor  einer  neuen  Wirklichkeit  und  erkennen,  oder
sollten  es  wenigstens,  daß  im  Grunde  doch  alle  Fragen  offen  geblie
b e n  s i n d .
Fragen,  das  sind  keine  lateinischen  Vokabeln,  das  ist  nicht  die  Weg-
Zeit-Funktion  und  nicht  die  erste  Ableitung  einer  Gleichung  dritten
Grades.  Fragen,  das  ist  weit  mehr.  Die  Antwort  darauf  finden  wir
vielleicht  erst  am  Ende  unseres  Lebens.  Wer  könnte  denn  überhaupt
schon 
Und  wir  stehen  enttäuscht,  enttäuscht  vielleicht  deshalb,  weil  wir  er
kennen  müssen,  daß  neun  Jahre  höhere  Schule  allein  nur  ein  Teil  der
Schule  fürs  Leben  sein  können,  daß  wir  mit  18  oder  19  Jahren  nicht
geformte  Menschen  sind,  denen  es  zukommt,  mit  geschliffenen  Sicheln
in  die  Ernte  zu  gehen.  Was  die  Schulzeit  uns  bringen  konnte,  war  nicht
mehr  als  eine  erste,  vorsichtige  Aussaat,  vorsichtig  auch  wohl  des
h a l b .  w e i l  m a n  s e h e n  w o l l t e ,  o b  d e r  B o d e n 

jetzt  eine  Antwort  erwarten?

f r u c h t b r i n f f e n d  s e i n  k ö n n t e .

d

9

�Nun, verehrte Lehrer, glauben Sie, daß der Boden gut ist ?
Sie haben versucht, es uns mit dem Zeugnis der Reife zu bescheinigen.
Doch  verblendet  müßte  der  sein,  der  jetzt  glaubt,  sich  reif  zu  nennen
und dem Leben als fertiger Mensch gegenüberstehen zu können. Das
Ziel liegt in weiter Ferne, und die Antwort auf die Frage nach dem Sinn
des  Lebens  kann  im  Augenblick,  wir  haben  es  erfahren,  nur  unvollstän
dig  bleiben.
Man  hat  uns  eine  Reife  zugesprochen.  Vielleicht  scheint  sie,  in  Zahlen
ausgedrückt, ein wenig äußerlich zu sein, doch "1' essentiel est invisib
le pour les yevix". Das Wesentliche bleibt den Augen verborgen. Das
Wesentliche, was sich hinter den nüchternen Zahlen unserer Zeugnisse
verbirgt, das ist es, was Sie, verehrte Lehrer, uns außer Vokabeln
und Logarithmen, außer Versmaßen und chemischen Elementen gezeigt
haben:  HUMANITÄT.
raimanität, Mensch sein, sowohl gegenüber dem hoffnungsvollen Sex
taner als auch gegenüber dem manchmal recht verzweifelten Oberpri-
Vielleicht, nein sicherlich ist das mehr für uns als ein fertig verpack
tes Weltbild. Sie haben vuis den Hinweis auf die Humanität auch zur ei
genen Anwendung mitgegeben, und das wird eines der Dinge sein, an
die wir tms erinnern werden, wenn die doch zuweilen auftretenden Nöte
der  Schulzeit  und  das  vielleicht  etwas  undurchdachte  Experiment  des
Kurzschuljahres  vergessen  sind.
Es ist doch ein wesentliches Vermögen des Menschen, allein das Schö
ne auf die Dauer im Gedächtnis zu bewahren und die Schatten Licht wer
den zu lassen. Für \ms gilt in diesem AugenbUck das Wort von Max
Frisch, womit er die Jugend darsteUt. Er sagt: "Das ist die Jugend:
Wenn man sich nicht erinnert, daß man ein Schöneres schon einmal
erlebt hat, nicht einmal ein Gleiches."
So gut es denn. Dank zu sagen, zunächst den Eltern für ihre Sorge, ihr
Verständnis, ihre Geduld und die Nachsicht, ohne die uns vieles ver
schlossen gebUeben wäre. Liebe Eltern, wir bitten Sie, heUen Sie uns,
weiterhin  zu  wachsen!
Verehrte Lehrer! Lassen Sie uns besonders Urnen danken für den Geist,
den  wir  mit  Urnen  in  mancher  Ihrer  Stunden  erleben  durften.
Unser r>ank gilt vor aUen Dingen Ihnen, sehr verehrter Herr Direktor
Graf von Westphalen und den drei Klassenlehrern der Oberprimen,
Herrn OstR Hui^erberg, dem Klassenleiter der Olsa, Herrn OstR
Thiel, dem Klassenleiter der Olsb und Herrn StR Siebel, dem Klassen
l e i t e r  d e r  O l m .
Vielleicht sind diese Worte von Saint-Exupery am ehesten geeignet,
Ihnen  ein  Kompliment  zu  machen:

"Partir, c' est mourir un peu."
Scheiden, das bedeutet ein wenig sterben, besonders auch für uns.
D i e t e r  L e n z e n

4 3

�lirektor Craf vonklestplialBKi : leAe auf der
ibscWußfeier der nbiturieMtia fct

Die  derzeit  gültige  Reifeprüfvingsordnimg  legt  dem  Schulleiter  in  einem  ihrer
letzten gewichtigen Paragraphen die Pflicht auf, denjenigen Oberprimanern,
die sich mit Erfolg der Reifeprüfung unterzogen haben, die Reifezeugnisse in
einer  besonderen  Feier  auszuhändigen.  Zu  diesem  staatlichen  Akt  sind  wir
heute zusammengekommen, und es ist zweifellos dies die schönste Pflicht,
die einem Schulleiter aufgetragen sein kann: Was könnte angenehmer und wohl
tuender sein, und zwar für beide Seiten!, als den Erfolg der jahrelangen ge
meinsamen Bemühungen mit Brief und Siegel zu bestätigen ? Darüber hinaus
ist es emfach eine Freude, einer großen Gruppe junger Menschen den Weg in
eme weite, eigene Welt freizugeben, sie dorthin ziehen zu lassen, wohin es
sie drängt. Die meisten von Ihnen haben, vom Kurzschuljahr begünstigt, ei
nen abgekürzten Aufenthalt in der höheren Schule hinter sich, denn Sie sind
ja erst zu Ostern 1958 in die Sexta eingetreten, einige allerdings auch schon
etwas früher, aber gleichgültig, wie lange Sie sich n\m bei uns aufgehalten
haben: In der Rückschau wird Ihnen der Weg bis zu dieser Stunde als ein müh
samer und beschwerlicher erscheinen. Sie mußten sich durch ein Gestrüpp
von Stoffen und Problemen arbeiten, ohne im einzelnen zu wissen, wohinaus
der  Weg  gehen  sollte;  Sie  wurden  immer  wieder  zum Arbeiten  und  Lernen  an
gehalten, obwohl doch Sinn und Zweck dieses anstrengenden Tuns nicht ohne
weiteres einsichtig waren. "Jungens, denkt nach!" - hieß es in jeder Stunde,
und damit wurde von Ihnen verlangt, daß Sie all das nachvollziehen sollten,
was andere, frühere, Ihnen vorgedacht und vorgetan hatten, daß Sie die Wege
nachgehen mußten, die erleuchtete Geister vergangener Jahrhimderte voran
gegangen waren. Ette höhere Schule hat Ihnen das dichte Wurzelgeflecht des
abendländischen  Wissens  aufgeladen;  jene  schier  unendliche  Fülle  der  sich
bedingenden Urteile und Schlüsse, der Entwürfe xmd Taten, der Erfindimgen
und Entdeckxingen. Und das geschah - wie Ihnen unterdes klar geworden sein
wird  -  nicht,  um  Sie  zu  quälen,  sondern  weil  Sie  ohne  diesen  Beistand  an  Ein
sichten dieser unserer Welt hilflos ausgeliefert wären und keine Möglichkeit
zur  Selbstverwirklichimg  hätten.
Wir müssen aber das, was Sie in den vergangenen Jahren vielfach als etwas
Lästiges oder Bedrohliches empfunden haben mögen, ins Positiv-Erfreuli
che wenden und sagen: Sie - und wir alle - haben das Glück, einen imermeß-
lichen Schatz des Geistes übernehmen zu können. Jahrtausende haben für ims
gedacht, \md wir werden von den Generationen längst Verstorbener immer
noch  unaufhörlich  beschenkt.  So  übemehmftn  wir  auf  Hip  «pihci-vprcfjinHHpViGi-Q

�I _ I G I N I L J I V |
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5ranffurter|illgemdne
Die beste Schule in der es heißt:

ZEITUNG  FÜR  DEUTSCHLAND

"Die beste Schule, die es gibt, eine hohe Schule für die Erwachsenen,
für  Männer  und  Frauen,  ob  Politiker,  Wirtschaftler,  Architekten,
Ingenieure, Ärzte, Studenten und Wissenschaftler aller Art, ob er
fahrene oder junge Menschen, das ist eine gute Tageszeitung. Sie
unterrichtet,  unterhält  und  fesselt  den  aufmerksamen  Leser  jeden
Tag aufs neue. Wer sie täglich liest, eignet sich Kenntnisse an, die
ihm  in  seinem  Beruf  Vorteile  vor  den  anderen  verschaffen  \md  seine
allgemeine Bildimg verbreitern undvertiefen. DieGlossen undKom-
mentare erleichtern ihm die eigene Meinungsbildung und machen ihn
in  der  Diskussion  sicher.  "

Hauptagentur,  Vertrieb  und  Anzeigenannahme  in  Münster:
P A U L  K L E S E ,  B ü l t  1 - 3 ,  T e l . :  5 6 0 8 5

Lieferung  frei  Haus:  7,  60  DM

�und  leichteste  Weise,  was  den  hellsten  Geistern  der  Vergangenheit  nicht  nur
die größte geistige Bemühung abnötigte, sondern oft auch ein lebensbedrohen
des  Risiko  darstellte.  Das  klii^  so  simpel,  aber  man  muß  es  doch  einmal
aussprechen,  daß  unsere  Quartanerweisheiten  vor  500  oder  1000  Jahren  noch
dem,  der  sie  aussprach,  Leib  und  Leben  kosten  konnten.  Wir  zehren  von  den
Überliefenmgen der Vergangenheit imd stehen in der Schuld der Traditionen,
in  deren  Häusern  wir  ims,  ohne  viel  Danke  zu  sagen,  wohnlich  eingerichtet
haben. Allerdings - ganz umsonst erhalten wir die wohlfeilen Geschenke nicht,
denn indem wir an den Gaben und Überlieferungen teilhaben, zahlen wir mit
emem Stück imserer Freiheit. Wie stark Traditionen, etwa familiärer Art,
binden und beschränken können, hat wahrscheinlich jeder von Ihnen schon ge
spürt,  imd  ich  brauche  das  nicht  zu  erörtern,  aber  an  eine  ganz  konkrete  Ver
pflichtung, die Ihnen wie uns allen aus dem Eingefügtsein in die Überlieferung
erwächst,  muß  ich  Sie  erinnern,  da  sie  heute  nicht  so  selbstverständlich  zu
sein  scheint.  Die  antike  Dichtung  hat  häufig  in  einprägsamen  Bildern  Gnmd-
situationen  menschlicher  Existenz  erfaßt  und  dargestellt,  und  ich  möchte  sie
zur Hilfe nehmen bei dem, was ich sagen will. Der römische Dichter Vergil
erzählt uns nach dem Vorgang griechischer Sagen in seiner Äneis, wie bei
der  endlichen  Eroberung  Trojas  durch  die  Griechen  sein  Held  Äneas  aus  der
schon brennenden und dem Untergang geweihten Stadt entfloh: Seinen gelähm
ten Vater Anchises lud er sich auf seine Schultern, dazu die Götterbilder sei
ner  Heimatstadt,  den  Sohn  Askanius  führte  er  an  der  Hand  und  bahnte  sich
und ihnen durch die rauchenden Trümmer einen Weg, der sie schließlich nach
Italien, der neuen Heimat,führte. Äneas ist zum Ahnherrn einer neuen Welt,
nämlich Roms, geworden, indem er sich zugleich mit der Vergangenheit be-
lud und die Zukunft heraufführte, obwohl es sicher bequemer gewesen wäre,
das  Alte  -  die  Götterbilder  und  den  gelähmten  Vater  -  zurückzulassen.  Jeder
von Ihnen, meine lieben Abiturienten, ist in diesem Augenblick ein Äneas, der
auszieht, um sich seine neue Welt zu bauen, und es möchte Ihnen gut schei
nen,  daß  man  die  eigene  Vergangenheit  mit  all  ihren  Wirrnissen  xaid  Dunkel
heiten imtergehen und in Vergessenheit geraten lasse, um die Hände frei zu
haben für einen neuen Anfang. Am Beispiel des Äneas läßt sich zeigen, wie
falsch und verlogen, wie feige und undankbar eine solche Haltung wäre: Wir
alle stehen in einem vinauflöslichen Zusammenhang der Überlieferung, der
wir  alles  verdanken,  und  der  wir  darum  verpflichtet  sind.  Niemand  -  kein
Volk und kein Einzelner - kann sich aus seiner Geschichte schleichen, um
anonym,  namenlos  xmd  unerkannt,  bindungs-  und  pflichtenlos  zu  werden;  wir
haben vielmehr imsere Vergangenheit mit allen Begleiterscheinungen aufzu
nehmen und zu tragen, nicht ^lenlos und unkritisch, sondern nüchtern und
kühl xmd in der Absicht, das Überlieferte notfalls als Mahnung imd Warmmg
zu  verstehen  imd  gewandelt  weiterzugeben.

Zu einer solchen Haltung scheint mir auch der Abiturspruch zu passen, den
Sie  in  Ihre  Karten  haben  drucken  lassen:  "Wir  stehen  selbst  enttäuscht  und
seifn  betroffen  den  Vorhang  zu  imd  alle  Fragen  offen!"  -  Es  fällt  in  diesem
Augenblick der Vorhang über einen wichtigen Abschnitt Ihres Lebens, die
Schule; nun sollten Sie ent-täuscht, d. h. frei von Täuschungen und Selbsttäu
schungen geworden sein und sich allen Fragen und Fragwürdigkeiten öffnen.
Daß Sie diese Offenheit und Betroffenheit nie verlieren mögen, und daß Sie
mit Geduld und Glück Ihren Weg verfolgen, wünsche ich Ihnen von Herzen.

4 . S

�PATTEX,  wasserfreier  Kontaktkleber

PÖNAL,  weißer  Holzleim

g i b t ' s  U b e r a l l
i m  H a n d e l

�Oedanken zum, VIett der
TFHUmON

Auch  in  diesem  Jahr  wurden  die  Reifezeugnisse  im  Rahmen  einer  Feierstunde
überreicht.  In  seiner  Festansprache  gab  der  Direktor  den  Abiturienten  ein  be
merkenswertes  Bild  mit  auf  den  Weg.  Es  handelt  sich  um  einen  Teil  aus  dem
Beginn der Äneis: Seinen lahmen Vater Anchises auf den Schultern, seinen
Sohn Askanius an der Hand, beladen mit den Götterbildern seiner Väter, ent
rann Äneas den wütenden Flammen Trojas. Was uns sofort tief beeindruckt,
ist die große liebe Äneas' zu seinem Vater. Ich möchte aber hier genauer auf
einen  zweiten  Gehalt  dieses  Bildes  eingehen.  Was  Äneas  nämlich  mit  sich
trägt,  womit  er  sich  belastet,  ist  auch  Tradition.  Daher  sollten  wir  uns  ein
mal  die  Frage  stellen,  welchen  Wert  Traditionen  für  uns  heute  haben.

Was mir bis zur genaueren Beschäftigung mit dieser Frage noch nie richtig
zum  Bewußtsein  gekommen  war,  ist,  daß  Tradition  vom  Wort  her  eigentlich
Gabe  bedeutet.  Als  solche  können  wir  sie  annehmen  oder  zurückweisen.
Sollen wir also, so muß unsere Frage lauten, die Tradition annehmen imd uns
eventuell  mit  ihr  belasten,  oder  sollen  wir  sie  zurückweisen  imd  dann  unbela
stet, aber auch unbegabt durchs Leben gehen ?
Äneas jedenfalls lädt die Bürde auf sich, und sein Erfolg scheint ihm recht zu
geben,  denn  er  wird  ja  nach  glücklich  durchstandenen  Irrfahrten  der  Begrün
der  des  römischen  Imperiums.

Um  wissen  zu  können,  wie  wir  vins  heute  der  Tradition  gegenüber  verhalten
sollen,  müssen  wir  uns  zimächst  fragen,  wo  sie  uns  begegnet.  Als  erstes  wä
re hier die Geschichte zu nennen. Man kann stolz darauf sein, ein Deutscher
zu  sein,  oder  man  kann  sich  darüber  ärgern,  ändern  kann  man  an  seiner Ab
stammimg  nichts.  Natürlich  gibt  es  Menschen,  die  versuchen,  sich  vor  der
Geschichte zu verschließen, aber gerade in den letzten Jahren ist ein Steigen
des  Nationalbewußtseins  in  den  meisten  Ländern  wieder  festzustellen.  In  die
sem  Bereich  behauptet  sie  also  ihre  Macht,  und  sie  wird  diese  auch  kaum  je
mals  verlieren  wegen  der  unabänderlichen  Gebundenheit  eines  jeden  daran.

Wie  aber  sieht  es  im  täglichen  Leben  aus  ?  Da  ist  uns  die  Entscheidungsfrei
heit  ja  gegeben,  und  daher  treten  hier  auch  zwei  Einstellungen  auf.

Jeder  wird  Parallelfälle  zu  dem  folgenden  kennen:  Ein  Jimge,  15  Jahre,  geht
zum  zweiten  Mal  in  die  Untertertia,  und  kurz  vor  der  Versetzung  sieht  es
wieder  bitter  aus.  Schon  längst  hat  er  jegliche  Lust  verloren,  schon  längst

4 8

�hat  sich  Trotz  in  ihm  gesammelt  gegen  seinen  Vater,  gegen  seine  Lehrer  und
gegen seine Mitschüler, die besser stehen als er. Wie ein Alptraum belastet
ihn der 49mal gehörte Satz "... Schon dein Urgroßvater war ein bekannter
Arzt, dein Großvater hat das städtische Krankenhaus geleitet, und ich habe
ihm, als ich seine Nachfo^e angetreten habe, in die Hand versprochen, daß
ich  auch  aus  dir  einen  Arzt  machen  werde.einen  Arzt  machen  wer
de", hatte er gehört, und sofort hatte sich eine innere Ablehnung in ihm ge
b i l d e t .

Tradition  irann  also  zur  Zwangsjacke  werden,  gegen  die  sich  besonders  der
junge Mensch immer wieder wehrt. Ich erinnere hier nur an die Jugendbewe
gungen zu Anfang unseres Jahrhimderts. Was anderes, als sich von dem ver
staubt  erscheinenden  Leben  der  Eltern  losmachen,  wollte  man  damals,  was
anderes  wollen  heute  die  Beat-Gruppen  und  im  Extremen  auch  die  Gammler!

Zu  kränkeln  scheint  die  Gesellschaft  auch  da,  wo  man  einer  bestimmten  Stu
dentenbewegung angehören muß, wenn man eine Wohnung in einem Studenten
heim haben will, wo man Ortsuransässiger sein muß, um eine Konzession
für irgendein Gewerbe zu bekommen. Kurz, man kann leicht Gründe finden,
die  dem  Bild  aus  der  Äneis  widersprechen  und  eine  Loslösung  von  allen  Tra
ditionen  verlangen.

Doch  irann  man  wirklich  ohne  Tradition  auskommen  ?  Wenn  Tradition  wirklich
nur  leere  Schale  wäre,  hätte  es  sicher  keinen  Wert,  wenn  wir  uns  mit  ihr
belasten.  Aber  sind  wir  nicht  -  besonders  wir  junge  Leute  -  geneigt,  allzu-
schneU handeln zu wollen, das heißt, mit der Schale den Kern von uns zu
werfen?  Dabei  ist  der  Kern  der  Tradition  einer  der  größten  Werte,  die  uns
das  Leben  bietet.  lÄiterscheidet  uns  nämlich  nicht  gerade  die  Tatsache  vom
Tier, daß wir über Generationen Weitergeben, was große Männer und
Frauen  lanae  vor  uns  gefunden  \md  gedacht  haben?  Ja,  wir  haben  ge-

a a

�Absolutes  Maß  ...

�... sind weder Fllegeruhr noch Metermaß: Piloten messen und rechnen nach Fuß und
Mellen,  nach  Alpha-  und  Zulu-Zelt.
Vieles  Ist  heute  relativ,  doch  eines  bleibt  absolut:  die  Verantwortung  für  sich
selbst,  für  die  Kameraden  und  für  das  anvertraute  Material.
Das verlangt von den Fliegeroffizieren ständige Kontrolle der eigenen Leistungs
fähigkeit und genaue Kenntnis der modernen Flugzeug- und Waffentechnik;
das verlangt aber auch Mut zu einem gefährlichen Beruf und zugleich Besonnenheit
zur  Abwendung  von  Gefahren.
Ob  Pilot  bei  der  Luftwaffe,  den  Heeres-  oder  Marinefliegern:  Verantwortungsfreude,
Können und Mut, sie sind das absolute Maß.
Sie können sich verpflichten — als Berufsoffizier auf Lebenszelt — als Zeitoffizier
auf mindestens drei (Luftwaffe und Marine vier) und höchstens 15 Jahre.
Einstellungsbedingungen: Abitur oder entsprechender Bildungsstand. Höchstalter
25 Jahre. Einstellungen an jedem Quartalsbeginn. Informationen über die
Bundeswehr und Ihre vielfältigen Laufbahnen erhalten Sie durch Einsendung
dieses Coupons, durch den Wehrdienstberater Im Kreiswehrersatzamt und durch
jeden  Truppenteil.
Bewerbung: Spätestens 3 Monate vor dem gewünschten Elnstellungstermln beim
Personalstammamt  der  Bundeswehr,  5000  Köln,  Neumarkt  49,  oder  bei
Jedem Truppenteil.

U N S E R E

OB 84 P

Bitte  Informieren  Sie  mich  über  die  Laufbahn  der  Offiziere  □  Unteroffiziere  □
in  Heer  □  Luftwaffe  □  Marine  □  Sanitätsdienst  □  Wehrtechnik  (Beamtenlaufbahn)  □
Bundeswehr allgemein □ (Gewünschtes bitte ankreuzen) 84/48/ 5 7 4 0
N a m e : 
O r t : 
K r e i s : 
Schulbildung:  Abitur  □  Oberstufe  □  mittl.  Reife  □  Fachschule  □  Volksschule  □
Bitte  in  Blockschrift  ausfüllen,  auf  Postkarte  kleben  und  senden  an:  Bundeswehramt,  53  Bonn,
Postfach  7120

G e b u r t s d a t u m :

S t r a ß e :
B e r u f :

V o r n a m e : 

( 

) 

�genüber  unseren  Vorfahren  einen  großen  Vorteil,  denn  wir  können  wei
terbauen an einem Werk, für das sie uns schon den Grundstein gelegt
haben. Alles  Wissen,  das  wir  von  ihnen  übernehmen  können,  ist  auch
Tradition,  und  ich  glaube,  hier  zeigt  sich  schon,  daß  es  unvernünftig
imd  kurzsichtig  wäre,  sie  grundsätzlich  abzulehnen.
Ich möchte sogar behaupten, daß es in einem normalen Leben unmög
lich  ist,  sich  vor  jeglicher  Tradition  abzuschirmen.  Nehmen  wir  wie
der den Fall des oben erwähnten Jungen. Nehmen wir dazu an, er hät
te  die  uns  allen  bekannten  Vater-Sohn-Spannungen  überwimden,  hätte
die  Arzttradition  der  Familie  beendet  und  wäre  nun,  sagen  wir,  ange
sehener  Rechtsanwalt  geworden.  Eines  Tages  wird  er  heiraten.  Was
tut  er  aber,  wenn  er  sich  seine  Wohnung  einrichtet,  eine  Familie  grür
det  ?  Er  gründet  selbst  eine  Tradition.

Ich  glaube,  diese  beiden  Beispiele  genügen  schon,  um  klarzumachen,
daß  es  ohne  Tradition  nicht  geht,  nein,  daß  uns  die  Tradition  große
Vorteile  bietet.  Aber  wir  wollen  auch  die  einengende  Wirkung  nicht
v e r g e s s e n .

