DAS SCHLAUN-GYMNASIUM Weihnachten 1960

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W E I H N A C H T E N 

1 9 6 0

�BÜCHER  >die  wir  zu  Weihnachten  empfehlen:
■Die großen Sagen der Welt. Nacherzählt von Hans Elch.

Hans Eich hat diese Sagen in einer glänzenden Form nacherzählt.
164  Seiten  mit  zahlreichen  färb.  Illustrationen.  DM  19.50.  Ab  10  Jahre.

■GraF/Woefzoldt:  Das  Buch  der  großen  Maler.

■Thompson,  Seton,  E.:  Die  schönsten  Tiergeschichten.

In  leicht  verständlicher  Form  wird  über  die  Entwicklung  der  abendlän¬
dischen  Malerei  von  Giotto  bis  Picasso  berichtet.  Ab  14  J.  Ln.  DM  16.80
Eine  Sonderausgabe  zum  100.  Geburtstag  des  großen Tiererzählers.
240  Seiten.  Ab  12  Jahre.  Leinen  DM  9,80
■Durch die weite Welt. Band 34 ca. 400 Seiten mit ca. 500 Abbildungen.
■Der  Gute  Kamerad,  Band  68.  400  Seiten.  Ab  12  Jahre.  Leinen  DM13.80
■Das  Neue  Universum,  Bd.  77.  480  S.  550  Abb.  Ab  14  J.  Leinen  DM  15,80
■Hauptmann,  Gerhart:  Meisterdramen:
Und  Pippa  tanzt  /Michael  Kramer  /Die  Ratten  /Iphigenie  in  Delphi  /
Der Biberpelz. Einleitung Heinz Hilpert.
D M ' 9 , 8 0

Ab  12  Jahre.  Leinen  DM  14,50

L e i n e n 

B U C H H A N D L U N G
Münster/Westf.

Cfjty-dliicuLd^ SekiiiiutgJt

Salzstraße  61

JUWELIER

✓

M Ü N S T E R  ( W E S T F . )
Prinzipalmarkt  35  ●Fernruf  447  02

■0.1^6 ß-ej. Jlag.ej^ in GdJimt, Qu.iMJe.it,

■Q-ö-Ld- lutd Sdjb-e.mu tmeu.

E i g e n e s  G o l d s c h m i e d e a t e l i e r

�Das  Schlaun-Gymnasium

Schulzeitung für die Schüler, Lehrer, Eltern, Ehemaligen und Freunde

des Schlaun-Gymnasiums zu Münster (Westf.)

Nr.  21/22

W e i h n a c h t e n  1 9 6 0

Preis: 0,80 (für Schüler: 0,50) DM

Weihnachten in den Bergen

Weihnachten bei uns daheim war immer schön gewesen. Alle Jahre hotte uns
der Heilige Abend, die Besinnung und die Bescherung Freude und Glück gebracht,
doch hob sich in der Reihe der Feste keins durch besondere Erinnerungen heraus.
Vor. zwei Jahren nun erlebte ich den Christabend zum erstenmal in der Fremde,
und  das  wurde  mein  schönstes  Weihnachten.

Vater brauchte Erholung. Deswegen fuhren wir zu einem winterlichen Zelt¬
treffen, ließen allerdings unser Zelt zuhause. Ein kleiner Kreis Gleichgesinnter fand
sich zusammen. Wir wohnten in einer Hütte, eine Stunde vom nächsten Dorf ent¬
fernt. Ringsumher im hohen Schnee standen die Wohnungen und Zelte.
Dfer Heilige Abend kam heran. Die Berggipfel leuchteten im Schein der unter¬
gehenden Sonne, während es unten bei uns schon dämmerte. Friedlich lehnten die
Bretter in langer Reihe an der Hüttenwand. Aus den Fenstern fiel das Licht traulich
in das Dunkel, das sich über die Landschaft senkte.
Im Tagesraum fanden wir uns dann alle zusammen. Es duftete nach Tannen¬
grün, und der Kachelofen verbreitete eine behagliche Wärme. Die halblauten
Gespräche verstummten. Einer aus unserer Mitte, ein evangelischer Pastor, trat
vor und las das Weihnachtsevangelium. Dann sprach er zu uns in schlichten
Worten, die tief in unsere Herzen fielen.
Wir traten vor die Hütte. Es war ganz dunkel geworden. Die Sterne funkelten
Himmel. Von der hohen Tanne, die vor der Hütte stand, strahlten die Weih¬

a m
nachtslichter  in  die  Nocht  hinaus.

Wir sangen die schönen Weihnachtslieder. Dann kehrten wir in die Wörme
zurück, und nun begann ein fröhliches Beschenken. Die Gaben, die da ausge-

Zu  den  Bildern:

Ti t e l s e i t e
Linolschnitt  „Winter"
Linolschnitt  „Katze"
Linolschnitt  „Obstverkäuferin
Linolschnitt  „Kasper"

Bernd Optenhövel (UM m)
Jürgen Köhn (Olli sb)
Jürgen Drerup (IV c)
K.-J.  Weitkamp  (Ulllc)
R.  Bartholomö  (Ulllc)

�wickelt wurden, waren bescheidener als sonst. Doch sie waren mit Liebe ausge¬
sucht  und  bereiteten  Freude.

Die  Stunden  vergingen.  Gegen  Mitternacht  hörten  wir  Schlittenglocken.  Die
Älteren  mummten  sich  ein,  um  zur  Christmette  zu  fahren.  Wir  Jüngeren  zogen
unsere  schweren  Stiefel  an  und  schnallten  die  Bretter  unter.  Die  Schlittenfahrer
entzündeten  ihre  Fackeln,  und  wir  glitten  hinaus  in  die  dunkle  Nacht.  Bald  war
die Höhe erreicht, die vor dem Dorfe lag, und aus dem Tal grüßten viele Lichter
zu  uns  herauf.  Schwache  Lichtpünktchen  glitten  langsam  die  benachbarten  Hönge
und  Berge  hinab.  Das  waren  die  Lampen  und  Fackeln  der  Leute,  die  wie  wir  zum
Dorfe  wanderten.  Nun  hörte  ich  auch  das  helle  Läuten  der  Kirchenglocken,  die
zum  Gottesdienst  riefen.  Es  ging  weiter.  Aus  einem  Seitenweg  kam  ein  Bauer  mit
seiner  Familie  und  schloß  sich  uns  an.  Wir  erreichten  das  Dorf.  Hier  und  dort
öffnete  sich  eine  Tür,  fiel  ein  Lichtstreifen  auf  den  Schnee,  traten  Männer  und  Frauen
heraus.  Vor  der  Kirche  schnallten  wir  die  Bretter  ab.  In  das  Läuten  der  Glocken
mischte  sich  der  mächtige  Klang  der  Orgel.  Die  Christmette  begann.

Dies Weihnachtsfest werde ich nicht vergessen. Vielleicht lag das Besondere
nur im Fremden und Uegewohnten. Vielleicht ist das Herz aber auch offener und
aufgeschlossener, wenn man einmal aus der Trägheit des Gewohnten herausge¬
Ernst  Brors  (geschrieben  in  Uli  sa)
r i s s e n  w i r d .

Biand-Lard  aus  Argentinien

Die  folgende  Geschichte  fanden  wir  in  alten  Papieren.  Sie  mag
uns  zunächst  ein  wenig  vergilbt  Vorkommen  —ähnlich  wie  das
grobe  Papier,  auf  dem  sie  seinerzeit  abgefaßt  wurde.  Aber  bei
näherer  Bekanntschaft  mit  ihr  dürfte  sich  das  ändern.  Wir  werden
dann vermutlich feststellen, daß sie gar nicht so unzeitgemäß ist.
Vielleicht kann sie uns gor bei unseren Weihnachtsvorbereitungen
dienlich  sein  und  uns  das  so  schwere  „Weihnachtsgeschäft"  ein
wenig  erleichtern.

Der  Frachter  war  geladen  und  sollte  abgehen.  Mit  Konserven  für  das  hun¬
gernde Deutschland, hieß es. Fünf Millionen Dosen Brechbohnen. Darüber schüt¬
telte Diego Almagro den Kopf, als er Feierabend machte und heimging. Er hatte
mitgeladen.  Sollte  es  „denen  da  drüben"  ausgerechnet  an  Bohnen  mangeln?
dachte  er.  Das  konnte  er  sich  nicht  erklären.

„Anneliese",  sagte  er  daher  zu  seiner  Frau,  als  er  heimkam.  Sie  stammte  von
„drüben"  wie  viele  andere  in  Argentinien.  „Anneliese,  du  hast  mir  nie  erzählt,
daß  in  eurem  Heimatlande  keine  Bohnen  wachsen.  Weißt  du  den  Grund?"

„Keine  Bohnen?  Wie  kommst  du  dazu?"
„Weil wir ein ganzes Schiff mit Brechbohnen für Hamburg geladen haben. Denk

dir  nur:  fünf  Millionen  Dosen.  Eine  schöne  Menge!"

„Hattet  ihr  nichts  anderes,  nichts  ..."
„Besseres,  meinst  du?"

2

�„Ja", sagte Frau Anneliese Almagro, geborene Pennekamp, aus Salzkotten bei

P a d e r b o r n .

Das  gleiche  dachte  auch  Diego  Almagrö.  Und  plötzlich  hatte  er  eine  Idee.  Er
ging  in  eine  Azienda  und  kam  mit  einer  Dose  Bland-Lord  zurück.  Er  klebte  einen
Zettel mit seinem Namen darauf, fügte einen Gruß für den Entdecker hinzu und
suchte  sich  das  Gesicht  des  glücklichen  Hamburger  Hafenarbeiters  vorzustellen,
der  „sie"  zwischen  Bergen  von  Brechbohnen  hervorziehen  würde.  Glücklich?  In
jenen Zeiten des Hungers und Darbens konnte so ein Fund schon glücklich machen.

Diego  Almagro  ließ  am  nächsten  Morgen  eine  der  fünf  Millionen  Dosen  mit
Brechbohnen  über  Bord  gehen  —natürlich  heimlich  —und  schmuggelte  seine
Dose  Bland-Lard  dafür  der  Ladung  bei.

„Rücksichstloser Unmensch I" gurgelten die Bohnen in ihr, bevor sie auf Grund

gingen  und  das  große  Schweigen  lernten.

„Angeber!" fauchte es der hübschen, buntbeklebten Dose Biand-Lard entgegen.

Sie konnten sich das leisten, denn sie verkörperten eine Machtgruppe.

„Spießer!"  verteidigte  sich  die  Bland-Lard-Dose.  Aber  sie  sagte  das  kluger¬
weise  so  leise,  daß  es  niemand  verstehen  konnte.  Und  dann  wurde  es  still.  Und
die  Fahrt  begann.

Diego  Almagros  Gedanken  weilten  nun  oft  bei  „seiner"  Dose  mit  Bland-Lard.
Er  war  ein  einfacher  Mann.  Und  für  einfache  Männer  in  Argentinien  ist  eine  Dose
Bland-Lard  schließlich  ebenso  viel  wie  ein  oder  zwei  Pesos,  wenngleich  das  soge¬
nannte Wirtschaftswunder sich in Argentinien um mehr als ein ganzes Jahrzehnt
früher  ereignet  hatte  als  bei  uns.

Nun  schwimmt  sie  schon  seit  zwei  Tagen",  dachte  er.

Heute  geht  es  über
den  Äquator,  in  14  Tagerv  kann  sie  in  Hamburg  sein.  Und  dann  ...Ob  „er"
s i e  w o h l  e n t d e c k e n  w i r d ? "

, e r '

Natürlich  entdeckte

sie  nicht,  Dazu  hatte  er  schließlich  kein  Recht  als
Hafenarbeiter. Sie wurde also als Bohnenkonserve ausgeladen und wanderte als
Bohnenkonserve in den Liebesgabendienst, was ihr selbst zwar wenig behagte,
da sie gewissermaßen aus besserem Hause kam, jedoch nicht weiter wunder neh¬
men sollte, wenn man sich erinnert, mit welchen Nöten jene Zeiten zu ringen hatten.
Man werde schon rechtzeitig merken, was in ihr stecke, tröstete sich schließlich die

.Dose,  um  die  es  ging.  Man  werde  es  schon  merken.  Und  dann  ...

Sie wanderte in die Küche einer Familie, deren jüngstes Töchterchen sich für
fremdsprachliche  Aufschriften  interessierte,  seitdem  sie  Sextanerin  war.  Und  das
war  sie  erst  seit  kurzer  Zeit.  „Vati",  rief  sie  plötzlich  aus  und  buchstabierte  an
der  buntbeklebten  Dose  aus  Argentinien  herum.  „Weißt  du,  was  auf  südamerika¬
n i s c h  B l a n d - L a r d  h e i ß t ? "

3

�Vater las gerade seine Zeitung und wer also ungnädig. Zeitungen waren da¬
mals  eine  Seltenheit,  und  ebenso  selten  waren  die  Augenblicke,  die  man  ihnen
widmen konnte. „Sudamerikanisch? Aber das gibt es doch nicht, Tonia. Du meinst
gewiß Spanisch oder Portugiesisch. Und nun laß mich in Ruhe! Ich will lesen."

Also  auf  spanisch  oder  portugiesisch.  Weißt  du  es  nicht,  Vati?"
W a s  d e n n ? "
Was Bland-Lard auf spanisch oder portugiesisch heißt.
,Auf spanisch oder portugiesisch? Wieso? Ich kann weder das eine noch das

a n d e r e . »

t

,Soll  ich  es  dir  sagen?  Es  heißt:  Brechbohnenl
„Aber  das  ist  doch  Unsinn,  Tonia",  widersprach  Herr  Elverich.

Erstens  ist
Bland-Lard kein sponisches oder portugiesisches Wort, sondern ein englisches. Und
dann heißt es: Schweinefett. Aber auf deutsch. Und nun laß mich in Ruhe, ja?

Tonia  triumphierte.

„ln diesem Falle muß es aber doch Brechbohnen heißen", beharrte Tonid.

Ich
habe die Dose heute morgen als Liebesgabe bekommen. Es seien Brechbohnen
drin, sagte man mir. Schau, da steht es: Bland-Lard. Ob Mutti sich-freuen wird?"
Ganz recht, echote die Dose. Da steht es, groß und deutlich: Bland-Lard aus
Argentinien.  Und  einen  schönen  Gruß  von  Herrn  Diego  Almagro  aus  Buenos
Aires  soll  ich  euch  auch  bestellen.

Herr Elverich hatte die Zeitung hingelegt. Er nahm die Dose und betrachtete
sie  von  allen  Seiten.  Natürlich  entdeckte  er  auch  Herrn  Diegos  Gruß.  Er  schmun¬
zelte, tippte sich an die Stirn —Köpfchen! —und überlegte. Dann nahm er sein
Notizbuch  und  schrieb.  „Nichts  verraten!"  flüsterte  er  Tonia  zu.

„Wieso  nichts  verraten?"
„Weil  wir  Mutti  damit  überraschen  wollen.'
„Ach  sooo!"
Die  schöne  bunte  Dose  BlandnLard  zitterte.  Mutti  überraschen?  Wieso?  Ob

I

d a s  e t w a s  B ö s e s 

f ü r  s i e  b e d e u t e t e ?

*

CARL  FLORA  ■MÜNSTER  (WESTF.)

N A T U R S T E I N I N D U S T R I E

M A R M O R - 

U N D 

M A R M O R

S A N D S T E I N

4

�Am gleichen Tage noch konnte Herr Elverich eine Dose Brechbohnen, made in
Germany,  ein  halbes  Dutzend  Eier,  ebenfalls  made  in  Germany,  einen  Riegel
Schokolade  und  fast  50  Gramm  Kaffeebohnen  vor  seiner  erstaunten  Frau  auf  den
Tisch legen. „Liebesgaben!" erklärte er stolz, als sie zweifelnd und sprachlos da¬
stand.  „Aus  Übersee.  Was  sagst  du  dazu?"

Frau Elverich sagte nichts. So überrascht war sie. Aber natürlich fand sie den
Kafföe  am  köstlichsten,  da  sie  ihn  sooo  lange  entbehrt  hatte.  Tonia  bekam  die
Schokolade.  Die  Eier  sollten  auf  mehrere  Wochen  verteilt  werden.  Und  den  Brech¬
bohnen  merkte  Frau  Elverich  beim  Zubereiten  nicht  einmal  an,  daß  sie  Braun¬
schweiger  Herkunft  waren.

„Sag  bloß,  wie  du  das  gefingert  hast",  drang  sie  schließlich  in  ihren  Mann,
wobei  man  sich  erinnern  möge,  daß  der Ausdruck  „gefingert"  damals  ungemein
gebräuchlich war, selbst in gebildeten Kreisen, sofern sie nicht „gedreht" dafür
e i n s e t z t e n .

Schweigend  holte  Herr  Elverich  die  Anschrift  von  Herrn  Diego  Almagro  aus
seiner  Brieftasche  hervor  und  zeigte  sie  seiner  Frau.  Wundert  man  sich,  daß
Frau  Elverich  nun  ihrerseits  eine  Idee  hatte?  Sie  meinte  schon  zu  sehen,  wie  ganze
Berge von Kaffee, Schokolade und Südfrüchten auf sie zukamen. Sie hatte nämlich
beschlossen, sich bei Herrn Diego zu bedanken und in ihrem Schreiben —natür¬
lich Oberaus diskret und nur andeutungsweise und mit der nötigen Zurückhaltung
—durchblicken  zu  lassen,  daß,  wenn  Herr  Diego  ...,  es  jedenfalls  für  sie  alle
eine große Erleichterung in den schweren Zeitläuften bedeuten werde. Vielleicht
könne  er  „etwas"  veranlossen.

Ohne Frage werde er das tun, versuchte die leer und mithin wertlos gewor¬
dene Brechbohnen-Dose vorzubringen, was eigentlich höchst naseweis von ihr war.
Denn  man  beachtete,  daß  sie  als  Braunschweiger  Fabrikat  weder  zu  Herrn  Diego
Almagro  noch  zu Argentinien  in  irgendwelchen  Beziehungen  stand.  Ja,  sie  war
nicht  einmal  aus  Weißblech.

Und  die  echte  Dose  mit  BlandiLard?  Nun,  sie  liebte  bereits  das  begonnene
Abenteuer  und  sollte  auf  ihre  Kosten  kommen.  Man  handelte  die  köstlichsten  Dinge
für  sie  ein,  wie  das  damals  so  üblich  war.  Oder  hättet  ihr  das  vergessen,  wo  es
euch wieder so gut geht, daß ihr es kaum noch wahrnehmt? Zigaretten, Kartof¬
feln,  eine  Puppe  für  den  Weihnachtsgabentisch,  Kleidungsstücke:  es  dürfte  so
leicht nichts geben, was damals für eine Dose Bland-Lard nicht feil gewesen wäre
—damals,  als  die  Liebe  buchstäblich  durch  den  Magen  ging.  Keiner  aber  der
interimistischen  Eigentümer  jener  schönen,  buntbemalten  Dose  vergaß,  sich  die
Anschrift  von  Herrn  Diego  heimlich  zu  notieren.  Vorsorglich  natürlich  nur.  Man
konnte ja nicht wissen. Man verstand eben damals, höflich zu sein.

Ihr  könne  es  schon  passen,  meinte  die  Bland-Lard-Dose  bei  den  vielen  Wie¬
derholungen und neckischen Abwandlungen des ihr nun schon gewohnten Spiels.
Ihr  könne  es  durchaus  recht  sein.  Hatte  sie  doch  nicht  erwartet,  „drüben"  ein

5

�solches  Enigegenkommen  zu  finden  —eine  so  einfache,  bescheidene,  wenn  auch
buntbemalte  Bland-Lard-Dose,  wie  sie  war.

Nach Wochen liefen die ersten Dankesbriefe aus Deutschland bei Herrn Diego
Almagro ein. Sie stiegen, auf einige Dutzend,, glichen sich im Ton und wichen nur
in gewissen Angaben voneinander ab. In einem glaubte man sich für Kaffee be¬
danken zu müssen, in einem andern für Zigaretten oder Tee. überaus diskret und
nur andeutungsweise und immer mit der nötigen Zurückhaltung ließen aber alle
irgendwie  durchblicken,  daß,  wenn  Herr  Diego  Almagro  ...,  es  jedenfalls  für
sie  alle  eine  große  Erleichterung  bei  den  schweren  Zeitläuften  bedeuten  werde.
Vielleicht  könne  er  „etwas"  veranlassen.

„Glaubst  du  an  Wunder,  Anneliese?"  fragte  Herr  Diego  eines  Tages  seine

Frau,  als  die  Flut  der  Briete  einigermaßen  verebbt  war.

„An  Wunder?  Wie  meinst  du  das?"
Diego  reichte  ihr  seine  Briefe  hin.  „Weil  so  viele  von  „drüben"  angeben,  sie
hätten  von  mir  ich  weiß  nicht  was  alles  erhalten,  wofür  sie  sich  bedanken  mü߬
ten:  Kaffee,  Tee,  Schokolade,  Zgaretten  ,..Sogar  frische  Eier  soll  ich  einer
Frau aus Köln geschickt haben. Aber ich träume doch nicht. Ich bin doch normal.
Ich weiß doch genau, daß es Biand-Lard war, ein einziges Mal, damals, du weißt
doch,  statt  der  Brechbohnen.  Aber  von  Bland-Lard  schreibt  niemand.  Kannst  du
d i r  d a s  e r k l ä r e n ? "

Frau  Anneliese  Almagro,  geborene  Pennekamp  ous  Salzkotten  bei  Paderborn,
konnte  es  nicht.  Niemand  in Argentinien,  wem  Immer  sie  die  Sache  vortrugen,
konnte  es  —ein  untrügliches  Zeichen  dafür,  daß  das  sogenannte  Wirtschaftswun¬
der  sich  in Argentinien  um  mehr  als  ein  ganzes  Jahrzehnt  früher  ereignet  hatte
C .  H e n k e
a l s  b e i  u n s .

I

^eUenAitticke,
OjO^ddü-ö^l, (Pkacktfinken
und  StändeJi

SXehfUche, Ax^uahten .und dLu&ehM
Anx^elqefLöte

I

dtemedatk
Rothenburg  31

M ü n s t e r s

ältestes  Fachgeschäft

6

�Wie  wir  schenken  sollten

Die  Menschen  pflegen  sich  bei  Anlässen  verschiedenster  Art  Geschenke  zu
überreichen. So überreicht etwa der Gast dem Gastgeber ein Geschenk, um ihn
damit  zu  ehren  und 
freundliche  Aufnahme  zu  danken.  Was  man
dem  Gastgeber  schenkt,  ist  bei  den  einzelnen  Völkern  verschieden:  wir  schenken
Blumen,  die  Mongolen  einen  blauen  Seidengürtel.

für  seine 

ihm 

Schon  von  früh  auf  haben  uns  die  Eltern  gelehrt,  daß  es  auf  den  Wert  solcher
Geschenke  nicht  in  erster  Linie  ankommt. Aber  wenn  wir  das  auch  eingesehen
haben,  stellt  sich  uns  doch  die  Frage,  worauf  es  denn  beim  Schenken  und  bei
G e s c h e n k e n  b e s o n d e r s  a n k o m m t .

Eine  Erfahrung,  die  mich  die  Lösung  dieser  Frage  ahnen  ließ,  machte  ich  an
einem  Weihnachtsfest.  Am  ersten  Weihnachtstage  besuchten  meine  Eltern  und  ich
meine  Großmutter.  Nachdem  meine  Eltern  und  sie  sich  gegenseitig  beschenkt  .
hatten,  nahm  meine  Großmutter  mich  beiseite  und  gab  mir  einen  Briefumschlag
mit  Geld  darin.  Zuerst  war  ich  enttäuscht.  Geld  als  Geschenk  hatte  ich  nicht  er¬
wartet.  Dann  aber  sogte  meine  Großmutter  mir,  sie  wisse  nicht,  was  man  einem
Jungen wie mir schenken könne. Um mich nicht zu enttäuschen, habe sie mir das
Geld  gegeben.

Nun  verstand  ich  sie.  Sie  hatte  recht.  In  ihrem  Fall  war  es  das  beste,  Geld
zu schenken, obwohl ein Geldgeschenk an sich von mangelnder Einfühlungsgabe
z e u g e n  m a g .

Ein  anderes  kleines  Erlebnis  machte  mir  noch  deutlicher,  wie  man  in  sinnvoller
Weise  schenken  kann.  Meine  kleine  Kusine  hotte  angefangen,  Briefmarken  zu
sammeln.  Wenn  ich  bei  meiner  Tante,  ihrer  Mutter,  zu  Besuch  war,  hatte  ich
mich immer über ihren Eifer bei ihrer neuen Beschäftigung gefreut, Briefmarken
sorgsam von Briefen abzulösen, dicke Kataloge zu wälzen, um ihren Wert fest¬
zustellen,  und  sie  schließlich  in  ihr  Album  einzukleben.

Einige Zeit war vergangen, und ihr Geburtstag rückte näher. Ich überlegte,
wie  ich  ihr  eine  kleine  Freude  machen  könnte.  Mir  fiel  ihre  neue  Lieblingsbe¬
schäftigung ein, und ich schickte ihr ein Tütchen voll Briefmarken. Nach einigen
Tagen erhielt ich einen Brief, in dem sie mir herzlich dankte und ihre Freude über
die  Briefmarken  zum  Ausdruck  brachte.
Dieser Brief ließ mich erkennen, daß auch Geschenke von geringem materiellen
Wert einen großen seelischen Wert haben können. Ich hatte mich in die Lage
meiner kleinen Kusine versetzt und hatte ihr so eine größere Freude bereitet als
vielleicht  mit  einem  anderen,  viel  kostbareren  Geschenk.

n e n

Wenn  uns  ein  Geschenk  einen  longe  gehegten,  bis  dahin  unerfüllt  gebliebe-
Wunsch  erfüllt,  so  wird  uns  dadurch  ebenfalls  eine  große  Freude  bereitet.
Diese Erfahrung machte ich an meinem letzten Geburtstage. Ich war erstaunt, als
ich unter den Geschenken für diesen Tag eine Schallplatte mit russischer Volksmusik
fand. Ich hatte schon lange die Absicht gehabt, mir diese Platte zu kaufen, hatte
aber nie genug Geld dazu gehabt. Als ich fragte, bekam ich zur Antwort, meine

7

�Tante habe sie mir geschenkt. Wie hatte sie von meinem geheimen Wunsch erfah¬
ren? Ich fragte sie danach in einem Briefe. Sie antwortete, ich hätte einmal eine
Andeutung gemacht, daß mir gerade diese Platte sehr gefalle. Da habe sie sie
für mich gekauft.

Darüber freute ich mich mehr als über andere Geschenke, die ich je bekommen
hatte, ich höre diese Platte immer wieder an und empfinde noch stets die gleiche
Freude daran wie an jenem Geburtstage.

Das Geschenk, das mir bis heute die größte Freude bereitet hat, erhielt ;ich

letzten Weihnachtsfeste. Es hatte ein etwas trauriges Vorspiel. Ich hatte sechs
Jahre lang ein Pärchen Exoten-Vögel gehabt. Im Sommer waren sie eingegongen.
Meine Eltern kannten meine Tierliebe und wußten, wie sehr ich diesen Verlust be¬
trauerte. Sie wußten auch, daß ich mich einsam fühlte, da ich keine Geschwister
habe. Nun waren wir aus der Innenstadt in die Vorstadt gezogen und-hotten
eine große Wohnung und sogar einen kleinen Garten. In. dieser Umgebung
Platz für den Gegenstand meines lange gehegten und unerfüllten Wunsches. Er
wurde am Weihnachtsabend zur Wirklichkeit: ich bekam einen Hund, einen klei¬
nen Pudel. Meine Freude über diese Überraschung war unbeschreiblich. Nun hatte
ich jemanden, der mein bisheriges, vielleicht etwas eintöniges Leben durch seine
Streiche  durcheinanderwarf,  mir  viel  Spaß  bereitete  und  mich  oft  zum  Lachen
b r a c h t e .

a m

w a r

Dies Geschenk ließ mich erleben, wie durch die Einfühlungsgabe des;Schen-

kenden eine etwas traurige Stimmung zum besten gewendet werden kann.

Wenn man zu Ostern, Weihnachten oder Neujahr ungezählte bunte Postkarten
von Bekannten erhält, die man schon fast vergessen hat, erkennt man, daß bei
ihnen kaum tiefere Gefühle mitsprechen. Es ist mehr oder weniger Routine. Solche
Aufmerksamkeiten  erinnern  uns  im  Grunde  nur  daran,  wie  man  nicht  schenken
s o l l t e .

Wie man aber sinnvoll schenken kann, indem man vor allem Freude schenkt,

das haben, denke ich, die vier Beispiele gezeigt, die ich gebracht habe.

Hartwig  Jansen  (Oll  sa)

T\aifeel}auö ^ennemann

H A N D O R F

D A S  B E L I E B T E  A U S F L U G S L O K A L

A N 

D E R  W E R S E

8

�Aus  dem  Leben  unserer  Schule

Zu Ostern 1960 mußten wir drei neue Klassen einrichten, so daß die Schule
jetzt 26 Klassen umfaßt; je 3Klassen von Sexta bis Unterprima und 2Oberprimen.
Die Zahl der Schüler beträgt etwa 750.

Von den neu aufgenommenen Sextanern wählten 38 Englisch und 88 Latein als

Anfangssprache.

Vorsitzender unserer Schulpflegschaft ist, wie bisher,
Herr  Dr.  Hans  Ferdinand  Badde,
Facharzt  für  innere  Krankheiten.

Z u  s e i n e r  Ve r t r e t e r i n  w u r d e  o m  1 4 .  J u n i

gewählt.

F r a u  R i n a 

B e c k e r

Die Schulpflegschaft für das Schuljahr 1960/61 besteht aus folgenden Mitgliedern:
K l a s s e
V i a

V e r t r e t e r
F r a u  H e l e n e  H e m e s a t h

F r a u  M a r t a  T h e i s s e n

Frau  Inge  Herweg

F r a u  M .  Te i w e s
L e o  P o h l
Oberinspektor
Frau  G.  Merten

F r a u  H .  E l l e r

Frau  Erna  Hiller

Frau  Margret  Höpke

Adam  J.  Kappel
Verw.-Oberinspektor
F r a u  H i l d e  C o u v e t

Frau  Ursula  Quante

Frau  M.  Wattendrup
Frau  Eva  Kaup
Frau  Marianne  Greuling

F r a u  E .  W e s e m a n n

9

V o r s i t z e n d e r
Werner  Borgstädt
Oberinspektor
Gerhard  Köhler
Angestellter
Heinrich  Eggert
D e z e r n e n t
A l b e r t  B o h n s a c k
F r a u  R i n a  B e c k e r

H e i n z  M a ß m a n n
Ingenieur
W e r n e r  M a t z
Hauptmann
M a t t h i a s  R i e d e l
Vermessungsrat
G e r t  L ö h n
Prokurist
Frau  Liselotte  Dege
Dr.  Gustav  Rapp
Oberpostrat
Karl  Weitkamp
K a u f m a n n
D r.  H .  F.  B a d d e
F a c h a r z t
B e r n h a r d  F r a n k e
Angestellter
Hermann  Schapmann
J u s t i z o b e r s e k r e t ä r
H e r b e r t  H e i n
Bouingenieur

VI  b

VI  c

V a
V b

V c

IV  a

IV  b

IV  c

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Q l l s a

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U l  m

Ul  sa

U l s b

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R u d o l f  K o s c h i k
Oberinspektor
Gustav  Nagel
B u n d e s b a h n o b e r r a t
H a n s  N o w a k
L a n d e s o b e r b a u r a t
Christoph  Brors
Oberlandesgerichtsrat
Frau  Luise  Brockmann

Bernhard  Hortmer
Oberinspektor
Walter  Hegerding
Kaufmann
Eugen Bänhegyi
Angestellter
Wilh. Schlangenotto
Telegr.-Sekretär
Heinrich  Heescher
Landesrentmeister

Frau  Elly  Schiefei

F r a u  H i l d e  B e c k e r

Frau  E.  Schleopinghoff

Frau  Erna  Meintrup
Hubert  Brüning
Sparkassendirektor  i.  R.
Frau Margot O'rbe j
I
Frau  H.  Detering  i

Frau  Ilse  Kambarte
Frau Maria Jamrosy
Frau  R.  Niedergerk

Unser neuer Schulsprecher ist Jürgen Eismann (Ul m}, sein Vertreter; Bern¬
hard Bergmann (UI sb}. Verbindungslehrer zur Schülermitverantwortung Ist.
wie  bisher,  Herr  Studienassessor  DOtz.