Die  Verknüpfung  der  beiden  Gedanken  bringt  uns  unweigerlich  einem
Mittelweg  nahe.  Wie  der  aussehen  kann,  stellt  uns  das  tägliche  Leben
so  deutlich  vor  Augen,  daß  wir  ihn  gar  nicht  mehr  als  solchen  sehen.
Ich  meine  die  normale  Laufbahn  eines  Schülers.  Bis  er  fertig  ist,
sein  eigenes  Urteil  zu  bilden  -  denn  das  sollte  die  im  Abitur  zuge
sprochene  Reife  ausmachen  -  bleibt  er  im  Haus  der  Eltern,  wo  er
sich  mit  der  Tradition  auseinandersetzt.  Doch  dann,  innerlich  ge
festigt,  verläßt  er  das  Vaterhaus  und  geht  hinaus,  um  sich  weiterzu
bilden.  Ebenso  zog  der  Handwerksgeselle  von  Haus.  Das  ist  zweifel
los  ein  Sich-Entfernen  von  der  Tradition.  Doch  warum  zogen  und  zie
hen  sie  hinaus?  Um  zurückzukehren  xmd  sich  mit  dem  Gelernten  nie
derzulassen,  um  an  Ort  und  Stelle,  wie  schon  erwähnt,  eine  eigene
Tradition  zu  gründen.  Wenn  ich  den  Lihalt  dieser  beiden  Tatsachen
für  meine  Frage  nach  dem  Sinn  der  Tradition  auswerten  will,  so  muß
meine  Antwort  lauten:  Es  ist  typisch  und  nötig  für  den  jimgen  Men
schen,  daß  er  sich  mit  der  Tradition  auseinandersetzt.  Dazu  muß
er  aber  Abstand  zu  ihr  gewinnen  und  Erfahrungen  sammeln.  Denn
nur  dann  kann  er  die  Schale  wegwerfen  und  zu  dem  wertvollen  Kern
vordringen  und  ihn  dvirch  seinen  eigenen  Beitrag  bereichern.
Wenn wir mm noch einmal auf das Bild aus der Äneis sehen, so er
kennen wir, daß eigentlich dies auch das Verhalten des Äneas' aus
drückt,  daß  Tradition  zwar  oft  eine  Belastung  imd  Einschränkung
der  persönlichen  Bewegungsfreiheit  ausmacht,  daß  es  aber  sicher-
l ' i r . V k 

V « ' 7 1 l V \ T * A / « V l O ' n

r v . i 

4 / « V i 

O 

�ES
GEHÖRT
ZUM GUTEN
TON

*

natürlich  von  der  SPARKASSE

die
tanzschule

44  Monster  i.  W.  -  Roggenmarkt  10  '  J
Eingang: NeubrOckenstr. 72 DCrrlQQ

-  T A N Z K U R S E

S C H Ü L E R 
für geschlossene Schulklassen - Anfänger und Fortgeschrittene -
mit modernstem Unterrichtsprogramm in allen Tanzen -
neueste  Modetänze.
Einstudierung von Tanzvorführungen für SchuUeste -
Sonntag nachmittags Tanztee nur für Kursusteilnehmer ^d
ehemalige Tanzschüler - Teilnahme am Tanztee schon wahrend
d e s  A n f ä n g e r k u r s u s 
Die Mitgliedschaft unserer Tanzschule im Mlgem Deutschen
Tanzlehrer-Verband (ADTV)und des Turnier-T^z-Clubs Blau-
Silber" der TS. Bernäd im Dtsch. Amateur-Turnieramt (DAT)
verbürgt umfassenden Unterricht nach modernsten Richtlmien.

i
Tanztee  während  der  Kursusdauer  kostenlos  !

4 . 

, 

- 

^ 

, 

�In  den  Jahren  1965  und  1966  wurde  Klaus  Filipczyk  aus  der  OUrn  Westfälischer
Jugendmeister  im  Kunstradfahren.  Klaus  ist  15  Jahre  alt  und  begann  sich  im
Jahre  1963  für  diesen  Sport  zu  interessieren.  hi  diesem  Jahr  nahm  er  zum
erstenmal  an  einer  Bezirksmeisterschaft  teil.  Seine  fleißige  Trainingsarbeit
brachte  ihm  mm  die  ersten  Erfolge.  Mit  seinem  Kameraden  Bernhard  Schlü
ter  errang  er  1966  außerdem  noch  den  westfälischen  Titel  im  Zweier-Kunst
radfahren.  Für  diese  vorbildlichen  Leistungen  wurden  beide  während  des
"Abends  der  Sportkameradschaft"  im  Oktober  1966  besonders  geehrt.

Auch  Franz  Ochmann  aus  der  Ullma  kam  1966  zu  Meisterehren.  Er  wurde
K r e i s r a n g l i s t e n m e i s t e r  d e s  K r e i s e s  M ü n s t e r 
i s t  a b e r
schon  zu  alt,  um  weiter  in  der  Schülergruppe  seines  Vereins  Blau-Schwarz
Münster  spielen  zu  können.  Er  mußte  in  die  Jugendmannschaft  aufrücken.  Wir
wollen  hoffen,  daß  er  auch  in  der  neuen  Klasse  erfolgreich  sein  wird  und  wün
s c h e n 

i m  Ti s c h t e n n i s .  F r a n z 

i h m  v i e l  G l ü c k .

Im  Kurzschuljahr  1966  wurden  an  imserer  Schule  wieder  die  Bundesjugend-
spiele  durchgeführt,  an  denen  außer  der  VIc,  Vc,  Vd  und  den  Primen  jede
Klasse  teilnahm.  Unsere  Tabellen  zeigen  den  Leistungsstand  der  einzelnen
Klassen  einmal  in  der  Unterstufe,  dann  in  der  um  die  OII  erweiterten  Mittel
s t u f e .

Die  Leistungszahlen  ermittelten  wir  auf  folgende  Weise:  jede  Siegerurkimde
ergab  1,  jede  Ehrenurkimde  2  Pluspunkte.  Mit  der  Summe  aller  Pluspunkte,
die  in  einer  Klasse  erreicht  wurden,  dividierten  wir  deren  Schülerzahl  und
erhielten  so  die  Leistungszahl,  welche  einen  Vergleich  mit  den  anderen  Klas-
s p n 

l a r l a n h f

�^ / m r s T ü P T S / m s / m r

I n 

d e r 

U n t e r s t u f e :

0,61  Punkte
0 , 5 9  "
0 , 5 4  "
0 , 5 1  "
0 , 4 4  "
0,363  "
0,357  "
0 , 2 8 
"

I n  d e r  M i t t e l s t u f e  m i t  d e n  K l a s s e n  d e r  O i l :

O l l l m a
u m b
o n s b
u n m
u n s b
G i l s a
U l l s a
O l l l m b
u n i c
u i n a
O l l l s a
O i n s b
u n i d
o n m

0,73  Punkte
0 , 7 1  "
0 , 6 4  "
0 , 5 5  "
0 , 5 3  "
0 , 5 2  "
0 , 5 0  "
0 , 4 4  "
0 , 3 9  "
0,380  "
0,379  "
0 , 3 4  "
0 , 3 2  "
"
0 , 2 8 

7:11 m Schlviß möchte ich noch auf die Trainingsgemeinschaften im FußbaU,
TTanHhaii und Basketball an unserer Schule hinweisen. Die Sportlehrer
Peters, Scheidt und Schwarz haben sich bereit erklärt, diese Sportgrup
pen zu leiten. Leider können nur Mittel- und Oberstufenschüler an diesen
Trainingsgemeinschaften teilnehmen. Die Übungszeiten sind am schwar
z e n 

a n g e s c h l a g e n . 

B r e t t 

- 

b t r . 

-

5 5

�V « X  P « P U L I

Betr.: Artikel über den 42. Bannerwettkampf in der Nr. 8 der Schülerzeitung.

"Mit unserer 4 x 100-m-Staffel ist auch nicht mehr viel los", mag mancher
gedacht haben, nachdem er den Bericht über den Bannerkampf gelesen hatte.
Doch jeder, der die Schwierigkeiten kennt, mit denen unsere Staffel zu kämp
fen  hatte,  weiß,  daß  der  dritte  Platz  keineswegs  enttäuschend  war.  In  diesem
Jahr  war  unsere  Staffel  vom  Pech  verfolgt.  Sowohl  im  Vor-  und  Zwischenlauf
als auch im Endkampf starteten wir auf Bahn 6. Wie ungünstig die Außenbahn
ist,  zeigt  ein  Vergleich  mit  den  olympischen  Spielen.  Weder  in  Rom  noch  in
Tokio wurde auf dieser Bahn bei einem Rennen mit Kurvenvorgabe eine Gold
medaille  gewonnen.  Doch  das  sei  nur  am  Rande  erwähnt.  Nachdem  Helmut
Drees  Ostern  66  das  Abitur  bestanden  hatte,  fehlte  er  ims  im  Juli  sehr.  Den
10, 9-Läufer der Vorjahre zu ersetzen, war äußerst schwierig. Doch es soll
te  schlimmer  kommen.  Von  den  5  Läufern,  die  die  Wechsel  eintrainiert  hat
ten, fielen 2 unerwartet aus: Hendrik Snoek mußte sich wenige Stunden vor
dem Wettkampf mit einer fiebrigen Erkrankung zu Bett legen, und Benedikt
Niesert verletzte sich bei einem Wettkampf seines Turnvereins so ernsthaft,
daß sein Einsatz unmöglich wurde. Zwar gelang es am ersten Bannerkampf
tag, noch einen Ersatzmann zu finden (Anmerkg. der Red. : Heinz Stratmann),
doch einmal fehlte ihm die Form, und zweitens mangelte es ihYn an der Wech
seltechnik.  Trotz  all  dieser  Schwierigkeiten  langte  es  zum  dritten  Platz.

Zweifellos  hätte  unsere  Staffel  auch  bei  idealen  Wechseln  und  bei  besserem
Wetter  nicht  die  Glanzzeit  von  1964  erreicht;  aber  enttäuscht  hat  unser  Staf
f e l q u a r t e t t  n i c h t !

H e i n z  S t r a t m a n n

5 6

�m m

N A C H R I C H T E N

Unser Fotoclub, der am 29. November sein dreijähriges Bestehen feierte,
veranstaltete auch im letzten Jahr eine Ausstellung, in der Fotos zu ver
schiedenen Themen gezeigt wurden. Ansonsten blieben die Sommermona
te ohne größere Ereignisse. Dagegen wurde nach den Weihnachtsferien
ein Kursus abgehalten, in dem an zwei Tagen sowohl über das Fotogra
fieren selbst, als auch über die Laborarbeit referiert wurde. Jeder in
teressierte Schüler war dazu eingeladen. Es bestand die Möglichkeit,
völlig unverbindlich die theoretischen Kenntnisse zu erweitern und prak
tische Anregungen und Tips zu erhalten. Wer sich dann weiterhin mit
diesem Gebiet auseinandersetzen möchte, ist in unserem Fotoclub herz
l i c h  w i l l k o m m e n .
Natürlich könnt ihr auch sonst jederzeit in den Fotoclub eintreten!
Interessiert ihr euch dafür, so kommt doch einmal ins SMV-Zimmer
oder in der zweiten großen Pause ins Fotolabor (hinter der Schüler
bücherei).  Dort  könnt  ihr  näheres  erfahren.  ^  tPi„WHtPrl
Hans-Georg  Kiefhaber  (Clubleiterj

+  +  +

Wir haben ein neues SMV-Zimmer. Es liegt direkt neben dem Haupt
eingang. Die Fundsachen werden jetzt in der 2. großen Pause am
SMV-Zimmer  ausgegeben  und  nicht  wie  bisher  im  Kellerraum.

Günther  Lüke  (Schulsprecher)

+  +  +

Die genaue AbSchlußrechnung für das Rechnungsjahr 1966 der SMV-Kasse
liegt noch nicht vor. Ein vorläufiger Kassenabschluß zeigte am 22. Dezbr.

G u t h a b e n  a m  1 . 1 . 1 9 6 6  5 8 4 , 4 8  D M
A u s g a b e n 
"
"
E i n n a h m e n 
F e h l b e t r a g  d e m n a c h  0 , 4 4  "
G u t h a b e n 
"

9 7 2 , 9 4 
9 7 2 , 5 0 
5 8 4 , 0 4 
Wolf  Braun  (Kassenwart)

�. . .  a h y o n i s i h 9 s 

. .

8 .
1 0 .
1 9 .

2 6 .
3 0 .
3 0 .

9 . 6 6
9 . 6 6
9 . 6 6

9 . 6 6
9 . 6 6
9 . 6 6

Wiederbeginn  des  Unterrichts  nach  den  Sommerferien
Feierstunde  zum  Tag  der  Deutschen  Heimat
G o t t e s d i e n s t  z u m  G e d e n k e n  a n  O b e r s t u d i e n d i r e k t o r
Dr.  Spreckelmeyer
Beginn  der  schriftlichen  Reifeprüfung
L e t z t e r  Ta g  d e s  s c h r i f t l i c h e n  A b i t u r s
Pockenschutzimpfung  für  die  Klassen  Sexta  bis  Unter
t e r t i a

B u r g s t e i n f u r t

9.10.  66  Ausflug  des  Lehrerkollegiums  nach  Schloß  Wellbergen/
14.10.  66  Schülerratssitzung
14.10.  66  Wanderfahrt  der  Olllmb  (Klassenleiter  StR.  Franzenburg)
14.10.  66  Unterrichtung  der  Unterprimaner  und  ihrer  Eltern  über
die  Reifeprüfung  im  Kurzschuljahr  66/67  durch  den  Di
r e k t o r

17.10.  66  Wandertag  der  Vb
1 8 . 1 0 .  6 6  Wa n d e r f a h r t  d e r  U I H c
2 4 . 1 0 . 

6 6 

b i s
H e r b s t f e r i e n

1 . 1 1 . 6 6 

2.11.  66  Beginn  des  mündlichen  Abiturs
5.11.  66  50  Prüflinge  bestehen  das  Abitur
3.11.  66  Die  Kurse  für  Rechtsbelehrung  der  Unterprimaner  neh

men  an  einer  Schöffengerichtssitzung  teil

7 . 11 .  6 6  A b i t u r i e n t e n a b s c h i e d s f e i e r 
19.11.  66  25  Abiturienten  des  Jahrgangs  1956  besuchen  drei  Unter
12.11.  66  Professor  Schramm  spricht  zu  den  Schülern  unserer

i n  u n s e r e r  S c h u l e

i n  d e r  A i i l a

r i c h t s s t u n d e n 

Schule  über  das  Thema:  War  der  Ausgang  des  2.  Weltkrie
ges  zwangsläufig  ?

v o n  B e e t h o v e n

im  Stadttheater  die  4.  Sinfonie
23.11.  66  Die  Ober  Sekundaner  hören 
30.11.  66  Letzter  Schultag  des  1.  Kurzschuljahres:  Verteilung  der
30.11.  66  Die  Sammlung  für  den  Bund  deutscher  Kriegsgräberfür

imd  Prämien

Zeugnisse 

sorge  brachte  an  unserer  Schule  727,45  DM

5 8

�1 . 1 2 . 6 6

1 . 1 2 . 6 6
4 . 1 2 . 6 6
5 . 1 2 . 6 6

1 4 . 1 2 . 6 6

1 7 . 1 2 . 6 6
1 8 . 1 2 . 6 6
2 2 . 1 2 . 6 6
2 2 . 1 2 . 6 6

StR.  Hüser  und  St  Ass.  in  Dr.  Fey  verlassen  unsere  Schule.
Neue  Lehrkräfte  sind:  Gerhard  Metzler  (Wichern-Real
schule),  Dipl.  -Sportlehrer  Traine  und  StAss.Kowsky
b i s
F e r i e n
Beginn  des  Kurzschuljahres  1966/67
109  Sextaner  werden  in  2  Englisch-  und  1  Latein-Klasse
neu  eingeschult.  Ostern  waren  es  151  Sextaner  in  2  La
tein-  und  1  Englisch-Klasse
Die  neuen  Obersekundaner  besuchen  eine  KbnzertvorStel
lung  im  Theater
u n d
Adventstagung  der  evangl.  Oberprimaner  in  Bochum
Beginn  der  Weihnachtsferien
Ö k u m e n i s c h e r  G o t t e s d i e n s t 

i n  d e r  L a m b e r t i - K i r c h e

Unsere  Schülerzeitung  sucht  einen  neuen  Namen.  Kurz  und  einpräg
sam  soll  er  sein;  denn  gerade  diese  Eigenschaften  vermissen  wir  an
imserem  jetzigen  Namen  "wir  vom  schlaun".  Als  Beispiele  mögen
gelten:  "Der  Turm",  "Der  Wecker",  "Reflexe",  "Prisma".  Derbe
ste  Vorschlag,  den  wir  in  der  nächsten  Zeit  in  imserem  SMV-Brief
kasten  finden,  soll  mit  einem  Buchpreis  prämiiert  werden.
Und  noch  eine  Bitte  hat  die  Redaktion  an 
ihre  Leser.  Wir 
sie  auf,  uns  Vorschläge  zu  Rahmenthemen  einzureichen.  Wir  wollen
so  erfahren,  was  den  Leser  interessiert,  worüber  er  gern  etwas  le
s e n  m ö c h t e .
Also  die  Bitte:  Sofort  Vorschläge  aufschreiben  und  in  den  SMV-Brief
k a s t e n  e i n w e r f e n !

fordern

D i e  R e d a k t i o n

�ük ansDomSchlautiaujjiel

.  .  .  beschweren  sich  die  meisten  Schülerzeitungen  über  Mangel  an  Beiträ
gen,  Mitarbeitern  und  Beachtung.  Um  nicht  in  den  allgemeinen  Chor  einzu
fallen,  erdreisten  wir  uns  zu  behaupten,  daß  wir  von  Mitarbeitern  überlaufen
werden  und  vor  Beiträgen  ersticken.
.  .  .  fand  man  beim  Öffnen  des  SMV-Briefkastens  einen  bemerkenswerten
Geistesbeitrag:  Einen  Strohhalm!  Offenbar  das  Produkt  eines  mit  Stroh  ge
f ü l l t e n  H i r n e s .
.  .  .  und  allgemein  bekannt  ist,  leben  Schülerzeitungen  von  Anzeigen.  Um  ei
ne  Steigerung  dieser  Werbung  zu  erreichen,  kam  man  an  einer  Mädchenschu
le  auf  folgende  Idee:  Die  Redakteurinnen  verschickten  an  die  Geschäftsleute
ihrer  Stadt  ein  Rundschreiben,  bebildert  mit  den  Fotos  von  drei  jungen,  hüb
schen  Mädchen  und  der  Unterschrift:  "Eine  dieser  Damen  wird 
in  den  näch
sten Tagen bei Ihnen vorsprechen imd Sie um eine Anzeige bitten. " - Die Ein
nahmen  durch  Anzeigen  sollen  beträchtlich  gestiegen  sein.  -

.  .  .  sind  die  neuen  Baracken,  die  im  Hinterhof  unserer  Schule  errichtet  wur
den, auf Sand gebaut: Sie stehen "mit einem Bein in der S|pmnggrube".
.  .  .  steht  auf  der  vorhergehenden  Seite  dieser  Nummer  imter  der  Rubrik:
"In  eigener  Sache"  eine  wichtige  Mitteilung  an  alle  Leser.

F a h r s c h u l e

B O H N E N K A M P

B r e u l 
N ä h e 

1 6  R u f 
B u d d e n t u r m 

4 3 4 0 3  W a r e n d o r f e r  S t r . 
D e c h a n e i s t r a ß e

E c k e 

9 8

Auskunft  und  Anmeldung  9-13  und  15-19  Uhr

Währ  das  Gute  und  Reelle  -  geh'  zu  Bohnenkamp

Dieser  Nummer  der  Schülerzeitung  liegt  eine  Werbeschrift  der
Tanzschule  Grebe  bei.  Wir  bitten  um 

freimdliche  Beachtung.

�Ein  gutes  Kursusprogramm  imd  eine  freund
liche  Atmosphäre  -  das  bietet  Ihnen  die

T A N Z S C H U L E

Eugen Wichtrup

H a r s e w i n k e l g a s s e 

1 - 6 

• 

R u f 

4 3 9 9 2

Anmeldezeiten  täglich  von  11.30  -  13.  OG  Uhr
imd  von  17,30  -  20,00  Uhr  (außer  dienstags).

U n s e r e 

M i t t w o c h
Samstag

Sonntag

T a n z t e e z e i t e n :

1 6 . 3 0 
-  1 9 . 0 0  U h r
16.30  -  19,00  Uhr
1 9 . 3 0 
-  2 2 . 0 0  U h r
16.30  -  19.00  Uhr
1 9 . 3 0 
-  2 2 . 0 0  U h r

Der  Einlaß  erfolgt  eine  Viertelstunde
vor  Tanzbeginn.

Homer  berichtet  in  der  Odyssee:
Durst  gepeinigt,  mitten  in  einem  Meer."

Homer kannte eben „Coca-Cola"
noch  nicht.
Heute  braucht  keiner  mehr
Durst  zu  leiden.
Sprudelndes „Coca-Cola"
bekommen  Sie  überall,  schon
an  der  nächsten  Ecke.

COCA-COLA  und  COKE  sind  eingetragene  Warenzeichen  für

ein  und  dasselbe  allbekannte  koffeinhaltige  Erfrischungsgetränk.

l!

�Ein  TrefSpimKt
f ü r  G a m m l e r
s i n d  w i r  a i t h t

Das  soll  aber  nicht  heißen,  wir  hätten  nicht  die
Kleidung,  die  junge  Menschen  lieben.
Ob  flott,  salopp  oder  korrekt  -  junge  Mode,  die
h a t

Das  große  Bekleidungshaus,  Münster,  Ludgeristr.  75/78

�

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WIR  VOM  SCHLAUN
9 / 1 0

1 9 6 7

�T A  B U  L A

I n t e r n a t i o n a l e r
Ta s c h e n b u c h l a d e n

Münster/Westfalen
D r u b b e l  1 9
T e l . :  4 3  4 3  4

Sporthaus

dioMeudnhei&Oiiiq^
Münster/W.  Roggenmarkt  10

Farnruf  Nr.  44203

Das  gute  Fachgeschäft 

für 

jeden  Sportler

Diese Ausgabe  der  Schülerzeitung  kostet  1,  --  DM,  für  Schüler  80  Pfg.
Dies  kommt  keineswegs  einer  Preiserhöhtmg  gleich,  wie  es  auf  den
ersten  Blick  erscheint!  Wer  einmal  die  letzte  Seite  aufschlägt,  wird
feststellen,  daß  sich  der  Umfang  der  Zeitung  im  Vergleich  zur  letzten
Ausgabe  fast  verdoppelt  hat.  Aus  36  Seiten  sind  60  geworden.  Somit
wird  es  verständlich  erscheinen,  daß  wir  nicht  den  Preis  von  50  Pfg.
für  die  vorliegende  Doppelnummer  beibehalten  konnten.

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J u g e n d k r i m i n a l i t ä t  -

e i n  P r o b l e m  u n s e r e r  Z e i t

F r ö h l i c h e  H i m m e l f a h r t
Über  den  klassischen  \md  den
m o d e r n e n  K r i m i n a l r o m a n

D e r  B ü c h e r w u r m
D e r  g e i s t e s g e s t ö r t e

O b e r t e r t i a n e r

P h a n t a s t i c a
E i n  m y s t e r i ö s e r  U n f a l l  n
i m  n e u e n  G e w a n d
N P D  - 
L i e b e r 
t o t  a l s  r o t  ?
Z u m  M o n d  u n d  z u r ü c k
A b i t u r i e n t i a  6 6 
Vo x  Po p u l i
S M V  -  N a c h r i c h t e n
C h r o n i s c h e s
In  eigener  Sache
W i e  u n s  v o m  S c h l a u n  a u f fi e l . . .

I I

�W I R 

V O M 

S C H L A U N

ist  die  Schülerzeitung  am
schlaungymnasium/münster
mitglied  der  landesjugendpresse

S c h r i f t l e i t u n g :

U l r i c h  w i e c h e r s

Ve r t r e t u n g :

günther  lüke

geschäftsführung:

W i l h e l m  a c k e r m a n n

v e r t r i e b :

r e d a k t i o n :

w e r n e r - r u d o l f  c r a m e r

peter  beltrop
d e t l e v  b r a n d t
Jürgen  öding
Wilhelm  schelsky
uwe 
r o b e r t 
peter  walger

tönningsen
t s c h i e d e l

grafik:
a r t u r 
l e c h t e n b ö h m e r
m i c h a e l  h ö d e m a k e r

lay-out:

U l r i c h  w i e c h e r s
r u d o l f  b a u m e i s t e r
p e t e r  b e l t r o p
hans  hegemann

b e r a t u n g :

o s t r .  d r .  k l o c k e n b u s c h
s t r .  S i m o n

k o n t o :

Stadtsparkasse
münster  95  23  34

d r u c k :

k l a p p r o t h  w e r b e k v i n s t

9.

��Eitt. TroUew unserer ^eit"

Schon  mit  der  Überschrift  habe  ich  angedeutet,  daß  eine  Beziehung
besteht  zwischen  unserer  Zeit  und  dem  Anwachsen  der  Jugendkri
m i n a l i t ä t .
Immer  wieder  hören  wir  von  Erwachsenen;  "Diese  Jugend  heute  hat
überhaupt keine Moral mehr. Zu unserer Zeit war das ganz anders. "
Das  eine  ist  wahr:  Seit  1885  ist  die  Jugendkriminalität  ständig  ge
wachsen. Noch 1930 kamen auf 100.000 Jugendliche gleichen Alters
566 Verurteilungen. 1962 waren es 1581. Doch über die Gründe
s o l l t e  m a n  n i c h t  a l l z u  s c h n e l l  u r t e i l e n .
Zunächst  ist  der  Begriff  zu  klären:  Unter  Jugendkriminalität  sind
Verbrechen  und  Vergehen  (nicht  Übertretungen)  zusammengefaßt,
die  von  Personen  bis  zu  21  Jahren  begangen  werden.  Wenn  diese
Jugendkriminalität  immer  stärker  wird,  so  bleibt  uns  vor  der  Fra
ge nach der Ursache erst die Frage nach ihrer Bedeutung und ihren
Gefahren  zu  beantworten.  Für  aufgeklärte  Fälle  wurden  in  den  letz
ten  Jahren  25  -  30%  Jugendliche  als  Täter  festgestellt.  Das  heißt:
Jedes 4. Vergehen wurde von einem Jugendlichen begangen. Allein
die  18  -  21iährigen,  deren  Anteil  an  der  Gesamtbevölkerung  nur
4,1%  beträgt,  beging  dabei  15,9%  aller  Straftaten.  Die  erste  damit
verbvmdene  Gefahr  liegt  in  den  Verbrechen  selbst,  denn  es  ist  fest
zustellen,  daß  besonders  die  schweren  Verbrechen  wie  Bereiche
rungsdelikte,  Gangstertum  und  Unzuchthandlungen  in  besonders  ho
hem  Maße  von  dieser  Steigerung  betroffen  sind.
Zweitens hat sich gezeigt, daß das sogenannte Gewohnheitsverbre
chertum  im  Jugendalter  beginnt.  Jeder  4.  straffällig  gewordene  Ju
gendliche  wird  zum  Gewohnheitsverbrecher.  Je  größer  also  die  Zahl
der  jugendlichen  Verbrecher  ist,  ein  um  so  größeres  Gewohnheits
verbrechertum  muß 
Diese  Gründe  sollten  eigentlich  schon  genügen,  eine  genauere  Be
schäftigung  mit  den  Ursachen  zu  fordern.  Eine  davon  ist  ganz
simpel  mathematisch  darzulegen:  Das  Erwachsenenverbrechertum
hat  nachgelassen,  also  muß  bei  gleichbleibenden  Zahlen  für  die
Jugendkriminalität  ihr  prozentualer  Anteil  an  der  Gesamtkrimina
lität  steigen.  An  den  reellen  Zahlen  haben  wir  aber  gesehen,  daß
diese  Erklärung  nicht  ausreichen  kann.  Die  Jugendkriminalität
ist  nämlich  keineswegs  gleich  geblieben.  Es  muß  andere  Gründe

in  der  Zukunft  erwartet  werden.