Seit  Ostern  I960  unterrichteten  an  unserer  Schule

Herr  Stud.-Assessor  'Paul  Bernd  Kemper,
Herr  Stud.-Assessor  Gerhard  Herting,
Herr  Stud.-Assessor  Georg  Greshake  und
Herr  Kunsterzieher  Gerhard  UhIig;

seit  dem  1.  Oktober  d.J.:

seit  dem  1.  November  d.J.:

Frau  Stud.-Assessorin  Dr.  Marianne  Sch  wart  ze;

Frau  Stud.-Assessorin  Margarete  Tigges  und
Herr  Stud.-Assessor  Fritz  Raffln.

Wir wünschen allen Neuhinzugekommenen'— Eltern, Lehrern wie Schülern —

Freude  und  Erfolg  bei  ihrer  Arbeit.

Herr  Studienrat  Schwarz  ist  wegen  einer  Krankheit,  die  er  sich  in  russischer
Kriegsgefangenschaft zuzog, für das laufende Schuljahr beurlaubt. Wir wünschen
ihm  recht  baldige  volle  Genesung.

Herr  Dr.  Junker 

ist  seit  dem  1.  Oktober  d.J.  ebenfalls  beurlaubt.  Er  über¬
nahm  die  Leitung  des  hiesigen  Overberg-Instituts,  wozu  ihn  unsere  besten  Wünsche
begleiten.

1 0

�Am 1. Juli wurden zu Studienräten ernannt:

Herr  Stud.-Assessor  Ulrich  Ehrhardt,
Herr Stud.-Assessor Klaus Hagemann und
Herr  Stud.-Assessor  Herbert  Schmidt;

am  28.  Oktober:

wozu wir die Genannten herzlich beglückwünschen.

Frau  Stud.-Assessorin  Dr.  Charlotte  Gruna,

*

Am 1. Dezember war der Leiter unserer Schule,

Herr  Oberstudiendirektor  Dr.  Plate,

40 Jahre im höheren Schuldienst tätig. Wir grotulieren dem Jubilar und möchten
ihm und uns von Herzen wünschen, daß seine Hand noch lange unsere Schule
leitet  und  seine  Gaben  uns  erfreuen.

♦

In  der  Annahme,  daß  es  manche  unserer  Leser,  vor  allem  die  Eltern  unserer
Schüler und unsere „Ehemaligen" interessieren könnte, bringen wir im folgenden
eine Übersicht Ober alle Lehrer, die z. Z. an unserer Schule töHg sind:
1 O b e r s t u d . - D i r e k t o r  D r.  J o s e f  P l a t e

19.  Studienrat  Dr.  Rochus  Junker

L e i t e r  d e r  S c h u l e

2 .  O b e r s t u d i e n r a t  D r.  C o n r a d  H e n k e

Verwaltungs-Oberstudienrat
Fachleiter  für  Geschichte  am  Studien¬
s e m i n a r 
3.  Oberstudientat  Dr.  Eduard  Lütgen

I

4 .  O b e r s t u d i e n r a t

Fach-Oberstudienrat
Fachleiter  für  Deutsch  und
evgl.  Religion  am  Studienseminar  1
D r.  H u g o  P o t t e b a u m
F a c h - O b e r s t u d i e n r a t
Fachleiter  für  Biologie
am  Studienseminar  1

5 .  O b e r s t u d i e n r a t  H a n s  G r a d  a u s

F a c h - O b e r s t u d i e n r a t

6 .  S t u d i e n r a t  F r i t z  W e d n e r
7 ,  S t u d i e n r a t  R i c h a r d  S c h w a r z

z.  Z.  wegen  Krankheit  beurlaubt

8 .  S t u d i e n r a t  W i l h .  S c h l i c h t h a b e r
9.  Studienrätin  Paula  Lange
10.  Studienrat  Ernst  Thiel
11.  Studienrat  Walter  Ott  e
12.  Studienrat  Dr.  Albert  A11  erun_
1 3 .  S t u d i e n r a t  H e i n r i c h  B r i n k r o l f -
14.  Studienrat  Paul  Hungerberg
1 5 .  S t u d i e n r a t  B e r n h a r d  S c h l ü t e r
16.  Studienrat  Hans  Sch
n
17.  Studienrat  Rudolf  HTII  ebrand
18.  Studienrat  Dr.  Ludwig  Klocken¬

r m g

o

n

^

b u s c h

Fachleiter für Englisch am
Studienseminar  I
z.  Z.  beurlaubt

2 0 .  S t u d i e n r a t  W i l h e l m  W a c k e r
2 1 .  S t u d i e n r a t  A l f r e d  J o b s t
22, Studienrat Dr. Fritz ^_cjT.gJjiLÄ-y'e-
23.  Studienrat  Günther  EiIentrop
2 4 .  S t u d i e n r a t  D r.  R u d o l f  Tu c h m a n n
2 5 .  S t u d i e n r a t  A l f r e d  H e i d t
2 6 .  S t u d i e n r a t  H e r r n .  S c h w e r b r o c k
27.  Studienrat  Ulrich  ^h  rh_
Q L
28.  Studienrätin  Dr.  Charlotte  Gru
2 9 .  S t u d i e n r a t  H e r b e r t  S c h m i d t
30.  Studienrat  Klaus  Hagemann
.31.  Studienassessor  Paul  Bernd

m a

n

n

n

a

K e m p e r

32.  Studienassessor

N o r b e r t 

J o h a n n i m l o h
33.  Studienassessor  Josef  Pa  hI
34.  Studienassessor  Heinrich  Dütz
35.  Studienassessor  Gerhard  H«  rtinq
36.  Studienassessor  Adolf  Scheid.t
37.  Studienassessor  GeorgT?  reshake
38.  Studienassessorin

Margarete  Tigges

40.  Studienassessor  Fritz  Raff 
41.  Studienrätin  a.  D.
42.  Kunsterzieher  Gerhard  Uh1ig

D r .  J o h a n n a  K o r t m a n n

in

11

�Am  1.  November  verließen  unsere  Schule  nach  bestandener  Pädagogischer

Prüfung die Herren Studienassessoren

Günter  Böhm
Dieter  Bucker
Theodor  v.  Dobbeler
Eberhard  Herzig

Gerhard Jordy
Wolfgang  Meier
P.  Josef  Erich  Sander,  OFM
Dr.  Manfred  Schunicht

Es begleiten sie unsere besten Wünsche.

Zur gleichen Zeit wurden der Schule folgende Herren Stud.-Referendare überwiesen:

Hilmar Möller
i
Gerhard Simon ]
Alfons  Schröder
Wolfgang  Ulrich
Henner  Voß
Wir möchten wünschen, daß sie sich an unserer Schule wohlföhlen.

Aloys  Beuers
H e r m a n n  F i s c h e r
Rudolf  Gundlach
Dankfried  Kleinschmidt
Detlef  Luchterhandt
Gerhard  Meyer

*

Abwechslung in die tägliche Arbeit der Schule brachten wieder unser jdies¬
jährigen Wander- und Studienfahrten. An ihnen waren folgende Klassen b<teiligt:

K l a s s e
IV  a
IV  b
um  b
U l l l c
U l l m
Ull  sa
U l l s b
Oll  sa
O l l s b
U l  m
Ul  sa
Ul  sb
O l  m
O l s

Z i e l
Lengerich/Iburg
Lipperland
Iburg/Dörenberg
Lipperland
Altena
Lemgo
Nattenberg/Lüdenscheid
Burg  Rothenfels
Borgholzhausen
M ö h n e s e e
Ahlborn/Oidenburg
Ahlborn und Arnheim
B e r l i n
D e t m o l d

|

Unsere Sängerknaben fuhren zur Porta Westfalica und in das Mindener Land.

Das Fachgeschäft für gute Blumenspenden!

Bahnhofstr.  2(Ecke  Servatiiplatz)  ●Telefon  35936  -Wolbecker  Str.  20

M Ü N S T E R / W E S T 

F .

1 2

�Leider  kann'der  Chronist  diesmal  nicht  nur  Erfreuliches  aus  dem  Leben

unserer  Schule  berichten.
Am 27. Mai haben wir den kleinen Sextaner Ralf Koppei(VI b) verloren.
Er  ist  im  Konal  ertrunken.

Am 14. August verloren wir zwei weitere Schüler unserer Schule:

Tilo  Schier(Abiturient  von  1957}  und
Wolfhard  Schultz  (UM  m).

Beide sind bei einem Flugzeugunglück ums Leben gekommen.

Am 1. Sept. erhielten wir die Nachricht vom Tode unseres lieben Kollegen,

Herrn  Studienrat  i.  R.  Leo  BurghoIz

Wir  haben  ihn  am  6.  Sept.  auf  dem  Waldfriedhof  Lauheide  begraben.

Im  gleichen  Monat  —am  27.  Sept.  —wurde  uns  ein  weiterer  Kollege,

Herr  Studienassessor  Hans  Müller

durch einen Autounfail entrissen. Wir begruben ihn am 30. September auf
dem  Zentralfriedhof.

Am 8. Oktober starb in Wuppertal-Elberfeld der ehemalige Leiter unserer
Schule,

Her/  Oberstudiendirektor  Dr.  Adolf  Eggers

kurz  nach  Vollendung  seines  77.  Lebensjahres.

Möge Gott ihnen allen die ewige Ruhe gebeni

Zur Erinnerung an Leo Burgholz

Mit Leo Burgholz, der seit Ostern 1958 im Ruhestand lebte und nun zu Grabe
getragen wurde, hat das Schlaun-Gymnasium einen seiner besten Lehrer verloren,
einen Lehrer, der in fast 40 Jahren das Gesicht der Schule wesentlich mitgeprägt
hat. Ais Kunsterzieher hot er, der selber ein begabter Künstler war, junge Men¬
schen in ihrer künstlerischen Entwicklung gefördert. Er war bahnbrechend in seinem
Bemühen, den Schülern Verständnis für die moderne Kunst zu vermitteln. In seiner
westfälischen Kraft und Behorrlichkeit ist er unerbittlich seinen Weg gegangen, bis
er Anerkennung fand und man ihn mit der Ausbildung junger Kunsterzieher beauf¬
tragte. Aber nicht nur künstlerische Begabungen wollte er fördern, seine wesent¬
liche Aufgabe sah er darin, in jedem Schüler die Freude am Gestalten zu wecken

1 3

�und  dadurch  seine  Persönlichkeit  zu  entfalten.  Mit  unerbittlicher  Strenge  ließ  er
nur das Echte und persönlich Empfundene gelten. Seine Echtheit und Wahrhaftig¬
keit, allem Schein und aller Fassade abhold, war ein Grundzug dieses geraden
Mannes.  Und  so  wollte  er  auch  seine  Schüler.

Obwohl seine große Liebe seiner Kunst galt, setzte er sich doch mit ganzem
Herzen für seine Schule ein. Er war seinen Schülern ein guter Kamerad und be¬
gegnete seinen Kollegen in vorbildlicher Hilfsbereitschaft und als treuer Freund.
So wird er im Schlaun-Gymnasium allen in Erinnerung bleiben.
Er verstand es, mit den Schülern aller Altersstufen umzugehen. Auf großer Fahrt
öffnele er den Jungen die Augen für alles Schöne in der engeren und weiteren
Heimat. Mit seiner Frau, die auch in seinem künstlerischen Streben seine treue Ge¬
fährtin war, gestaltete er Theateraufführungen und Schulfeste. Wertvolle »Ausstel¬
lungen von Schülerzeichnungen und die Ausschmückung der Schule waren sein
W e r k .
Aber der Schwerpunkt seiner Arbeit lag in seinem täglichen Unterricht. Voller
Ideen und immer mit neuen Einfällen wirkte er in seinen Klassen. Er war ein be¬
gnadeter Pädagoge, er wußte die Kleinen und die Großen anzuregen u^d zur
freudigen Arbeit zu bringen. Und dabei herrschte Ordnung und Disziplin. Es war,
als ob der alte Geist der arbeitsfreudigen und bescheidenen Malerzunft in seinem
Unterricht lebendig wurde. So begrüßte er seine Jungen zu Beginn seiner Stunden
mit  dem  alten  Gruß:  Gott  segne  das  ehrbare  Handwerk!

Gott  hat  es  durch  seine  Arbeit  gesegnet.

Zur  Erinnerung  an  Hans  Müller

Ich kam an jenem Dienstag, dem 27. September, aus der ersten Unterrichts¬
stunde in das Lehrerzimmer und war, wie dos so zu sein pflegt, noch in Gedan¬
ken an die Geschichte, die ich gerade besprochen hatte: die traurig-schöjie Ge¬
schichte der „Verlobung in St. Domingo". Man sieht dann nicht viel von dem, was
rundum  geschieht,  überhört  vielleicht  sogar  den  Gruß  eines  Kollegen  und  geht
an  anderen  vorbei,  als  wären  sie  nicht  da.

An diesem Morgen aber stand dort ein Kreis von Menschen, stand dort so still,
daß  ich  sofort  aus  meinen  Gedanken  herausfiel,  mir  die  Gesichter,  eines  nach
dem  anderen,  ansah  und  den  bleichen  Schrecken  darauf  las,  bis  der  Direktor
erklärte:  „Herr  Müller  Ist  eben  tödlich  verunglückt."

Es  war  zunächst  so,  als  triebe  diese  Nachricht  jeden  Gedanken  und  jedes  Ge¬
fühl aus mir heraus. Als ich langsam wieder einer Vorstellung fähig wurde, waren
da merkwürdigerweise zwei Erinnerungen, die in den folgenden Tagen mich be¬
gleitet und sich jetzt fest mit diesem Todeserlebnis verbunden haben.
Auf einem Kollegiumsausflug, kurze Zeit vorher, war ich mit Hans Müller län¬
gere Zeit spazieren gegangen; wir waren im Laufe unseres Gespräches auch auf
augenblickliche Arbeit im Deutschunterricht und schließlich auf die Ge¬
schichte, die er gerade in seiner Untertertia las, gekommen, den „Pole Poppen-
späler". Er konnte ja danach fragen, wie man etwas wohl am'besten machte, und
Gespräch wurde ausführlich und gründlich, weil auch Ich die Geschidite vor
gar nicht langer Zeit in meiner Untertertia behandelt hatte. Jetzt, da ich mir
Hans  Müller  tot  denken  mußte,  war  diese  Geschichte  sofort  da  und  mit  ihr  der

u n s e r e

u n s e r

1 4

��Gedanke:  Sie  hat  ihn  also  zuletzt  beschäftigt  —sowie  das  Empfinden:  Sie  war
gut, dazu und hat ihn auf diese ganz ernste, innige Weise erfreut, wie man das
einem Menschen in seinen letzten Tagen wünscht. Besonders an eine Stelle aus
der Poppenspäler-Geschichte mußte ich denken, an Pauls Abschied von der Llsei,
w o  e s  h e i ß t :

„Ade!  Ade!  rief  das  Lisei.  Das  Pferddien  zog  an,  das  Glöckchen  an  seinem
Halse  bimmelte;  ich  fühlte  die  kleinen  Hände  aus  den  meinen  gleiten,  und  fort
I c h  w a r  w i e d e r  a m  R a n d e  d e s
fuhren sie, in die weite Welt hinaus.
Weges  emporgestiegen  und  blickte  unverwandt  dem  Wägelchen  nadi,  wie  es
durdi  den  stäubenden  Sand  dahinzog.  Immer  sdiwädter  hörte  idt  das  Gebim*
mel  des  Glöckchens;  einmal  nodi  sah  ich  ein  weißes  Tüchelchen  um  die  Kisten
flattern;  dann  allmählich  verlor  es  sidi  mehr  in  den  grauen  Herbstnebel.  Da
fiel  es  plötzlidi  wie  eine  Todesangst  mir  auf  das  Herz:  Du  siehst  sie  nimmer,
nimmer wieder!
Als  aber  dessenungC’
aditet,  vielleicht  wegen  einer  Biegung  der  Landstraße,  der  nur  noch  im  Nebel
schwimmende  Punkt  jetzt  völlig  meinen  Augen  entsdiwand,  da  rannte  idi  wie
unsinnig  auf  dem  Wege  hinterdrein.  Der  Sturm  riß  mir  die  Mütze  vom  Kopfe,
meine Stiefel füllten sich mit Sand; aber soweit ich laufen mochte, i6\ sah
nidtts  anderes  als  die  öde,  baumlose  Gegend  und  den  kalten  grauen  Himmel,
der  darüber  stand.  Als  ich  endlidi  bei  einbrechender  Dunkelheit  zu  Hause
wieder angelangt war, hatte id; ein Gefühl, als sei die ganze Stadt indessen
ausgestorben. Es war eben der erste Abschied meines Lebens."