4

�geben.  Einen  habe  ich  schon  angedeutet.  Es  ist  hauptsächlich  die  Bereiche
rungskriminalität,  die  ansteigt.  Sie  umfaßt  etwa  ein  Drittel  aller  von  Jugend
lichen  begangenen  Straftaten.  Nehmen  wir  den  Fall  einer  Realschülerin,  15
Jahre  alt.  Sie  bekommt  ein  reichliches  Taschengeld.  Davon  muß  sie  aller
dings  einige  Ausgaben  für  die  Schule  und  ihre  Kleidung  selbst  bestreiten.  Sie
stellt  fest,  wie  leicht  ihr  das  Geld  durch  die  Finger  rinnt,  wie  schön,  aber
auch  wie  teuer  Kbsmetikkoffer  sind  (bei  einem  Jungen  wäre  es  das  Moped
oder  die  Fußballschuhe),  \md  sie  stiehlt  bei  Nachbarn  insgesamt  3000,  -  DM.
Doch  Gelddiebstähle  sind  nicht  einmal  die  Regel.  Mädchen  bevorzugen  Waren
hausdiebstahl,  Jungen  das  Erbrechen  von  Automaten  oder  das  Stehlen  von
Fahrzeugen.  Hier  spielt  also  die  Umgebung  des  Jugendlichen  eine  große  Rol
le.  Nicht  umsonst  ist  das  Anwachsen  der  Jugendkriminalität  besonders  in  den
größeren  Städten  bemerkbar.  Der  Unterschied  zur  Kleinstadt  ist  zunächst
das  \mvergleichlich  größere  Angebot  an  Waren  aller  Art.  Die  Werbung  zielt
außerdem  häufig  darauf  ab,  den  Jugendlichen  einzuhämmern,  daß  sie  nicht
mehr  ohne  Moped  oder  sogar  Auto  auskommen,  daß  man  Whisky  nur  von  der
teuersten  Sorte  trinkt,  imd  daß  man  wöchentlich  mindestens  eine  Party  gibt.
Diesem  Riesenangebot  ist  der  Jugendliche,  der  sowieso  leichter  als  ein  Er
wachsener  zu  beeinflussen  ist,  schutzlos  ausgeliefert.  Es  ist  also  nicht  ver
wunderlich,  wenn  mit  wachsendem  Angebot  auch  das  Verlangen  des  jungen
Menschen  steigt.  Leider  bringt  hier  die  steigende  Zivilisation  auch  steigende
Bedrohung  mit  sich.
Wie  schon  gesagt,  liegt  der  Anteil  an  der  Jugendkriminalität  für  die  Stadt
besonders  hoch.  Obwohl  dort  nxir  49%  der  Bevölkerung  leben,  hat  die  Krimi
nalität  einen  Anteil  am  Gesamtverbrechertum  von  über  70%.  Einerseits  war
das  große  Angebot  als  Ursache  dafür  zu  nennen.  Aber  ist  nicht  auch  in  den
ländlichen  Gemeinden  eine  viel  stärkere  Gebundenheit  der  Bürger  unterein
ander  festzustellen,  sowie  ein  viel  engeres  Familienleben  ?  Bemerkenswert
ist  der  Zusammenhang  zwischen  dem  Auftreten  von  Jugendkriminalität  imd
der  Anzahl  der  erwerbstätigen  Frauen.  Von  diesen  lebt  auch  die  weit  größere
Zahl  in  der  Stadt.  Nichts  kann  aber  einen  so  großen  Einfluß  auf  den  Jugend
lichen  ausüben  wie  das  Elternhaus.  Wenn  aber  Jugendliche  ihr  Elternhaus  nur
von  einem  hastigen  Frühstück  in  der  engen  Wohnung  und  von  einem  gähnenden
Sich-Ausstrecken  vor  dem  auf  Raten  gekauften  Fernseher  am  Abend  kennen,
woher  sollen  sie  dann  gerade  in  den  Jahren,  in  denen  sie  in  ihren  Eltern  das
Vorbild  ihres  Lebens  suchen,  eine  Geborgenheit  finden,  die  sie  von  der  Straße
fernhält  ?  Ebenso  kann  ein  Jugendlicher  kein  Vorbild  finden,  wenn  die  Eltern

�kein  normales  Eheleben  führen  oder  in  Scheidvmg  leben.  Letztlich
findet  er  es  auch  dort  nicht,  wo  nur  noch  das  Geld,  die  Villa,  das
Auto, der Golfclub des Vaters und der Wohlfahrtsförderverein der
Mutter das ganze Leben bestimmen und die Kinder in den Händen
von  dauernd  wechselnden  Erziehern  aufwachsen.  Aus  den  zuletzt
aufgezeigten Gründen ist auch zu erklären, daß eine generelle Glie
derung der Straffälligkeit nach sozialen Schichten nicht vorhanden
ist.  Ein  versagendes  Elternhaus  gibt  es  bei  armen  und  reichen
Leuten  in  gleichem  Maße.
Wir sehen also, daß es vielerlei Gründe für das Wachsen der Ju
gendkriminalität gibt, und daß die Schuld doch wohl keineswegs bei
den Jugendlichen allein liegt. Die heutige Jugend ist sicher nicht
schlechter als jede Jugendgeneration vor ihr. Nur steigen dauernd
die Bedrohungen durch äußere Einflüsse, wobei die Möglichkeiten,
einen  Halt  zu  finden,  immer  geringer  werden.
Es  soll  imd  darf  uns  aber  nicht  genügen,  die  Gründe  festzustellen
und  dann  die Achseln  zu  zucken.  Wir  müssen  uns  einmal  fragen,
ob  man  nicht  wirksam  etwas  tun  kann.
Da ist zunächst das Jugendstrafrecht. Das kann aber nur die erfas
sen, die bereits straffällig geworden sind. Außerdem haben wir ge
sehen, daß trotzdem jeder 4. Jugendliche zum Gewohnheitsverbre
cher wird. Ja, die einfache Rückfälligkeit liegt sogar bei 50-60%.
In allen Ländern, auch in England, der klassischen Heimat von
Oliver Twist, liegt die sogenannte Rückfallquote weit niedriger als
bei ims. hi Frankreich, den USA, Japan, Schweden, Finnland
steigt  sie  jedoch  dauernd.
Wenn  man  die  Vergleichszahlen  der  DDR  sieht,  die  etwas  besser
liegen als unsere, muß doch klar werden, daß die Jugendkrimina
lität  immer  mehr  steigt,  je  offener  unsere  Gesellschaftsformen  wer
den.  In  Indien  z.  B.  spielte  die  Jugendkriminalität  bis  1945  fast  keine
Rolle.  Seitdem  aber  hat  sie  sich  zu  einem  wahren  Problem  entwickelt.
Was war geschehen ? Die strengen Formen der Kasten hatten auf
gehört zu existieren, und es war eine offene Gesellschaft entstan
den, in der die Möglichkeit eines Aufstiegs in eine höhere Schicht
bestand.  Um  diesen  Aufstieg  zu  schaffen,  geriet  mancher  in  dunk
le Bereiche. Die großen Leitbilder hatten aufgehört zu eristieren.
In den Sekten, in denen das Leben auf ein hohes Ziel gerichtet war,
war  KriminaUtät  unbekannt.
Wie  es  keinen  einheitlichen  Grtmd  für  das Ansteigen  der  Jugendkri
minalität gibt, wird es auch kein Allheilmittel geben. Wie wir ge
sehen haben, hiHt hier das Jugendstrafrecht nur bedingt. Wieder
scheint  einmal  der  Grundsatz  zuzutreffen,  daß  Vorbeugen  besser
als Heilen. Es müßte doch möglich sein, das Interesse des Jugend
lichen durch Vereine, Vorträge, Filme usw. von einer einseitig
materiellen Haltung zu entfernen. Außerdem denke ich, daß ein
Ausbau der Bewährimgshilfe den Prozentsatz der Rückfälligkeit

6

�senken  kann,  wodurch  doch  sicher  schon  einiges  gewonnen  wäre.  Gewiß  würde
die  Jugendkriminalität  nicht  ins  Uferlose  ansteigen.
Eines  jedoch  müssen  wir  uns  bei  all  diesen  Betrachtungen  vor Augen  halten:
Weil  der  in  der  Entwicklxmg  stehende  Mensch  in  erhöhtem  Maße  Umwelt
einflüssen  offen  ist,  muß  ein  Ansteigen  der  Kriminalität  in  seinem  Kreis  -
mehr  als  bei  Erwachsenen  -  ein  Spiegel  der  ihn  umgebenden  Verhältnisse
s e i n .
- 

r o t 

-

Diese  Zeichnimg  von  A.  Appelhans  entnahmen  wir  dem  Buch:
"Hände  hoch",  das  im  Bertelsmann-Leserring  erschienen  ist.

7

�Das abgedruckte Lied stammt aus einer Sammlxmg von Grabliedern,
die  der  Pfarrer  Michael  von  Jung  in  der  ersten  Hälfte  des  vorigen
Jahrhimderts  an  den  Gräbern  seiner  Pfarrmitglieder  sang.  Sie  soll
ten  "zu  einem  heiligen  Ernste  stimmen".  Doch  verfehlten  sie  gerade
diese  Absicht  völlig.  Das  liegt  wohl  an  der  Form  des  Knittelverses,
der Moritat, des Bänkelsängers, dem Bestreben nach "gehobener"
Sprache, währenddessen aber der Schwabe im Dichter immer wieder
durchbricht, nicht aber entspringt die Komik dem Thema, denn gibt
e s  e i n  e r n s t e r e s  T h e m a  a l s  d e n  To d  ?

H
I
r 
R M
O M

Bei  dem  Grabe  eines  Mädchens,  das  sich  zu  Tode  tanzte:

i n  T r a u e r f l o r

i n  w i l d e m  T a n z  v e r l o r

W i r  s t e h n  v e r h ü l l t 
an  diesem  Grabe  und  beben;
d e n n  a c h ! 
ein  Mädchen  hier  sein  Leben;
sie  starb  aus  Unvorsichtigkeit,
w e i l  s i e  d i e  Ta n z e s l u s t  z u  w e i t
in  blinder  Wut  getrieben.

S i e  w a r  b e i  e i n e m  H o c h z e i t s m a h l
von  einem  Anverwandten;
da  gab  es  Menschen  ohne  Zahl
von  Freunden 
imd  Bekannten,
da  wollte 
jeder  Bursche  mm,
der  tanzen  kann,  drei  Tänze  tun
m i t  d i e s e m  s c h ö n e n  M ä d c h e n .

Sie  wagte  schanderhalb  es  nicht,
es  einem  abzuschlagen;
auch  ward  ihr  schönes  Angesicht
dabei  zur  Schau  getragen,
auch  tanzte  sie  so  prächtig,  daß
d i e  T o c h t e r  d e r  H e r o d i a s
n i c h t  s c h ö n e r 

t a n z e n  k o n n t e .

ließ  dem  Atem  keine  Zeit,

So 
tanzte  sie  mit  Heftigkeit
voll  Wonne  und  Entzücken,
und 
u n d  w o l l t e 
Denn  ach!  sie  tanzte  so  geschwind,
als  wie  mit  seiner  Braut  der  Wind
i n  e i n e m  W i r b e l t a n z e .

f a s t  e r s t i c k e n .

�Da  war  ohn'  Unterlaß  von  Schweiß
ihr  Leib  und  KLeid  durchdrungen,
und  ihr  Geblüt  rann  glühend  heiß
durch  die  empörten  Limgen.
Die  Wangen  glühten  purpurrot,
und  aus  entflammten  Augen  droht
e i n  B l i t z  h e r a u s z u f a h r e n .

Der  Arzt  erschien  und  brachte 
die  besten  Medizinen;
s i e  n a h m  s i e  e i n  m i t  h e i ß e r  G i e r
und  hoffte  Hilf  aus  ihnen;
allein  da  half  kein  Mittel  mehr,
d e n n 
e n t fl a m m t 

i h r  G e b l ü t  w a r  s c h o n  z u  s e h r

ihr

i n  F i e b e r h i t z e n .

Sie  machte  endlich  sträubend 
los
sich  aus  dem  Arm  der  Tänzer,
an  Kopf  und  Hals  und  Armen  bloß,
imd  unterm  Arm  den  Spenzer,
xmd  in  den  kalten  Sturm  hinaus,
und  eilte  ganz  vergnügt  nach  Haus,
i m  B e t t e  a u s z u r u h e n .

Die  Zimge  wurde  starr  imd  schwarz
und  konnte  sich  nicht  recken,
d e r  S c h l e i m 
und  blieb  im  Halse  stecken,
das  Angesicht  ward  bra\m  und  blau,
und  aufgedunsen  stier  und  grau
d i e  s o n s t  s o  h o l d e n  B l i c k e .

i m  S c h l ü n d e  z ä h  w i e  H a r z

Jedoch  schon  imterwegs  begann
es  heftig  sie  zu  frieren,
sie  zog  daher  den  Spenzer  an,
die  Kälte  nicht  zu  spüren:
Allein  sie  war  des  Fiebers  Raub
und  zitterte  wie  Espenlaub
u n d  k n i r s c h t e  m i t  d e n  Z ä h n e n .

Da  starb  ihr  letzter  Atemzug
im  kalten  Todesfächeln,
und  ach!  ihr  armes  Herze  schlug
im  letzten  Hauchesröcheln;
erstorben  ist  ihr  Augenglanz,
u n d 
i h r e s  L e b e n s  w i l d e r  T a n z
i n  T o d e s t a n z  v e r w a n d e l t .

Sie  legte  sich  ins  kalte  Bett
imd  hoffte  zu  erwarmen,
nahm 
ihre  Zuflucht  zum  Gebet
und  seufzte  um  Erbarmen;
allein  sie  wurde  nicht  erhört,
ihr  Wohlbefinden  war  gestört,
v e r l o r e n  d i e  G e s u n d h e i t .

O  möchte  doch  ihr  Beispiel  uns
d e s  B e s s e r e n  b e l e h r e n :
D a ß  w i r  d i e  A b s i c h t  u n s r e s  T u n s
und  Lassens  nie  verkehren,
und  nie,  was  unser  Lebensziel
verlängern  soll,  im  Lustgefühl
d u r c h  Ü b e r m a ß  v e r k ü r z e n .

die  höchst  merkwürdigen  Grablieder  des
Ritters  Michael  von  Jimg
weiland  Pfarrer  zu  Kirchdorf 

in  Schwaben.

herausgegeben  von  Sebastian  Blau,
Verlag  Hermann  Leins/Tübingen

�Ü B E R  D E N  K L A S S I S C H E N  U N D
D E N  M O D E R N E N  K R I M I N A L
R O M A N

H e u t e  s c h e i n t  d i e  K r i m i n a l l i t e r a
tur  zu  einem  Tummelplatz  von
Agenten  ä  la  James  Bond  zu  wer
d e n .  D a n e b e n  h a t  s i c h  d e r  K r i m i
n a l r e i ß e r  v o m  Ty p  K o m m i s s a r  X ,
Jerry  Cotton  und  Mike  Hammer
in  den  Vordergrund  geschoben.
Am  Anfang  dieser  Entwicklung  stand  der  Detektiv,  der  nicht  durch  den  Hand
kantenschlag,  sondern  durch  Meditation  seinen  Gegner,  den  sich  nie  wandeln
den  Bösewicht,  bezwang.

Mord  -  nach  allen  Regeln  des  Clubs

In  England  bildete  sich  ein  "Detection-Club",  der  einen  Kriminalroman  nach
ganz  bestimmten  Regeln  geschrieben  wissen  wollte.  Diese  wurden  von  dem
Father  Ronald  Knox  einmal  wie  folgt  formuliert:

f r ü h  e r w ä h n t  w e r d e n .

D e r  V e r b r e c h e r  m u ß  b e r e i t s 
Übernatürliche  Lösungen  sollten  ausgeschlossen  sein.
Nur  ein  geheimer  Raum  oder  Durchgang  ist  erlaubt.
Unentdeckte  Gifte  sind  nicht  zugelassen.
Chinesen  sollten 
Dem  Detektiv  darf  nicht  durch  glückliche  Zufälle  oder  Intuitionen  geholfen
w e r d e n .
Der  Detektiv  selbst  darf  kein  Verbrechen  begehen.
E r  d a r f  d e m  L e s e r  k e i n e  E i n z e l h e i t e n  v o r e n t h a l t e n .
D i e  G e d a n k e n  d e s  W a t s o n  d ü r f e n  n i c h t  e n t h ü l l t  w e r d e n .
Vor  Zwillingen  und  Doppelgängern  wird  gewarnt!

in  keiner  Story  erscheinen.

Manchmal  wichen  selbst  Klassiker  wie  Conan  Doyle  von  diesen  Regeln  ab.
Aber  eine  Zeit  lang  wurden  sie  streng  beachtet.  Helmut  Heißenbüttel  schreibt
i n  s e i n e m  B u c h  " Ü b e r  L i t e r a t u r "  z u m  K r i m i n a l r o m a n :
Der  Kriminalroman,  so  wie  er  sich  historisch  entwickelt  hat  .  .  .  ,  ist  im
mer  ein  Detektivroman  (Detective  Story  im  Gegensatz  zur  Crime  Story).
1 0

�Ihm  zugrunde  liegt  ein  festes  Schema,  das  zunächst  drei  Faktoren  enthält:
die Leiche, den Detektiv und die Verdächtigen. Der Ermordete . . . bringt
alles  in  Gang.  Die  Leiche  ist  gleichsam  der  Hebel,  der  der  Story  den Anstoß
liefert. Ihr gegenüber steht der Entdecker, der sich bemüht, die Verwicklimg
des Mordfalls aufzulösen. Alle anderen Figuren, die vorgeführt werden, sind
entweder  Gehilfen  des  Detektivs  -  oder  auch  böswillige  Verzögerer  seines
Tuns - oder Verdächtige. Keine Person wird um ihrer selbst willen geschil
dert.  Die  ganze  Statisterie  ist  fest  ins  Schema  eingebunden.

Jahrelang  besaß  die  Londoner  Post  ein  Fach  Bäkerstreet  221b.  Diese  Nummer
existiert  jedoch  nicht.  Trotzdem  füllte  sich  dieses  Fach  mit  Briefen  aus  allen
Ländern  der  Welt  -  gerichtet  an  einen  Mr.  Sherlock  Holmes.
Sherlock Holmes wird als das Urbild des Detektivs angesehen. Worauf begrün
det sich sein Rxihm ? Conan Doyle schuf in dieser Gestalt einen Idealtypus,
einen vollendeten Detektiv. Er verstand es, ihn dem Leser nahe zu bringen.
Wie  blaß  xmd  verschwommen  sind  neben  Holmes  alle  anderen  Detektive!  Doch
Sherlock  Holmes  würden  wir  auf  der  Straße  wiedererkennen.
Holmes  findet  in  Watson  den  idealen  Gefährten.  In  vielen  Kriminalromanen
nachgeahmt,  vertritt  er  den  Leser,  dem  der  Detektiv  so  seine  Gedanken  mit
teilen  und  logische  Schlüsse  entwickeln  kann.  Watson  ist  ein  Teil  von  Conan
Doyles  Methode:  Zunächst  erfährt  der  Leser  den  Verlauf  der  Ereignisse  durch
Schilderung.  Von  einem  bestimmten  Punkt  an  geht  die  Schilderung  über  in
Berichte  des  Dr.  Watson  an  seinen  Freund  Sherlock  Holmes.  Holmes  selbst
löst  seine  Fälle  durch  Deduktion.  Deduzieren  wird  durch  ihn  zu  einer  Wissen
schaft,  die  den  Leser  immer  wieder  zu  fesseln  weiß.
Im  "Blauen  Karfunkel"  liest  Holmes  aus  einem  Hut,  daß  sein  Besitzer  etwa
50  Jahre  alt,  sehr  intelligent  und  sehr  vorsichtig  sei,  daß  ihn  seine  Frau
nicht  mehr  liebe,  und  daß  er  kein  Gas  in  seinem  Haus  habe.  Watson  ist  sehr
erstaimt,  worauf  ihm  Holmes  seine  Schlußfolgerungen  erläutert.  Sherlock
Holmes  deduziert!  "Wxmder,  Holmes",  pflegt  Watson  auszurufen.  "Elemen
tar,  mein  lieber  Watson",  pflegt  Sherlock  Holmes  darauf  zu  antworten.

Die  Weltanschauimg  des  Herrn  Edear  Wallace

Edgar  Wallace  ist  wohl  noch  immer  der  Spitzenfavorit  aller  Kriminalautoren.
Er  brachte  es  schließlich  auf  150  Bücher;  davon  wurde  der  "Hexer"  ein  Welt
erfolg.  Fritz  Wölcken  schreibt  in  seinem  Buch  "Der  literarische  Mord"  über
E d o r a r  W a l l a p . P «

�f o r m u l i e r t  h a t :

An  keiner  Stelle  der  Erzählung  bietet  Edgar  Wallace  seinen  Lesern  Anhalts
punkte, aus denen sie den wahren Zusammenhang der Dinge erschließen sol
len  ..  .  Das  einzige  Spiel  des  Autors  ist  es,  den  Leser  in  Spannung  zu
halten, ihn von Ereignis zu Ereignis weiterzuführen und ihn dann zum Schluß
mit einer unerwarteten, brillanten Überraschung zu entlassen. Wallace ist
nicht  ein  Schriftsteller  des  Entdeckens  und  Axifdeckens^  und  seine  Detektiv-
geschickten zeichnen sich nicht so sehr durch scharfsinnige Gedankengänge
als durch ungemeinen Reichtum an Handlimg aus.
"Edgar Wallace hat die Kanst des Kriminalromans gewissermaßen theologisch
überhöht", schreibt Werner Eickel, und er führt Willy Haas an, der hier
t r e ff e n d 
"Die  Architektur  der  Welt  bei  Herrn  Wallace  gleicht  ziemlich  genau  der  Ar
chitektur  der  alten  Mysterienspiele.  Oben  im  Himmel  steht  der  König  von
Großbritannien, stehen die Minister, die Polizeibeamten von Scotland Yard
(Erzengel, es gibt auch gefallene), der biedere Sheriff, der brave Scharfrich
ter, der gütige Zuchthausdirektor. Darunter: Die Erde mit den handelnden
Menschen.  Zutiefst:  Die  Hölle  der  Verbrecher.  Zwischen  beiden  letzteren  ist
der bei WaUace psychologisch interessanteste Ort: das Fegefeuer, der Ort
der lässigen Sünder, des sündigen Mädchens, das noch gerettet wird, des sün
digen Hochstabiers, der dann der Polizei hilft; vor allem aber der Ort der
geheimnisvollen Wadlace'schen Figuren des "Halbmenschen", des Halbtieres,
der  Nicht-Schurke,  der  alle  Schurkereien  begeht,  der  mythologische  Zyldop,
der  die  ganze  Last  der  Verbrechen  trägt,  der  schuldig  lebt  \md  unschuldig
r ü h r e n d  s t i r b t  w i e  e i n  K i n d .  "

f ü h r t  W e r n e r  E i c k e l  a u s :

U n d  w e i t e r 
"Der  Kriminalroman  geht  von  einer  Fiktion  aus,  von  einer  Wünschbarkeit.
Sein Happy-End, der Sieg des Guten, die Niederlage des Eösen geben dem Le
ser  und  der  Gesellschaft  ihr  gutes  Gewissen  zurück.  .  .  .  Die  Forderung,
die  Detektivgeschichte  müsse  .  .  .  intellektueller  werden,  ist  gewiß  richtig.
Aber  da  sie  immer  noch  dem  Detektiv  wie  dem  Allmächtigen  imd  der  Polizei
wie  dem  längsten  Gericht  vertraut,  muß  sie  scheitern."

Der  Mörder,  der  nie  einen  Mord  beging

Man  sagt,  daß  es  das  Schicksal  des  Kriminalromans  sei,  nur  einmal  gelesen
zu  werden.  Auf  einen  Schriftsteller  trifft  diese  Feststellung  nicht  zu:  auf  Gil
bert  Keith  Chesterton.  Seine  Geschichten  sind  nicht  allein  Kriminalgeschich
ten,  sie  sind  mehr.
In  den  meisten  von  Chestertons  Detektivgeschichten  spielt  der  Father  Erown
die  Hauotrolle.  Dieser  elänzt  weder  durch  brillante  Logik,  noch  versteht  er

1 9

�sich  auf  das  Spurenlesen.  Nach  sei
ner  Methode  gefragt,  antwortet  er
einmal:  "Sehen  Sie,  ich  war  es,  der
alle  diese  Leute  ermordet  hat.  "
Er  denke  sich  in  den  Mörder  hinein,
so  lange,  bis  er  seine  Gedanken
kenne,  bis  er  seine  Leidenschaften
kämpfe  imd  bis  er  mit  den  Augen
des  Mörders  die  Welt  sähe.  Dann
wisse  er  auch,  wer  der  Mörder  sei.
Diese  Gestalt  entstand,  als  Chester
ton  eines  Tages  die  Idee  hatte,  eine
"Komödie  zu  entwerfen,  in  der  ein
Priester  auftreten  sollte,  der  nichts
zu  wissen  schien  und 
in  Wirklichkeit
m e h r  ü b e r  d a s  V e r b r e c h e n  w u ß t e
als  die  Verbrecher  selbst.  "  So  schrieb  Chesterton  seine  Erzählungen  um  Pa
ter  Brown  nicht  so  sehr  um  des  Kriminalromans  wegen  als  aus  Liebe  zum  Pa
radoxen.  Er  war  der  Meinung,  daß  die  Wahrheit  anders  sei,  als  sie  aussehe.
I n  P a t e r  B r o w n  s e t z t e  e r  d a s  P a r a d o x e  a u f  z w e i  B e i n e .