„ L i s e i ! "  s c h r i e 

i d i . 

„ L i s e i ! '

�Ja, ich sage es auch: Es war der erste ganz schwere Abschied meines Lebens.
Ich habe ihn eigentlich immer noch nicht geleistet, würde mich auch heute, acht
Wochen nach seinem Tode, nicht wundern, wenn er plötzlich vor mir stände
und sagte: Was habt ihr da doch für einen bösen Traum geträumt!
Aber das wird nicht geschehen. Indem ich das denke, höre ich wieder den
Satz, den meine Frau immer vor sich hinsprach, als ich ihr die Nachricht brachte:
„Das  ist  ja  so  traurig! Ach,  das  ist  ja  so  traurig!"

Damit kommt auch die andere Erinnerung wieder, die damals im Augenblick
des  ersten  Schreckens  heraufkam:  Wir  brachten  mit  unserem  kleinen  Kollegen-
Chor dem Ehepaar Müller zur Geburt der kleinen Jutta ein Ständchen. Während
wir sangen, saßen die beiden nebeneinander und hörten zu. Hans Müller sang,
weil er die Lieder kannte, leise und glücklich lächelnd mit. Da kam die Strophe:

„Weint  zum  erstenmal  das  Kind,
Kommt  ein  sanfter  Abendwind,
Und  ein  Lilienstengel  sdrön
Wird  aus  dunkler  Erde  gehn
Und  ein  Tau  fällt  darein.  —
Trösten  kann  nur  Cotf  allein."

Bei der letzten Zeile schaute Hans Müller seine Frau plötzlich an und legte
fr.  Sch.

seine Hand auf die ihre. Ja, trösten kann nur Gott allein!

�In  p1a  m

RALF  KOPPEI  (VI  b)

t27.  Mai  1960

T I L O 

S C H I E R

(Abiturient  1957)
t14.  August  1960

W O L F H A R D 

S C H U L T Z

t14.  August  1960

O b e r s t u d i e n d i r e k t o r

D R . 

A D O L F 

E G G E R S

i8.  Oktober  1960

S t u d i e n a s s e s s o r

H A N S 

M Ü L L E R
t27.  September  1960

1 8

�m e m o r 1 a m

I

Denk  es,  oSeele!

Ein  Tännlein  grünet  wo,

wer  weiß,  im  Walde,

ein  Rosenstrauch,  wer  sagt,

in  weldjem  Garten?

Sie  sind  erlesen  schon,

denk  es,  oSeele,

auf  deinem  Grab  zu  wurzeln.

und  zu  wachsen.

Studienrat 

i.  R.

L E O 

B U R G H O L Z

"t"  1.  September  I960

Zwei schwarze Rößlein weiden
auf  der  Wiese.
Sie  kehren  heim  zur  Stadt

in  muntern  Sprüngen.
Sie werden schrittweis gehn

m i t  d e i n e r  L e i c h e  —

vielleicht,  vielleidif  noch  eh
an  ihren  Hufen
das  Eisen  los  wird,

das 

ich  blitzen  sehe.

E d u a r d  M ö r i k e

1 9

�Rückblick auf unser diesjähriges Schulsportfesf

Am  18.  Juli  wurden  die  Bundesjugendspiele  1960  -in  Verbindung  mit  einem
großen Schuisportfest durchgeführt. Alle Schüler mußten am Vormittag den Drei¬
kampf (Lauf, Weitsprung, Wurf oder Kugelstoß) absolvieren. Der Nachmittag ge¬
hörte  den  Staffeln  und  den  Entscheidungen  in  den  Laufwettbewerben.

Das übliche gute Wetter hatte uns auch diesmal nicht im Stich gelassen. Es
klappte  alles  vorzüglich,  nicht  zuletzt  dank  der  mustergültigen  Organisation,  die
in den Händen unseres inzwischen verstorbenen Lehrers Hans Müller lag.

Die  seit  Jahren  bemerkbare  Leistungssteigerung  hat  auch  in  diesem  Jahre  an¬
gehalten.  Es  wurden  viele  Schulrekorde  verbessert.  Viel  wichtiger  aber  ist  es,  daß
auch  in  der  Breite  eine  starke  Zunahme  der  Leistungen  zu  bemerken  war.  Das  zeigt
am  besten  die  Zahl  der  Ehrenurkunden  und  Siegerurkunden:  135  bzw.  289.

Hervorragende  Leistungen  erzielten:

i m 
i m 

5 0 m - L a u f
l O O m - L a u f

im  Weitsprung

Schmaloer  (V  c)
L.  Niesert  (Ol  s)
Nienhaus  (Ull  m]
Buddemeyer  (IV  a)
Mertens  (Ull  sa)
L.  Nieseft  (Ol  s)
(es sprangen im übrigen 11 Schüler über 6mweit),
Brendel  (Ull  sb)
Ungruhe  (Ul  m)

i m  W u r f
im Kugelstoß (61/4 kg)

9 0
m
13,10  m
Im Dreikampf ubertrafen 8Schüler die „Traumgrenze" von 80 Punkten. Bester

war hier wie im Vorjahre Klaus Ungruhe (Ul m) mit 86,5 Punkten.

7,5  sec
11,3  sec
11,3  sec
4,6  m
6,10  m
6,30 n

'

Auch in den Klassenwertungen steigerten sich die Durchschnittszahlen im allge¬

meinen um 5bis 10 Punkte. Sieger und damit Wimpelgewinner waren
mit  74,20  Punkten
mit  82,87  Punkten
mit  75,07  Punkten

i n  d e r  U n t e r s t u f e  d i e 
in  der  Mittelstufe  die  Ull  m
in  der  Oberstufe  die  Ol  m

I V  c

T u

0

o
O
0 ©

C> 0

^£in Dukaienesel wät*e nicht schlecht
^Leiden sind seine Dukaten nicht echt

Wen klug ist, lueiß seinen i^otteilzu u>cthven.
Die echteGe\Axr\a(S\ev\^m%theißt: Spat’en!

V O L K S B P  N K  ^

2 0

�Gruß  der  Abiturientenschaft  an  die  „Ehemaiigen /

/

L i e b e  F r e u n d e !

Anläßlich des Erscheinens dieser Nummer des „Schlaun-Gymnasiums" als Weih¬
nachts-Nummer nehmen wir gern die Gelegenheit wahr, Ihnen allen sowie Ihren
Angehörigen herzliche Weihnachts- und Neujahrsgrüße zu übermitteln.

Zugleich möchten wir Ihnen Dank sagen für die von Ihnen entrichteten Beiträge
und die darüber hinausgehenden, teils großherzigen Spenden für unsere Vereini¬
gung. Letztere ermöglichen uns immer wieder die organisatorische Vorbereitung
und verhältnismäßig kostspielige Durchführung unserer Wiedersehensfeiern.

In der vorliegenden Ausgabe finden Sie am Schluß im geschäftlichen Teil ein
n e u e s  P o s t s c h e c k - K o n t o  a u f  d e n  N a m e n  v o n  H e r r n  F r i e d r i c h  B e x t e n ,  M ü n ¬
ster.  Er  hat  sich  seit  dem  letzten  Jahr  freundlicherweise  unserem  Arbeitskreis  ols
Geldverwalter  zur  Verfügung  gestellt.  Das  zwischenzeitlich  eingerichtete
Verfahren der Banküberweisung hat sich als unzweckmäßig herausgeStellt, so daß
nunmehr wieder, wie bereits früher, die Beträge auf dem Postscheckwege ange¬
w i e s e n  w e r d e n  k ö n n e n .

Doch  genug  vom  leidigen  Geld  und  seiner  leider  zu  autoritären  Regierung!
Unsere Gemeinschaft soll ja an erster Stelle der Verbundenheit zur alten Schlaun-
schule  und  der  Pflege  ihrer  Tradition  dienen.

Irgendwie ist man auch als „Ehemaliger" immer wieder zu Hause, wenn man
heute den Schulhof an der Mauritzstraße (jetzt Sonnenstraße) betritt und die alten,
breiten Treppen des Schulgebäudes hinaufgeht. Leider kommt einem dabei auch
zum Bewußtsein, wie flink und wendig man ehemals war; sieht man doch in der
derzeitigen  Belegschaft  der  Schule  nur  zu  gern  sein  eigenes  Bild  vergangener
Tage.  Wenn  dann  in  der  Pause  ein  ins  Freie  stürmender  Schüler  nach  einem
„Body check" mit dem Besucher ein freundliches „Verzeihung" murmelt, weiß man,
daß man hier gut aufgehoben ist.' Außerhalb der Pausen aber hat man den Ein¬
druck der ruhigen und ernsthaften Arbeit.

Leiter und Lehrerschaft der Schule haben übrigens immer ein freundliches Wort,
einen klugen Rat, eine mögliche Hilfe für uns „Ehemalige", auch für Dich. Wenn
Du also mal in Münster bist, so vergiß nicht. Deine alte Schule aufzusuchen, und
sei es auch nur für einen Gang durchs Treppenhaus!
W i e d e r s e h e n !

A u f 

Middelberg

Reg.-Baudirektor  i.  R.

O e t t e r

Amtsgerichtsrat

V o r  d e m  E s c h e

Amtsgerichtsrat

Eichel

B a n k d i r e k t o r

R u w e

Oberregierungsrat

D e t e r m e i e r

K u n s t m a l e r
Kubigsteltig
'Dipl.-Soziologe

B e x t e n

Landesoberinspektor

21

�Wem  der  Name  „Schiaun>Gymnasium"  zu  verdanken  ist

Herr  Heinrich  Hüffmeier,  Abiturient  unserer  Schule  von  Ostern  1954,  schrieb
uns  einen  Brief,  in  welchem  er  darauf  aufmerksom  macht,  daß  der  Name  unserer
Schule  an  erster  Stelle  auf  eine Anregung  unseres  unvergeßlichen  Dr.  Oebike
zurückgehe, „der schon zu seinen Lebzeiten so etwas wie die Verkörperung der
Geschichte des Schlaun-Gymnasiums war, sich unermüdlich um die Fertigstellung
der  Ehrentafel  für  die  gefallenen  Lehrer  und  Schüler  mühte  und  die Anschriften
aller Ehemaligen der Schule sammelte." Er habe sich auf seinem täglichen Wege
von und zur Schule im Gespräch mit Herrn Dr. Jacobi (der Anfang 1939 gestorben
ist) immer wieder darum bemüht, als Ersatz für die prosaische Bezeichnung
„Oberreolschule" einen Namen zu finden, der geeignet wäre, dieser Schule ein
Gesicht zu geben. Dabei hätten sich die beiden Herren schließlich auf Jo'hann
Konrad Schlaun geeinigt, einen Vann, dessen Leben und Wirken einerseif
mit Münster aufs engste verbunden war, der andererseits künstlerische Begabung
mit mathematisch-technischem Wissen und Können aufs glücklichste in sich
einigte.  Der  Vorschlag  sei  dann
von  ollen  Seiten  begrüßt  worden.  Herr  Hüff-
meier deutete schließlich an, doß Herr Dr. Oebike den Schülern seiner letzten
Klasse,  zu der Herr Hüffmeier gehörte, diese Mitteilungen mit der Auflage gemacht
habe, sie erst nach seinem Tode weiterzugeben.

v e r

-

Wir danken Herrn Hüffmeier herzlich für seinen obengenannten Brief und
fügen —ebenfalls auf seine Anregung —hinzu, was wir in der 1950 erschienenen
Festschrift  zum  50jährigen  Bestehen  der  Schule  darüber  fanden:  döß  der
heutige Name unserer Schule bereits ihre siebente Bezeichnung dar¬
stellt. Sie fließ bis Ostern 1910 „Realschule", ab Ostern 1910 „Oberrealschule".
Im Januar 1929 wurde sie —auf Anregung der beiden Herren Dr. Oebike und
Dr.  Jacobi  —in  „Konrad-SchlauniGymnasium"  umbenannt.  Da  1937  von  der
Quarta  ab  Lateinunterricht  hinzutrat  und  somit  der  Charakter  der  Schule  sich
änderte, bekam sie den Namen „Johann-Konrad-Schlaun-Schule, Oberrealschule
für Jungen". Diesen Namen behielt sie bis zum Ende des 2. Weltkrieges. Mit der
Wiederaufnahme des Unterrichtes im Jahre 1946 wurde sie zur „Schlaun-Schule"
und nach 1950 zum heutigen „Schloun-Gymnasium", wobei man uns eine kleine
Ungenouigkeit hingehen lasse; denn eigentlich lautet ihr heutiger offizieller Name;
„Konrad-Schlaun-Gymnasium". Die allgemein gebräuchliche, schlichtere und kürzere
Bezeichnung  als  „Schlaun-Gymnasium"  stellt  also,  wenn  man  so  will,  ihren
a c h t e n 

N a m e n 

d a r .

2 2

�Stehen der erhofften Verständigung der Völker Schwierigkeiten

entgegen?

Wir hören nicht selten, unsere Jugend sei zu wenig politisch ge¬
bildet. Man glaubt darin eine ernste-Gefahr sehen zu müssen und
stellt infolgedessen alle möglichen Überlegungen darüber an, wie ihr
am  besten  zu  begegnen  sei.

Wir  wollen  nun  nicht  darüber  streiten,  ob  solche  bedenklich  ver¬
allgemeinernden Ansichten über unsere Jugend zutreffen oder nicht
zutreffen.  Da  sie  anonym  vorgetragen  werden  —
glaubt,  und
„man"  stellt  Überlegungen  an  —,  wäre  das  ohnehin  sinnlos.  Wir  möch¬
ten  aber  drei  Obersekundanern  unserer  Schule  Gelegenheit  geben,
uns  einmal  ganz  schlicht  in  der  Form  eines  Aufsatzes  zu  sagen,  wie
sie  zu  einer  bestimmten  Einzelfrage  unseres  politischen  Lebens  stehen:,
nämlich zu der erhofften Verständigung unter den Völkern. Sie hal¬
ten  sich  dabei  an  das,  was  sie  darüber  von  andern  erfahren  oder
selbst erlebt haben, ohne Grundsatzerklärungen abzugeben, von de¬
nen  bekanntlich  nicht  viel  zu  halten  ist.

m a n

Aus ihren verschiedenen Äußerungen mögen unsere Leser urteilen
und  sehen,  wie  es  in  der  Wirklichkeit  des  schulischen  Alltags  um  die
politische Bildung unserer Jugend und um das Bemühen der Schule
um sie bestellt ist. Die Arbeiten sind ja ein Stück schulischer Wirklich¬
keit; es sind normale Klassenaufsätze.

Vielleicht  veranloßt  ihre  Lektüre  den  einen  oder  anderen  unserer
erwachsenen  Leser  zu  einer  Mitteilung  darüber,  was  er  von
solchen  Aufsätzen  denkt  und  ob  er  es  für  erwünscht  hält,  daß  wir
unsern Lesern weitere Einblicke in unsere praktische Schularbeit geben.
Wir  würden  einem  solchen  Wunsche  gern  nachkommen.

Wir  leben  in  einer  Zeit,  in  der  die  Völker  einander  nöherrücken.  ln  unserem
eigenen Lande begegnen wir auf Schritt und Tritt Ausländern: fremden Studenten,
fremden Soldaten, fremden Arbeitern und Reisenden, die unsere Heimat kennen-
ternen wollen. Hunderttausende von Deutschen fahren ihrerseits alljährlich über
die Grenzen, verbringen ihren Urlaub in Italien, Frankreich oder anderswo im Aus¬
land und finden darin schon nichts Besonderes mehr. Man spricht vom vereinten
Europa, baut die Zollschranken ob und erleichtert den Grenzübergang. Dennoch
ist der Durchschnittsmensch voller Vorbehalte, wenn er dem Ausländer persönlich
begegnet. Er lehnt ihn im Grunde ab, will keine unmittelbaren Beziehungen zu
ihm  und  meidet  ihn  nach  Möglichkeit.

2 3

�Sehen wir näher zu, so finden wir, daß solche Abneigung die verschiedensfen

G r ü n d e  h a h

Zum Straßenbild unserer Stadt gehören farbige Studenten. Außer ihrer Haut¬
farbe ist eigentlich kaum etwas Auffälliges an ihnen. Durchweg wirken sie ordent¬
lich  und  bescheiden  und  ernster,  als  man  es  von  Studenten  erwartet.  Immer  wie¬
der  aber  beobachte  ich,  wie  die  Leute  sie  ungeniert  anstarren  und  sich  nach
ihnen umblicken. Das geschieht nicht etwa aus Neugier; denn Neger, Japaner
oder Perser haben die Leute schon oft gesehen. Es begegnet ihnen hier jedoch
jemand, der anders ist als sie selbst, und der Mensch neigt dazu, das Anders¬
artige  als  absonderlich  zu  empfinden.  Was  aus  der  Reihe  des  Gewöhnlichen  her¬
ausfällt, das nimmt er nicht bloß als Ausnahme von der Regel, sondern betrachtet
es leicht als eine schlechte Ausnahme von der guten Regelmäßigkeit. Der ^uckel
oder  das  rote  Haar  beweisen  ihm  schlechte  Charaktereigenschaften,  und  gegen-
●über  dem  Farbigen  empfindet  er  ähnlich,  obwohl  ihm  das  vielleicht  gar  nicht
b e w u ß t 

i s t .

Zu  unserem  Bekanntenkreis  gehört  eine  ältere  Dame,  die  ein  Zimmer  übrig
hat  und  es  an  Studenten  vermietet.  Sie  ist  völlig  überzeugt,  daß  der  Farbige  nicht
weniger  Menschenwürde  besitzt  bis  sie  selbst,  traut  ihm  auch  Bildung  und  ge¬
sittetes  Verhalten  zu.  Sie  befürchtet  nichts  von  ihm.  Doch  das  Zimmer  würde  sie
ihm  auf  keinen  Fall  vermieten.  Sie  weiß  nicht  recht  warum.  Aber  es  ist  ein  Far¬
biger.  und  man  weiß  nicht,  was  in  ihm  steckt.  Von  dem  Studenten  aus  Dort¬
mund, der jetzt bei ihr wohnt, weiß sie das natürlich ebensowertig. Doch ist dieser
ihr nicht so fremd, er ist mehr wie sie selbst, und so hat sie Zutrauen zu ihm.

Solche Empfindungen bestehen gegenüber anderen Ausländern, Italienern etwa
oder Franzosen, nicht 'in der gleichen Deutlichkeit wie gegenüber den farbigen
Studenten. Sie spielen aber auch bei ihnen eine Rolle und erzeugen eine ge?fühls-
mäßige Abneigung, der mit Vernunftgründen kaum beizukommen ist.

Diese Einstellung zu den Ausländern beruht nicht selten auf schlechten Erfoh-
rungen. Bei uns war vor Jahren, als es noch nichts Rechtes zu kaufen gab, ein
Italiener. Er trat bescheiden auf, erklärte in gebrochenem Deutsch, daß er bei den
Engländern arbeite, nach Italien zurückmüsse und zwei AnzugstofTe verkaufen
wolle, um seiner alten Mutter dies und jenes mitbringen zu können. Dieser Ita¬
liener war ein Betrüger, was mein Vater aber erst merkte, als ihm sein Schneider
erklärte, aus diesen Stoffen könne er keine Anzüge schneidern.

Nun, wir selbst sind seitdem oft in Italien gewesen und tragen den Bewobnern
nichts  nach.  AAeine  Großmutter  jedoch  betrachtet  seit  dem  Stoffkauf  alle  Italiener
mit  dem  tiefsten  Mißtrauen.  Für  sie  steht  ein  für  allemal  fest,  daß  Italiener  Be¬
trüger  sind.  Sie  verallgemeinert  ein  Einzelerlebnis  und  kommt  dadurch z u 

e i n e m

2 4

�falschen  Urfeil.  Denn  sie  berücksichtigt  nicht,  daß  dieser  eine  Italiener  nicht  für
sein ganzes Volk dasteht, daß er nicht den durchschnittlichen Italiener repräsentiert
und daß derartige Betrüger auch unter ihren deutschen Landsleuten zu finden sind,
f.  Solche  unzulässigen  Verallgemeinerungen,  die  selbstverständlich  auch  in  an¬
deren Bereichen verkommen, unterlaufen in der Beurteilung des Ausländers ;be-
l'.-sonders häufig und wiegen hier schwer, weil sie nur selten berichtigt wefeten
'.jtönnen.  Der  Soldat,  der  im  Kriege  einige  V/ochen  in  einem  abgelegenen  Tran-
-zwischen  Dorf  in  Quartier  lag  und  dort  die  gewohnte  Sauberkeit  nicht  vorge-
^uhden  hat,  kommt  vielleicht  nie  wieder  nach  Frankreich.  Er  bleibt  aber  dabei:
„Der" Franzose ist schmutzig. Wie erstaunt würde er sein, wenn er das normale
Frankreich  sÖhe!

r

●i

Nicht selfenl^trübt schließlich●'.pberheblichkeit das Urteilsvermögen. Wir Deut-
scheri gelteh in der Welt als ein Beißiges, und arbeitsames Volk und bilden uns
nicht  selten  auf  djeseh  Ruf  etwas  ein.  Da  reist  nun  „der"  fleißige  Deutsche  nach
Frankreich, und währ^d er durch die sonnige Landschaft fährt, sieht er zu seinem
Erstaunen überall Männer, die nichts ■●tun. Sie angeln an den Flußufern, sitzen
vor  ihren  Häusern  und  plaudern  oder'  spielen  „Boule".  Viele  Läden  und  Werk¬
stätten  sind  geschlossen.  „Der"  Deutsche  kommt  zu  der  Überzeugung,  „der"
Franzose sei bequem und faul. Er weiß nicht, daß die Fronzosen im heißen August
alle-'zusammen nur das gleiche tun wie er selbst, nämlich: Ferien machen.

Gedankenlosigkeit,  Unkenntnis  fremder  Sitten  und  Gebräuche,  Kritiklosigkeit
und  Überheblichkeit  verfälschen  so  das  Urteil  vieler  Menschen  über  den  Ausländer,
und  zwar  nicht  nur  bei  uns,  sondern  auch  in  fremden  Ländern.  Wir  könnten  das
auf sich beruhen lassen, wenn es nur den einzelnen anginge. Aber die falschen
Vorstellungen  wirken  weiter.  Sie  beeinflussen  das  Verhältnis  von  Volk  zu  Volk
und dehnen die Trennung auch auf uns aus, auf mich selbst. Wir spüren-das,
wenn  wir  selbst  im  Ausland  sfnd.und  dort  auf  Ablehnung  stoßen.

Wir sollten deshalb die Dinge nicht einfach hinnehmen, sondern unsere^ Ge-
●donkenlosigkeit ebenso wie unsere Überheblichkeit aufgeben und uns bemühen,
fremde  Sitten  und  Gebräuche  zu  verstehen.  Damit  wären  wir  der  erhofften  Ver¬
ständigung unter den Völkern gewiß schon um einen wesentlichen Schritt nöher-
Ernst  Brors(Oll  so)
gekommen.

Ich weiß nicht, was Krieg ist. Ich habe ihn nicht miterlebt. Aber ich habe mit
vielen Erwachsenen gesprochen, die ihn kennen, und immer habe ich festgestellt,
daß  sie  ihn  nicht  wollen.  „Wir  wollen  den  Frieden",  sagen  sie,  „das  heißt,  wir
wollen,  daß  alle  Völker  sich  verständigen."

2 5

��Wenn alle Erwachsenen das wollen, worum ist die Verständigung der Völker

noch nicht da? Warum fielen nicht schon längst alle Grenzen?

Daß  das  nicht  so  einfach  ist,  merkte  ich,  als  ich  einmal  mit  einem  Italienreisen¬
den  sprach.  Er  erzählte:  „Ich  stand  im  Wartesaal  eines  italienischen  Bahnhofs  allein
mit meinen Koffern. Mir gegenüber, lässig an die Wand gelehnt, standen einige
Italiener und redeten aufeinander ein. Plötzlich fingen sie alle laut an zu lachen.
Erstaunt  blickte  ich  zu  ihnen  hinüber  und  merkte,  daß  sie  mich  ansahen.  Was
hatten  sie  bloß  zu  lachen?  Ich  wurde  unruhig.  Da  kamen  sie  auf  mich  zu  und
redeten  auf  mich  ein.  Ihr Anführer,  ein  junger  Mann  mit  einer  Narbe  über  dem
rechten Auge, zeigte in ausholenden Bewegungen auf meine Koffer, legte seine
Hand beteuernd auf die Brust und redete und redete. Die andern standen grin¬
send  um  mich  herum.  Es  wurde  mir  unheimlich  unter  diesen  Gesellen,  deren
Sprache ich nicht verstand. Hatten sie es auf meine Koffer abgesehen? Nun
grinste der Anführer schlau, tippte mir mit dem Finger auf die Brust und fragte
irgendetwas. Ich schüttelte den Kopf. Da kam mein Freund. Gott sei Dank! Nun
ich wenigstens nicht mehr allein mit meinen Koffern unter diesen Fremden.
Solche Szenen, in denen mir Leute mit ihrer fremden Sprache unheimlich vorka¬
men, habe ich oft in Italien erlebt. Ich hatte dabei immer das Gefühl, daß diese .
—Ich wunderte mich über eine solche Auffassung; zeigt
Leute  mir  Böses  wollten.'
sie doch deutlich, welche Mauern die uns nicht verständliche Sprache des andern
zwischen die Menschen setzen kann. Man versteht des andern Sprache nicht, also
kann man sich nicht einmal äußerlich verständigen, geschweige in einem tieferen
S i n n e .

w a r

Ein anderes Mal ging ich mit einem Freunde durch die Straßen meiner Heimat¬
stadt. Da kam uns ein gutgekteideter Neger entgegen. Mein Freund blieb stehen
und sah ihm nach. „Was guckst du? Hast du noch nie einen Farbigen gesehen?"
fragte  ich.  „Komm  weiter!  Es  ist  ihm  gewiß  unangenehm,  so  angestiert  zu  wer¬
d e n . '

.Solche  Leute  sind  mir  unheimlich",  antwortete  er.

Ich  fiel  aus  allen  Wolken.  Unheimlich?

Das  sind  doch  Menschen  wie  du  und
.Wenn ich solche Menschen sehe, denke ich an andere Neger,
i c h . "  E r  a n t w o r t e t e :
an jene, die sich durch die Straßen von Leopoldville drängen,, plündern und Frauen
vergewaltigen. Sie werden aufgestachelt von so vornehmen Negern, wie du ge¬
rade  hier  einen  gesehen  hast.  Deshalb  sigd  mir  diese  Menschen  allesamt  unheim¬
Ich hielt diese Erklärung für unsinnig. Was konnte schließlich ein Neger in
lich,
meiner Heimatstadt für die Taten seiner Rassegefährten in Afrika? Hier ist, glaube
ich,  ein  zweiter  Grund  dafür,  doß  die  Verständigung  unter  den  Völkern  bisher
nicht  weiterkam.  Sie  scheitert  an  den  völlig  falschen  Vorstellungen,  die  wir  uns
von  den  andern  machen.

2 7

�Einmal  erzählte  mir  ein  Klassenkamerad,  wie  er  den  Unterschied  zwischen  sich
selbst und Angehörigen fremder Volksgruppen besonders tief empfunden habe. Er
war mit einem Neger in ein Gespräch gekommen, und dieser hatte ihm ein religiö¬
ses Lied aus seiner Heimat Vorsingen wollen. Er begann. Er stieg in die höchsten
Töne und sang dann plötzlich ganz tief und heiser. Dabei machte er so komische
Bewegungen und verzog so sehr das Gesicht, daß sich der Zuhörer kaum das La¬
chen verbeißen konnte. Dann sagte der Neger, er wolle jetzt ein Scherzlied aus
seinem Lande vortragen. Er sang, und es klang so melancholisch, daß dem Zu¬
hörer fast die Tränen in die Augen traten. j

Dies Erlebnis hat mich besonders berührt; zeigt es doch, daß die Menschen nicht

einmal  Freude  und  Schmerz  auf  gleiche  Art  empfinden.

Aus solchen Gesprächen und Erlebnissen habe ich erfahren, daß der Verstän¬
digung unter den Völkern große Schwierigkeiten entgegenstehen. Sie beginnen
damit,  daß  man  die  Sprache  des  andern  nicht  versteht.  Durch  ihre  Unkenntnis
entstehen  dann  nicht  selten  Mißtrauen  und  Vorurteile.  Ja,  oft  versteht  man  sogar
die  Gefühlswelt  der  uns  fremden  Menschen  nicht.  Die  Folge  ist  Gleichgültigkeit,
Ablehnung oder sogar Haß.

Und doch, meine ich, könnten diese Schwierigkeiten überwunden werden, so¬
fern wir uns nur ernstlich darum bemühen. Es wäre jedenfalls ein Segen fürjdie
Detlef  Kr0uth(Oll  so)
M e n s c h e n .

i

ln den Zeitungen lesen wir fast jeden Tag von Äußerungen großer Staatsmänner,
die  von  „Koexistenz",  von  „Entspannung",  von  „Verständigung"  unter  den  Völkern
handeln. Es scheint leicht, eine Verständigung herbeizuführen, da ja alle Völker
den  Wunsch  haben,  mit  den  anderen  in  Frieden  zu  leben.  Die  Tatsache  aber,  ,doß
wir  eine  echte  Verständigung  noch  nicht  erreicht  haben,  zeigt  doch  wohl,  daß
trotz dem Willen zur Verständigung Schwierigkeiten bei ihrer Verwirklichung be¬
stehen. Einige dieser Schwierigkeiten habe ich selbst erfahren oder doch von ihnen
gehört.

Vor einem Jahr hatte ich ein erstes Erlebnis dieser Art, daß mich schon nach¬
denklich  stimmte.  Mein  Freund  und  ich  waren  auf  dem  Wege  von  der  Schule
nach  Hause.  Da  trafen  wir  auf  der  Straße  einen  farbigen  Studenten,  den  mein
Freund  kannte,  ln  der  Unterhaltung  mit  ihm  —er  sprach  ein  ausgezeichnetes
Deutsch  —kam  die  Rede  auf  die  Zimmersuche,  bei  der  es  ein  Ausländer,  beson¬
ders  ein  Farbiger,  sehr  schwer  habe,  wie  er  erzählte.  Dies  hatte  er  noch  vor  kur¬
zem  erfahren.  Er  suchte  ein  neues  Zimmer  und  bekam  von  dem  „Asta"  die  An¬
schrift einer Frau, die ein Zimmer zu vermieten hatte. Hassan war hingegangen,

2 8

�das Zimmer anzusehen. Soweit war es aber nicht ge^<ommen. Schon an der Haus¬
türe hatte ihn die Housbesitzerin abgefertigt, indem sie rundherum erklärte, Far¬
bige  kämen  ihr  nicht  ins  Haus.

Nach diesem Vorkommnis, das mir der farbige Student erzählt hatte, fragte ich
mich, ob eine echte Verständigung überhaupt erreicht werden könne, wenn schon
Mißtrauen gegenüber einer fremden Hautfarbe besteht, die doch mit dem Wesen
des Menschen kaum etwas zu tun haben kann.

z u 

s e i n

Ein anderes Erlebnis, das mir in diesem Zusammenhang aufschlußreich

scheint, hatte ich im letzten Herbst. Wir hatten Besuch von einer Tante, die von
einer Italienreise zurückgekehrt war. Sie erzählte uns von einem Ereignis, bei dem
sie angeblich betrogen worden war. Es war in Mailand gewesen. Dort war die
Reisegesellschaft, in der meine Tonte reiste, von einer Gruppe Andenkenverkäufer
umringt worden. Die Italiener priesen mit viel Geschrei ihre Waren an, und bald
hatte meine Tante eine bestickte Tasche gefunden, die sie „ganz entzückend" fand.
Sie fragte nach dem Preise. Jedoch der Italiener redete nur noch mehr auf sie ein.
Er machte großartige Gesten, wandte sich für einen Augenblick seinen Kollegen
zu und pries meiner Tante immer von neuem seine Ware an. Schließlich gelang
werden. Ganz benommen zahlte sie irgendeine Summe, die ihr genannt worden
war, und erhielt die Tasche. Doch war sie nicht von ihrer Ansicht abzubringen,
sie sei betrogen worden, überhaupt mißfielen ihr die Italiener ganz allgemein,
wie sie uns eindringlich wiederholte.

meiner ganz verwirrten Tante mit der Hilfe des Reiseleiters, handelseinig

e s

z u

So lustig dieses Erlebnis meiner Tante für mich war

so deutlich zeigte es mir
andererseits, wie große Schwierigkeite
einer  Verständigung  unter  den  Völkern
entgegenstehen. Hier war es die Schwierigkeit der fremden Sprache, die das Mi߬
trauen hervorgerufen hatte, obwohl eigentlich kein Grund dafür vorlag.