D e r  s c h o n  z i t i e r t e  H e l m u t  H e i ß e n b ü t t e l  s c h r e i b t  a n  e i n e r  a n d e r e n  S t e l l e 
s e i n e m  B u c h  " Ü b e r  L i t e r a t u r " :
Es  gibt  bei  den  Detektiven  ein  klassisches  Gegensatzpaar,  den  einen,  der  im
rauhen  bis  rüden  Einsatz  so  lange  Gegner  zusammendrischt  (und  natürlich
zusammengedroschen  wird),  bis  er  heraus  hat,  wer  es  gewesen  ist,  und  den
anderen,  der  durch  eine  Mischung  aus  Faktorenermittlung  und  kombinatori
scher  Rätselraterei  das  zimächst  Verworrene  und  Undurchschaubare 
in  plau
sible  Zusammenhänge  bringt 

imd  durchschaubar  macht.  "

i n

In  der  modernen  Kriminalliteratur  scheint  der  erstere  die  Überhand  gewonnen
zu  haben.  Mike  Hammer  gehört  zu 
"Ich  knallte  ihm  den  Lauf  meiner  Kanone  gegen  die  Kinnlade  und  legte  den
Knochen 
in  die  Schnauze,imd  er  spuckte  Zähne  und  Blut.  Er
lag  da  und  blubberte.  Ich  traf  ihn  noch  einmal,  und  er  hörte  auf  zu  blubbern.  "

ihnen:

ihm 

frei. 

Ich 

trat 

So  hämmert  Mike  Hammer.  Ihm  nahe  stehen  Jerry  Cotton,  Kommissar  X,
Butler  Parker  usw.  Doch  ihnen  fehlt  der  Sadismus,  der  aus  jedem  Roman  Mi-
key  Spillans  zu  lesen  ist.  Werner  Dickel  schreibt  über  Jerry  Cotton:
Seine  Leser  bewundern  einen  enthusiastischen  Polizisten,  der  nicht  mehr  als
ein  Busfahrer  verdient,  aber  gefährlicher  als  ein  Torero  lebt.
Man  schreibt  Erle  Stanley  Gardner  das  Verdienst  zu,  die  Brutalreißerwelle
eingedämmt  zu  haben.  Bis  1953  hatte  er  "nur"  35  Millionen  Exemplare  ver
kauft  -  mittlerweile  hat  er  115  Millionen  neue  Leser  gefunden.

1 3

�Die  Hauptperson  der  meisten  seiner  Romane  ist  der  Rechtsanwalt  Perry  Ma
son.  Er  wird  nicht  beschrieben,  charakteristisch  für  ihn  sind  allein  die  Rede
duelle,  die  er  mit  einer  bornierten  Polizei  vor  dem  Richter  zu  führen  hat.
W e r n e r  E i c k e l  s c h r e i b t :
Gardner  ist  kein  Amokläufer  gegen  Amerikas  herrschende  Gesellschaftsord-
mmg.  Aber  er  ist  ein  Pfahl  im  Fleisch  der  Zufriedenen.
Allein  England,  das  Ursprimgsland  des  Kriminalromans,  widerstand  bisher
der  Brutalreißerwelle.  Aber  mit  Jan  Flemings  "James  Bond"  spürt  auch  Eng
land  den  neuen  Impuls.  James  Bond  "vereinigte  britische  Distanz  und  ameri
kanische  Brutalität,  Killer  Instinkte,  die  sich  mit  NATO-Enthusiasmus  ver
banden,  und  distinguierte  Extravaganz.  Kriminalität  vmrde  ein  PolitUcum,  das
zugunsten  des  Westens  ausgefochten  wurde  und  wird  -  mit  welchen  Mitteln
auch  immer.  "  (Werner  Eickel)

Ein  Schlaftrunk  des  20.  Jahrhunderts  ?

Ist  nun  der  Kriminalroman,  wie  Hermann  Kesten  einmal  sagte,  "ein  vollkom
men  irreales  Gebilde,  eine  theoretische  Schlachthausliteratur,  hergestellt  von
literarischen  Weinpanschern  und  epischen  Lebensmittelfälschern"  ?  Oder  hat
Friedrich  Sieburg  recht,  wenn  er  zum  Beispiel  von  Simenon  meint:  "Seine
Kunst  ist  so  groß,  daß  sie  mich  oft  den  kriminalistischen  Faden  verlieren  läßt.
Seit  Maupassant  hat  es  seinesgleichen  in  der  französischen  Sprache  nicht  ge
geben"  ?
Ich  meine,  es  ist  sinnlos,  den  Kriminalroman  als  "Schlaftrunk  des  20.  Jahr
hunderts"  zu  bezeichnen.  Brecht  lobt  ihn  in  seinem  Fragment  "Über  die  Po
pularität  des  Kriminalromans",  weil  er  vom  Leser  die  Anstrengimg  logischen
D e n k e n s 
H e l m u t  H e i ß e n b ü t t e l  s t e h t  ü b e r  d e n  K r i t i k e r n :
Überdies  handelt  es  sich  beim  Kriminalroman  um  etwas,  was  so  viele  Kriti
ker  der  modernen  Literatur  vermissen:  nämlich  um  legitimen  Lesestoff  für
a l l e . 

f o r d e r e .

. 

u - w e 

-

▶

1 4

�I.  FRIEDRICH  DÜRRENMATT:

Der  Richter  und  sein  Henker  (rororo  150)

Das  Rahmenthema  dieser  Schülerzeitung  heißt  "Kriminelles".
Darum  sollen  an  dieser  Stelle  zwei  Kriminalromane  besprochen
werden  -  keine  Reißer  wie  James  Bond,  Jerry  Cotton  etc.,  son
dern  Krimis,  deren  Niveau  höher  steht.  Trotzdem  soll  keiner
Angst haben, daß die Spannung zu kurz kommt, im Gegenteil
Einer  dieser  Kriminalromane  heißt:  "Der  Richter  und  sein  Hen
ker",  geschrieben  von  F.  Dürrenmatt.  Dieser  schweizer  Schrift
steller  ist  vor  allem  durch  seine  Bühnenstücke  bekannt  gewor
den.  Hier  ein  kurzer  Überblick  über  die  Handlimg  (jedoch  ohne
Bekanntgabe  des  Täters):  Es  beginnt  imd  endet  mit  einem  Toten.
Ein  begabter  jüngerer  Kriminalist  wird  ermordet.  Kommissar
Bär  lach  von  der  Berner  Kantonspolizei  übernimmt  den  Fall.  Ihm
zur  Seite  wird  ein  junger,  ehrgeiziger  Beamter  gestellt.  Bald
stoßen  sie  auf  eine  Spur.  In  einem  abgelegenen  Haus  in  der  Nä
he  des  Tatortes  finden  oft  große  Gesellschaften  statt.  Der  Kom
missar  wird  von  einem  Himde  angefallen,  als  sie  das  Haus  ei
nes  Nachts  umschleichen,  doch  der  Himd  kann  getötet  werden.
Apa  nächsten  Tag  trifft  Bärlach  einen  alten  Bekannten.  Als  der  Be
sucher  gegangen  ist,  hat  der  magenkranke  Bär  lach  einen  Anfall.
Bei  seinen  Ermittlungen  hat  er  mit  einem  Schriftsteller  eine  Unter
haltung  über  den  Besitzer  des  einsamen  Hauses. 
In  der  Nacht  wird
Bär  lach  überfallen.  So  muß  sein  jimger  Mitarbeiter  noch  einmal
allein  zu 
jenem  Haus.  Hinterher  wird  er  von  dem  Kommissar  zu
einem  Abendessen  eingeladen.  Bärlach  kann  ihm  dabei  den  Mörder
n e n n e n .  E s 
"Der  Wert  dieser  ungemein  lebendig  geschriebenen  Geschichte
liegt  in  der  feingesponnenen  seelischen  Durchdringung.  Wir  wer
den  gewahr,  welche  Realität  die  menschliche  Seele  ist."  (Sonn-
tagsblatt/Hmbg.)
Zwei  weitere  Kriminalromane  dieser  Art  hat  F.  Dürrenmatt  ge
schrieben:  "Der  Verdacht"  (rororo  448),  "Das  Versprechen".
In  allen  ist  die  Hauptfigur  Kommissar  Bär  lach.  Die  Romane  lie
f e n 

S t a d t b ü c h e r e i 

a u c h 

a u s .

d e r 

i s t 

. 

. 

.

i n 

I I .  C A R L O  M A N Z O N I

D e r  F i n g e r 

i m  R e v o l v e r l a u f  ( d t v  1 2 3 )

Eine  ganz  andere  Art  Kriminalroman  schreibt  Carlo  Manzoni.
S e i n e  R o m a n e  s i n d  P a r o d i e n  a u f  d i e  s o e r .  " S u n e r - T h r i l l e r "

�Die  Hauptpersonen  sind  ein  Privatdetektiv  und  sein  Kompagnon,  ein  Hund.
Beide  lieben  Whisky.  Das  bringt  sie  in  gefährliche  Situationen.  Es  werden  ih
nen  mehrere  Leichen  unterschoben,  doch  immer  weiß  sich  der  Detektiv  aus
den  Fängen  der  Polizei  zu  retten.  Zum  Schluß  klärt  sich  natürlich  alles  auf.
Auch  die  Liebe  darf  in  diesen  Super-Thrillern  nicht  zu  kurz  kommen.  Im  gan
z e n 
Zwei  weitere  Romane  desselben  Autors:  "Ein  Schlag  auf  den  Schädel  und  du
bist  eine  Schönheit"  (dtv-268),  "Der  tiefgekühlte  Mittelstürmer"  (dtv-364).
Neben  seinen  parodistischen  Kriminalromanen  ist  Carlo  Manzoni  vor  allem
durch  Satire  bekannt  geworden.  Werner  ZJckelbel.

i m t e r h a l t s a m e r  K r i m i .

i s t  e s  e i n 

gdste^Q&ätörte.

Ein  kriminalistisches  Preisrätsel  für  Schüler,  die  denken  können
und  Augen  im  Kopf  haben!
Nervös  zuckte  der  Studienrat  mit  dem  linken  Augenlid  imd  schnürte
hastig  den  Turnschuh  zu.  Vom  Schülerumkleideraum  her  verstärkte
sich  das  übliche  Gebrüll  der  Obertertia.  Es  konnte 
zimmer  gehört  werden:  Ein  Griff  zur  Trainingsjacke,  und  der  Stu
dienrat  eilte  mit  gewichtigen  Schritten  durch  die  Halle.  Seit  einigen
Tagen  war  im  Schlaungymnasium  der  Teufel  los!  Erst  vorgestern
fand  Kollege  Gruhn  sein  verlorengegangenes  Zensurenbüchlein
wieder  (mit  ausradierten  Noten),  zur  gleichen  Zeit,  als  der  Haus
meister  seinen  Passepartout  vermißte.  Referendare  konnten  nur
noch  unterrichten,  wenn  sie  in  geschickten  Verhandlungsgesprächen
mit  der  Klasse  die  Arbeitszeit  festlegten:  35  Minuten  "Schiffever
senken"  gegen  10  Minuten  Lehrmonolog  galten  als  annehmbares
Ergebnis.  Selbst  Kollege  Hagemann  war  froh,  wenn  seine  Mathe
matikstunden  vingestört  verliefen.  Und  mm  diese  Obertertia!  Der
Studienrat  riß  die  Schwingtür  auf  und  hielt  den  sanftlächelnden,
in  Doppelreihen  aufgestellten  Zöglingen  eine  jener  Strafpredigten,
die  der  Umkleideraum  jeden  Tag  hörte:  Stets  der  gleiche  Text,
nur 
im  Ton  verschieden!  Die  Skala  reichte  von  der  alles  überwin
denden  Courtoisie  Herrn  Peters'  bis  zu  der  selbstbewußten  Stren
ge  jenes  Nationalspielers,  der  sich  in  Preußens  Glanzzeiten  nie
durch 
Die  Uhr  zeigte  7.55.  Der  Studienrat  schloß  die  Ausgangstür  ab,
f e h l t e n .  W ä h r e n d d e s s e n
z ä h l t e  u n d  s t e l l t e 

feindliche  Abwehrreihen  beirren 

f e s t ,  d a ß  z w e i  S c h ü l e r 

im  Direktor

ließ.

�achtete  er  streng  darauf,  daß  keiner  die  Schwingtür  zur  Halle  öffne
te;  denn  trotz  des  Konzils  versuchten  immer  wieder  katholische
Christen,  mit  lautstarken  Würfen  an  das  Basketball-Brett  den  Un
terricht  im  evangelischen  Religionsraum  zu  stören.
Die Stunde konnte beginnen. Der Studienrat stieß die Schwingtür mit
dem Fuße auf . . . und erstarrte! Inmitten der Halle lag der Ober
tertianer  Kasimir,  die  Arme  ausgebreitet,  das  Hemd  blutver
schmiert, den stieren Blick zur Hallendecke, von der zwei Ringe
herabbaumelten.  Die  bewährte  Schocktherapie  von  Professor  Klaus
E. (im Wechsel kalte imd heiße Duschen) brachte den Schüler bald
zu  sich  und  folgenden  Sachverhalt  ans  Licht:
Kasimir  hatte  gehört,  daß  an  dem  Nachbargymnasium  ein  Abiturient
seine  Englisch-Sechs  mit  einer  Drei  im  Turnen  ausgeglichen  habe
und  mm  mit  Eifer  und  Freude  Anglistik  studiere.  Getreu  diesem
Vorbild versteckte Kasimir sich um 7 Uhr 50 in der Halle, um im-
beobachtet von 7 Uhr 55 bis 8 Uhr seinen Bizeps an den schwingen
den Ringen zu stärken. VTährend einer doppelten Kehre am Ende
des  Vorschwunges  bemerkte  er  plötzlich  einen  Schatten  an  der  Wand
imd  dann  nichts  mehr.
Es stellte sich heraus, daß der Haltemechanismus der Ringe mut
willig  gelöst  worden  war.  Wer  konnte  der  Täter  sein?  Ein  Klassen
kamerad  wohl  kaum,  denn  die  OIH  weilte  zwischen  7  Uhr  55  und  8
Uhr  im  Umkleideraum,  das  wußte  der  Studienrat.  Weder  im  Gerä
teraum  noch  in  der  Lehrerkabine  fand  sich  der  Unbekannte.  Ande
rerseits  konnte  er  die  Halle  nicht  verlassen  haben;  die  Fenster  waren
teils  vergittert,  teil  unerreichbar  hoch  in  der  Turnhallenwand.  Die
verstaubten  Türen  zum  Flur  xmd  Binnenhof  zeigten  keine  Fingerab
d r ü c k e .
Der  Studienrat  fand  keine  Lösimg,  zudem  seine  Gehirntätigkeit  emp
findlich  gestört  wurde.  Rochus,  der  bis  dahin  fehlende  Schüler  der
Gin,  stand  plötzlich  verlegen  grinsend  in  der  Halle  und  murmelte
einen  jener  Entschuldigimgsgründe,  die  schon  sein  Großvater  herlei
erte,  wenn  er  zu  spät  gekommen  war.

Keiner  löste  das  Rätsel,  bis  zwei  Tage  nach  der  Zeugnisausgabe  die
Post  einen  Brief  ins  Sekretariat  brachte:  einen  Einspruch  gegen  die
NichtVersetzung Rochus' ! Sein Vater schrieb: "Hiermit bitte ich,
den Beschluß der Versetzungskonferenz rückgängig zu machen imd
meinen Sohn in die Untersekunda zu versetzen, da Rochus, wie ei
ne fachärztliche Untersuchung erst jetzt festgestellt hat, schon seit
längerer  Zeit  geistesgestört  ist  und  deshalb  für  seine  Minderlei
stungen  nicht  voll  verantwortlich  gemacht  werden  kann.  "  In  seinem
Antrag wies der Vater u.a. darauf hin, daß Rochus derjenige gewe
sen sei, der damals die Ringe plöst habe. Er habe beweisen wol
len,  daß  die  Existenz  der  Gravitation  ein  Hirngespinst  schizophrener
Physiker  sei  vmd  so  nicht  in  einer  Physikarbeit  adäquat  beschrieben

�werden  könne.  (Rochus  hatte  in  der  entscheidenden  Arbeit  die  Newtonschen
Gesetze  vergessen!)
Wie  aber  Rochus  unbemerkt  die  Halle  hatte  verlassen  können,  das  allerdings
konnte  der  Vater  auch  nicht  erklären.  Wer  findet  die  Lbsung?

S t R  S i m o n

Wer  die  richtige  Lösung  findet,  kann  sie  in  einem  Briefumschlag  (mit  Namen
natürlich!)  in  den  SMV-Briefkasten  einwerfen.  Einsendetermin  ist  der  letzte
Tag  im  April.  Als  Preis  haben  wir  ein  Buch  ausgesetzt.  Außerdem  werden
Vinter allen richtigen Einsendvmgen 10 Tafeln Schokolade ausgelost.

P H A N T A S T I C A

fü r  d i e  Te x ti l - ,  L e d e r -  u n d  P a p i e r -

Vor  vmgefähr  achtzig  Jahren  wurde  die
Firma  Sandoz  gegründet,  und  seit  1939
existiert  das  jetzige  Unternehmen,  die
Sandoz  A.  G.,  Basel.  Diese  Firma  ist
vornehmlich  auf  die  Herstellvmg  von
s y n t h e t i s c h e n  Te e r f a r b s t o ff e n ,  p h a r
m a z e u t i s c h e n  A r t i k e l n  u n d  C h e m i k a l i
e n 
I n d u s t r i e  s p e z i a l i s i e r t .
I n  d e n  L a b o r a t o r i e n  d i e s e r  F i r m a  e n t
d e c k t e  d e r  S c h w e i z e r  D r .  H o f  m a n n 
i m
Jahre  1943  eine  neue  Substanz,  die  zur
Gruppe  der  Alkaloide  zählt  und 
s c h e n  V i n t e r  d e m  N a m e n  " L S D "  b e
r ü h m t - b e r ü c h t i g t  w u r d e .
D e r  v o l l e  N a m e  d e s  L S D '  s 
Lysergsäurediäthylamid,  und  die  ge
kürzte  Summenformel  sieht 
maßen aus: R- CO- N(C2 Hg)2
Lysergsäure  wird  zu  den  Alkaloiden  ge
zählt,  die  häufig  im  Pflanzenreich  und
s e l t e n 
i m  T i e r r e i c h  a l s  b a s i s c h e  s t i c k
stoffhaltige  Verbindvmgen  vorkommen
vmd  wegen 
ihrer  "Alkaliähnlichkeit"  Al
kaloide  genannt  wurden.  Diese  Stoffe
wirken 
menschlichen  Organismus  schädlich,
während  sie  in  geringen  Mengen  in  der
M e d i z i n  o f t  a l s  H e i l m i t t e l  v e r w e n d e t
w e r d e n .  S o  e t w a  d a s  A n t i fi e b e r m i t t e l
Chinin,  das  man 
1 8

in  größeren  Mengen  auf  den

in  der  Chinarinde

inzwi

l a u t e t :

folgender

Ehi  großer  Gott,
laß  mich  nicht  Zeuge  sein!
Hilf  mir  hinab 

ins  Unbewußte!

K .  K r a u s

�(s.  Anmerkung)  findet.  Wegen  ihrer  Basizität  treten  sie  nur  in  Form  ihrer
Salze  mit  organischen  Säuren  auf.  (z.  B.:  Chinin  wird  durch  die  Chinasäure
neutralisiert)
Die  Alkaloide  vmterteilt  man  ihrerseits  in  drei  Gruppen,  die  sich  dann  wieder
in  Untergruppen  gliedern.  Eine  solche  Untergruppe  bilden  die  Mutterkom-
alkaloide,  zu  denen  die  Lysergsäure  (R-COOH)  gehört.  Diese  Alkaloide  sind
ein  Bestandteil  des  Mutterkorns  (  =  ein  Pilz,  der  auf  reifenden  Ähren  wächst).
Lysergsäurediäthylamid  selbst  ist  ein  synthetischer  Abkömmling,  der  sich
durch  Verbindung  von  Lysergsäure  und  Diäthylamin  bildet.  An  der  Reaktions
gleichung  erkennt  man,  daß  außer  LSD  auch  noch  Wasser  entsteht:

R-C02H+(C2Hg)2NH wird zu R-C0-N(C2H5)2+H20.

Tfl5

daran,  daß  seine  Wirkung  ziemlich  kurios  ist:
Man  nimmt  heute  an,  daß,  ebenso  wie  unser  gesam
tes  Nervensystem  in  ein  sympathisches  und  para
sympathisches  System  unterteilt  ist,  auch  das  Sy
stem,  das  mit  unserem  Gefühlsleben  zusammen
hängt,  so  getrennt  ist.  Durch  Stoffwechselprodukte
werden  beide  Systeme  entweder  gereizt  oder  ge
hemmt.  Drogen,  wie  etwa  Opium  oder  Mescalin,
beeinflussen  den  Stoffwechsel  so,  daß  sie  die  Bil
dimg  von  bestimmten  Gehirnfunktionshormonen  be
günstigen  oder  verzögern.

IDas so entstandene Produkt ist geruch- und farblosimd  schmeckt  nach  nichts,  aber  das  hindert  nichts

Die  Forscher  verwendeten  LSD,  um  einen  Einblick  in  die  Entste
hung  von  Geisteskrankheiten  zu  gewinnen  und  eventuell  Mittel  zur
Beseitigung  zu  finden.  Aber  dieser  Stoff,  der  von  Sandoz  den  For
schern  in  Laboratorien  und  Kliniken  unentgeltlich  zur  Verfügung  stand,  wur
de  in  der  letzten  Zeit  sehr  häufig  für  "Selbstversuche"  benutzt.  Im  folgenden
Abschnitt  sollen  nun  einige  "Selbstversuche"  und  ihre  Folgen  geschildert  wer
den.  Diese  Berichte  handeln  alle  von  körperlich  gesunden  Menschen,  bei  de
nen  LSD  eine  kurze  Geisteskrankheit  hervorrief.
Zu  den  harmloseren  Folgen  gehören  jene  Visionen,  die  sich  nur  für  kurze  Zeit
im  Geistig-Seelischen  abspielen;  während  dieser  Zeit  ist  das  Bewußtsein  völ-
1 9

imd  dadurch  das  Bewußtsein  ausschalten

Lysergsäurediäthylamid,  LSD,  genört  zu  den  phar
mazeutischen  Substanzen  oder  Pharmaka,  die  die
Endorgane  des  sympathischen  Nervensystems
blockieren 
Diese  Wirkung  wurde  besonders  in  der  modernen
psychiatrischen  und  psychopharmakologischen
Forschung (s. Anmkg.) ausgenutzt; es genügten
kleinste  Mengen,  um  psychische  Wirkungen  bei
ihn  "auf  die
einem  Menschen  hervorzurufen  oder 
Reise  zu  schicken",  wie  die  LSD-Anhänger  sagen.

�lig  abgeschaltet,  d.h.,  man  weiß  nicht,  ob  oder  wie  der  eigene  Körper  agiert
oder  reagiert:
Der  "LSD-Mensch"  fällt  nach  und  nach  in  einen  Schlaf  mit  phantastischen
Träumen:  Er  glaubt,  wie  ein  Vogel  fliegen  zu  können,  wie  Schneeflocken  schwe
ben  zu  können  oder  in  ein  Tier  verwandelt  zu  sein.  Er  sieht  sein  "zweites  Ich",
entdeckt  bisher'Schlummernde  Geistesleistungen"  oder  hält  einen  Schmutz
flecken  für  eine  unbeschreibliche  Schönheit.  Manche  "LSD-Menschen"  wollen
diese  erzwungene  Erlebnisfähigkeit  in  die  Wirklichkeit  umsetzen:  Sie  springen
aus  dem  Fenster,  weil  sie  sich  für  flugfähig  halten,  ermorden  sich  selbst,
weil  sie  Schmerzen  fühlen  oder  weil  eine  tiefe,  zum  Selbstmord  reizende  De
pression  einsetzt.
In  den  schlimmen  Fällen  bleiben  diese  Menschen  geisteskrank  und  sind  für
lange  Zeit  auf  Behandlmig  angewiesen.  Sie  leben  wohl  in  größter  Verzücktheit,
sind  dafür  aber  "geistesabwesend",  d.h.,  sie  sind  praktisch  schizophren.
Bei  einigen,  die  zwar  wieder  aus  dem  LSD-Rausch  erwacht  sind,  wiederholen
sich  diese 

Illusionen  noch  Wochen  oder  Monate  später.

Vor  kurzer  Zeit  hat  die  Sandoz  A.G.  die  Verantwortung  für  die  Verteilung
dieser  Substanz  abgegeben.
Am  Schluß  wären  noch  einige  andere  Alkaloide  zu  nennen,  die  die  meisten  von
uns täglich einnehmen oder die auch Rauschgifte wie LSD sind: Die bekannte
sten  Vertreter  sind  die  Alkaloide  Coffein  und  Nicotin,  beide  aus  dem  Pflanzen
reich.  Ebenso  aus  der  Flora  kommen  Morphium  und  Heroin,  beide  in  größeren
Mengen eingenommen als Rauschgifte wirkend (sie machen im Gegensatz zu
LSD süchtig). Dann wäre auch noch das Coca-AJkaloid aufzuführen, das in den
Cocagetränken  enthalten  ist  (s.  Anmkg.),  weiterhin  Codein,  ein  Bestandteil
vieler  Hustensäfte  xmd  das  Antifiebermittel  Chinin,  das  schon  einmal  erwähnt
w u r d e .

-

- 

w r c 

A n m e r k u n g e n :
Chinarinde:  Um  1638  wurde  mit  Hilfe  der  aus  Rinde  gewonnenen  Substanz
eine  peruanische  Vizekönigin  vom  Fieber  befreit.  Das  Wort
China  ist  die  Verstümmelung  ihres  Namens  "Chinchona".
Es  hat  also  nichts  mit  dem  Land  gleichen  Namens  zu  tun.
Coca-Getränke:  Vor  dem  2.  Weltkrieg  war  die  Herstellung  für  kurze

Zeit  in Amerika  verboten,  da  die  Getränke  einen  zu  hohen
Anteil  von  "Coca"  hatten.  Coca  gehört  zu  den  Rauschgiften.

Psychiatrische  und  psychopharmazologische  Forschung:

Sie  versucht,  die  Ursache  für  die  Entstehung  von  Gehirn-
krankheiten  geistig-seelischer  Art  zu  finden  und  mit  Hilfe
von pharmazeutischen Substanzen (Pharmaka) soweit wie
möglich  zu  heilen.

2 0

�Das  war  also  Frevind  Nummer  zwei:  der  mit  dem  kleinen  runden  Loch 
in  der
Schläfe.  Fünf  Freunde  minus  zwei  Freunde  gleich  drei  Frevinde.  Die  Mehrheit
lebte  also  noch  und  bietet  Gewähr  dafür,  daß  in  den  folgenden  Fortsetzimgen
noch  allerhand  Bemerkenswertes  geschehen  kann.

Peter  Neu  war  fest  entschlossen,  den  Täter  zu  entlarven.  Die  scharfsinnige
Kriminalpolizei  würde  vermutlich  auch  den  Tod  seines  zweiten  Freundes  als
Unfall  ansehen.  "Pflegte  Ihr  Freund  gelegentlich  vor  dem  Schlafengehen  mit
einer  Pistole  zu  spielen?  Oder  war  Ihr  Fre\md  vielleicht  sehr  ängstlich  und
nahm  eine  geladene  Pistole  mit  ins  Bett?  Litt  er  vielleicht  unter  Alpträumen?"
Solche  Fragen  würden  sie  stellen.  Und  die  Sachverständigen  würden  nach  lang
wierigen  Untersuchungen  zu  dem  Ergebnis  kommen,  daß  nach  Lage  der  Dinge
ein  Unglücksfall  nicht  auszuschließen  sei.  Und  dann  würde  man  die  Akte 
'  Fred
Petersen'  noch  eine  Weile  von  einem  Schreibtisch  zum  anderen  tragen  und
sie  schließlich 
im  Jahr  würde  ein
Staubpinsel  sanft  darüberfahren.  Aber  wenn  die  professionellen  Ordnungs
hüter  versagten,  so  mußten  mal  wieder  die  Zeitungsleute  nach  dem  Rechten
sehen:  Peter  zwängte  sich  durch  den  Türspalt.  Dabei  ließ  es  sich  nicht  ver
meiden,  die  Leiche  des  Freundes  ein  wenig  weiter  ins  Zimmer  zu  schieben.
Der  Kopf  rutschte  zur  Seite,  rnid  die  starren  Augen  richteten  sich  auf  den  Ein
tretenden.  Der  kniete  nieder,  ergriff  die  kalkweiße  Hand  des  Freundes  und
tat  den  Schwur:  "Ich  werde  ihn  finden,  den  Schuft.  Das  verspreche  ich  Dir.  "
-  E r 
f i e l  m i t  e i n e m  s e l t s a m e n  K n a c k l a u t  a u f  d e n
Boden.  Peter  warf  einen  flüchtigen  Blick  auf  den  Zettel,  den  die  linke  Hand
noch  im  Tode  festhielt.  Natürlich,  es  war  der  gleiche,  den  er  bekommen  hat
t e : 

" I h r  F r e i m d  w u r d e  e r m o r d e t ! "

im  Schrank  verschwinden 

lassen.  Zweimal 

l i e ß  d i e  s t e i f e  H a n d 

l o s .  S i e 

9 1

�Der  Mann  -  oder  die  Frau  ?  -  bewies  eine  geringe  Sensibilität  im  Gebrauch
der  Tempora.  Sowas  müßte  man  redigieren.  Das  konstatierende  Perfekt  müß
te  es  sein.  Ganz  unbedingt!  Der  Schreiber  hat  das  also  nicht  gewußt.  Das
ist  ein Anhaltspunkt.  Es  ist  nicht  auszuschließen,  daß  es  sich  um  einen  Jour
nalisten  handelt.  Lokalredaktion?  -  Oder  Politik?  -  Wir  werden  weitersehen.

Peter  richtete  sich  auf  und  sah  sich 
im  Zimmer  um.  Die  Fensterläden  waren
nicht geschlossen, ein Fensterflügel ein wenig geöffnet. Die Leiche hatte di
rekt  vor  der  Tür  gelegen. Also  klar,  daß  der  Schuß  vom  Fenster  aus  gekom
men war, oder daß der Täter durch das Fenster entwichen war. So würde die
Kriminalpolizei  messerscharf  folgern.

im  Hinausgehen  die  Tür  hinter

Nicht  so  Peter  Neu.  Er  erkannte  das  durchsichtige  Ablenkimgsmanöver.  Na
türlich  hatte  der  Täter  den  Erschossenen  an  die  halb  geöffnete  Tür  gelehnt,
hatte  dann 
sich  zugezogen  und  so  den  Toten  direkt
vor  die  Tür  gleiten 
lassen.  Der  Täter
w a r  a l s o 
i m  H a u s e .  D a s  w a r  k l a r .  U n d
das  war  ein  weiterer  Anhaltspunkt.

Der  Mörder  legte  offenbar  großen  Wert
darauf,  außerhalb  der  "Alten  Scholle"
gesucht  zu  werden.  Um  so  enger  mußten
seine  Beziehungen  zu  diesem  Hause  sein.
Also:  "Mangelnde  Vertrautheit  mit  dem
konstatierenden  Perfekt  plus  enge  Be
ziehung  zur  '  Alten  Scholle'.  Ich  werde
ihn  finden,  den  Schuft.  "

Peter  ging  wieder  hinunter.  Die  Trep
penstufen  ächzten  unter  seinen  Schrit
t e n .  O d e r  w a r  e s  h i n t e r 
i h m ?  E r  b l i c k
t e  s i c h  r a s c h  u m .  N i c h t s .  D i e  H o l z s t u
fen  waren 
tief  ausgetreten.
Ein  paar  gewölbte Astaugen  stierten  ihn  an.  Er  wandte  sich  ab  und  trat  in  die
Gaststube.  Der  rundliche  Wirt  putzte  mit  einem  schmuddeligen  Lappen  an
d e r  T h e k e  h e r u m :

in  der  Mitte 

"Ah,  da  sind  Sie  ja  wieder.  Ich  hab'  Ihnen  auch  was  Warmes  gemacht.  Die
Spezialität  des  Hauses,  Erbsensuppe  mit  Einlage.  Von  gestern  übriggeblieben,
also  gut  durchgezogen.  Das  Rauchendenaroma  sitzt  jetzt  in  jeder  Erbse.  Heu
te  schmeckt  sie  erst  richtig.  Da,  probieren  Sie.  "

Peter  schob  den  Teller  zurück:  "Geben  Sie  mir  erst  mal  einen  Klaren!  -  Und
dann  habe  ich  eine  Frage  an  Sie.  "

"Durch  Fragen  ist  noch  keiner  dümmer  geworden.  Schießen  Sie  los!  -  Und
P r o s t ! "
2 2

�"Herr Wirt, haben Sie gestern abend oder heute nacht einen Knall gehört?"
" E i n e n  K n a l l ? "
"Ja,  einen  Knall  !"
"Ja,  was  für  einen  Knall  soll  ich  denn  gehört  haben?"
"Ich habe nicht gesagt, daß Sie einen Knall gehört haben sollen, ich habe Sie
gefragt, ob Sie einen Knall gehört haben. "
"Ob  ich  einen  Knall  gehört  habe?  Ich  glaube,  Sie  haben  'n  Knall.  Natürlich
hab' ich einen Knall gehört, sogar mehrere. Was meinen Sie, wie meine
Frau  die  Türen  knallt,  wenn  sie  mich  beim  Trinken  erwischt.  Ich  nehm'  schon
immer  ein  Coca-Glas,  damit  es  harmlos  aussieht.  Aber  die  steckt  überall
die Nase rein, buchstäblich. Die verdirbt mir hier das ganze Betriebsklima.
Ich bin ja dicke Luft gewohnt, aber die Gäste, die Gäste! Der Umsatz

Iist nicht gerade gestiegen in letzter Zeit. Ich mache mir Sorgen, ernste  Sorgen.  Die  gesamtwirtschaftliche  Entwicklung  ..."

"Ich  habe  auch  Sorgen",  fuhr  Peter  dazwischen.  "Haben  Sie  heute
nacht  noch  einen  anderen  Knall  gehört?"
"Jetzt  soll  ich  noch  'nen  anderen  Knall  gehört  haben!"
"Sie sollen gar nichts 1 Ich frage Sie. "
" ' nen anderen Knall ? Natürlich hab' ich noch ' nen anderen IQiall
gehört,  'nen  ganz  anderen  sogar.  "  Der  Wirt  ergriff  wieder  den
gelblichen  Lappen  und  wienerte  ziemlich  planlos  an  der  Theke  her
um.  Peter  richtete  sich  auf:
"Einen  ganz  anderen  Knall?"
"Ja,  natürlich  hab'  ich  den  gehört.  Wir  sind  alle  erschrocken  in
der  Gaststube.  Man  sollte  diese  Düsenjäger  nach  Sibirien  schicken."
"Wieso  Düsenjäger?"
"Na,  da  hat  doch  wieder  so  ein  Waldheini  die  Schallmauer  dxirch-
brochen, gerade über Walldeich. Wir sind alle richtig erschrok-
ken.  Einem  Gast  fiel  das  Bierglas  aus  der  Hand  von  dem  Knall.
Er hatte die ganze Hose naß. Es war ein Mordsspaß. "
"Ein  Mordsspaß?"
"Ja,  natürlich,  ein  Mordsgaudi,  der  mußte  doch  in  seinen  maus
grauen  Unterhosen  dasitzen,  bis  alles  wieder  trocken  war.  "

"Herr Wirt, darf ich Sie darauf aufmerksam machen, daß die Düsenjäger der
Bundeswehr  seit  drei  Tagen  Startverbot  haben?"
Der  Wirt  hörte  einen Augenblick  auf  zu  putzen.  Dann  bückte  er  sich  vornüber
und begann mit großer Intensität die Seitenwand der Theke zu wienern:
"Das sind Zustände heute! Alles muß man selber machen. Man kriegt einfach
keine  Leute.  Die  gesamtwirtschaftliche  Lage  ..."
"Sie  weichen  aus,  Herr  Wirt?"  sagte  Peter  hart.
"Ich weiche aus? Wieso? - Ach so, Sie sind noch bei dem Düsenjäger, der

9 . ^

�die  Schallmauer  durchbrochen  hat.  -  Tscha,  wenn  die  Bundeswehr
Startverbot  hat,  dann  .  .  .  ?"

" D a n n ? "

"Dann  wird  es  wohl  ein  Tommy  gewesen  sein.  -Unterschätzen  Sie
die  Tommys  nicht.  Die  Schallmauer  durchbrechen,  das  können  die
auch.  Ich  sage  Ihnen,  man  soll  die  Tommys  nicht  unterschätzen.
Der  Hitler  hat  schon  gewußt,  warum  er  nicht  über  den  Kanal  gespruii
gen  ist.  Das  war  kein  Dummer.  Denken  Sie  nur  an  die  Autobahnen!
W i e  s a h '  s  d e n n  d a m a l s  a u s  b e i 

\ m s  ?  D a m a l s 

. . . "

"Was  damals  war,  interessiert  mich  im  Augenblick  wenig.  Herr  Wirt
rufen  Sie  die  Kriminalpolizei  an!  Sie  haben  eine  Leiche  im  Haus.  Meir
F r e x m d  F r e d  P e t e r s e n 

i s t  e r m o r d e t  w o r d e n ! "

"Was  Sie  nicht  sagen!"  Der  Wirt  warf  den  Putzlappen  in  das  Spülbecken
daß  das  Wasser  aufspritzte.  "So  eine  Schweinerei!  -  In  meinem  Hause
-  Der  gute  Ruf  der  "Alten  Scholle"  wird  ruiniert  durch  sowas.  Der  Um
satz  ist  sowieso  schon  gefallen.  Und  das  bei  der  gesamtwirtschaftlichen
Krisensituation.  Es  wird  noch  so  weit  kommen,  daß  ich  den  Schnaps
statt  aus  dem  Coca-Cola-Glas  wieder  aus  dem  Schnapsglas  trinken  muf
Da  kann  ich  auch  gleich  '  nen  Fingerhut  nehmen.  Trinken  Sie  noch  einen
m i t ? "

Peter  Neu  antwortete  nicht.  Er  stand  auf,  schritt  zum  Telephon  und  be
nachrichtigte  die  Kriminalpolizei.  Das  hielt  er  zwar  für  nutzlos,  aber  es
mußte  ja  sein.  Dann  ging  er  zurück,  gab  seinem  Teller  einen  Schubs,  daß
die  Erbsensuppe  mit  Rauchendeneiiüage  überschwappte,  und  ging  hinaus,
ohne  den  Wirt  noch  einmal  anzusehen.  Der  hielt  schon  wieder  den  schmudde
ligen  Lappen  in  der  Hand  und  wienerte  -  in  imverständlichem  Platt  vor  sich
h i n m u r m e l n d 

M e t a l l t e i l e 

b l a n k e n 

d e r 

T h e k e .

- 

d i e 

Peter  Neu  überließ  an  diesem  Tage  das  Feld  der  Kriminalpolizei.  Er  hatte
keine  Lust,  auf  ihre  Fragen  zu  antworten.  Dafür  inspizierte  er  sehr  einge
hend  die  Kurve  auf  der  Deichstraße,  wo  Freund  Nummer  eins,  Rainer  Grimm,
"verunglückt"  war.  Er  machte  so  allerhand  interessante  Beobachtungen,  be
hielt  diese  aber  vorerst  für  sich.  Erst  spät  abends  kehrte  er  in  die  Gaststät
te  zurück,  schritt  einsilbig  grüßend  am  Wirt  vorbei,  dessen  Augen  ihn  unter
schlaff  herunterhängenden  Lidern  trüb  anblickten,  und  ging  gleich  auf  sein
Zimmer.  Die  Treppenstufen  ächzten  unheimlich  unter  seinen  Füßen.  Im  schwa
chen  Flurlicht  glotzten  ihn  die  stark  hervortretenden  Astaugen  düster  an.  Er
beeilte  sich  ein  wenig  beim  Öffnen  der  Tür,  trat  ein,  schloß  die  Tür  hinter
sich  ab,  machte  Licht  und  erblickte  einen  Brief  auf  dem  Boden.  Er  bückte
sich  danach  und  sah  bei  der  Gelegenheit  gleich  unters  Bett.  -  Es  war  ein  Brief
ohne  Anschrift  und  Absender.  Leicht  blau-getöntes,  fein  gehämmertes  Papier.
Er  schnupperte.  Veilchenduft!  Ein  bißchen  kitschig!  Aber  süß.  Er  hielt  sich

9

4

�den  Brief  unter  die  Nase,  atmete  mit  hochgeschobenen  Lippen  schnaufend  ein
und  ließ  sich  einige  Augenblicke  von  dem  Duft  betäuben,  der  angenehme  Erin
nerungen  in  ihm  wachrief.  Dann  schob  er  vorsichtig  den  kleinen  Finger  in
den  Seitenschlitz.  Veilchenfarbenes  Seidenfutter  wurde  sichtbar.  Nun 
fuhr  er
mit  dem  Daumen  hinein  und  erbrach  mit  einem  Ruck  den  Umschlag.  Das  zer
franste  Seidenfutter  umschmeichelte  knisternd  Daumen  und  Zeigefinger.  Er
hielt  eine  Briefkarte 
in  der  Hand.  Darauf  stand:  "Fliehen  Sie  auf  der  Stelle!
Bitte!"  -  Peter  Neu  sah  sich  im  Zimmer  um.  Er  öffnete  den  Schrank,  guckte
hinter  den  Vorhang  imd  vorsichtshalber  noch  einmal  unter  das  Bett.  Dann
schloß  er  rasch  die  Fensterläden  und  zog  die  Gardinen  vor.  Ein  wenig  beun
ruhigten ihn noch die beiden herzförmigen Öffnungen, die in die Fensterläden
geschnitten  waren.  Es  war  ihm  eine  unerträgliche  Vorstellung,  daß  jemand
durch  diese  hübschen  Herzlöcher  einen  kalten  Pistolenlauf  stecken  könnte.  -

Er  wandte  sich  wieder  der  veilchenduftenden  Briefkarte  zu.  Sie  war  handge
schrieben.  Das  erleichterte  vieles.  Offensichtlich  eine  weibliche  Handschrift.
lÄid  zwar  eine  versteUte  Handschrift.  Aber  die  Schreiberin  hatte  es  sehr  ei
lig  gehabt.  Die  Verfremdung  war  nur  halb  geglückt.  Er  erkannte  die  Schrift
wieder.  Diese  Entschlossenheit  in  den  großen  Rundimgen  am  Wortanfang  und
das  Versickern  der  Bewegimg  ins  Ungefähre  an  den  Wortenden.  Unverkennbar!
Trotz  der  Schrägstellung  nach  links.  -  Die  beherzten  Aufschwünge  imd  das
kleinmütige  Versanden  des  blauen  Stromes  in  der  Weiß-Wüste.  Ganz  unver
kennbar:  Regina  Sandfort.  -

Peter  Neu  wußte,  was  er  zu  tun  hatte.  Regina  mußte  Bescheid  wissen  oder
zumindest  etwas  ahnen.  Also  zu  ihr  1  Er  raffte  seine  Sachen  zusammen,  klet
terte  durch  das  Fenster,  gelangte  über  das  Garagendach  in  den  Hinterhof  und
von  dort  auf  die  Straße.  Er  eilte  zum  Bahnhof  und  erreichte  noch  soeben  den
Spätzug  nach  Wilhelmshaven.  Die  Nacht  verbrachte  er  dort  im  Wartesaal.  Am
nächsten  Morgen  stand  er  in  aller  Frühe  in  der  Fischerstraße  vor  dem  Haus
Nummer  13.  Eigentlich  war  es  noch  viel  zu  früh.  Aber  er  konnte  und  woUte
nicht  länger  warten.  Er  drückte  entschlossen  auf  den  weißen  Klingelknopf.  Es
wurde  sehr  rasch  geöffnet.  "Verzeihung,  mein  Name  ist  Neu,  kann  ich  Fräu
lein  Sandfort  sprechen?  Ich  weiß,  es  ist  eine  ungewöhnliche  Tageszeit,  aber
es  ist  dringend,  sehr  dringend."

Die  Frau  im  Morgenrock,  die  ihm  geöffnet  hatte,  wischte  mit  einem  zer
knautschten  Taschentuch  über  ihre  geröteten  Augen  und  sagte:  "Meine  Toch
ter  ist  gestern  abend  nicht  nach  Hause  gekommen.  "

2 5

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in  diesem  Bezirk 

"Franken  voran!"  war  die  Wahlparole  des  nationalsozialistischen  Gau
leiters  Juüus  Streicher  (1885-1946,  bis  1940  Gauleiter  Frankens).  Wie
in  den  Jahren  1932  und  1933  die  NSDAP  feierte  am  20.  November  1966
die  National-Demokratische  Partei  Deutschlands 
ih
re  größten  Triumphe;  sie  erreichte  dort  12,2%  aller  Stimmen.  -  In
Nürnberg,  der  "Hauptstadt  der  Bewegung",  der  Stadt  der  Reichspartei
tage,  waren  es  13,0%,  in  der  Nachbarstadt  Fürth  13,3%.  Mit  7,4%im
Landesdurchschnitt  wurden  die  Nationaldemokraten  drittstärkste  Par
tei Bayerns und zogen mit 15 Abgeordneten in den Landtag ein. 14 Ta
ge zuvor, bei den Landtagswahlen in Hessen, war es ihnen gelungen,
7,9% der Stimmen und 8 von 96 Mandaten zu erhalten.
Diese  Wahlerfolge  der  NPD  haben  eine  Psychose  vor  allem  in  der  aus
ländischen  Presse  entstehen 
lassen.  Um  das  Nichtwissen  oder  das  bös
willige  Verschweigen  wichtiger  Tatsachen  durch  diese  Kassandra-Ru-
fer  aufzudecken,  sollen  an  dieser  Stelle  einige  Zahlen  folgen.  Wen  das
nicht  so  sehr  interessiert,  kann  das  nachfolgende  Kapitel  überspringen
und soll nur behalten, daß es sie schon vom Kriegsende an in der Bun
desrepublik  gegeben  hat,  und  daß  teilweise  30%  der  Bevölkerimg  hinter
ihnen  standen,  daß  somit  ein  nicht  zu  unterschätzendes  Wähler  reservoir
für  die  NPD  vorhanden  war  und 
Als  ausgesprochen  konservative  Partei  ist  die  Deutsche  Partei  zu  nen
nen.  Die  DP  war  von  1949  bis  1961  mit  15  bis  17  Abgeordneten  (3-4%
der  Stimmen)  im  deutschen  Bundestag  vertreten.  Ihre  Hochburgen  wa
ren  Bremen  und  Nieder  Sachsen.  In  Bremen  erhielt  sie  z.  B.  1949  (Bun
destagswahl)  18,0%;  1963  bei  der  Bürgerschaftswahl  waren  es  immer
noch  5,2%.  Bei  dieser  Wahl  wurde  übrigens  für  die  DP  der  Betonfa
brikant  Thielen  in  das  Landesparlament  Bremens  gewählt.  Er  ist
heute  NPD-Bimdesvorsitzender.  Konservative  Ziele  verfolgten  jahre
lang  auch  starke  Kräfte  der  FDP,  vornehmlich  in  Nordhessen.  Eine
Flüchtlingspartei  war  der  Bund  Heimatvertriebener  und  Entrechteter).
1953  erhielt  diese  Gruppe  im  Bundesdurchschnitt  5,9%  mid  27  Bundes
tagsmandate.  Die  GDP/BHE  -  1960  hatte  sich  die  Partei  mit  der  DP
vereinigt,  doch  platzte  diese  Fusion  sehr  bald  -  kam  1962  noch  in  Hes
sen  auf  6,3%  und  in  Bayern  auf  5,1%.  Die  Sozialistische  Reichspartei
erreichte  ihren  Höhepunkt  1951  in  Niedersachsen  mit  11,0%.  Im  Jahr
darauf  wurde  sie  vom  Bundesverfassimgsgericht  wegen  verfassungs
feindlichen  Handelns  verboten.  Am  Rande  des  Verbots 
lavierte  wäh
rend  ihres  ganzen  Bestehens  die  Deutsche  Reichspartei  DRP.  Sie

ist.

§•§ 5--^ Ii ?? 8'S

l-il  1*3

�P i i i i i i rIlls-S. 1^3 ^ S-^i-lli

hS^S^puS  S-<  u

m n

W f r i l i i r
blieb  fast  immer  eine  kleine,  bedeutungslose  Minderheit.  Nur  1951
und 1955 in Rheinland-Pfalz konnte sie Abgeordnete in die Landtage
entsenden.  Aber  die  DRP  konnte  ihren  Mitgliederstand  die  Jahre
hindurch  behaupten.  Diese  Partei  bildet  auch  die  Keimzelle  der  im
Dezember 1964 gegründeten NPD. Die NPD ist keine völlige Neu-
gründimg,  sondern  ein  Sammelverband  für  die  bis  dahin  zersplit
terten  "nationalen  Kräfte".  Die  DRP-Funktionäre  machten  sich  da
bei die kommunistischen Lehren für subversive Tätigkeit zu eigen
und  besetzten  alle  Schlüsselfunktionen.  Die  Bundesleitung  der  DRP
drückte  es  in  einem  Schreiben  vom  Dezember  1964  an  ihre  Landes
vorsitzenden  so  aus:  "Grundsätzlich  sollte  es  imser  Bestreben  sein,
die  Funktion  des  Schatzmeisters  mit  unseren  Freunden  zu  besetzen.  "
Als  Vorsitzende  wurden  vorgeschoben  Bürgerlich-Konservative  wie
Thielen  als  Bundesvorsitzender,  Bäuerlich  -  Konservative  wie
Faßbender  (hessischer  Landesvorsitzender)  und  Christlich-Konser
vative  wie  Winter  (bayrischer  Landesvorsitzender).  Winter  hat  aus
dieser  Einrahmung  durch  radikale  Elemente  bereits  die  Konsequen
zen  gezogen  und  ist  von  seinem  Posten  als  stellvertretender  Bun
desvorsitzender  und  hessischer  Landesvorsitzender  zurückgetreten.
Tonangebend  in  der  NPD  ist  auch  nicht  Fritz  Thielen,  sondern  der
ehemalige  DRP-Vorsitzende  Adolf  von  Thadden.  So  herrscht  in
der NPD eine Spanmmg zwischen Konservativen und Radikalen; im
Augenblick bedient man sich aus Gründen der Opportunität noch des
konservativen  Mäntelchens,  doch  früher  oder  später  wird  man  die-

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se  Gallionsfiguren  fallenlassen,  wenn  sie  sich  nicht  schon  früher
zurückziehen.  Hie  Stärke  der  innerparteilichen  Demokratie  bewies
Herr  Thielen  übrigens  schon  auf  dem  Karlsruher  Parteitag.  Er
sagte  den  Delegierten  kurzerhand:  "Wählen  Sie  nur  die  Leute,  die
ich  Ihnen  vorschlage!"  Was  dann  auch  geschah.
Doch  das  alles  erklärt  nun  noch  nicht  das  plötzliche  Aufkommen
der  NPD,  denn  in  den  Jahren  1961  bis  1965  erlitten  alle  Vorgänger
der  NPD  zum  Teil  vernichtende  Niederlagen.  -  Die  National-De-
mokraten  konnten  den  Nutzen  aus  der  derzeitigen  Unzufriedenheit
in  der  Bevölkerimg  ziehen.  Das  umso  mehr,  als  die  linkstendie
rende  DFÜ  (Deutsche  Friedensunion)  seit  der  letzten  Bundestags
wahl  1965  sich  keiner  Wahl  mehr  stellte.  Ich  bin  überzeugt  davon,
daß  sonst  mindestens  ein  Drittel  der  jetzigen  NPD-Wähler  für  die  DFÜ  s-=
gestimmt  hätten.  So  war  die  NPD  die  einzige  Möglichkeit,  die  Unzu
f r i e d e n h e i t  a u s z u d r ü c k e n .
Durch  den  schnellen  Aufstieg  nach  dem  Krieg  hat  sich  wieder  ein  ge
wisses  Selbstbewußtsein  in  der  Bvindesrepublik  gebildet.  So  kommt
es,  daß,  nachdem  es  Adenauer  jahrelang  erlauben  konnte,  Lebens
fragen  des  deutschen  Volkes  zu  vernachlässigen  -  beispielsweise  woll
te  Adenauer  1954  das  Saargebiet  in  die  Westeuropäische  Union  über
führen  und  so  die  wirtschaftliche  Herrschaft  Frankreichs  verlängern  -
heute  Unwillen  in  der  Bevölkerung  entsteht,  wenn  inzwischen  der  von
seinen  eigenen  Freunden  abgehalfterte  Bundeskanzler  Erhard  den  Ame
rikanern  Devisenhilfezusagen  in  Milliardenhöhe  macht  imd,  um  das
^ Geld überhaupt ausgeben zu können, in den USA Großhubschrauber und
Interkontinental-Transportflugzeuge  für  die  Bundesluftwaffe  anschaffen
will,  die  diese  gar  nicht  gebrauchen  kann.  Da  leider  auch  die  SPD  vom

11^1 Kurs ihres früheren Vorsitzenden Kurt Schumacher abgewichen und
§•§:£  auf  den  "atlantischen  Kurs"  eingeschwenkt  ist,  vmd  die  Haltung  der
ill  FDP  auf  außenpolitischem  und  gesamtdeutschem  Gebiet  zwiespältig

ist,  hat  die  NPD  in  der  Außenpolitik  genügend  Spielraum  für  Phrasen-
d r e s c h e r e i .