Von  einer  noch  größeren  Schwierigkeit  erfuhr  ich  in  den  letzten  Osterferien.
Ich war auf einer Trampfahrt in Holland. Von den Menschen, denen ich dort be¬
gegnete, ist mir ein Kaufmann besonders im Gedächtnis geblieben. Dieser nahm
mich in seinem Auto mit nach Rotterdam. Wir kamen ins Gespräch und unterhielten
uns über das Wetter, über Amsterdam, woher ich gerade kam, und über die guten
holländischen Straßen. Dann wandte sich das Gespräch der Politik zu, und sphon
merkte  ich, wie der letzte Krieg im Bewußtsein dieses Mannes haften geblieben
war. Er begann von der deutschen Invasion nach Holland zu berichten, und ich
bemerkte die Scheidewand, die dies Geschehen zwischen den beiden Völkern auf-
gerichtel hat. Er berichtete von täglichen Verhaftungen in seiner Nachbarschaft,
von  Judendeportationen,  von  der Angst,  die  die  Holländer  auszustehen  hatten.

2 9

�Schließlich erzählte er von einer der Bombennächte in Amsterdam, bei der er seine
Frau verloren hatte. Er sprach mit schmerzlich bewegter Stimme, aber nicht nach¬
tragend. Da blieb mir nichts übrig, als zu verstummen und mich zu schämen, ob¬
schon ich mir sagen durfte, daß ich selbst keinen Anteil an jenem Geschehen hatte.
Seitdem weiß ich, wie groß die Schwierigkeiten sind, die einer echten Verstän¬
digung zwischen den Völkern im Wege stehen. Sie beruhen im Grunde auf Miiß-
trauen: Mißtrauen wegen des fremden Aussehens, Mißtrauen wegen der fremder.
Sprache, die der andere spricht, und Mißtrauen schließlich, das begründet ist auf
Unrecht, das ein Volk dem anderen zugefügt hat.

Ich  habe  zwar  das  Vertrauen,  daß  man  die  Scheidewand  überwinden  ka

weil sie im Grunde nur aus Mißtrauen errichtet wurde. Aber es wird viel Zeit dazu
Martin  Jürgens  (Oll sa)
gehören, viel Großherzigkeit und viel guter Wille.

i n .

Auf  dem  Soldatenfriedhof  von  Langemarck

Wir waren durch die weite flandrische Ebene mit ihren hohen Pappeln, ihren
Bauernhöfen und Wiesen gefahren, und schon stiegen erschütternde Bilder pus
deutscher, aus europäischer Vergangenheit in uns auf. Wir sahen im Geiste deut¬
sche Regimenter in dem Schicksalsjahr 1914 auf diesen Straßen marschieren. Wir
sohen die Wiesen durchfurcht von Schützengräben. Wir hörten Kriegslärm. Wir
glaubten zu sehen, wie das Wasser in das Land und in die Schützengräben ein¬
flutete und den Soldaten das Leben in ihnen zur Qual machte. Die Belgier hatten
ja, als die Deutschen 1914 in ihr Land einmarschierten, in Nieuport die Meeres¬
schleusen geöffnet, um den Vormarsch aufzuhalten.

An der Marne war dann der Siegeszug des deutschen Heeres zum Stehen ge¬
kommen, und nun hatte man den Durchbruch noch einmal in Flandern versucht.
Drei Korps aus deutschen Kriegsfreiwilligen hatte man nach der Eroberung von
Antwerpen bei Ypern eingesetzt: drei Korps von jungen Menschen, die in opfer¬
freudiger Begeisterung die Universitäten und die oberen Klassen der höheren
Schulen verlassen hatten. Ohne die notwendigen Artillerievorbereitungen, mit Trup-
die kurzfristig und ungenügend ausgebildet waren, glaubte man, die Schlacht
pen,
zu können. Ein erfolgloses Opfer war das Ende des blutigen Kampfes.
gewinnen
Ich war damals ein Junge von elf Jahren. Aber es waren viele meiner lieben
Iten Wandervogelfreunde dabei gewesen, die sich Ihr Deutschland erwandert,
und erlesen und dann geglaubt hatten, sie müßten ihre Liebe und Treue
e r s u n g e n
zum Vaterland im letzten Einsatz vollenden.

Wir  durchschreiten  eine  ehrwürdige,  schlichte  Eingangshalle,  aus  mächtigen
Sandsteinquadern errichtet, und vor uns liegt eine gepflegte Rasenfläche mit einem

3 0

�grünen ßlätterhimmel, ein Hoin, den wir in stiller Ehrfurcht betreten. Kein Grab¬
hügel ist zu sehen, kein Name ist zu lesen. Der Tod hat sie alle vereint. Nur ein¬
zelne Gruppen von Steinkreuzen sind gleichmäßig auf der weiten Fläche verteilt:
Zeichen ihres Opfers, ihrer Tapferkeit. Es ist, als wollten sie tröstend auf das
Kreuz weisen, dos allen Leidenden Heil geworden ist.

Eine schlichte Steinplatte kündet sachlich, erschütternd sachlich, die Zahl der
Toten,  die  hier  ruhen: über 24 OCO deutsche Soldaten, die Besten der Jugend
einer so hoffnungsfreudigen und selbstbewußten Generation.

Da sehe ich sie noch einmal vorbeiziehen, wie ich sie als Junge an der Straße
meiner Heimatstadt im Schmuck der Blumen hatte vorbeiziehen sehen, und höre
sie  singen:

Argonnerwold,  Argonnerwald,
Ein  stiller  Friedhof  bist  du  bald  —
In  deiner  kühlen  Erde  ruht
So manches tapfere Soldatenfaiut.

Wir verlassen den Friedhof schweigend, aber das Herz fragt: Worum? Wofür

dies Opfer?

Wir 

fahren  auch  an dem kanadischen Soldatenfriedhof vorbei, vorbei an den
Friedhöfen der Engländer und Franzosen. Hunderttausende, die einander den Tod
gebracht  haben!

Wir  vermögen  nicht  mehr  leichthi

zu  sagen,  wie  man  es  ehemals  tat:  Für
Deutschlandl Für Frankreich! Für Belgien! Wir möchten, daß jedes Grab ein Mahn¬
mal ist für ein größeres Vaterland, das all die Grenzen aufhebt, die
u n s  e i n m a l
getrennt haben und uns noch trennen —ein Mahnmal, das Frieden schafft unter
den  Völkern  I

Wofür sind sie gefallen? Wir beugen uns in Ehrfurcht vor ihrer Liebe und

ihrem  Opfer.

Auf der steinernen Gedenktafel in Langemarck sah ich das Wort aus  „Jesaja":
„Fürchte dich nicht! Denn ich habe dich erlöst, Ich höbe dich bei deinem Namen
gerufen.  Du  bist  mein!"

Ja, ihre Namen sind in Gottes Buch geschrieben. Gott liebt einen jeden von
E.  Lütgen

i h n e n .

31

�Was würden Sie verbringen, wenn Sie unsere Demokratie gegen die

Angriffe eines idealistischen „Jungkommunisten" aus der Zone

Z U

verteidigen hätten?

Da unser Vaterland gespalten ist. kann heute wohl jeder einmal mit überzeug¬
ten Kommunisten aus der Zone in Berührung kommen, sei es bei Besuchen in Berlin
oder in der Zone, sei es bei einem Zusammentreffen mit Besuchern von dort. Sehr
häufig kommt dann das Gespräch, auf politische Themen. Der idealistische Kom¬
munist wird unsere Demokratie angreifen, und wir müssen uns dann seinen Argu¬
menten beugen oder versuchen, sie zu entkräften. Was könnte man dann zur Ver¬
teidigung unserer Demokratie verbringen?

n u r

Das hängt natürlich in erster Linie von der Art seine-- Angriffe ab. Er wird be¬
haupten, daß das, was wir mit Demokratie bezeichnen, in Wirklichkeit keine De-
mokrate ist. Wir hätten eine sogenannte bürgerliche Demokratie. In ihr habe die
Bourgeoisie die Macht und unterdrücke das Proletariat, das die zahlenmäßig größte
Klasse darstellt. Die Arbeiter hätten Fast keine Rechte. Sie. bekämen für ihre Arbeit
einen geringen Teil ihres Wertes ausgezahlt. Der Rest werde von den Unter¬
nehmern eingestrichen, die dafür ein geruhsames und sorgenfreies Leben führten.
Die Arbeiter hätten auch keine Möglichkeit, sich dem zu' widersetzen. Denn die
die ihre Interessen eigentlich wahrnehmen sollten, nämlich die Ge-
I n s t i t u t i o n e n
werkschaften und die sozialistische Partei, arbeiteten mit der Bourgeosie zusam-
Als Beweis hierfür könnte der Kommunist anführen, wie ich es bei einem der-
m e nartigen Gespräch in Ostberlin tatsächlich erlebt habe, daß ein westdeutscher Ge¬
werkschaftler vor einiger Zeit erklärt hat: „Dieser Staat —die Bundesrepublik —
Die einzige Einrichtung, die wirklich für die Rechte der Arbeiter
i s t  u n s e r  S t a a t ,
gekämpft habe, die kommunistische Partei Deutschlands, sei von der Bourgeoisie
verboten worden. Das sei doch keine Demokratie. Anders sei es dagegen in einer _
..irklichen Demokrotie, der sozialistischen Demokratie nämlich. Hier seien die
Arbeiter, die größte Klasse im Stoat, an der Macht, und die Bürger arbeiteten mit.
„Eine wirkliche Demokratie ist friedlich gesinnt", wird der Kommunist sagen,
„und da bei euch die Kriegshetzer regieren, ist euer Staat keine Demokratie."
Die bei uns regierenden Schichten seien ostelbische Junker und Militaristen. Sie
hätten ihren Besitz jenseits der Oder-Neiße-Linie verloren und hetzen nun zum
Revanchekrieg gegen die sozialistischen Länder, besonders gegen die Polen und
die „DDR". Sie könnten es nicht verwinden, daß sie ihren Besitz und damit die
hochherrschoftliche Stellung und das bequeme Leben eingebüßt hätten. Der Kom¬
munist wird sagen, daß unsere Regierung gegen den Willen des Volkes an der
Macht sei. Um dies zu beweisen, stellt er dann dem Westdeutschen die rhetorische
den Krieg wolle. Sagt dieser nein, sieht der Kommunist seine These
Frage,  ob  er
Ja,  aber  unsere
als  bewiesen  an.  Falls  der  Westdeutsche  einzuwerfen  wagt:

w i

3 2

�Regierung will doch ouch keinen Krieg", wird er als naiv ausgelacht. Der Gesprächs¬
partner aus der Zone könnte außerdem noch versuchen, seine Behauptung da¬
durch zu beweisen, daß er Persönlichkeiten, besonders Generale aufzählt, die schon
in der nationalsozialistischen Zeit eine hohe Stellung bekleideten und bei uns wie-'
der  zur  Führung  gehören.  Er  wird  sagen:  „Diese  Leute  haben  schon  einmal  die
Welt ins Unglück gestürzt und Krieg über uns gebracht; sie werden das wieder¬
holen,  wenn  sie  nicht  vorher  beseitigt  werden."

Es  ist  nicht  abzustreiten,  daß  der  Schein  zunächst  für  den  spricht,  der  so  argu¬
mentiert.  Es  stimmt,  daß  hohe  Persönlichkeiten  des  „Dritten  Reiches"  bei  uns  wieder
zu Rang und Namen gekommen sind. Dem ist aber entgegenzuhalten, daß diese
Männer  sich  zur  Demokratie  bekannt  haben.  Außerdem  haben  viele  von 
ihnen
schon  während  der  nationalsozialistischen  Zeit  deren  Fehler  und  Verbrechen  er¬
kannt  und  als  Widerstandskämpfer  oder  deren  Mitarbeiter  dagegen  gekämpft.
Wir  können  auch  häute  auf  ihre  Mitarbeit  vielfach  nicht  verzichten,  da  sie  Fach¬
leute sind; dabei denke ich besonders an die Generale. Es ist auch bekannt, daß
gerade sie sich den Angriffsplänen Hitlers widersetzt haben. So ist zum Beispiel
1938, als Hitler sie bekannt gab, der Oberkommandierende des Heeres von sei¬
nem  Posten  zurückgetreten.

Die Behauptung, bei uns regierende Junker könnten den Vertust ihres Besitzes
nicht verwinden und hetzten deshalb zum Revanchekrieg, ist absurd. Unsere Bun¬
deswehr ist zu einem Angriffskrieg gegen die im Warschauer Pakt zusammenge¬
schlossenen östlichen Staaten viel zu schwach, und wir würden bei unseren Ver¬
bündeten in diesem Falle keine Unterstützung finden. Es ist von allen verantwort¬
lichen  Stellen  bei  uns  immer  betont  worden,  daß  wir  unsere  östlichen  Gebiete
nur  auf  friedliche  Weise  zurückgewinnen  wollen.  Den  Anspruch  darauf  können
wir allerdings nicht aufgeben, da diese Gebiete urdeutsches Land sind. Sie sind
schon im Mittelalter von deutschen Bauern urbar gemacht und besiedelt worden
zu  einer  Zeit,  als  sie  noch  kaum  von  Slawen  bewohnt  waren.  Die  Bauern  sind
oußerdem von slawischen Fürsten ins Land gerufen worden, Auch ist es allgemein
anerkanntes Recht, daß jeder in seiner Heimat leben darf. Es ist also durchaus
mit den Regeln der Demokratie zu vereinbaren, wenn wir diese Gebiete bean¬
spruchen, und es sind keine Revanchegelüste, wenn wir das tun. Es stehen auch
nicht  nur  ein  paar  Junker  oder  etwa  nur  die  Heimatvertriebenen  hinter  dieser
Forderung,  sondern  alle  Deutschen.

Ebenso  ist  das  Verbot  der  Kommunistischen  Partei  Deutschlands  kein  Beweis  da¬
für,  daß  wir  keine  Demokratie  haben.  Die  KPD  ist  nicht  verboten  worden  wegen

3 3

�ihrer marxistischen Zielsetzung, sondern wegen einer Bestimmung, die besagt, daß
alle  ihre  Mitglieder  -im  Falle  eines  Krieges  für  die  Sowjetunion,  das  „Vaterland
aller  Werktätigen",  und  gegen  das  eigene  Volk  zu  kämpfen  haben.  Es  ist  klar,
daß  unser  Staat  bestrebt  ist,  sich  gegen  derartige  Gefahren  im  Innern  zu  wappnen.
Es  stimmt  auch  nicht,  daß  bei  uns  keine  Opposition  bestehe.  .Die  SPD  arbeitet
keineswegs mit der „Bourgeoisie" zusammen. Die meisten wichtigen Gesetze, be¬
sonders die Wehrgesetze, sind gegen die Stimmen der Sozialisten verabschiedet
worden. Die Opposition scheut sich auch nicht, die Handlungsweise der Regie¬
rung zu kritisieren, wie es etwa besonders heftig bei der letzten Bundespräs^en-
tenwahl geschehen ist. Ebenso sind die Gewerkschaften nicht von der Regierung
abhängig. Sie vertreten die Interessen der Arbeitnehmer gegenüber den Arbeit¬
gebern und schrecken auch nicht davor zurück, ihre Ansprüche mit Kampfma߬
nahmen, z. B. Streiks, durchzusetzen. Wenn ein Gewerkschaftler sich zu unserem
Staat  bekennt,  heißt  das  nicht,  daß  er  die  Regierung  dieses  Staates  unterstützt.
Es bedeutet nur, daß er die von der Mehrheit des Volkes bestimmte Staatsform
anerkennt. Dagegen würden sich die Gewerkschaften jeder Unterdrückung der
Arbeiter  durch  die  Unternehmer  widersetzen.  Daß  die Arbeiter  den  vollen  Wert
dessen, was sie produzieren, ausgezaHlt bekommen, ist nicht möglidi, da die Un¬
kosten der Betriebe gedeckt werden müssen und dem Unternehmer für seine Arbeit
und seine größere Verantwortung ein höherer Verdienst zusteht als den Arbeitern.
Diese  Tatsache  kann  man  nicht  als Ausbeutung  bezeichnen.  Im  übrigen  ist  bei
das Klassenbewußtsein nicht so ausgeprägt, wie es die Kommunisten vielfach
annehmen. Das liegt daran, daß der Wohlstand auf alle Klassen ziemlich gleich-
wenn  man  die  Arbeiterklasse  als  „Pro-
äßig verteilt ist. Es träfe auch nicht zu
letariat" bezeichnen wollte. Viele „Proletarier" genießen den gleichen Luxus, etwa
Bourgeois" und die „Kopita-
Autos, Kühlschränke und Fernsehapparate, wie die
listen".  Das  wäre  aber  noch  kein  Beweis  dafür,  daß  wir  eine  Demokratie  haben.
Sie  genießen  vor  allen  Dingen  auch  die  gleichen  Rechte.  Jeder  Staatsbürger  hat
bei  der  Wahl  eine  Stimme,  ob  er  Arbeiter  oder  Unternehmer 
ist.  Er  kann  seine
Meinung  frei  äußern,  selbst  wenn  sie  der  Meinung  der  Regierung  widerspricht.
Auch darf er sich mit anderen Gleichgesinnten zusammenschließen, eine Partei
gründen  und  eine  Zeitung  herausgeben,  durch  die  er  seine Ansichten  öffentlich
vertreten kann. Diese Rechte sind allesamt unabhängig von der Person des ein¬
zelnen und von der Stellung, die er innehat.

u n s

m

Diesen  Argumenten  wird  sich  der  Kommunist  nicht  verschließen  können.  Er  wird
höchstens  bezweifeln,  daß  die  tatsächlichen  Verhältnisse  bei  uns  so  sind.  Jeden¬
falls  könnte  man  dies  alles  Vorbringen,  um  unsere  Demokratie  gegen  einen  Kom¬
munisten  aus  der  Zone  zu  verteidigen.
M.  Kinze  11  (Ol  s)

3 4

�Dazu:  Zwei  Gespräche

Vater:  Ganz  interessant,  mit  was  für  Fragen  ihr  euch  heute  in  der  Schule  befaßt!

S o h n ;

Nicht  wahr,  Vater?  Der  Autor  versteht  seine  Sache.

Vater:  Ja,  für  einen  Primaner  hat  er  wirklich  eine  Leistung  gezeigt,  die  meine

Anerkennung  verdient,  uneingeschränkt.  Nur  ...

Sohn:

N u r ?

Vater: Ich will dich nicht kränken, Peter. Und schon gar nicht den Verfasser des
obigen Aufsatzes. Ich freue mich für dich und unsere ganze Jugend,'daß
eure Lehrer euch solche Aufgaben stellen wie die obige und daß immer¬
hin einige von euch sie in einer so gründlichen, angemessenen und ergie¬
bigen Weise zu lösen verstehen. Nur denke Ich zugleich an die böse Wirk¬
lichkeit. Und da habe ich einige Bedenken.

S o h n :  W i e s o ?

Vater: Ja, sieh mal Peter! Wenn jemand käme und deine Mutter in Frage stellte...
S o h n : Du, dann würde ich ihm eine runterhauen —eine, die er nicht so schnell ■

vergäße.  Aber  hier  handelt  es  sich  doch  ...

Vater: Ich weiß, Peter. Hier handelt es sich nicht um deine Mutter, deren Bild
du dir von niemandem in Frage stellen läßt. Aber um einen hohen Wert
handelt es sich auch hier. Ich meine: unsere freiheitliche Ordnung, die
wir  mit  dem  Leben  von  Millionen  unserer  Vater,  Mütter  und  Kinder  be¬
zahlt haben und um derentwillen Hunderte täglich ihre Heimat aufgeben.

Sohn:

jlch  weiß.

Vater:  Und  nun  meinst  du,  der  Wert  unserer  freiheitlichen  Ordnung  werde  erst

dann für uns ein richtiger, unangefochtener Wert, wenn er in Diskussionen -
verteidigt wird, und zwar gegen Menschen, die überzeugt sind, daß ihre
eigene Unfreiheit mehr wert sei als unsere freiheitliche Ordnung? Unbe-
●lehrbare kann man nicht überzeugen.

3 5

�S o h n ;

Gewiß  nicht,  Vater.  Aber  diese 
greifen unsere Ordnung an. Können wir ihnen gegenüber schweigen?

idealistischen  Kommunisten  sind  da.  Sie

Vater: Dein Autor hat seinen Ausgangspunkt falsch gewählt, und du schickst dich

an, ihm darin zu folgen.

S o h n ;  W i e s o ?

Vater; Weil mit Unbelehrbaren kein echtes Gespräch zu führen ist. Ich sagte

e s

schon. Idealistische Kommunisten aber sind unbelehrbar, das solltest du
w i s s e n .

. . .

I c h  w e i ß  e s .  U n d  d e n n o c h 

Sohn:
Vater: Dennoch glaubst du, was dein Freund am Schluß seines Aufsatzes sagt?
Diesen Argumenten wird sich der Kommunist nicht verschließen
E r  m e i n t :
können." Er wird es können. Ein idealistischer Kommunist wird sich allen
Argumenten gegenüber verschließen, die in seine Vorstellungswelt nicht
hineinpassen.

S o h n :

Dann wäre jedes Gespräch mit „denen von drüben" sinnlos?

V a t e r : Keineswegs! Nur mit Unbelehrbaren ist es sinnlos. Das wäre so, als ob
man in zwei gänzlich verschiedenen Sprachen miteinander reden wollte,
wobei keiner des anderen Sprache versteht. Jeder der Gesprächspartner
lebte gleichsam auf einer Insel, und es gäbe kein Fahrzeug, das uns von
der einen zu der anderen bringen könnte. Die Entfernung bliebe unüber¬
brückbar,  konstant.

S o h n : Wie sollen wir dann überhaupt jemals weiterkommen?
Vater: Jedenfalls nicht mit Worten. Aber es gibt einen gangbaren Weg.

Sohn: W e l c h e n ?

Vater:  Den  Weg  der  Taten!  Sie  haben  die  Eigenschaft,  überall  verstanden  zu
werden,  wo  Worte  nichts  oder  nichts  mehr  vermögen.  Sie  wirken  über
Grenzen,  Gegensätze,  Abgründe  hinweg.

Sohn:

W a s 

f ü r  T a t e n ?

3 6

�Vater:  Kein  noch  so  Unbelehrbarer  wird  den  Pfennig  vorziehen,  wenn  ihm  eine
Mark hingehalten wird. Sollte diese Regel nicht auch im Reiche des Gei¬
stes  gelten?  Unsere  freiheitliche  Ordnung  ist  gleichsam  die  Mark,  die
Unfreiheit  der  Pfennig.  Wit  brauchen  nur  unsere  freiheitliche  Ordnung
so  vorzuJeben,  daß  jeder  ihren  unvergleichlich  höheren  Wert  sieht  und
e r f ä h r t .

Sohn:

T u n  w i r  d a s  n i c h t ?

Vater:  Ich  meine  nicht.  Jedenfalls  nicht  so,  daß  ihr  Wert  unübersehbar  erfahren

w i r d .

Sohn: Das  dürfte  auch  schwer  sein.

Vater:  Sicherlich  schwerer  als  nur  davon  zu  reden.  Aber  es  ist  der  einzige  gang¬

bare Weg, den ich dir nennen kann.

I I .

Gespräch eines jungen amerikanischen Studenten mit einem Augen¬

zeugen des amerikanischen Unabhängigkeitskampfes

„Hauptmann Preston, warum sind Sie am 19. April 1775 in die Schlacht von

Concord  gezogen?"

Der  alte  Mann,  von  der  Last  der  Jahre  gebeugt,  reckte  sich  empor,  drehte
,Warum  ich  in  die  Schlacht  ge-

sich zu dem jungen Studenten um und fragte:
zogen  bin?"

„Ja", meinte der junge Student.

Ich  lese  in  meinen  Geschichtsbüchern,  daß  ihr
Männer  der  Revolution  die  Waffen  ergriffen  hobt  gegen  untragbare  Unter¬
drückung.  War  es  so?‘

.Was war das, Unterdrückung? Ich habe keine verspürt.
„Nicht?  Dann  haben  Sie  also  dos  Stempelgesetz  .rvicht  als  Unterdrückung

empfunden?"

„Ich  habe  nie  so  eine  Stempelmarke  gesehen.  Ich  habe  auch  nie  einen  ein¬

zigen Penny dafür bezahlt."

3 7

�Wie  war  denn  das  mit  dem  berüchtigten  Teezoll?

„Teezoli? Ich habe nie einen Tropfen von dem Zeugs getrunken. Die Jungs ha¬

ben  den  ganzen  Tee  über  Bord  geworfen."

„Darf ich dann wenigstens annehmea, daß Sie gelesen haben, was Harring●
tonoder  Sidneyund  Locke  über  die  ewigen  Prinzipien  der  Frei¬
heit  geschrieben  haben?"

„Nie  was  von  den  Leuten  gehört.  Wir  lasen  nur  die  Bibel,  den  Katechismus,

die Psalmen und Hymnen von Watts und den Almanach."

„Jo, aber um alles in der Welt! Was hoben Sie denn nur gedacht, als Sie in

die Schlacht zogen?"

Junger  Mann!  Was  wir  uns  dachten,  als  wir  auf  diese  Soldaten  in  den r o t e n
Röcken losgingen, war einfach dies: Wir hatten uns immer selbst regiert.! Und
wir hatten die Absicht, das auch weiter zu tun. Und sie meinten, man sollte uns
das nicht erlauben. Das war alles."

'

I

N . B . : Vielleicht werden einige von euch sich fragen,

warum wir das obig^ Ge
sprach über ein längst vergangenes Ereignis in unserer Schulzeitung brin¬
gen? Nun, ist es etwa nicht höchst lehrreich für uns alle? Der alte ijlaupt-
mann Preston wußte, um was es ging. Ist das nichts? Er hatte die Sache
erfaßt, obwohl er —in unserem Sinne —eigentlich beschämend urigebil¬
d e t  w a r .

n t e 

Oder solltet ihr —wie Houptmann Preston —gleichfalls noch
Locke gehört haben? Dann wäre es allerdings angebracht, eure Ge¬
schichtslehrer zu Rate zu ziehen, wie man einen Arzt zu Rate zieht,
mit unserem Körper etwas nicht in Ordnung ist. Dann wäre nämlich wirk¬
lich etwas bei euch in Unordnung.
Die Angelegenheit könnte auch von eurer Schulzeitung übernommen
den, wenn euch das lieber ist. Sie hat ja soviele mögliche, ober —
irgendwelchen undurchsichtigen Gründen —immer noch „verhinderte" Mit¬
arbeiter unter ihren größeren und großen Lesern, die für eine solche Auf¬
gabe  wohl  in  Frage  kämen.  Nur  MutI

w e n n

a u s

v o n

w e r

-

3 8

�.Für  einen  brauchboren  Beitrag  über  Locke  wären  wir  bereit,  seinem Au-
.tor  ein  besonders  anziehendes  Honorar

—sagen  wir:

v o n  3 0  D M  —

auf den Weihnachtstisch dieses Jahres zu [egen. Kann man mehr verlangen?

Einsendeschluß:  23.  Dezember  1960.

Sextaner  dichten

I.  Lügen  haben  kurze  Beine

Die Spinne traf an einem Morgen
die Fliege und fragte nach ihren Sorgen.
Die beiden Tierlein stritten dabei,

welches  von  ihnen  am  nützlichsten  sei.
„Ich nütze dem Menschen mit viel Entzücken",
sagte die Spinne, „fange Fliegen und Mücken.
Du aber ärgerst ihn nach Kräften,
kitzelst ihn nachts und naschst am Tage von Speisen und Säften.
„Da irrst du gar sehr", entrüstete sich die Fliege.
„Spräche ich anders, so wär's eine grobe Lüge."
Wer's glaubt, dachte die Spinne und eilte von dannen,
ihr Netz in der Speisekammer zu spannen.
Kaum war es fertig, da kam mit Gebrumm
die  Fliege  ums  Fensterkreuz  herum.
„Sieh da! ist das nicht unsere Fliege?"
sprach die Spinne. „So schnell gefangen bei deiner Lüge?"
Sie  umsponn  sie  und  lachte:  „Das  war  schon  eine!"  —
Auch  Fliegenlügen  haben  kurze  Beine.

Frank  Heise(VI  a)  .

3 9

�M.

A m  W e i h e r

i h m  d e r  R e i h e r  s t a k t e

Es  war  einmal  ein  Reiher,
der  kam  an  einen  Weiher.
Dort  saß  ein  Frosch  und  quakte.
Z u 
und  —glotzte  in  die  Runde:
das  Fröschlein  saß  am  Grunde.
Da  kam  ein  Storch  geflogen.
Der  Reiher  hat  gelogen:
„Willst dich an Fröschen laben?
Hier  kannst  du 
tausend  hoben!"

Zu  ihren  Füßen  kroch  ein  Wurm,
und  schon  entbrannte  heftiger  Sturm.
Sie  packten  sich  am  Kragen,
sich  um  den  Wurm  zu  schlagen.
Dos  Fröschlein  brauchte  nur  zu  schnappen.
War  das  ein  fetter  Sonntagshappen!
So  merket  denn:  Wo  zwei  sich  streiten,

Freut  sich  der  dritte  alle  Zeiten!

Werner  Engel  (VI  a)

Erlebtes  und  Erträumtes  —

von  Sextanern  für  Sextaner  und  andere  „große"  Leute

Wie  ich  einmal  einen  großen  Schrecken  bekam

ich lag im Krankenhaus. Es war keine schlimme Krankheit, die ich hatte; des¬

halb  machte  ich  mit  den  anderen  Kindern  viel  Unfug.

I.

Einmal konnte ich nicht einschlafen. Es schlug schon Mitternacht, und es war
stockdunkel.  Da  hörte  ich  das  Knacken  von  Bettfedern.  Eine  große  weiße  Gestalt
erhob  sich.  „Buh!"  rauschte  es  leise  und  unheimlich  an  mein  Ohr.  Ich  verkroch
mich  unter  meinem  Federbett,  doch  so,  daß  ich  durch  einen  Spalt  schauen  konnte.
E i n e  H a n d 

f a ß t e  a n  d i e  B e t t d e c k e 

. . .

4 0

�Ich bekam einen großen Schrecken. Ich dochte, es sei ein böser Geist, der mich
holen  wollte.  Ich  konnte  keinen  Laut  von  mir  geben.  Wahrscheinlich  guckten
meine Haare unter der Decke hervor, denn eine kalte Hand zog daran. Da fuhr
ich  auf,  griff  nach  dem  Kopfkissen,  holte  aus  und  ...bumm,  bumm,  bumm!  be¬
kam  der  „Geist"  drei  derbe  Schläge  auf  den  Kopf.  Brrr!  entfuhr  es  .ihm.

Wer  war  es,  der  mir  so  großen  Schrecken  eingejagt  hatte?  ich  holte  meine
Taschenlampe aus dem Schrank und knipste sie an, An seinem Bett stand Fritz,
mein Nachbar, der schon mehrere solche Sachen gemacht hatte. Er hielt sich den
Kopf  mit  beiden  Händen.  Jetzt  konnte  ich  ln  Ruhe  einschlafen.

Werner  Büsch  (Via)

I I .

Es  war  im  vorigen  Jahr.  Eines  Tages  bemerkte  ich,  daß  meine  Mutter  und
meine Schwester ein Geheimnis hatten. Nach jedem Sotz, den die beiden spra¬
chen,  schauten  sie  mich  an.

Am Abend ging ich zur gewöhnlichen Zeit schlafen. Plötzlich hörte ich ein
Geräusch. Eine Tür knarrte. War ein Einbrecher in der nebenanliegenden Bode
k a m m e r ?

n -

Da erstarrte ich: in meinem Zimmer ertönte ein unterdrücktes Husten. Mit
zitternder Stimme fragte ich:
Ichl"  krächzte  eine  heisere
Stimme. Meine Finger zitterten so, daß ich nur mit Mühe den Lichtschalter des
Nachttischlämpchens herunterdrücken konnte. Das Licht blitzte auf. Ich sah, daß
eine Gestalt auf mich zutrat. Ich wollte schreien, doch meine Kehle war wie zu¬
geschnürt.

i s t  d a ?