I o gl Das Schlagworte wie "Kein Geld mehr für die Kaffer!" (d.h. Beendi-
I' gung der Entwicklungshilfe), "Raus mit den Spaghetti-Fressern" (d.h.
^I ; Entlasstmg der Gastarbeiter) und "Rübe runter bei Taximördern!"
Sil (d.h. Wiedereinführung der Todesstrafe) bei nur zu vielen Bewohnern
"  ^  -  unseres  Landes  Zustimmung  finden,  dürfte  einleuchten.  Daß  durch  die

2 8

S  » 5 ; p 5 - - : 

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s c h a f f e n  w e r d e n  k ö n n e n  u n d  o h n e  M i t h i l f e  d e r  G a s t a r b e i t e r  d e r  b i s
herige  wirtschaftliche  Aufschwung  gar  nicht  möglich  gewesen  wäre,
verschweigen  diese  nationalen  Gesvindbeter.
In  gewisser  Hinsicht  bin  ich  froh,  daß  es  der  NPD  gelungen  ist,  Ab
geordnete  in  einen  Landtag  zu  schicken,  denn  mm  haben  sie  die  Mög
lichkeit,  aber  auch  die  Verpflichtung,  zu  allen,  auch  unbedeutenden
Dingen  des  politischen  Lebens  Stellxmg  zu  beziehen.  Wer  dabei  mit
Schlagworten  operiert,  kommt  in  der  Politik  nicht  sehr  weit.  Mensch
lich  kann  man  durchaus  Verständnis  für  den  Einzelhändler  haben,  der
aus  Furcht  vor  den  großen  Kaufhäusern  für  die  NPD  stimmt;  doch  je
de  Zeit  hat  ihre  Probleme.  Wer  die  gute  alte  Zeit  der  Postkutsche
herbeisehnt,  soll  auch  auf  die  technischen  Ernmgenschaften  wie  Ei
senbahn,  Auto  oder  Flugzeug  verzichten.  Es  handelt  sich  auch  gar
nicht  um  einen  Vernichtvingskampf  gegen  die  kleinen  Geschäftsleute,
sondern  um  die  natürliche  Reaktion  der  Käufer.  Sie  kaufen  im  Super-
Markt  eben  billiger.  Wer  im  Wirtschaftsleben  stehenbleibt,  wird
vielleicht 
immer  den  Anschluß  verlieren.  Die  NPD  baut  auf  Res
sentiments,  die  von  der  Vernunft  her  nicht  zu  begründen  sind.  Wer
glaubt,  die  derzeitige  Finanzkrise  mit  Vorstellungen  über  Finanzfra
gen, ^e aus dem Milchladen herrühren, lösen zu können, würde sich
bald  eines  Besseren  belehren  lassen  müssen.  Hier  geht  es  um  Exi
stenzfragen  für  60  Millionen  Menschen.  Wir  dürfen  nicht  zulassen,
daß  die  wirtschaftlichen  Grundlagen  für  vmser  Volk  verwirtschaftet
werden.  Der  Wähler  sollte  bei  jeder  Wahl  genau  imtersuchen,  ob  eine
Partei  den  Problemen  von  heute  gewachsen  ist  und  sich  nicht  von  Ge
fühlen  leiten  lassen,  sondern  vom  Verstand.  Die  NPD  ist  eine  Reaktion
auf  die  großen  Umschichtungen  nach  dem  letzten  Krieg,  eine  Partei,
die  das  Gedankengut  des  vergangenen  Jahrhvmderts  in  einem  neuen  Ge
w a n d  d e m  V o l k  v o r s t e l l t .
-
-  W o l f  B r a u n 

für 

Pianohaus  Niemann
Munster, Rothenburg 22, Ruf 44683

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F L Ü G E L
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C E M B A L I

H A R M O N I E N

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�K l a r e  Ve r h ä l t n i s s e
Bfberach  (fax).  Die  Konfeeeionszugehörigkelt  der  Schulkinder  in
Biberach  an  der  Riß  ist  nach  Angaben  des  .Schwarzwälder  Boten'
an  den  Schiefertafeln  zu  erkennen.  Nach  den  Vorschriften  haben
die  Tafein  der  evangelischen  Kinder  auf  der  einen  Hälfte  der
Rechenseite  kleine  Karos,  die  der  katholischen  Kinder  mOssen  da
gegen  einseitig  unliniert  sein.

l O L o e t t
W4.4K0JCVuCVc. 
Oclev  K  t  %  **

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»...  wenn  du  aufwadist,  wirst  du  das  Tasdiengeld  für  Maximilian
erhöhen  -  Taschengeld  erhöhen  -  Tasdiengeld  erhöhen...«

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SCHERZ
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14

�Führungspositionenl

für

Abiturienten

So  schnell
steigen  Sie  auf!

Abteilungsleiter-
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mit  wissenschaftiicher  Betriebsführung

Sie können mit 24-25 Jahren bereits Abteilungsleiter sein
5 Führungslaufbahnen stehen ihnen offen;

Abteilungsleiter
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Planung  des
Ve r k a u f s .
Disposition
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Lagerhaltung

P e r s o n a l c h e f
Betreuung  aller
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Belange  für  die
300  bis  2900
M i t a r b e i t e r  d e s
e i n z e l n e n  Wa r e n
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Verwaltungschef
Leitung  der
Filiaiverwaltung
und  -Organisation.
Leitung  der
Auftrags-  und
Rechnungs
bearbeitung.
Kostenplanung.

Ve r k a u f s t r a i n e r
Steigerung  der
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Leistung  aller
M i t a r b e i t e r  u n d
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fachlichen

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K ü n s t l e r i s c h e r
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Genauere  Angaben  finden  Sie  in  unserer
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„Was  können  Abiturienten  im  Kaufhof  werden?"
Die  Schrift  erhalten  Sie  bei  der  Personal-
Abteilung  der  Kaufhof AG,  Köln,  Postfach  908

1
A n  d i e  P e r s o n a l a b t e i l u n g 
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der Kaufhof AG, 5 Köln, Postfach 908 1
B i t t e  s e n d e n  S i e  m i r 
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I n f o r m a t i o n s s c h r i f t 
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V o r n a m e

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S t r a ß e

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�t o t  a l s  r o t  ?

L i e b e r 
Atombombenexplosion  auf  Bikini

Die Anregvmg zu diesem Artikel gab ein Be
such  bei  dem  5.  Ausbildungsbataillon  der
Luftwaffe,  zu  dem  die  Bundeswehr  Schüler
redakteure  eingeladen  hatte.
Der  Tag  X  ist  angebrochen:
Russische  Panzertruppen  haben  die  Demar
kationslinie  zwischen  West-  und  Ost-Deutsch
l a n d  ü b e r s c h r i t t e n .  Ts c h e c h o s l o w a k i s c h e
Einheiten  dringen  in  Bayern  ein.  Der  ArtUcel
5  des  Nordatlantikpaktes,  der  jeden  Mitglied
staat  im  Ealle  einer  bewaffneten  Agression
gegenüber  einem  Vertragspartner  zu  Beistand
verpflichtet,  tritt  in  Kraft.  NATO-Truppen  sind  am  ganzen  Frontabschnitt  in
Abwehrkämpfe  verwickelt.  Langsam  müssen  sie  sich  vor  dem  überlegenen
Feind  zurückziehen.  Durchbrüche  einiger  feindlicher  Panzerkeile  lassen  eine
Einkesselimg  im  Rhein-Ruhr-Gebiet  befürchten.
In  dieser  Situation  gibt  der  amerikanische  Präsident  bekannt,  die  USA  würden
taktische  Atomwaffen  einsetzen,  falls  die  Agression  nicht  sofort  gestoppt  wer
de  und  der  Gegner  sich  nicht  auf  sein  Gebiet  zurückziehe.  Das  NATO-Haupt-
quartier  sieht  nämlich  keine  andere  Möglichkeit  mehr,  den  Gegner  an  einem
Vormarsch  zu  hindern,  der  ganz  Westeuropa  in  die  Gewalt  der  UdSSR  bringen
w ü r d e .
Da  das  Ultimatum  abgelehnt  wird,  kommt  es  zum  Einsatz  der  Atomwaffen!
Russisches  Territorium  wird  allerdings  nicht  angegriffen,  um  keinen  Vorwand
zu einem Vergeltungsschlag gegen die USA zu geben. Und der sowjetische Ver
geltungsschlag  wird  auch  nur  gegen  Ziele  in  Westeuropa  geführt.  Die  Fronten
erstarren.  Der  Soldat  gräbt  sich  wieder  ein.  Vielleicht  finden  die  Verantwort
lichen  jetzt  zum  Verhandlungstisch.
Zurück  bleibt  ein  Europa,  das  zu  verteidigen  oder  zu  besetzen  sich  nicht  mehr
l o h n t 
Soweit  die  Vision  eines  zukünftigen  Krieges  in  Europa.  Muß  es  so  kommen  ?
3 4

. 

. 

.

�Hat  die  Abschreckung  erst  einmal  versagt,  muß  die  Antwort  "Ja"  lauten.  Die
NATO  ist  mit  ihren  23  Divisionen  konventionell  zu  schwach,  um  den  rund  80
sowjetischen  und  ungefähr  34  osteuropäischen  Divisionen  länger  als  einige  we
nige  Wochen  zu  widerstehen.  Der  englische  Feldmarschall  Montgomery,  bis
1958  stellvertretender  Oberster  Alliierter  Befehlshaber  in  Europa  (Saceur),
hat  gesagt:
"Ich  möchte  mit  absoluter  Klarheit  feststellen,  daß  alle  xmsere  Operations
pläne  bei  Shape  davon  ausgehen,  daß  zu  unserer  Verteidigung  atomare  ...  Waf
fen  eingesetzt  werden.  Der  Grund  dafür  liegt  in  der  Tatsache,  daß  wir  die
zahlenmäßige  Stärke,  die  gegen  ims  aiifgebracht  werden  könnte,  nicht  ausglei
chen  können,  wenn  wir  nicht  atomare  Waffen  einsetzen;  und  unsere  politischen
Vorgesetzten  haben  nie  sonderlich  großen  Enthusiasmus  gezeigt,  uns  zahlen
mäßig  die  Stärke  zu  geben,  die  wir  brauchten,  um  ohne  solche  Waffen  auszu
k o m m e n .  "

Um 
ihre  konventionelle  Schwäche  auszugleichen,  muß  die  NATO  zu  Atomwaf
fen  greifen.  Wenn  ihr  Gebrauch  auch  nur  auf  die  taktischer  Natur  beschränkt
bleibt,  so  wird  dennoch  das  Ergebnis  im  kleinen,  dicht  besiedelten  Europa
schrecklich  sein.  Es  bleibt  sich  gleich,  ob  die  Atombomben  auf  militärische
Ziele  oder  auf  Städte  direkt  abgeworfen  werden.  Zum  Beispiel  käme  ein  ato
marer  Beschuß  von  Handorf,  um  die  dortigen  Kasernenanlagen  zu  zerstören,
einer  Vernichtung  Münsters  selbst  gleich.

Hat  somit  eine  Militärpolitik,  die  von
vornherein  den  Selbstmord  einplant,
-  a l s  e t w a s  a n d e r e s  k a n n  d e r  E i n s a t z
von  A-Waffen 
in  Europa  nicht  angese
hen  werden  -,  hat  eine  solche  Mili
tärpolitik  überhaupt  einen  Sinn  ?
S o l l t e n  w i r  a l s o  a n  d i e  S t e l l e  d e r  D e
v i s e :  " L i e b e r 
t o t  a l s  r o t "  d i e  P a r o l e
setzen:  "Lieber  rot  als  tot",  also
a u f  d e n  E i n s a t z  v o n  A t o m w a f f e n  a l s
l e t z t e s  M i t t e l  v e r z i c h t e n ?

i c h  n i c h t .  D i e  N A T O  m ü ß

D a s  m e i n e 
te  sich  vielmehr  anstrengen,  einen
sowjetischen  Angriff  mit  konventio
n e l l e n  M i t t e l n  a b w e h r e n  z u  k ö n n e n !
Um  diese  Fähigkeit  zu  erlangen,  be
stehen  zwei  grundlegende  Forderun
g e n .

1.)  Ein  neues  Wehrsystem,  daß  es
ms  ermöglicht,  größere  Trup
penmengen  aufzustellen.  Ein  Beispiel
gibt  ms  hier  die  kleine  Schweiz,  die
im  Kriegsfall  kurzfristig  15  Divisionen

L i e b e r  r o t  a l s 
O s t b e r l i n e r  P e r s p e k t i v e

t o t  ?

3 5

�aufstellen  kann.  (Zum  Vergleich:  Die  Bundesrepublik  hält  12  Divisionen  unter
Waffen.)
Eine  solche  Militärpolitik  würde  aber  eine  positivere  Einstellimg  der  Armee
gegenüber  von  uns  verlangen.
2.)  Den  Zusammenschluß  Westeuropas  oder  zumindest  eine  Litegration.  Denn
rung  an  Kampfkraft  gewinnen.  Soweit  die  Integration;  aber  erst  der  Zusammen
schluß  würde  Westeuropa  befähigen,  alle  politischen  xmd  wirtschaftlichen  Kräf
te  für  eine  erfolgreiche  Verteidigung  freizumachen.

die  Truppen  würden  durch  einheitliche  Ausrüstung,  Versorgung  und  Füh

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aifti«?!®

1 .  T e i l :  D E R  W E T T L A U F  B E G I N N T

Das  "größte  Abenteuer  der  Menschheit",  der  bemannte  Flug  zum  Mond,  tritt
in  diesem  Jahr  in  den  USA  -  imd  wohl  auch  in  der  UdSSR  -  in  seine  entschei
dende  Phase.  Der  Ausgang  des  Wettlaufs  zum  Mond  ist  noch  imgewiß.  In  den
USA  läuft  das  letzte  Projekt  -  "Apollo"  -  auf  vollen  Toiiren;  die  Sowjetunion
hingegen  hat  seit  Monaten  kein  bemanntes  Raumschiff  mehr  gestartet  und  hüllt
sich  über  eventuelle  Vorhaben  dieser  Art  in  Schweigen.  Der  Riese  schweigt,
a b e r  e r  s c h l ä f t  n i c h t .
Genauso  war  es  im  Jahre  1957  -  bis  zum  4.  Oktober.  Dann  überschlugen  sich
Zeitimgen  imd  Rundfunkstationen  mit  Meldungen  über  die  Sensation  des  Jahres.
Zum  ersten  Mal  in  der  Geschichte  der  Menschheit  war  es  gelungen,  einen  Kör
per  in  den  Weltraum  zu  schießen  und  in  eine  Umlaufbahn  um  die  Erde  zu  brin
gen.  Ohne  Zweifel  war  dieser  erste  russische  Satellit  "SPUTNIK  1"  ein 
tech
nischer  Erfolg  höchsten  Ranges,  aber  auch  ein  politischer  Erfolg.  Die  russi
sche  Propaganda  nutzte  ihn  weidlich  aus  und  stellte  ihn  vor  aller  Welt  als  ein
Zeichen des Sieges und der Überlegenheit des kommunistischen Systems hin.

�Amerika  war  schockiert,  glaubte  man  bisher  doch,  auf  dem  Gebiet  der  Rake
tentechnik  überlegen  zu  sein.  Recht  schwerfällig  lief  ein  US-Raumfahrtpro
gramm an. Zunächst bereitete die US-Navy den Start einer dreistufigen VAN
GUARD-Rakete  vor.  Doch  schon  am  3.  November  1957  wurde  in  Moskau  der
erfolgreiche Start eines zweiten SPUTNIK-Satelliten bekanntgegeben. Weniger
der  Start  einer  zweiten  Raumkapsel,  als  vielmehr  seine  Größe  (508,3  kg)  -
was  auf  eine  ungeheuer  schubstarke  Trägerrakete  schließen  ließ  -  und  die  Tat
sache, daß ein lebendes Wesen - die Hündin Laika - an Bord war, setzte die
Welt  in  Erstaunen.  Da  der  Versuch,  die  Hündin  Laika  sicher  zur  Erde  zurück
zubringen, mißlang, wurde sie durch Sauerstoffentzug eingeschläfert und ver
glühte  mit  der  Kapsel  am  14.  April
1958 gegen 3 Uhr MEZ nach 2368
U m l ä u f e n  ü b e r  S ü d a m e r i k a .

In  Amerika  - 
im  Raketenabschuß
zentrum  Cap  Canaveral  auf  einer
Insel  vor  der  Küste  Floridas  -
mißlang  der  Versuch  der  US-Ma
rine,  einen  VANGUARD-Satelliten
zu  starten.  Da  in  den  USA  fast  das
gesamte  Raumfahrtprogramm  unter
den  Augen  der  Weltöffentlichkeit
abläuft,  war  die  Niedergeschlagen
heit  \mddie  Enttäuschimg  besonders
in  den  USA  sehr  groß.  Nun  erhielt
das  Heer  den  Auftrag  imter  Wern-
her  von  Braun,  mit  der  vierstufi-
figen  JUPITER-C-Rakete  einen
Satelliten  -  vom  Typ  EXPLORER
mit  einem  Gewicht  von  13,  5  kg
(SPUTNIK 2 :508, 3 kg!) - in eine Umlaufbahn um die Erde zu bringen. Dieser
Versuch gelang endlich am 1. Februar 1958. Nunmehr hatten die beiden russi
schen  Erdtrabanten  einen  amerikanischen  Begleiter  bekommen.  Zwar  war  der
Vorsprung der UdSSR immer noch sehr groß, aber mit dem Erfolg des EX
PLORER  1  war  auf  amerikanischer  Seite  wenigstens  ein Anfang  gemacht,  und
man bemühte sich ständig, den Rückstand aufzuholen.

Der  amerikanische  Astronaut  M.  Scott
Carpenter  vor  seinem  Raumschiff,  der
Mercury-Kapsel  "Aurora  7".

Alle  bisher  erwähnten  Satelliten  gehörten  einer  ersten  Generation  von  Raum
flugkörpern an. Sie waren Geschosse, deren Bahnen zwischen 200 bis 2000
km  von  der  Erde  entfernt  waren,  und  alle  verglühten  später  einmal  in  der  dich
teren  Erdatmosphäre.  Die  nächste  Generation  von  Satelliten  sollte  aus  Flug
körpern  bestehen,  die

1.) auf ihrer Umlaufbahn stabilisiert werden konnten und nicht wild durch

den  Raum  rotierten  und  die

2.) Schutzvorrichtungen gegen die Reibungshitze beim Eintauchen in die
Erdatmosphäre hatten, also unversehrt aus dem Raum zurückkehren
k o n n t e n .

3 7

�Die zwei nächsten großen Erfolge der Russen vom 12. September 1959 und
vom 4. Oktober 1959 waren geradezu Paradebeispiele für die zuvor erwähnte
Stabilisienmg. Lunik 2 verließ auf Funkbefehl die Erdumlaufbahn, steuerte
den Mond an und schliß auf seiner Oberfläche auf; Limik 3 schlug eine Um
laufbahn  um  den  Mond  ein  md  übermittelte  erstmals  Bilder  der  Mondrücksei
te zur Erde. Damit war der Mond zum ersten Mal von einem irdischen Flug
körper erreicht worden. Das erste große Ziel der Kraftanstrengungen zweier
Weltmächte  war  gesetzt.  Der  Startschuß  zur  Jagd  ZUM  MOND  UND  ZURÜCK
war gefallen, und der Spitzenstart der Sowjehmion verlangte - und verlangt
noch  heute  -  den  Amerikanern  alles  ab.

Als dann am 12. April 1961 der russische Major J. P. Gagarin in seiner run
den Kapsel WOSTOK 1 einmal die Erde umkreiste und sicher und gesund wie
der landete, hatte der Mensch den ersten Schritt auf dem Weg zum Mond ge
tan. Diese bewundernswerte und mutige Tat des Russen brachte der Sowjet
union einen weiteren spektakulären Erfolg und damit den Ausbau des eigenen
Vorsprungs ein. Die Antwort Amerikas war der Aufbau einer riesigen Raum
fahrtindustrie, hervorgerufen durch ein wahres Mammutprogramm an Raum
fahrtvorhaben, bewilligt durch den Kongreß der Vereinigten Staaten auf Grund
der Rede und des Antrages des damaligen Präsidenten J. F. Kennedy. Kenne
dy sagte u.a. in seiner Sonderbotschaft über dringende nationale Aufgaben
v o m  2 5 . 5 . 6 1 :
"Wenn wir den Kampf gewinnen wollen, der sich jetzt auf der ganzen Erde
zwischen Freiheit und Tyrannei abspielt, dann müßten die dramatischen Er
folge im Weltraum, die in den letzten Wochen erzielt worden sind, ganz so
wie schon der Sputnik im Jahre 1957, uns allen zum Bewußtsein gebracht ha
ben, welchen Eindruck diese Leistungen auf das Denken der Menschen in al
len Ländern ausgeübt haben, all jener Menschen, die gegenwärtig versuchen,
einen Entschluß zu fassen, welchen Weg sie wählen sollen ....
Auch  wenn  wir  uns  darüber  klar  sein  müs
sen, daß den Sowjets mit ihren großen Ra
ketentriebwerken ein Spitzenstart geglückt
ist,  der  ihnen  einen  Vorsprung  von  vielen
Monaten gibt, und wenn wir auch wissen,
wie  wahrscheinlich  es  ist,  daß  sie  diese
Führung noch auf einige Zeit zu noch ein
drucksvolleren Erfolgen ausnutzen werden,
müssen wir trotzdem unbedingt neue, ei
gene  Anstrengungen  machen  .  .  .
Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, wo wir
zu größeren Schritten ausholen müssen,
jetzt  muss  Amerika  mit  einem  grossen
neuen Unternehmen beginnen - jetzt muß
unser  Volk  bei  der  Eroberung  des  Welt
raumes  führend  vorangehen,  jenem  Unter
nehmen,  das  auf  mancherlei  Weise  den
Schlüssel  zu  unserer  Zukunft  auf  Erden
in  sich  bergen  mag 

..."

Atrappe  des  UdSSR-Raumschiffes
Wostok  1,  mit  dem  Juri  Gagarin
einmal  die  Erde  umkreiste.

3 8

�Der Kongreß bewill^e die unvorstellbar hohe Summe von 531 Millionen Dol
lar für das Jahr 1962 und von 7 - 9 Milliarden Dollar für die nächsten 5 Jahre.
Mit diesen Mitteln ging man sofort daran, Mondflugkörper vom Typ RANGER,
SURVEYOR und LUNAR-ORBITER und neue gewaltige Trägerraketen der Ty
pen TITAN-3-C und SATURN za realisieren. Eine Zulieferindustrie von unge
heuren Ausmaßen wurde in kurzer Zeit aus dem Boden gestampft. Cap Cana
veral, das Abschußzentrum, wurde weiter ausgebaut; der Aufbau eines neuen
Abschußzentrums, des sogenannten Mond-Bahnhofs, zum Abschuß der riesi
gen SATURN-Rakete wurde in Angriff genommen. Das Ziel all dieser Anstren
gungen soUte der bemannte Mondflug innerhalb dieses Jahrzehnts sein. Dazu
war zu diesem Zeitpunkt das Programm "MERCURY" - der Abschuß einer
Reihe einsitziger Raumkapseln in eine Erdumlaufbahn - angelaufen. Es sollte
das Projekt "GEMINI" - zweisitzige Kapseln - und schließlich das Projekt
"APOLLO" - dreisitzige Kapseln - als Endphase durchgeführt werden.
Parallel dazu Uefen die Programme "RANGER", "SURVEYER" und "LUNAR-
ORBITER"  zur  Monderforschui^.  In  Maryland,  Pasadena  und  Housten  entstan
den  Bodenleitstellen  mit  riesigen  Computer  anlagen,  hi  allen  Landesteilen  wur
den Prüfstände, Laboratorien, Fabriken und Trainingszentren angelegt.
Aber auch andere Forschungsaufgaben kamen nicht zu kurz. Unter anderem
wurden folgende Programme durchgeführt:

1.)  "PIONEER"  ziir  Sonnenerforschung,
2.)  "MARINER"  zur  Marsforschung,
3.) "NIMBUS", "TIROS", "TRANSIT" zur Wetterforschvmg,
4.) "ECHO", "TELSTAR", "EARLY BIRD" zur Nachrichtenübermittlung,
5.)  "PEGASUS"  zur  Meteoritenforschung.

Jedoch  steht  der  bemannte  Mondflug  weiterhin  im  Mit
telpunkt der Bemühungen der UdSSR und der USA. 1961
war  der  russische  Vorsprung  noch  sehr  groß,  und  die
Welt verfolgte mit ^annung den weiteren Verlauf des
Wettrennens.  So  werden  im  Mittelpunkt  des  nächsten
Berichtes  die  Projekte  "MERCURY",  "RANGER"  bzw.
die Flüge der russischen "WOSTOK"- und "LUNK"-
Kapseln  stehen.

A .  L e c h t e n b ö h m e r

�In  don  Betrieben  der  Dalmler-Benz-Organl-
satlon  werden  gegenwartig  metir  ols  5000
Lehrlinge  zu  begehrten  FaAkröften  ausge
bildet.  Die  Lehrlinge  bei  Mercedes-Benz
wissen,  daß  eine  gute  Berufsausbildung
Wir  stellen  zum  1.  4.  1967  und  zum  1.  8.  1967
männliche  und  weibliche

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K A U F M Ä N N I S C H E

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möglichst  mit  Mittlerer  Reife  oder  Handels
s c h u l b i l d u n g  z u  d i e s e n  Te r m i n e n  e i n .
Wir  bitten  um  schriftliche  Bewerbungen  mit
Lichtbild,  handgeschriebenem  Lebenslauf
und  Abschrift  des  letzten  Schulzeugnisses
BERESA-AUTOMOBIL-GESEUSCHAFT

oder  persönliche  Vorstellung  bei

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I M i E R C E D E S S - D E M Z

�Abiturientia

Klasse  Pisa:  Klassenleiter  Oberstudienrat  Hungerberg
Franz  Bauer,  Chemiker
Bernhard  Elpert,  Betriebswirt
Walter  Fink,  Philologe
Walter  Gertz,  Exportkaufmann
Kurt  Husemann,  Arzt
Axel  Krys,  Realschullehrer
Dieter  Lenzen,  Philologe
Klaus  Plischewsky,  Arzt
Christian  Schöner,  Dipl.  -Ing.

Hartmut  Dach,  Zahnarzt
Gerd  Fennefrohn,  Philologe
Norbert  Frie,  Journalist
Helmut  Haselhorst,  Philologe
Heinz  Kiebel,  Verkehrsingenieur
Ralph  Kuhlmann,  Apotheker
Rolf  Mohr,  Psychologe
Karl-Heinr.  Reichelt,  Betriebswirt
Uwe  Schulz,  EÄpl.  -Ingenieur

Klasse  Olsb:  Klassenleiter  Oberstudienrat  Thiel
Klaus-Dieter  Amft,  Pol.  Beamter
Peter  Couvet,  Betriebswirt
Wolfgang  Hasselkus,  Jurist
Burkard  Huber,  Biochemiker
Helmut  Klaholz,  Jurist
Fritz  Köbbing,  Dipl.  -Kaufmann
Heinz-Günther  Ludwig,  Jurist
Ulrich  Peters,  Dipl.  -Ingenieur
Hendrik  Snoek,  Betriebswirt
Joachim  Werner,  Jurist
Manfred  Wiemeler,  Offizier

Wolfgang  Bußmeyer,  Dipl.  -Ingenieur
Hermann  Haar  mann,  Bühnenbildner
Reinhard  Hiller,  Ihdustriemathematiker
Hermann  Istas,  Arzt
Michael  KLuthe,  Arzt
Ulrich  Lanver,  Dipl.  -Mathematiker
Ulrich  Pagenkemper,  Dipl,  -Ingenieur
Klaus  Quante,  Arzt
Ralph  Stetskamp,  Versicherungsmathem.
Horst  Wiechers,  Philologe
Karl-Heinz  Wulff,  Realschullehrer

Klasse  Ol  m:  Klassenleiter  Studienrat  Siebel
Horst Engels, Naturwissenschaftler Hans-Adolf Filipczyk, Volkswirt
Rainer Röpke, Naturwissenschaftler Adam-Josef Kappel, Dipl. -Ingenieur
B e r n d  K i m m a n n ,  A r z t  D i e t e r  M ä u s l i n g ,  Vo l k s w i r t
Martin  Mönnig,  Betriebswirt  Gerhard  Sowade,  Chemiker
Klaus  Spangemacher,  Arzt  Günther  Wenning,  Arzt

4 1

�F bsdiiedsuortE tUs Sprecker!
der nbduriewtia tfc

Wer  auf  unseren  Abiturkarten  das  Schlußwort  aus  "Der  gute  Mensch  von
Sezuan"  von  Bertold  Brecht  gelesen  hat,  mag  sich  vielleicht  etwas  zwei
felnd  nach  dem  Sinn  dieses  Wortes  gefragt  haben.

'Wm  STEHEN  SELBST  ENTTÄUSCHT  UND  SEHEN  BETROFFEN
D E N  V O R H A N G  Z U  U N D  A L L E  F R A G E N  O F F E N "

Da  stehen  wir  mm.  Nichts,  so  schien  ims,  könnte  unsere  Lage  besser
schildern  als  diese  Worte.  Die  Fessel,  aber  auch  die  Stütze  Schule  ist
für  ims  unwiederbringlich  verloren.  Wir  stehen  mit  einem  Zeugnis  der
Reife  in  der  Hand  ein  wenig  unsicher  und  verwirrt  vor  dem  Labyrint
ü b e r f ü l l t e r  U n i v e r s i t ä t e n 
\ m d  v o r  x m f r e i m d l i c h e n  K a s e r n e n h ö f e n .  W i r
sind  gewiß  etwas  enttäuscht  und  wahrhaft  betroffen,  denn  ohne  uns  in
Ruhe  noch  einmal  umsehen  zu  können,  stehen  wir,  nach  einem  Weg,
dessen  letzte  Etappe  uns  infolge  der  Einrichtung  des  Kurzschuljahres
allzu  schnell  verlief,  vor  dem  erhofften  Ziel.
Wir  können  nur  bedauern,  daß  man  ims  die  Zeit  für  ein  solches  Umse
hen  in  Muße  nahm.  Denn,  während  es  sonst  möglich  war,  im  zweiten
Halbjahr  der  Oberprima  das  Gelernte  abzusondern  und  zu  vertiefen,
so  blieb  uns  jetzt  nur  noch  Zeit,  in  aller  Eile  den  noch  fehlenden  Stoff
z u s a m m e n z u r a f f e n .
Nun,  nachdem  wir  den  Parcours  durchlaufen  haben,  bleiben  uns  ein
Hauch  von  Resignation,  aber  auch  -  vorherrschend  -  Freude,  die  dem
Seufzer  "geschafft"  unbedingt  folgen  mußte.  Dennoch  kann  sie  uns
nicht  über  den  geschlossenen  Vorhang  hinwegtäuschen.  Ein  Idyll,  viel
leicht  auch  ein  ernstes  Schauspiel  hat  dieser  Vorhang  verdeckt,  und
plötzlich  stehen  wir  vor  einer  neuen  Wirklichkeit  und  erkennen,  oder
sollten  es  wenigstens,  daß  im  Grunde  doch  alle  Fragen  offen  geblie
b e n  s i n d .
Fragen,  das  sind  keine  lateinischen  Vokabeln,  das  ist  nicht  die  Weg-
Zeit-Funktion  und  nicht  die  erste  Ableitung  einer  Gleichung  dritten
Grades.  Fragen,  das  ist  weit  mehr.  Die  Antwort  darauf  finden  wir
vielleicht  erst  am  Ende  unseres  Lebens.  Wer  könnte  denn  überhaupt
schon 
Und  wir  stehen  enttäuscht,  enttäuscht  vielleicht  deshalb,  weil  wir  er
kennen  müssen,  daß  neun  Jahre  höhere  Schule  allein  nur  ein  Teil  der
Schule  fürs  Leben  sein  können,  daß  wir  mit  18  oder  19  Jahren  nicht
geformte  Menschen  sind,  denen  es  zukommt,  mit  geschliffenen  Sicheln
in  die  Ernte  zu  gehen.  Was  die  Schulzeit  uns  bringen  konnte,  war  nicht
mehr  als  eine  erste,  vorsichtige  Aussaat,  vorsichtig  auch  wohl  des
h a l b .  w e i l  m a n  s e h e n  w o l l t e ,  o b  d e r  B o d e n 

jetzt  eine  Antwort  erwarten?

f r u c h t b r i n f f e n d  s e i n  k ö n n t e .

d

9

�Nun, verehrte Lehrer, glauben Sie, daß der Boden gut ist ?
Sie haben versucht, es uns mit dem Zeugnis der Reife zu bescheinigen.
Doch  verblendet  müßte  der  sein,  der  jetzt  glaubt,  sich  reif  zu  nennen
und dem Leben als fertiger Mensch gegenüberstehen zu können. Das
Ziel liegt in weiter Ferne, und die Antwort auf die Frage nach dem Sinn
des  Lebens  kann  im  Augenblick,  wir  haben  es  erfahren,  nur  unvollstän
dig  bleiben.
Man  hat  uns  eine  Reife  zugesprochen.  Vielleicht  scheint  sie,  in  Zahlen
ausgedrückt, ein wenig äußerlich zu sein, doch "1' essentiel est invisib
le pour les yevix". Das Wesentliche bleibt den Augen verborgen. Das
Wesentliche, was sich hinter den nüchternen Zahlen unserer Zeugnisse
verbirgt, das ist es, was Sie, verehrte Lehrer, uns außer Vokabeln
und Logarithmen, außer Versmaßen und chemischen Elementen gezeigt
haben:  HUMANITÄT.
raimanität, Mensch sein, sowohl gegenüber dem hoffnungsvollen Sex
taner als auch gegenüber dem manchmal recht verzweifelten Oberpri-
Vielleicht, nein sicherlich ist das mehr für uns als ein fertig verpack
tes Weltbild. Sie haben vuis den Hinweis auf die Humanität auch zur ei
genen Anwendung mitgegeben, und das wird eines der Dinge sein, an
die wir tms erinnern werden, wenn die doch zuweilen auftretenden Nöte
der  Schulzeit  und  das  vielleicht  etwas  undurchdachte  Experiment  des
Kurzschuljahres  vergessen  sind.
Es ist doch ein wesentliches Vermögen des Menschen, allein das Schö
ne auf die Dauer im Gedächtnis zu bewahren und die Schatten Licht wer
den zu lassen. Für \ms gilt in diesem AugenbUck das Wort von Max
Frisch, womit er die Jugend darsteUt. Er sagt: "Das ist die Jugend:
Wenn man sich nicht erinnert, daß man ein Schöneres schon einmal
erlebt hat, nicht einmal ein Gleiches."
So gut es denn. Dank zu sagen, zunächst den Eltern für ihre Sorge, ihr
Verständnis, ihre Geduld und die Nachsicht, ohne die uns vieles ver
schlossen gebUeben wäre. Liebe Eltern, wir bitten Sie, heUen Sie uns,
weiterhin  zu  wachsen!
Verehrte Lehrer! Lassen Sie uns besonders Urnen danken für den Geist,
den  wir  mit  Urnen  in  mancher  Ihrer  Stunden  erleben  durften.
Unser r>ank gilt vor aUen Dingen Ihnen, sehr verehrter Herr Direktor
Graf von Westphalen und den drei Klassenlehrern der Oberprimen,
Herrn OstR Hui^erberg, dem Klassenleiter der Olsa, Herrn OstR
Thiel, dem Klassenleiter der Olsb und Herrn StR Siebel, dem Klassen
l e i t e r  d e r  O l m .
Vielleicht sind diese Worte von Saint-Exupery am ehesten geeignet,
Ihnen  ein  Kompliment  zu  machen:

"Partir, c' est mourir un peu."
Scheiden, das bedeutet ein wenig sterben, besonders auch für uns.
D i e t e r  L e n z e n

4 3

�lirektor Craf vonklestplialBKi : leAe auf der
ibscWußfeier der nbiturieMtia fct

Die  derzeit  gültige  Reifeprüfvingsordnimg  legt  dem  Schulleiter  in  einem  ihrer
letzten gewichtigen Paragraphen die Pflicht auf, denjenigen Oberprimanern,
die sich mit Erfolg der Reifeprüfung unterzogen haben, die Reifezeugnisse in
einer  besonderen  Feier  auszuhändigen.  Zu  diesem  staatlichen  Akt  sind  wir
heute zusammengekommen, und es ist zweifellos dies die schönste Pflicht,
die einem Schulleiter aufgetragen sein kann: Was könnte angenehmer und wohl
tuender sein, und zwar für beide Seiten!, als den Erfolg der jahrelangen ge
meinsamen Bemühungen mit Brief und Siegel zu bestätigen ? Darüber hinaus
ist es emfach eine Freude, einer großen Gruppe junger Menschen den Weg in
eme weite, eigene Welt freizugeben, sie dorthin ziehen zu lassen, wohin es
sie drängt. Die meisten von Ihnen haben, vom Kurzschuljahr begünstigt, ei
nen abgekürzten Aufenthalt in der höheren Schule hinter sich, denn Sie sind
ja erst zu Ostern 1958 in die Sexta eingetreten, einige allerdings auch schon
etwas früher, aber gleichgültig, wie lange Sie sich n\m bei uns aufgehalten
haben: In der Rückschau wird Ihnen der Weg bis zu dieser Stunde als ein müh
samer und beschwerlicher erscheinen. Sie mußten sich durch ein Gestrüpp
von Stoffen und Problemen arbeiten, ohne im einzelnen zu wissen, wohinaus
der  Weg  gehen  sollte;  Sie  wurden  immer  wieder  zum Arbeiten  und  Lernen  an
gehalten, obwohl doch Sinn und Zweck dieses anstrengenden Tuns nicht ohne
weiteres einsichtig waren. "Jungens, denkt nach!" - hieß es in jeder Stunde,
und damit wurde von Ihnen verlangt, daß Sie all das nachvollziehen sollten,
was andere, frühere, Ihnen vorgedacht und vorgetan hatten, daß Sie die Wege
nachgehen mußten, die erleuchtete Geister vergangener Jahrhimderte voran
gegangen waren. Ette höhere Schule hat Ihnen das dichte Wurzelgeflecht des
abendländischen  Wissens  aufgeladen;  jene  schier  unendliche  Fülle  der  sich
bedingenden Urteile und Schlüsse, der Entwürfe xmd Taten, der Erfindimgen
und Entdeckxingen. Und das geschah - wie Ihnen unterdes klar geworden sein
wird  -  nicht,  um  Sie  zu  quälen,  sondern  weil  Sie  ohne  diesen  Beistand  an  Ein
sichten dieser unserer Welt hilflos ausgeliefert wären und keine Möglichkeit
zur  Selbstverwirklichimg  hätten.
Wir müssen aber das, was Sie in den vergangenen Jahren vielfach als etwas
Lästiges oder Bedrohliches empfunden haben mögen, ins Positiv-Erfreuli
che wenden und sagen: Sie - und wir alle - haben das Glück, einen imermeß-
lichen Schatz des Geistes übernehmen zu können. Jahrtausende haben für ims
gedacht, \md wir werden von den Generationen längst Verstorbener immer
noch  unaufhörlich  beschenkt.  So  übemehmftn  wir  auf  Hip  «pihci-vprcfjinHHpViGi-Q

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für  Männer  und  Frauen,  ob  Politiker,  Wirtschaftler,  Architekten,
Ingenieure, Ärzte, Studenten und Wissenschaftler aller Art, ob er
fahrene oder junge Menschen, das ist eine gute Tageszeitung. Sie
unterrichtet,  unterhält  und  fesselt  den  aufmerksamen  Leser  jeden
Tag aufs neue. Wer sie täglich liest, eignet sich Kenntnisse an, die
ihm  in  seinem  Beruf  Vorteile  vor  den  anderen  verschaffen  \md  seine
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�und  leichteste  Weise,  was  den  hellsten  Geistern  der  Vergangenheit  nicht  nur
die größte geistige Bemühung abnötigte, sondern oft auch ein lebensbedrohen
des  Risiko  darstellte.  Das  klii^  so  simpel,  aber  man  muß  es  doch  einmal
aussprechen,  daß  unsere  Quartanerweisheiten  vor  500  oder  1000  Jahren  noch
dem,  der  sie  aussprach,  Leib  und  Leben  kosten  konnten.  Wir  zehren  von  den
Überliefenmgen der Vergangenheit imd stehen in der Schuld der Traditionen,
in  deren  Häusern  wir  ims,  ohne  viel  Danke  zu  sagen,  wohnlich  eingerichtet
haben. Allerdings - ganz umsonst erhalten wir die wohlfeilen Geschenke nicht,
denn indem wir an den Gaben und Überlieferungen teilhaben, zahlen wir mit
emem Stück imserer Freiheit. Wie stark Traditionen, etwa familiärer Art,
binden und beschränken können, hat wahrscheinlich jeder von Ihnen schon ge
spürt,  imd  ich  brauche  das  nicht  zu  erörtern,  aber  an  eine  ganz  konkrete  Ver
pflichtung, die Ihnen wie uns allen aus dem Eingefügtsein in die Überlieferung
erwächst,  muß  ich  Sie  erinnern,  da  sie  heute  nicht  so  selbstverständlich  zu
sein  scheint.  Die  antike  Dichtung  hat  häufig  in  einprägsamen  Bildern  Gnmd-
situationen  menschlicher  Existenz  erfaßt  und  dargestellt,  und  ich  möchte  sie
zur Hilfe nehmen bei dem, was ich sagen will. Der römische Dichter Vergil
erzählt uns nach dem Vorgang griechischer Sagen in seiner Äneis, wie bei
der  endlichen  Eroberung  Trojas  durch  die  Griechen  sein  Held  Äneas  aus  der
schon brennenden und dem Untergang geweihten Stadt entfloh: Seinen gelähm
ten Vater Anchises lud er sich auf seine Schultern, dazu die Götterbilder sei
ner  Heimatstadt,  den  Sohn  Askanius  führte  er  an  der  Hand  und  bahnte  sich
und ihnen durch die rauchenden Trümmer einen Weg, der sie schließlich nach
Italien, der neuen Heimat,führte. Äneas ist zum Ahnherrn einer neuen Welt,
nämlich Roms, geworden, indem er sich zugleich mit der Vergangenheit be-
lud und die Zukunft heraufführte, obwohl es sicher bequemer gewesen wäre,
das  Alte  -  die  Götterbilder  und  den  gelähmten  Vater  -  zurückzulassen.  Jeder
von Ihnen, meine lieben Abiturienten, ist in diesem Augenblick ein Äneas, der
auszieht, um sich seine neue Welt zu bauen, und es möchte Ihnen gut schei
nen,  daß  man  die  eigene  Vergangenheit  mit  all  ihren  Wirrnissen  xaid  Dunkel
heiten imtergehen und in Vergessenheit geraten lasse, um die Hände frei zu
haben für einen neuen Anfang. Am Beispiel des Äneas läßt sich zeigen, wie
falsch und verlogen, wie feige und undankbar eine solche Haltung wäre: Wir
alle stehen in einem vinauflöslichen Zusammenhang der Überlieferung, der
wir  alles  verdanken,  und  der  wir  darum  verpflichtet  sind.  Niemand  -  kein
Volk und kein Einzelner - kann sich aus seiner Geschichte schleichen, um
anonym,  namenlos  xmd  unerkannt,  bindungs-  und  pflichtenlos  zu  werden;  wir
haben vielmehr imsere Vergangenheit mit allen Begleiterscheinungen aufzu
nehmen und zu tragen, nicht ^lenlos und unkritisch, sondern nüchtern und
kühl xmd in der Absicht, das Überlieferte notfalls als Mahnung imd Warmmg
zu  verstehen  imd  gewandelt  weiterzugeben.

Zu einer solchen Haltung scheint mir auch der Abiturspruch zu passen, den
Sie  in  Ihre  Karten  haben  drucken  lassen:  "Wir  stehen  selbst  enttäuscht  und
seifn  betroffen  den  Vorhang  zu  imd  alle  Fragen  offen!"  -  Es  fällt  in  diesem
Augenblick der Vorhang über einen wichtigen Abschnitt Ihres Lebens, die
Schule; nun sollten Sie ent-täuscht, d. h. frei von Täuschungen und Selbsttäu
schungen geworden sein und sich allen Fragen und Fragwürdigkeiten öffnen.
Daß Sie diese Offenheit und Betroffenheit nie verlieren mögen, und daß Sie
mit Geduld und Glück Ihren Weg verfolgen, wünsche ich Ihnen von Herzen.

4 . S

�PATTEX,  wasserfreier  Kontaktkleber

PÖNAL,  weißer  Holzleim

g i b t ' s  U b e r a l l
i m  H a n d e l

�Oedanken zum, VIett der
TFHUmON

Auch  in  diesem  Jahr  wurden  die  Reifezeugnisse  im  Rahmen  einer  Feierstunde
überreicht.  In  seiner  Festansprache  gab  der  Direktor  den  Abiturienten  ein  be
merkenswertes  Bild  mit  auf  den  Weg.  Es  handelt  sich  um  einen  Teil  aus  dem
Beginn der Äneis: Seinen lahmen Vater Anchises auf den Schultern, seinen
Sohn Askanius an der Hand, beladen mit den Götterbildern seiner Väter, ent
rann Äneas den wütenden Flammen Trojas. Was uns sofort tief beeindruckt,
ist die große liebe Äneas' zu seinem Vater. Ich möchte aber hier genauer auf
einen  zweiten  Gehalt  dieses  Bildes  eingehen.  Was  Äneas  nämlich  mit  sich
trägt,  womit  er  sich  belastet,  ist  auch  Tradition.  Daher  sollten  wir  uns  ein
mal  die  Frage  stellen,  welchen  Wert  Traditionen  für  uns  heute  haben.

Was mir bis zur genaueren Beschäftigung mit dieser Frage noch nie richtig
zum  Bewußtsein  gekommen  war,  ist,  daß  Tradition  vom  Wort  her  eigentlich
Gabe  bedeutet.  Als  solche  können  wir  sie  annehmen  oder  zurückweisen.
Sollen wir also, so muß unsere Frage lauten, die Tradition annehmen imd uns
eventuell  mit  ihr  belasten,  oder  sollen  wir  sie  zurückweisen  imd  dann  unbela
stet, aber auch unbegabt durchs Leben gehen ?
Äneas jedenfalls lädt die Bürde auf sich, und sein Erfolg scheint ihm recht zu
geben,  denn  er  wird  ja  nach  glücklich  durchstandenen  Irrfahrten  der  Begrün
der  des  römischen  Imperiums.

Um  wissen  zu  können,  wie  wir  vins  heute  der  Tradition  gegenüber  verhalten
sollen,  müssen  wir  uns  zimächst  fragen,  wo  sie  uns  begegnet.  Als  erstes  wä
re hier die Geschichte zu nennen. Man kann stolz darauf sein, ein Deutscher
zu  sein,  oder  man  kann  sich  darüber  ärgern,  ändern  kann  man  an  seiner Ab
stammimg  nichts.  Natürlich  gibt  es  Menschen,  die  versuchen,  sich  vor  der
Geschichte zu verschließen, aber gerade in den letzten Jahren ist ein Steigen
des  Nationalbewußtseins  in  den  meisten  Ländern  wieder  festzustellen.  In  die
sem  Bereich  behauptet  sie  also  ihre  Macht,  und  sie  wird  diese  auch  kaum  je
mals  verlieren  wegen  der  unabänderlichen  Gebundenheit  eines  jeden  daran.

Wie  aber  sieht  es  im  täglichen  Leben  aus  ?  Da  ist  uns  die  Entscheidungsfrei
heit  ja  gegeben,  und  daher  treten  hier  auch  zwei  Einstellungen  auf.

Jeder  wird  Parallelfälle  zu  dem  folgenden  kennen:  Ein  Jimge,  15  Jahre,  geht
zum  zweiten  Mal  in  die  Untertertia,  und  kurz  vor  der  Versetzung  sieht  es
wieder  bitter  aus.  Schon  längst  hat  er  jegliche  Lust  verloren,  schon  längst

4 8

�hat  sich  Trotz  in  ihm  gesammelt  gegen  seinen  Vater,  gegen  seine  Lehrer  und
gegen seine Mitschüler, die besser stehen als er. Wie ein Alptraum belastet
ihn der 49mal gehörte Satz "... Schon dein Urgroßvater war ein bekannter
Arzt, dein Großvater hat das städtische Krankenhaus geleitet, und ich habe
ihm, als ich seine Nachfo^e angetreten habe, in die Hand versprochen, daß
ich  auch  aus  dir  einen  Arzt  machen  werde.einen  Arzt  machen  wer
de", hatte er gehört, und sofort hatte sich eine innere Ablehnung in ihm ge
b i l d e t .

Tradition  irann  also  zur  Zwangsjacke  werden,  gegen  die  sich  besonders  der
junge Mensch immer wieder wehrt. Ich erinnere hier nur an die Jugendbewe
gungen zu Anfang unseres Jahrhimderts. Was anderes, als sich von dem ver
staubt  erscheinenden  Leben  der  Eltern  losmachen,  wollte  man  damals,  was
anderes  wollen  heute  die  Beat-Gruppen  und  im  Extremen  auch  die  Gammler!