, We r 

Da riß sich die Gestalt dos Bettuch vom Kopf, und meine Schwester kam zum

Vorschein. Lachend sagte sie:

Du  darfst  nicht  so  viele  Kriminalfilme  sehen!'

Ais ich mich von meinem Schrecken erholt hatte, rief ich ihr zu: „Das wirst du
Aber  von  nun  an  sah  ich  mir  keine  Kriminalfilme  am  Fernseh-
t e u e r  b e z o h l e n !
apparat  mehr  an.  ’)
Gerd-Albert  Röttger  (Via)
')  Das  tut  ein  orden11  ich  erSextaner  sowieso  nicht  —selbst  wenn  er  so  üble

Erfahrungen noch nicht gemacht hat wie du. Die Schriftleitung.

D i e  Z a u b e r b r i l l e

Eines Tages ging ich in einen Park. Als ich vor dem großen Tor stand, sah Ich
hinter einem Stein eine alte, verrostete Brille liegen, ich bückte mich, hob sie auf
und  setzte  sie  mir  auf  die  Nase.

41

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�Da sah ich Blumen, wie ich sie nie gesehen hatte. Eine von ihnen schien eine
Blüte  aus  Edelsteinen  und  Diamanten  zu  haben,  und  ihr  Stengel  glänzte  in  der
Sonne  wie  pures  Gold.  Auch  erblickte  ich  Tiere,  die  ich  nicht  kannte.  Ich  schaute
weiter umher und entdeckte ein Schwein aus Marzipan, das sich gemächlich auf
eine  Wiese  zubewegte  und  dort  niederließ.  Dann  sah  ich  Frauen  in  prächtigen
Kleidern, die mit goldenen Blumen und Schmetterlingen und mit Edelsteinen ver¬
ziert  waren.  Als  ich  tiefer  in  den  Park  kam,  fiel  mir  ein  Traumhaus  auf,  wie  ich
es  mir  immer  gewünscht  hatte.  Die  Mauern  waren  aus  Gold,  und  an  den  Wän¬
den  hingen  Süßigkeiten.  Vor  dem  Hause  aber  sah  ich  ein Auto  halten,  dessen
Pracht  unbeschreiblich  war.  Ich  konnte  das  alles  gar  nicht  fassen.

Plötzlich  stieß  ich  gegen  einen  Stein,  fiel  zu  Boden,  und  meine  Brille  zerbrach.
Der Stein, der mir soeben noch wie ein Brillant vorgekommen war, lag grau und
farblos am Boden. Die Brille konnte ich nicht mehr gebrauchen. Der schöne Traum
Thomas  Humpe  (Via)
w a r  z u e n d e .

Die  Zauberkugel

Ich  habe  eine  Zauberkugel,  die  mir  alle  meine  Wünsche  erfüllt.  Mit  ihr  wan-
derte  ich  eines  Tages  durch  einen  Wald.  Da  fielen  Räuber  über  mich  her  und
schleppten  mich  in  ihr  Versteck.  Sie  durchwühlten  meine  Taschen,  fanden  aber
nichts.  Die  Zauberkugel  hatte  ich  nämlich  im  Stiefel.

Da kam der dicke, fette Räuberhauptmann angewackelt und verhöhnte mich,
ich  bekam  die  Wut,  holte  die  Kugel  aus  dem  Stiefel  und  drehte  daran.  Da  flog
ein Knüppel durch die Luft und schlug den dicken, fetten Räuberhauptmann auf
sein  Hinterteil.  Konnte  der  laufen  und  um  Hilfe  schreien!  Er  lief  so  schnell,  daß
s e i n  H i n t e r t e i l  o r d e n t l i c h  w a c k e l t e .

Da  gebot  ich  dem  Knüppel  Einhalt.  Mit  rotem  Kopf  und  ganz  außer  Atem
kam der dicke, fette Räuberhauptmann zurück und hieß mich weitergehn. Er hatte
Hans-Günter  Neuer  (Via)
offenbar  genug  von  mir.

Der  Wolf  und  die  Maus  —drei  Sextaner-Fabeln

I.  Wer  andern  eine  Grube  gräbt,  fällt  selbst  hinein!

In einem harten Winter schlich ein hungriger Wolf durch den Wald, um etwas
zu  erbeuten.  Da  traf  er  em  Mäuslein  und  knurrte  es  an:  „Besorg  mir  was  zu
fressen,  oder  ich  fresse  dich!"

43

�„Lieber Wolf!" erwiderte dos Möuslein, „woher soll ich dir etwas holen? Es

gibt  ja  nichts!"

Der  Wolf  wiederholte:

Do  sagte  die  Maus:  ,
kannst  du  dir  was  holen.

„Besorg mir was, aber ein bißchen schnell!"
Auf der andern Seite des Sees liegt ein Bauernhof, da

,Gut",  knurrte  der  Wolf,

aber  du  kommst  mit.

Als  sie  an  den  Hof  kamen,  sagte  die  Maus:

,Geh  du  in  den  Gänsestall  und
hol  dir  eine  Gans  heraus!  Ich  will  inzwischen  in  die  Tenne  schlüpfen  und  nach-
sehen,  ob  dort  ein  poar  Körner  für  mich  liegen.

Der  Wolf  aber  entschied:  „ln  die  Tenne  gehe  ich!  Dort  sind  Enten.  Du  kannst
zu den Gänsen gehen und zusehen, ob Reste von ihrem Futter Obriggeblieben
sind."  Im  stillen  dachte  er:  „Im  Gänsestall  wird  eine  Falle  sein.  Wenn  die  Maus
hineingeht, ist sie zerquetscht und kann mich nicht bei dem Bauern verraten.

Das war klug überlegt von dem Wolf. Aber in seiner Gier hatte er nicht daran
gedocht, daß auf der Tenne der Bauer gerade die Pferde fütterte. Als der Wolf

A 4

�zur Tur (hereinschlich und nach einer Ente schnappte, blickte der Bauer auf, sah
den Wolf, nahn) eine Mistgabel und erschlug ihn. Das Möusiein hörte sein Heu¬
len, während es sich sott fraß, und dachte: Wer andern eine Grube gräbt, fällt
selbst  hinein!
R.Vaßen  {Via}

II.  Wer  zuletzt  lacht,  lacht  am  besten!

Ein Wolf und eine Maus trafen sich auf einem Felde. Do sagte der Wolf zur
Maus:  „Kleines  Fräulein,  wollen  wir  einmal  einen  Wettlauf  machen  von  hier  bis
z u m  Wa l d r a n d ? "

„Für mich ist dabei zwar nichts zu gewinnen", erwiderte die Maus,

o b e r  v e r -

suchen können wir es ja".

Also 

los!"  entschied  der  Wolf.

„Und  was  bekommt  der  Gewinner?"  fragte  die  Maus.
Der  Wolf  überlegte  und  sagte: Wenn  ich  gewinne,  darf  ich  dich  fressen."
Einverstanden!"  erwiderte  die  Maus.

Und  wenn  ich  gewinne,  ruf  Ich  die
Bauern,  daß  sie  dich  erschießen."  Sie  wußte  nämlich,  doß  auf  dem  Wege  zum
Waldrand eine Fallgrube war, und hoffte, der Wolf werde hineinfallen.

„Abgemacht!"  sagte  der  Wolf,  und  beide  begaben  sich  auf  ihre  Plätze.  Die
Maus rief: „Achtung! Fertig! Los!" —und beide sausten so schnell wie möglich ab.
Eine ganze Zeitlang war der Wolf vorn. Plötzlich aber war er in die Grube ge-
en.  Da  konnte  die  Maus  lochen,  denn
Manfred  Borgs  tödt  (VI  a)

fallen und hatte sich das Genick gebroch
sie  hatte  gewonnen.

III.

Eine  Hand  wäscht  die  andere

Die  Maus  traf  im  Walde  den  Wolf.

Ich  habe  Hunger",  sagte  sie  zu  ihm.

Könntest du mir etwas zu essen besorgen?
„ Wa r t e  h i e r !
Die Maus wartete, und es dauerte nicht lange, da kam der Wolf mit einem

Ich  bin  gleich  wieder  zur  Stelle."

o n t w o r t e t e  d e r  W o l f .

Stückchen  Käse  zurück.

.Vielen Dank, Freund Wolf!" sagte die Maus.

.Wenn  du.  einmal  in  Not  bist,

so  wende  dich  an  mich!  Gewiß  kann  ich  dir  dann  ebenfalls  helfen."

4 5

�Eines  kalten  Wintertages  nün  kam  der  Wolf  zur  Maus  und  sagte:

hungrig, Kannst du mir nicht etwos zu fressen geben?"

Ich  bin

„Ich kann dir wohl sagen, wo es etwas gibt", antwortete die Maus,

n e n n s t
du den Bauern Otto? Der hat die Umzäunung seines Hühnerstalles noch nicht er¬
neuert.  Dort  kannst  du  dir  was  holen.'

Der  Wolf  wollte  sich  bedanken,  aber:

■Eine  Hand  wäscht  die  andere."

Nichts  zu  danken

sagte  die  Maus.
Wolf-Dieter  Krüger  (Via)

L i e b e  M i t a r b e i t e r  a u s  S e x t a !

Als Belohnung für eure fleißige Mitarbeit an unserer diesjährigen Weihnachts-
Nummer  wartet  im  Sekretariat  der  Schule  je  eine  kleine  Überraschung
für  euch,  abzuholen  am

1 2 . 

D e z e m b e r

der  ersten  Großen  Pause.

i n

Die  Schriftleitung.

Mißbrauchte  Ferien /

j

n

Der  folgende  Beitrag  stammt  nicht  aus  unserem  Kreis.  Wir  ent¬
nahmen  ihn  dem  „Sonntag  im  Bild",  Heft  9,  September  1960.  Sein
Autor  bezieht  sich  darin  auf  Vorkommnisse,  die  es  offenbar  irgend¬
wo  gibt.  Er  hat  sie  also  beobachtet  und  kennzeichnet  sie  doch
wohl  mit  vollem  Recht,  nicht  wahr?  —als  unverantwortlichen  Mi߬
b r a u c h .

Wir wollen nicht die Frage stellen, ob es „so etwas" auch bei uns
gibt.  Setzen  wir  voraus,  daß  es  das  bei  uns  nicht  gibt  (oder
doch  höchstens  in  Fällen  echten  Notstandes)!  Aber  vielleicht  ist  es
trotzdem 
für  manchen  Schülervater,  manche  Schülermutter  und
manchen  ihrer  Söhne  nicht  überflüssig  zu  erfahren,  was  verant¬
wortungsbewußte  Leute  anderswo  von  solchen  „mißbrauchten
Ferien" halten. D i e 
S c h r i f t l e i t u n g
Es  würde  mich  nicht  wundern,  wenn  die  Kultusminister  die  Großen  Ferien  des
Jahres  19dl  um  die  Hälfte  oder  zwei  Drittel  kürzten.  Oder:  jene  Ursache  durch
ein Verbot beseitigten, die Anlaß zu der Kürzung geben könnte. Ich meine die
bezahlte  Ferienarbeit  von  Schülern  und  Schülerinnen  der  oberen  Klassen.

4 d

�r e n

In den wenigstens Fällen geht es jjm einen sozialen Notstand. Die jungen Her-
Obersekundoner oder Primaner verdingen sich für drei bis fünf Wochen
g e g e n
einen Wochenverdienst zwischen 80 bis 180 Mark. Mit dem selbstverdienten Geld
kann man sich dann endlich ein paar Wunschträume erfüllen: Radiogerät, Plat¬
tenspieler, Moped, Tonbandgerät —d. h. Luxusgegenstände, für die die Eltern
kein Geld übrighaben.

Die Jungen setzen ihren Willen durch und nehmen einen Ferienjob an. Es liegt
auf der Hand, daß sie sich nicht so erholen können, wie es notwendig wäre, damit
sie wieder mit frischen, ausgeruhten Kräften und Nerven dem Unterricht folgen ., .
In den Entwicklungsjahren braucht der junge, heranwachsende Mensch ober
größere Pausen, zumal das Aufgabenpensum der Schulen nicht kleiner geworden
ist  ...Nachlassende  Leistungen  in  der  Klasse  sind  die  Folge,  auch  gesundheit¬
liche  Schäden.

Wie  eine  Seuche  grassiert  dieses  Verlangen  ...Solche  Ferienarbeit  ist  ...

Mißbrauch  der  Freizeit  wie  Schwarzarbeit  am 

freien  Wochenende.

P e t e r 

B u s s a r d

Perfektionierte  Sprache

„Chic!" pflegen nicht nur kleine Mädchen verzückt auszurufen, wenn ihnen eine
Aufführung besonders gefiel; und ein Buch, das ihnen zusagte, nennen sie „toll",
eine  Hose  „apart",  einen  Lehrer  „enorm",  eine  Klassenarbeit  —nein,  die  wird
meistens als „in ’nen Eimer" zu bezeichnen sein. Der Abwechslung halber finden
sie auch eine Aufführung „toll", einen Lehrer „chic", eine Hose „enorm", ein Buch
„apart"  —je  nachdem,  ob  sie  mit  „objektiver  Subjektivität"  oder  mit  „subjektiver
Objektivität"  an  die  Sache  herangehen.

Was das heißt? Als ob es darauf ankämel Laßt uns mit dergleichen Fragen

radikal  brecheni  Und  sagen  wir  ruhig relativ",  wenn  wir  „absolut'
oder  umgekehrt!  Wer  merkt  das  schon?  Für  avantgardistische  Facharbeiter  mit
komplexen  Qualifikationen  kommen  konventionelle  Relikte  oder  traditionelle  Re-
trospektiven  sowieso  nicht

i n  d i e  T ü t e " .

m e m e n

Apropos Goethe! Wie ließ er doch seine Iphigenie sagen?

„Das  Land  der  Griechen  mit  der  Seele  suchend  ...'

47

�Welche Optik! Und dann: wie monotonl Hätte er wenigstens gesagt:

„Das Land der Griechen mit der Psyche suchend",

so hätte er dokumentiert, daß er Sinn für individuelle Profilierung hatte. Aber so
präsentiert sich seine simple Art direkt als suspekt.

Wie Toscanini der erste Hochleistungstrainer unter den Taktier-Artisten war, so
sollte der rechte Avantgardist der Sprache wenigstens versuchen, ein didakhscher
Dompteur der vielköpfigen Hydra der modernen expressiven Wortkunst zu sein,
nicht wahr? Andernfalls werden wir es nie zu einem attraktiven Perfektio|iismus
der Sprache bringen, wie er sich etwa in folgender Übertragung in die %3rache

n

i

der  Zukunft  manifestiert:

„O Kunst! Nimm mein „totales" Wesen hin!
Denn:  ein  Momang,  gelebt  im  Paradiese,
Endommagiert für alle Zeiten."

Das klingt chic, apart, toll,' enorm, prima —alles in einem. Schließlich ist es
ja auch wohl endlich einmal an der Zeit, daß wir anfangen, Makulatur zu reden.

Wer einen Beitrag für unsere Oster-Nummer liefern möchte,
schreibt ihn zweckmäßig schon während der Weihnachtsferien.
Er  muß  bis  zum  1.  März  1961  vorliegen.
Der Termin ist unbedingt einzuhalten.

Geschäftlidie  Leitung:
Sdiriftleitung:
D r u c k :
Einzohlungen:

S t u d i e n r a r  A l f r e d  H e i d l m o n n
Dr.  C.  Henke,  Dr.  Fr.  Seholmeyer
Gutenberg-Dfuckerei Theodor Bröcker, Münster (Weslf.), Bergstroße 71/72
Alfred  He1dtmonn,  Konto  127  13  bei  der  Sparkasse  der  Stadt  Münster
o d e r  P o s t s c h e c k a m t  D o r t m u n d  N r.  6 0 7  3 5 .

Beiträge und freiwillige Zuwendungen für die Altherrensehaft werden an folgende Adresse erbeten:
F r i e d r i c h 

Landesoberinspektor, Münster, Poslscheckomt Dortmund Nr. 1282 20.

B e x t e n ,

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