Zu  kränkeln  scheint  die  Gesellschaft  auch  da,  wo  man  einer  bestimmten  Stu
dentenbewegung angehören muß, wenn man eine Wohnung in einem Studenten
heim haben will, wo man Ortsuransässiger sein muß, um eine Konzession
für irgendein Gewerbe zu bekommen. Kurz, man kann leicht Gründe finden,
die  dem  Bild  aus  der  Äneis  widersprechen  und  eine  Loslösung  von  allen  Tra
ditionen  verlangen.

Doch  irann  man  wirklich  ohne  Tradition  auskommen  ?  Wenn  Tradition  wirklich
nur  leere  Schale  wäre,  hätte  es  sicher  keinen  Wert,  wenn  wir  uns  mit  ihr
belasten.  Aber  sind  wir  nicht  -  besonders  wir  junge  Leute  -  geneigt,  allzu-
schneU handeln zu wollen, das heißt, mit der Schale den Kern von uns zu
werfen?  Dabei  ist  der  Kern  der  Tradition  einer  der  größten  Werte,  die  uns
das  Leben  bietet.  lÄiterscheidet  uns  nämlich  nicht  gerade  die  Tatsache  vom
Tier, daß wir über Generationen Weitergeben, was große Männer und
Frauen  lanae  vor  uns  gefunden  \md  gedacht  haben?  Ja,  wir  haben  ge-

a a

�Absolutes  Maß  ...

�... sind weder Fllegeruhr noch Metermaß: Piloten messen und rechnen nach Fuß und
Mellen,  nach  Alpha-  und  Zulu-Zelt.
Vieles  Ist  heute  relativ,  doch  eines  bleibt  absolut:  die  Verantwortung  für  sich
selbst,  für  die  Kameraden  und  für  das  anvertraute  Material.
Das verlangt von den Fliegeroffizieren ständige Kontrolle der eigenen Leistungs
fähigkeit und genaue Kenntnis der modernen Flugzeug- und Waffentechnik;
das verlangt aber auch Mut zu einem gefährlichen Beruf und zugleich Besonnenheit
zur  Abwendung  von  Gefahren.
Ob  Pilot  bei  der  Luftwaffe,  den  Heeres-  oder  Marinefliegern:  Verantwortungsfreude,
Können und Mut, sie sind das absolute Maß.
Sie können sich verpflichten — als Berufsoffizier auf Lebenszelt — als Zeitoffizier
auf mindestens drei (Luftwaffe und Marine vier) und höchstens 15 Jahre.
Einstellungsbedingungen: Abitur oder entsprechender Bildungsstand. Höchstalter
25 Jahre. Einstellungen an jedem Quartalsbeginn. Informationen über die
Bundeswehr und Ihre vielfältigen Laufbahnen erhalten Sie durch Einsendung
dieses Coupons, durch den Wehrdienstberater Im Kreiswehrersatzamt und durch
jeden  Truppenteil.
Bewerbung: Spätestens 3 Monate vor dem gewünschten Elnstellungstermln beim
Personalstammamt  der  Bundeswehr,  5000  Köln,  Neumarkt  49,  oder  bei
Jedem Truppenteil.

U N S E R E

OB 84 P

Bitte  Informieren  Sie  mich  über  die  Laufbahn  der  Offiziere  □  Unteroffiziere  □
in  Heer  □  Luftwaffe  □  Marine  □  Sanitätsdienst  □  Wehrtechnik  (Beamtenlaufbahn)  □
Bundeswehr allgemein □ (Gewünschtes bitte ankreuzen) 84/48/ 5 7 4 0
N a m e : 
O r t : 
K r e i s : 
Schulbildung:  Abitur  □  Oberstufe  □  mittl.  Reife  □  Fachschule  □  Volksschule  □
Bitte  in  Blockschrift  ausfüllen,  auf  Postkarte  kleben  und  senden  an:  Bundeswehramt,  53  Bonn,
Postfach  7120

G e b u r t s d a t u m :

S t r a ß e :
B e r u f :

V o r n a m e : 

( 

) 

�genüber  unseren  Vorfahren  einen  großen  Vorteil,  denn  wir  können  wei
terbauen an einem Werk, für das sie uns schon den Grundstein gelegt
haben. Alles  Wissen,  das  wir  von  ihnen  übernehmen  können,  ist  auch
Tradition,  und  ich  glaube,  hier  zeigt  sich  schon,  daß  es  unvernünftig
imd  kurzsichtig  wäre,  sie  grundsätzlich  abzulehnen.
Ich möchte sogar behaupten, daß es in einem normalen Leben unmög
lich  ist,  sich  vor  jeglicher  Tradition  abzuschirmen.  Nehmen  wir  wie
der den Fall des oben erwähnten Jungen. Nehmen wir dazu an, er hät
te  die  uns  allen  bekannten  Vater-Sohn-Spannungen  überwimden,  hätte
die  Arzttradition  der  Familie  beendet  und  wäre  nun,  sagen  wir,  ange
sehener  Rechtsanwalt  geworden.  Eines  Tages  wird  er  heiraten.  Was
tut  er  aber,  wenn  er  sich  seine  Wohnung  einrichtet,  eine  Familie  grür
det  ?  Er  gründet  selbst  eine  Tradition.

Ich  glaube,  diese  beiden  Beispiele  genügen  schon,  um  klarzumachen,
daß  es  ohne  Tradition  nicht  geht,  nein,  daß  uns  die  Tradition  große
Vorteile  bietet.  Aber  wir  wollen  auch  die  einengende  Wirkung  nicht
v e r g e s s e n .

Die  Verknüpfung  der  beiden  Gedanken  bringt  uns  unweigerlich  einem
Mittelweg  nahe.  Wie  der  aussehen  kann,  stellt  uns  das  tägliche  Leben
so  deutlich  vor  Augen,  daß  wir  ihn  gar  nicht  mehr  als  solchen  sehen.
Ich  meine  die  normale  Laufbahn  eines  Schülers.  Bis  er  fertig  ist,
sein  eigenes  Urteil  zu  bilden  -  denn  das  sollte  die  im  Abitur  zuge
sprochene  Reife  ausmachen  -  bleibt  er  im  Haus  der  Eltern,  wo  er
sich  mit  der  Tradition  auseinandersetzt.  Doch  dann,  innerlich  ge
festigt,  verläßt  er  das  Vaterhaus  und  geht  hinaus,  um  sich  weiterzu
bilden.  Ebenso  zog  der  Handwerksgeselle  von  Haus.  Das  ist  zweifel
los  ein  Sich-Entfernen  von  der  Tradition.  Doch  warum  zogen  und  zie
hen  sie  hinaus?  Um  zurückzukehren  xmd  sich  mit  dem  Gelernten  nie
derzulassen,  um  an  Ort  und  Stelle,  wie  schon  erwähnt,  eine  eigene
Tradition  zu  gründen.  Wenn  ich  den  Lihalt  dieser  beiden  Tatsachen
für  meine  Frage  nach  dem  Sinn  der  Tradition  auswerten  will,  so  muß
meine  Antwort  lauten:  Es  ist  typisch  und  nötig  für  den  jimgen  Men
schen,  daß  er  sich  mit  der  Tradition  auseinandersetzt.  Dazu  muß
er  aber  Abstand  zu  ihr  gewinnen  und  Erfahrungen  sammeln.  Denn
nur  dann  kann  er  die  Schale  wegwerfen  und  zu  dem  wertvollen  Kern
vordringen  und  ihn  dvirch  seinen  eigenen  Beitrag  bereichern.
Wenn wir mm noch einmal auf das Bild aus der Äneis sehen, so er
kennen wir, daß eigentlich dies auch das Verhalten des Äneas' aus
drückt,  daß  Tradition  zwar  oft  eine  Belastung  imd  Einschränkung
der  persönlichen  Bewegungsfreiheit  ausmacht,  daß  es  aber  sicher-
l ' i r . V k 

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4 . 

, 

- 

^ 

, 

�In  den  Jahren  1965  und  1966  wurde  Klaus  Filipczyk  aus  der  OUrn  Westfälischer
Jugendmeister  im  Kunstradfahren.  Klaus  ist  15  Jahre  alt  und  begann  sich  im
Jahre  1963  für  diesen  Sport  zu  interessieren.  hi  diesem  Jahr  nahm  er  zum
erstenmal  an  einer  Bezirksmeisterschaft  teil.  Seine  fleißige  Trainingsarbeit
brachte  ihm  mm  die  ersten  Erfolge.  Mit  seinem  Kameraden  Bernhard  Schlü
ter  errang  er  1966  außerdem  noch  den  westfälischen  Titel  im  Zweier-Kunst
radfahren.  Für  diese  vorbildlichen  Leistungen  wurden  beide  während  des
"Abends  der  Sportkameradschaft"  im  Oktober  1966  besonders  geehrt.

Auch  Franz  Ochmann  aus  der  Ullma  kam  1966  zu  Meisterehren.  Er  wurde
K r e i s r a n g l i s t e n m e i s t e r  d e s  K r e i s e s  M ü n s t e r 
i s t  a b e r
schon  zu  alt,  um  weiter  in  der  Schülergruppe  seines  Vereins  Blau-Schwarz
Münster  spielen  zu  können.  Er  mußte  in  die  Jugendmannschaft  aufrücken.  Wir
wollen  hoffen,  daß  er  auch  in  der  neuen  Klasse  erfolgreich  sein  wird  und  wün
s c h e n 

i m  Ti s c h t e n n i s .  F r a n z 

i h m  v i e l  G l ü c k .

Im  Kurzschuljahr  1966  wurden  an  imserer  Schule  wieder  die  Bundesjugend-
spiele  durchgeführt,  an  denen  außer  der  VIc,  Vc,  Vd  und  den  Primen  jede
Klasse  teilnahm.  Unsere  Tabellen  zeigen  den  Leistungsstand  der  einzelnen
Klassen  einmal  in  der  Unterstufe,  dann  in  der  um  die  OII  erweiterten  Mittel
s t u f e .

Die  Leistungszahlen  ermittelten  wir  auf  folgende  Weise:  jede  Siegerurkimde
ergab  1,  jede  Ehrenurkimde  2  Pluspunkte.  Mit  der  Summe  aller  Pluspunkte,
die  in  einer  Klasse  erreicht  wurden,  dividierten  wir  deren  Schülerzahl  und
erhielten  so  die  Leistungszahl,  welche  einen  Vergleich  mit  den  anderen  Klas-
s p n 

l a r l a n h f

�^ / m r s T ü P T S / m s / m r

I n 

d e r 

U n t e r s t u f e :

0,61  Punkte
0 , 5 9  "
0 , 5 4  "
0 , 5 1  "
0 , 4 4  "
0,363  "
0,357  "
0 , 2 8 
"

I n  d e r  M i t t e l s t u f e  m i t  d e n  K l a s s e n  d e r  O i l :

O l l l m a
u m b
o n s b
u n m
u n s b
G i l s a
U l l s a
O l l l m b
u n i c
u i n a
O l l l s a
O i n s b
u n i d
o n m

0,73  Punkte
0 , 7 1  "
0 , 6 4  "
0 , 5 5  "
0 , 5 3  "
0 , 5 2  "
0 , 5 0  "
0 , 4 4  "
0 , 3 9  "
0,380  "
0,379  "
0 , 3 4  "
0 , 3 2  "
"
0 , 2 8 

7:11 m Schlviß möchte ich noch auf die Trainingsgemeinschaften im FußbaU,
TTanHhaii und Basketball an unserer Schule hinweisen. Die Sportlehrer
Peters, Scheidt und Schwarz haben sich bereit erklärt, diese Sportgrup
pen zu leiten. Leider können nur Mittel- und Oberstufenschüler an diesen
Trainingsgemeinschaften teilnehmen. Die Übungszeiten sind am schwar
z e n 

a n g e s c h l a g e n . 

B r e t t 

- 

b t r . 

-

5 5

�V « X  P « P U L I

Betr.: Artikel über den 42. Bannerwettkampf in der Nr. 8 der Schülerzeitung.

"Mit unserer 4 x 100-m-Staffel ist auch nicht mehr viel los", mag mancher
gedacht haben, nachdem er den Bericht über den Bannerkampf gelesen hatte.
Doch jeder, der die Schwierigkeiten kennt, mit denen unsere Staffel zu kämp
fen  hatte,  weiß,  daß  der  dritte  Platz  keineswegs  enttäuschend  war.  In  diesem
Jahr  war  unsere  Staffel  vom  Pech  verfolgt.  Sowohl  im  Vor-  und  Zwischenlauf
als auch im Endkampf starteten wir auf Bahn 6. Wie ungünstig die Außenbahn
ist,  zeigt  ein  Vergleich  mit  den  olympischen  Spielen.  Weder  in  Rom  noch  in
Tokio wurde auf dieser Bahn bei einem Rennen mit Kurvenvorgabe eine Gold
medaille  gewonnen.  Doch  das  sei  nur  am  Rande  erwähnt.  Nachdem  Helmut
Drees  Ostern  66  das  Abitur  bestanden  hatte,  fehlte  er  ims  im  Juli  sehr.  Den
10, 9-Läufer der Vorjahre zu ersetzen, war äußerst schwierig. Doch es soll
te  schlimmer  kommen.  Von  den  5  Läufern,  die  die  Wechsel  eintrainiert  hat
ten, fielen 2 unerwartet aus: Hendrik Snoek mußte sich wenige Stunden vor
dem Wettkampf mit einer fiebrigen Erkrankung zu Bett legen, und Benedikt
Niesert verletzte sich bei einem Wettkampf seines Turnvereins so ernsthaft,
daß sein Einsatz unmöglich wurde. Zwar gelang es am ersten Bannerkampf
tag, noch einen Ersatzmann zu finden (Anmerkg. der Red. : Heinz Stratmann),
doch einmal fehlte ihm die Form, und zweitens mangelte es ihYn an der Wech
seltechnik.  Trotz  all  dieser  Schwierigkeiten  langte  es  zum  dritten  Platz.

Zweifellos  hätte  unsere  Staffel  auch  bei  idealen  Wechseln  und  bei  besserem
Wetter  nicht  die  Glanzzeit  von  1964  erreicht;  aber  enttäuscht  hat  unser  Staf
f e l q u a r t e t t  n i c h t !

H e i n z  S t r a t m a n n

5 6

�m m

N A C H R I C H T E N

Unser Fotoclub, der am 29. November sein dreijähriges Bestehen feierte,
veranstaltete auch im letzten Jahr eine Ausstellung, in der Fotos zu ver
schiedenen Themen gezeigt wurden. Ansonsten blieben die Sommermona
te ohne größere Ereignisse. Dagegen wurde nach den Weihnachtsferien
ein Kursus abgehalten, in dem an zwei Tagen sowohl über das Fotogra
fieren selbst, als auch über die Laborarbeit referiert wurde. Jeder in
teressierte Schüler war dazu eingeladen. Es bestand die Möglichkeit,
völlig unverbindlich die theoretischen Kenntnisse zu erweitern und prak
tische Anregungen und Tips zu erhalten. Wer sich dann weiterhin mit
diesem Gebiet auseinandersetzen möchte, ist in unserem Fotoclub herz
l i c h  w i l l k o m m e n .
Natürlich könnt ihr auch sonst jederzeit in den Fotoclub eintreten!
Interessiert ihr euch dafür, so kommt doch einmal ins SMV-Zimmer
oder in der zweiten großen Pause ins Fotolabor (hinter der Schüler
bücherei).  Dort  könnt  ihr  näheres  erfahren.  ^  tPi„WHtPrl
Hans-Georg  Kiefhaber  (Clubleiterj

+  +  +

Wir haben ein neues SMV-Zimmer. Es liegt direkt neben dem Haupt
eingang. Die Fundsachen werden jetzt in der 2. großen Pause am
SMV-Zimmer  ausgegeben  und  nicht  wie  bisher  im  Kellerraum.

Günther  Lüke  (Schulsprecher)

+  +  +

Die genaue AbSchlußrechnung für das Rechnungsjahr 1966 der SMV-Kasse
liegt noch nicht vor. Ein vorläufiger Kassenabschluß zeigte am 22. Dezbr.

G u t h a b e n  a m  1 . 1 . 1 9 6 6  5 8 4 , 4 8  D M
A u s g a b e n 
"
"
E i n n a h m e n 
F e h l b e t r a g  d e m n a c h  0 , 4 4  "
G u t h a b e n 
"

9 7 2 , 9 4 
9 7 2 , 5 0 
5 8 4 , 0 4 
Wolf  Braun  (Kassenwart)

�. . .  a h y o n i s i h 9 s 

. .

8 .
1 0 .
1 9 .

2 6 .
3 0 .
3 0 .

9 . 6 6
9 . 6 6
9 . 6 6

9 . 6 6
9 . 6 6
9 . 6 6

Wiederbeginn  des  Unterrichts  nach  den  Sommerferien
Feierstunde  zum  Tag  der  Deutschen  Heimat
G o t t e s d i e n s t  z u m  G e d e n k e n  a n  O b e r s t u d i e n d i r e k t o r
Dr.  Spreckelmeyer
Beginn  der  schriftlichen  Reifeprüfung
L e t z t e r  Ta g  d e s  s c h r i f t l i c h e n  A b i t u r s
Pockenschutzimpfung  für  die  Klassen  Sexta  bis  Unter
t e r t i a

B u r g s t e i n f u r t

9.10.  66  Ausflug  des  Lehrerkollegiums  nach  Schloß  Wellbergen/
14.10.  66  Schülerratssitzung
14.10.  66  Wanderfahrt  der  Olllmb  (Klassenleiter  StR.  Franzenburg)
14.10.  66  Unterrichtung  der  Unterprimaner  und  ihrer  Eltern  über
die  Reifeprüfung  im  Kurzschuljahr  66/67  durch  den  Di
r e k t o r

17.10.  66  Wandertag  der  Vb
1 8 . 1 0 .  6 6  Wa n d e r f a h r t  d e r  U I H c
2 4 . 1 0 . 

6 6 

b i s
H e r b s t f e r i e n

1 . 1 1 . 6 6 

2.11.  66  Beginn  des  mündlichen  Abiturs
5.11.  66  50  Prüflinge  bestehen  das  Abitur
3.11.  66  Die  Kurse  für  Rechtsbelehrung  der  Unterprimaner  neh

men  an  einer  Schöffengerichtssitzung  teil

7 . 11 .  6 6  A b i t u r i e n t e n a b s c h i e d s f e i e r 
19.11.  66  25  Abiturienten  des  Jahrgangs  1956  besuchen  drei  Unter
12.11.  66  Professor  Schramm  spricht  zu  den  Schülern  unserer

i n  u n s e r e r  S c h u l e

i n  d e r  A i i l a

r i c h t s s t u n d e n 

Schule  über  das  Thema:  War  der  Ausgang  des  2.  Weltkrie
ges  zwangsläufig  ?

v o n  B e e t h o v e n

im  Stadttheater  die  4.  Sinfonie
23.11.  66  Die  Ober  Sekundaner  hören 
30.11.  66  Letzter  Schultag  des  1.  Kurzschuljahres:  Verteilung  der
30.11.  66  Die  Sammlung  für  den  Bund  deutscher  Kriegsgräberfür

imd  Prämien

Zeugnisse 

sorge  brachte  an  unserer  Schule  727,45  DM

5 8

�1 . 1 2 . 6 6

1 . 1 2 . 6 6
4 . 1 2 . 6 6
5 . 1 2 . 6 6

1 4 . 1 2 . 6 6

1 7 . 1 2 . 6 6
1 8 . 1 2 . 6 6
2 2 . 1 2 . 6 6
2 2 . 1 2 . 6 6

StR.  Hüser  und  St  Ass.  in  Dr.  Fey  verlassen  unsere  Schule.
Neue  Lehrkräfte  sind:  Gerhard  Metzler  (Wichern-Real
schule),  Dipl.  -Sportlehrer  Traine  und  StAss.Kowsky
b i s
F e r i e n
Beginn  des  Kurzschuljahres  1966/67
109  Sextaner  werden  in  2  Englisch-  und  1  Latein-Klasse
neu  eingeschult.  Ostern  waren  es  151  Sextaner  in  2  La
tein-  und  1  Englisch-Klasse
Die  neuen  Obersekundaner  besuchen  eine  KbnzertvorStel
lung  im  Theater
u n d
Adventstagung  der  evangl.  Oberprimaner  in  Bochum
Beginn  der  Weihnachtsferien
Ö k u m e n i s c h e r  G o t t e s d i e n s t 

i n  d e r  L a m b e r t i - K i r c h e

Unsere  Schülerzeitung  sucht  einen  neuen  Namen.  Kurz  und  einpräg
sam  soll  er  sein;  denn  gerade  diese  Eigenschaften  vermissen  wir  an
imserem  jetzigen  Namen  "wir  vom  schlaun".  Als  Beispiele  mögen
gelten:  "Der  Turm",  "Der  Wecker",  "Reflexe",  "Prisma".  Derbe
ste  Vorschlag,  den  wir  in  der  nächsten  Zeit  in  imserem  SMV-Brief
kasten  finden,  soll  mit  einem  Buchpreis  prämiiert  werden.
Und  noch  eine  Bitte  hat  die  Redaktion  an 
ihre  Leser.  Wir 
sie  auf,  uns  Vorschläge  zu  Rahmenthemen  einzureichen.  Wir  wollen
so  erfahren,  was  den  Leser  interessiert,  worüber  er  gern  etwas  le
s e n  m ö c h t e .
Also  die  Bitte:  Sofort  Vorschläge  aufschreiben  und  in  den  SMV-Brief
k a s t e n  e i n w e r f e n !

fordern

D i e  R e d a k t i o n

�ük ansDomSchlautiaujjiel

.  .  .  beschweren  sich  die  meisten  Schülerzeitungen  über  Mangel  an  Beiträ
gen,  Mitarbeitern  und  Beachtung.  Um  nicht  in  den  allgemeinen  Chor  einzu
fallen,  erdreisten  wir  uns  zu  behaupten,  daß  wir  von  Mitarbeitern  überlaufen
werden  und  vor  Beiträgen  ersticken.
.  .  .  fand  man  beim  Öffnen  des  SMV-Briefkastens  einen  bemerkenswerten
Geistesbeitrag:  Einen  Strohhalm!  Offenbar  das  Produkt  eines  mit  Stroh  ge
f ü l l t e n  H i r n e s .
.  .  .  und  allgemein  bekannt  ist,  leben  Schülerzeitungen  von  Anzeigen.  Um  ei
ne  Steigerung  dieser  Werbung  zu  erreichen,  kam  man  an  einer  Mädchenschu
le  auf  folgende  Idee:  Die  Redakteurinnen  verschickten  an  die  Geschäftsleute
ihrer  Stadt  ein  Rundschreiben,  bebildert  mit  den  Fotos  von  drei  jungen,  hüb
schen  Mädchen  und  der  Unterschrift:  "Eine  dieser  Damen  wird 
in  den  näch
sten Tagen bei Ihnen vorsprechen imd Sie um eine Anzeige bitten. " - Die Ein
nahmen  durch  Anzeigen  sollen  beträchtlich  gestiegen  sein.  -

.  .  .  sind  die  neuen  Baracken,  die  im  Hinterhof  unserer  Schule  errichtet  wur
den, auf Sand gebaut: Sie stehen "mit einem Bein in der S|pmnggrube".
.  .  .  steht  auf  der  vorhergehenden  Seite  dieser  Nummer  imter  der  Rubrik:
"In  eigener  Sache"  eine  wichtige  Mitteilung  an  alle  Leser.

F a h r s c h u l e

B O H N E N K A M P

B r e u l 
N ä h e 

1 6  R u f 
B u d d e n t u r m 

4 3 4 0 3  W a r e n d o r f e r  S t r . 
D e c h a n e i s t r a ß e

E c k e 

9 8

Auskunft  und  Anmeldung  9-13  und  15-19  Uhr

Währ  das  Gute  und  Reelle  -  geh'  zu  Bohnenkamp

Dieser  Nummer  der  Schülerzeitung  liegt  eine  Werbeschrift  der
Tanzschule  Grebe  bei.  Wir  bitten  um 

freimdliche  Beachtung.

�Ein  gutes  Kursusprogramm  imd  eine  freund
liche  Atmosphäre  -  das  bietet  Ihnen  die

T A N Z S C H U L E

Eugen Wichtrup

H a r s e w i n k e l g a s s e 

1 - 6 

• 

R u f 

4 3 9 9 2

Anmeldezeiten  täglich  von  11.30  -  13.  OG  Uhr
imd  von  17,30  -  20,00  Uhr  (außer  dienstags).

U n s e r e 

M i t t w o c h
Samstag

Sonntag

T a n z t e e z e i t e n :

1 6 . 3 0 
-  1 9 . 0 0  U h r
16.30  -  19,00  Uhr
1 9 . 3 0 
-  2 2 . 0 0  U h r
16.30  -  19.00  Uhr
1 9 . 3 0 
-  2 2 . 0 0  U h r

Der  Einlaß  erfolgt  eine  Viertelstunde
vor  Tanzbeginn.

Homer  berichtet  in  der  Odyssee:
Durst  gepeinigt,  mitten  in  einem  Meer."

Homer kannte eben „Coca-Cola"
noch  nicht.
Heute  braucht  keiner  mehr
Durst  zu  leiden.
Sprudelndes „Coca-Cola"
bekommen  Sie  überall,  schon
an  der  nächsten  Ecke.

COCA-COLA  und  COKE  sind  eingetragene  Warenzeichen  für

ein  und  dasselbe  allbekannte  koffeinhaltige  Erfrischungsgetränk.

l!

�Ein  TrefSpimKt
f ü r  G a m m l e r
s i n d  w i r  a i t h t

Das  soll  aber  nicht  heißen,  wir  hätten  nicht  die
Kleidung,  die  junge  Menschen  lieben.
Ob  flott,  salopp  oder  korrekt  -  junge  Mode,  die
h a t

Das  große  Bekleidungshaus,  Münster,  Ludgeristr.  75/78

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